Zum Hauptinhalt springen

Politik

Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Woidke am ZALF: Einblick in die Transformation der Landwirtschaft

Klimawandel, Artensterben und zuletzt Krieg und Pandemien: Die
Landwirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen. Das Leibniz-
Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) forscht an Lösungen. Wie eine
zukunftsfähige Landwirtschaft gestaltet werden kann, davon machte sich
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier selbst ein Bild. Dafür besuchte er
am 7. Mai 2024 gemeinsam mit Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar
Woidke den ZALF-Campus in Müncheberg.

Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Woidke begannen ihren
Besuch am ZALF auf den Versuchsflächen des Campus in Müncheberg. Dort
stellte ein Forschungsteam das Landschaftsexperiment patchCROP vor, auf
dem der Einsatz von Agrarrobotern und Drohnen zur Unkrautregulierung und
Schädlingskontrolle erforscht werden. Im Gegensatz zum verbreiteten
Anbaumodell, bei dem eine einzige Pflanzenart auf großer Fläche kultiviert
wird, werden im Projekt patchCROP auf kleinen Feldgrößen vielfältige
Fruchtfolgen und je nach Bodenbeschaffenheit passende Pflanzenarten
angebaut.

Anschließend besichtigten die beiden Politiker einen am ZALF gemeinsam mit
einem Praxispartner entwickelten „Carbon Farming“-Pflug, der die
Bodenfruchtbarkeit erhöhen und das Klima schonen kann. Der Bundespräsident
zeigte sich beeindruckt von dem Potenzial dieser Technik, CO2 langfristig
im Boden zu speichern.

Auf den Versuchsflächen erläuterten Forschende anschließend den Anbau und
die Vermarktung von Hülsenfrüchten, von der Kichererbse über die Sojabohne
bis hin zur Platterbse. Diese Pflanzen können Stickstoff aus der Luft im
Boden anreichern, wirken damit als natürliches Düngemittel und sind eine
wertvolle Quelle für pflanzliches Eiweiß in der Ernährung. Ein
Forschungsteam des ZALF setzt sich dafür ein, dass Hülsenfrüchte vermehrt
in Deutschland angebaut und vermarktet werden.

Nach der Besichtigung der Versuchsflächen informierten sich Steinmeier und
Woidke in einem Labor des ZALF über das Potenzial von amorphem Silizium
zur Bodenverbesserung. Eine Düngung mit Silizium verbessert die
Wasserspeicherfähigkeit des Bodens und hilft Pflanzen, Trockenperioden zu
überstehen.

Werkstattgespräch zeigt Vielfalt der Lösungsansätze

Parallel zum Besuch tauschten sich Vertreterinnen und Vertreter von
Forschungseinrichtungen, Stiftungen und Verbänden aus den Bereichen
Umweltschutz, Landwirtschaft, Wirtschaft und Innovationsförderung sowie
der Lebensmittelbranche aus. In einem Werkstattgespräch diskutierten die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Erfahrungen und Lösungsansätze für
mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Landwirtschaft. Die Ansätze
reichen dabei von der Förderung von Ökosystemleistungen bis hin zu
technischen Innovationen. Dr. Karin Stein-Bachinger vom ZALF brachte ihre
Expertise zum ökologischen Landbau und Umweltschutz in der Landwirtschaft
ein. Der Bundespräsident und der Ministerpräsident kamen für eine
abschließende Diskussionsrunde mit den Expertinnen und Experten des
Werkstattgespräches zusammen.

Austausch zwischen Forschung und Praxis

Bundespräsident Steinmeier resümierte seinen Einblick in die Forschung am
ZALF und den Austausch im Werkstattgespräch: „Wir haben uns angesehen, was
die Herausforderungen für die Landwirtschaft in der Epoche des
Klimawandels sind, wie wir mit weniger CO2-Emissionen auskommen, wie wir
Biodiversität steigern und Ertragssicherheit für die Landwirte herstellen
können.“ Der Austausch zwischen dem ZALF und landwirtschaftlichen
Betrieben in der Region sei laut Steinmeier „eine gute Gelegenheit zu
zeigen, dass Wandel stattfindet, gerade in der Landwirtschaft, gerade auch
im ländlichen Raum, und dass der Wandel gelingt.“

Ministerpräsident Woidke betonte den „Riesenvorteil für das Land
Brandenburg“ mit dem ZALF eine Forschungseinrichtung vor Ort zu haben,
„deren Forschung sich direkt auf Brandenburger Betriebe auswirkt, ihnen
zur Verfügung steht und an denen die Betriebe beteiligt sind.“

Weitere Informationen:

Landschaftsexperiment patchCROP:
https://comm.zalf.de/sites/patchcrop/SitePages/Homepage.aspx
https://www.leibniz-magazin.de/alle-artikel/magazindetail/newsdetails
/kleine-flaeche-grosse-vielfalt

Carbon Farming-Pflug: https://www.quer-feld-ein.blog/finden/pflug-for-
future/

Hülsenfrüchte-Netzwerk LeguNet: https://www.legunet.de/
Silikat-Düngung:
https://www.zalf.de/de/aktuelles/Seiten/Pressemitteilungen/silizium-
steigert-weizenertraege.aspx


Originalpublikation:
https://www.zalf.de/de/aktuelles/Seiten/Pressemitteilungen/steinmeier-
woidke-zalf-2024.aspx

  • Aufrufe: 177

Kommentar zu Wahlen in Nordmazedonien: Beweis der geopolitischen Blindheit der EU

Nordmazedonien wählt am 8. Mai Parlament und Staatsoberhaupt neu. Dabei
könnte die derzeitige pro-europäische Regierung abgewählt werden und
womöglich eine Hinwendung des Landes zu Russland folgen. Der
Südosteuropahistoriker Prof. Dr. Ulf Brunnbauer, der regelmäßig im Land
forscht, kommentiert:

Im globalen Superwahljahr 2024 ist es für ein Land mit 1,8 Millionen
Einwohnern schwer, Aufmerksamkeit zu beanspruchen. Doch die Wahlen in
Nordmazedonien verdienen Interesse, denn ihr Ausgang ist eng mit
enttäuschten Hoffnungen in die Europäische Union verbunden – und mit
Risiken für die EU. Das Wahlverhalten und die innenpolitischen
Weichenstellungen in Nordmazedonien haben das Potenzial, über die Grenzen
des Landes hinweg Unruhe zu verursachen.

Immer wieder hat Nordmazedonien seine Leidenschaft und seine
Leidensfähigkeit für das große Ziel EU-Beitritt unter Beweis gestellt. Es
hat sogar den Staatsnamen dafür geändert. Doch regelmäßig hat die EU dem
Land die kalte Schulter gezeigt. So wartet Nordmazedonien mehr als 20
Jahre nach seinem Antrag auf EU-Mitgliedschaft weiter auf die Eröffnung
von Verhandlungskapiteln. Viele Menschen im Land fühlen sich von der EU
verraten – mehr noch, sie befürchten eine Erosion ihrer nationalen
Identität oder gar den Verlust ihrer Staatlichkeit, nachdem gerade
Bulgarien mit immer neuen absurden geschichtspolitischen Forderungen den
Weg zum Beitrittsprozess versperrt. Die Folge: Laut Umfragen droht der
pro-europäischen Regierung, geführt von den Sozialdemokraten, die Abwahl.
Die größte Oppositionspartei, die zumindest in der Vergangenheit latent
prorussische, national-konservative VMRO-DPMNE, nutzt diese Stimmung und
positioniert sich erfolgreich als Verteidigerin der nationalen
Eigenständigkeit.

Für das Land bedeutet das nichts Gutes. Klientelismus, Korruption,
ethnische Spannungen oder auch die Unprofessionalität von Teilen der
öffentlichen Verwaltung könnten nur innerhalb der EU behoben wer-den. So
aber werden weiterhin viele Bewohner*innen des Landes auswandern, nicht
zuletzt nach Deutschland, womit Nordmazedonien wertvolles Potenzial
verloren geht. Für die EU ist diese Prognose ein Armutszeugnis. Erneute
ethnische Konflikte drohen, ein weiteres Land am Westbalkan könnte sich
nach Osten abwenden, während Brüssel seine Glaubwürdigkeit als
Stabilisierungsfaktor in dieser span-nungsreichen Region vollends
verspielt hätte. Offensichtlich haben die Akteure in der EU die brisante
geopolitische Dynamik am Balkan noch immer nicht begriffen.

––

Prof. Dr. Ulf Brunnbauer ist Historiker. Er ist Wissenschaftlicher
Direktor des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung in
Regensburg.

Ausführlicher Kommentar unter https://ostblog.hypotheses.org/6230

###

Mit mehr als 80 Mitarbeiter*innen aus über einem Dutzend Ländern ist das
Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropafor-schung (IOS) mit Sitz in
Regensburg eine der größten Einrichtungen seiner Art. Aufgabe ist die
Analyse historischer und gegenwärtiger Dynamiken in Ost- und Südosteuropa
– und zwar aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Am IOS forschen Ge-
schichts-, Wirtschafts- und Politikwissenschaftler*innen gemeinsam.
Daneben veröffentlicht das Institut Fachzeitschriften und Buchreihen,
fördert den akademischen Nachwuchs und beherbergt eine international
führende Fachbibliothek. Mehr auf: www.leibniz-ios.de

  • Aufrufe: 137

Nationsbildung, Gewalt, Krieg und Frieden in der Ukraine

Osteuropäische Geschichte und Frühneuzeitliche Geschichte im Dialog

Lesung und Diskussion mit Anna Veronika Wendland und Christoph Kampmann am
Dienstag, 16. April 2024, 17.45 Uhr im Lesesaal der Bibliothek des Herder-
Instituts

2023 publizierte die Osteuropa-Historikerin Anna Veronika Wendland ihr
Buch „Befreiungskrieg. Nationsbildung und Gewalt in der Ukraine“, in dem
es um den Zusammenhang von kriegerischen Mobilisierungen, Gewalterfahrung
und Nationsbildung in der Ukraine geht. Das Kriegsgeschehen in Osteuropa
ist für die Geschichtswissenschaften Anlass, vergleichend zurückzublicken
und frühere Kriege des vornationalen Zeitalters in Europa in den Blick zu
nehmen, die als Staatsbildungskriege fungierten und extreme
Gewalterfahrungen mit sich brachten.

Dabei geht es auch um die Frage, die derzeit alle umtreibt: wie stehen die
Chancen einer Friedenslösung und was wären ihre Voraussetzungen? Oder
erwartet uns ein neues Kriegszeitalter verteilter, andauernder bewaffneter
Konflikte in Europa, das dem Dreißigjährigen Krieg ähnelt? Können die
Erfahrungen des Westfälischen Friedens oder anderer frühneuzeitlicher
Friedensordnungen auch die politischen Akteure der Gegenwart informieren?
Diese Fragen werden Anna Veronika Wendland und der Marburger Frühneuzeit-
Historiker Christoph Kampmann im Dialog zwischen Osteuropäischer
Geschichte und frühneuzeitlicher Geschichte beleuchten.

In Kooperation mit dem SFB/TRR 138 „Dynamiken der Sicherheit“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
veronika.wendland@herder-institut.de

Originalpublikation:
https://www.herder-institut.de/event/nationsbildung-gewalt-krieg-und-
frieden-in-der-ukraine/

  • Aufrufe: 140

Die Nato ist historisch beispiellos"

Das transatlantische Verteidigungsbündnis wird 75 – und besteht damit 35
Jahre nach Ende des Kalten Krieges immer noch. Seit dem russischen Angriff
auf die Ukraine scheint ihre Rolle unerwartet aktuell. Der Zeithistoriker
Prof. Dr. Jan Eckel von der Universität Freiburg spricht im Interview über
Ziele, Krisen und Funktionen der Nato.

Herr Eckel, am 4. April 2024 wird die Nato 75 Jahre alt. Eine
Erfolgsgeschichte?

Es gibt die Nato zumindest noch – das ist nicht selbstverständlich und
deshalb bemerkenswert, weil sich die internationale Politik in den
vergangenen 75 Jahren ja dramatisch verändert hat. Zumal diese
Organisation historisch beispiellos ist: Ein derart dauerhaftes,
weitreichendes und so viele Staaten umfassendes Militär- und
Verteidigungsbündnis hatte es zuvor nicht gegeben – und auch seitdem ist
nichts Vergleichbares entstanden. Als zweite Antwort auf die Frage würde
ich sagen: Gemessen an dem, was die Gründer und frühen Gestalter der Nato
im Sinn hatten, hat sie viele ihrer Ziele erreicht.

Was waren denn die Ziele der Nato bei ihrer Gründung?

Vor allen Dingen, einen Krieg in Europa zu verhindern, was zumindest eine
lange Zeit gelungen ist, und die Sowjetunion in Schach zu halten. Damit
verknüpft war das Ziel, ein enges politisches Bündnis zu schaffen. Das
sollte dafür sorgen, dass einerseits die USA in Europa präsent sind –
sicher auch, um Einfluss auszuüben – , andererseits die Europäer sich aber
auch selbst um ihre eigene Verteidigung kümmern. Es gibt einen berühmten
Satz, von dem niemand weiß, ob der erste Nato-Generalsekretär Lord
Hastings Ismay ihn tatsächlich gesagt hat: Das Ziel des Bündnisses sei es,
„to keep the Russians out, the Americans in and the Germans down“ („die
Russen draußen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen klein zu
halten“). Gerade am Anfang war die Furcht vor dem Wiedererstarken des
deutschen Militarismus groß. Im Grunde hat die Nato tatsächlich zu diesen
Entwicklungen beigetragen.

Wie hat sich die Rolle der Nato seit der Gründung gewandelt, vor allem
durch das Ende des Kalten Krieges?

Geschichtswissenschaftlich ist vieles zum Innenleben dieser Organisation
noch gar nicht erforscht. Soweit wir Einblick haben, war die Nato aber nie
eine statische Organisation, ihre Geschichte war auch schon während des
Kalten Krieges von Konjunkturen und Krisen geprägt. Zum Teil gab es auf
der amerikanischen Seiten schon damals das Bedürfnis, dass die Europäer
mehr für ihre eigene Verteidigung tun, auch finanziell, es gab die
Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland 1955, den Rückzug der
französischen Streitkräfte unter Charles de Gaulle Ende der 1960er Jahre.
Immer wieder musste mühsam austariert werden, wer innerhalb der Nato
eigentlich entscheiden durfte, die Zusammenarbeit war durchaus nicht
reibungsfrei. Der Nato-Doppelbeschluss Anfang der 1980er Jahre, also die
Entscheidung, die atomare Aufrüstung in Europa zu verstärken, rief in
vielen Ländern massive Proteste der Zivilgesellschaft hervor – in
Deutschland die bis dahin größten Demonstrationen in der Geschichte der
Bundesrepublik. Und in der komplizierten Übergangsphase der 1990er Jahre
führte die Nato in Bosnien, dem Kosovo und Serbien zum erste Mal
tatsächlich Krieg.

Die entscheidende Zäsur war aber von heute aus betrachtet das Ende des
Kalten Krieges, denn damals tat sich die Frage auf, was mit einer
Organisation passiert, deren Funktion so stark im Kalten Krieg verwurzelt
war. Von hier führt auch eine Linie bis zum aktuellen Krieg Russlands
gegen die Ukraine: Das Putin-Regime verbreitet ja schon länger das
Narrativ, dass es ein Versprechen des Westens gegeben habe, die Nato
werden nicht nach Osten erweitert. Dieses Versprechen sei gebrochen
worden, was nur den aggressiven und gegen Russland gerichteten Charakter
der Nato beweise. Hier zeigt sich einer der wichtigsten Impulse von Putins
Politik: der nicht verschmerzte Verlust des Imperiums durch das Ende der
Sowjetunion.

Heute kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es ein irgendwie
förmliches Versprechen nicht gegeben hat. Aber auch in der
wissenschaftlichen Diskussion ist es nach wie vor eine umstrittene Frage,
ob die Politik der USA in den frühen 1990er Jahren sinnvoll und berechtigt
war. Damals ist relativ schnell entschieden worden, dass die Nato bestehen
bleibt, dass das wiedervereinigte Deutschland einbezogen wird. Und ab
Mitte, Ende der 1990er Jahre wurde dann auch klar, dass die Nato um
ostmitteleuropäische Staaten erweitert werden soll und Russland nicht
dazugehören wird. Ob man länger hätte versuchen können, verschiedene
Kooperationsangebote zu machen und Optionen offen zu halten, ist eine
wichtige Frage, die aber eben hypothetisch bleiben muss.

Braucht es die Nato heute, nach dem russischen Angriff auf die Ukraine,
dringender denn je?

Zumindest bedeuten die Veränderungen der letzten Jahre tatsächlich
dramatische Einschnitte: Einerseits hat Donald Trump in seiner Amtszeit
den Wert dieses Bündnisses grundsätzlich in Frage gestellt – das hat kein
amerikanischer Präsident vor ihm seit 1949 getan. Andererseits ist die
Nato gerade wieder erweitert worden, um Finnland und Schweden. Besonders
für das schwedische Selbstverständnis spielte die Tradition der
Neutralität, die teilweise Jahrhunderte weit zurückgeführt wird, eine ganz
wichtige Rolle. Aber die Gefahreneinschätzung in Schweden hat sich
offenkundig so stark geändert, dass Schweden mit dieser Tradition bricht
und Mitglied der Nato wird. Die baltischen Länder schauen ohnehin schon
seit der russischen Annexion der Krim 2014 anders auf Russland, als es
damals zumindest die Mehrheit der deutschen Politik getan hat. Ich denke,
ein Kollaps oder eine Auflösung der Nato ist in naher Zukunft sicher nicht
zu erwarten; aus meiner Sicht hat sich Putin verkalkuliert: Er wollte eine
schwächere Nato, er hat eine stärkere Nato bekommen. Eine Wiederwahl
Trumps würde aber größere Ungewissheit bringen, wie es weitergeht.

Welche Rolle wird die Nato in nächster Zukunft spielen?

Heute wird über die Nato wieder als kollektives Verteidigungsbündnis gegen
einen bewaffneten äußeren Feind nachgedacht; es geht um
Abschreckungsmechanismen und ihre Wirkweisen. Die internationale Politik
hat sich dramatisch geändert – aber diese Kernsituation des Kalten Krieges
ist in veränderter Form jetzt wieder gegeben. Es werden wieder klassische
Szenarien diskutiert: Was passiert, wenn Putin Atomraketen einsetzt? Was
passiert, wenn er als nächstes ein Nato-Mitglied wie Polen oder die
baltischen Länder angreift? Dann könnte tatsächlich der Bündnisfall
eintreten, bei dem die gesamte Nato einem Mitglied Beistand bei einem
Angriff leistet. Ein Fall übrigens, der während des Kalten Krieges kein
einziges Mal eingetreten ist: Die Nato hat in ihrer 75-jährigen Geschichte
erst einmal den Bündnisfall erklärt, nach den Terrorattacken auf die USA
vom 11. September 2001.

Jan Eckel steht gerne für Medienanfragen zur Verfügung.

•       Prof. Dr. Jan Eckel ist seit 2021 Professor für Neueste Geschichte
und Zeitgeschichte an der Universität Freiburg. Zu seinen
Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der Geistes- und
Geschichtswissenschaften, der Menschenrechte sowie der internationalen
Politik im 20. Jahrhundert. Eckel wirkt mit an der
Exzellenzclusterinitiative „Constitution as Practice in Times of
Transformation (ConTrans)“ der Universität Freiburg.

  • Aufrufe: 177