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Reise/Travel

Kirche Rellingen, Barock – Fest, 24. Mai 2019, besucht von Léonard Wüst

RELLINGEN-v.l.n.r. Misa-Hasegawa-Aylen-Pritchin-und-Luz-Leskowitz-
RELLINGEN-v.l.n.r. Misa-Hasegawa-Aylen-Pritchin-und-Luz-Leskowitz-

Ausführende und Programm:

Ingemar Brantelid            Violoncello  David Geringas           Violoncello

Mette Hanskov             Kontrabass    Luz Leskowitz              Violine

Vladimir Mendelssohn        Viola Solenne Païdassi              Violine

Michala Petri                    Blockflöte  Aylen Pritchin                Violine

Joachim K. Schäfer           Trompete  Oliver Schmidt               Cembalo

Salzburger Solisten

Luz Leskowitz, Aylen Pritchin, Solenne Païdassi,

Vladimir Mendelssohn, Ingemar Brantelid, Mette Hanskov

Tomaso Albinoni   * 1671, † 1751  Konzert für Trompete, Streicher und Basso continuo in d-moll, op.9 Nr. 2

Allegro e non presto – Adagio – Allegro

Antonio Vivaldi * 1678, † 1741Konzert für zwei Violoncelli, Streicher und Basso continuo
a-Moll, RV 522                 

Allegro – Largo – Allegro molto

Konzert für zwei Violoncelli, Streicher und Basso continuo aus “l’estro armonico” op.3, RV 522  (Original für 2 Violinen, bearbeitet von Orfeo Mandozzi)                                              

Allegro – Larghetto spiritoso – Allegro   

Antonio Vivaldi  Le quattro stagioni (Die vierJahreszeiten) für Violine, Streicher und Basso continuo, op.VIII Nr. 1 – 4                                                 

La Primavera (Der Frühling) in E-Dur, RV 269

Allegro – Largo – Allegro

L’estate (Der Sommer) in g-moll, RV 315 

Allegro non molto – Adagio e piano – Presto 

L’autunno (Der Herbst) in F-Dur, RV 293 

Allegro – Adagio molto – Allegro

L’inverno (Der Winter)  in f-moll, RV 297

Allegro non molto – Largo – AllegroRezension:

Joachim Schäfer, Trompete
Joachim Schäfer, Trompete

Zur Aufführungs – Auftaktehre ins diesjährige Maifestival kam mit dem Konzert für Trompete und Streicher der nicht so bekannte Komponist Tomaso Albinini. Der im väterlichen Betrieb ausgebildete Spielkartenhersteller nahm nebenbei Violine-, Gesangs- und Kompositionsunterricht bei weitgehend unbekannten Lehrern. Aufgrund seines handwerklichen Hauptberufs war er zunächst nicht darauf angewiesen, mit der Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und bezeichnete sich daher als „Dilettante veneto“. Er wurde aber ein recht fleissiger Komponist und komponierte jährlich mindestens eine, meist gar mehrere Opern für Venedig, später auch für Städte wie Florenz, Genua, Bologna, Ferrara, Brescia, Rom, Treviso, wobei er meist die Uraufführungen selbst leitete. Ein zu Unrecht nicht so oft programmierter Komponist, wie uns, nebst den ausgezeichneten Streichern, vor allem Solist Joachim Schäfer akustisch aufzeigte, was in der sehr gut besetzten Kirche das Publikum zu langanhaltendem Applaus animierte.

Unvorhergesehene Programmänderung

Michala Petri
Michala Petri, Blockflöte

Aufgrund ihrer lädierten Schulter konnte Blockflötensolistin Michala Petri das vorgesehene Konzert für Blockflöte und Streicher und Basso continuo von Antonio Vivaldi nicht üben, weshalb dieses nicht aufgeführt werden konnte. Stattdessen zelebrierte sie uns eine ganze Palette von Variationen über dänische Volkslieder mit einer aussergewöhnlichen Virtuosität. Blockflöte war das erste Instrument, das uns in der Grundschule zur Verfügung stand, ich kann mich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, dass das damals auch nur im Entferntesten so geklungen hätte, wie an diesem ersten Abend des Rellinger Maifestivals. Vielleicht hätte ich damals mehr geübt, wenn ich gewusst hätte, das eine Blockflöte so klingen kann, aber ich hasste dieses Ding richtiggehend, waren damals doch eher Gitarre und Schlagzeug en vogue, Ende der 1950er, anfangs der 1960er Jahre, als die Rockmusik laufen lernte und schliesslich ihren Siegeszug um die ganze Welt antrat. Etwas ungewöhnlich klang es halt schon, so eine Blockflöte ganz allein, ohne das den musikalischen Teppich ausbreitende Streicherensemble, worauf sich die Solistin hätte bewegen können. Andererseits kam dank der sehr guten Akustik in der Kirche, der Nachhall des Instrumentes umso besser zur Geltung, wurde er doch nicht durch andere Instrumente gedämpft. So gelang es Michala Petri, das Auditorium in ihren Bann zu ziehen, zumal sie in den Tonfolgen durchaus auch das schalkhafte, das oft in Volksliedern steckt, aufblitzen liess und so nie verbissen zu klassisch ernst wirkte. dementsprechenden grossen Applaus durfte die Dänin ernten.

Vivaldis Konzert für zwei Violoncelli, Streicher und Bc  als Appetizer für den darauffolgenden Vivaldi Klassiker „Die vier Jahreszeiten“

Die Salzburger Solisten, Foto Wolfgang Gaedigk
Die Salzburger Solisten, Foto Wolfgang Gaedigk

Antonio Vivaldi war mit seinen Kompositionen wegweisend für die Entwicklung des Instrumentalkonzerts. In seiner Sammlung L’estro Armonico, die 1711 in Amsterdam im Druck erschienen, finden sich 12 Konzerte für 1, 2 oder 4 Violinen, u.a. sein Konzert a-Moll, RV 522. Die Konzerte waren so erfolgreich, dass Sie bald auch in Paris und in London im Druck erschienen. Auch Johann Sebastian Bach hat den Estro Armonico kennengelernt, wahrscheinlich durch seinen Schüler, den Weimarer Prinzen Johann Ernst. Bach war fasziniert von der Kompositionskunst seines italienischen Kollegen und hat gleich einige der Konzerte für Orgel umgeschrieben, u.a. auch das a-Moll-Konzert. Vivaldis a-Moll-Doppelkonzert zählt heute im Schulischen zu den Paradestücken, die es jungen Solisten ermöglichen, das konzertante Zusammenspiel zu erproben und vorzutragen. Der so typische Einstieg mit den zwei Violoncelli in den ersten Satz prägt das ganze Gefüge dieses Werkes, lässt den beiden Hauptstimmen viel Gestaltungsarbeit bei ihren jeweiligen Themaübernahmen, komplettiert durch das sanfte Tragen durch die andern Streicher. Auch zum Auftakt des Larghetto spiritoso bekommen die Celli ausreichend Gelegenheit inspiriert zu brillieren, in diesem Fall zelebrieren Ingemar Brantelid und David Geringas dies mit der natürlichen Autorität eines Meisters seines Fachs. Unaufgeregt spielen sie einander die Noten zu, worauf die drei Violinen und der Bass für kurze Zeit das Diktat übernehmen, bevor sich die Klänge zu einem Ganzen vereinen, dem wiederum eine kurze energische Passage der Celli folgt, der darauffolgende Zusammenschluss mündet dann unmittelbar ins eher beschauliche Finale. Mit dem abschliessenden Allegro molto schliesst sich der Kreis, da hier nochmals alle vorhergehenden Attribute ineinandergreifen und so das Gesamtkunstwerk in einem eher unspektakulären Finale abschliesst. Das sichtlich beeindruckte Auditorium würdigte die Leistung mit respektvollem, langem Beifall

Grossartige Geste des Doyens der Violine Luz Leskowitz bei Vivaldis „Vier Jahreszeiten“

Solenne Paidassi mit Partner Aylen Pritchin links und Festivalleiter Luz LeskowitzFoto Wolfgang Gaedigk
Solenne Paidassi mit Partner Aylen Pritchin links und Festivalleiter Luz LeskowitzFoto Wolfgang Gaedigk

Für den „Primavera“, also den Frühling, übernahm Luz Leskowitz den Part der Solovioline, intonierte hingebungs- und gefühlvoll, traumwandlerisch sicher, eingebettet ins Gesamtensemble, dann kurzes Erstaunen, überliess er den Lead für „L`estate“, also den Sommer, Mitmusikerin Solenne Paidassi, die diese Rolle nahtlos, durchaus mit etwas Stolz und Dankbarkeit übernahm, als seis das Leichteste der Welt, dem Grossmeister in dieser Rolle ebenbürtig zu sein. Die junge Französin erwies sich dieser Ehre in jeder Hinsicht gewachsen, auch sie, unterstützt von ihren ebenbürtigen Mitmusikern. Die Offenbarung, nenn ichs mal, ging weiter, indem der Lebenspartner von Solenne, Aylen Pritchin, die Solistenrolle für die noch folgenden, abschliessenden Jahreszeiten Herbst und Winter, intonierte. Auch er, jederzeit Herr des Geschehens, wusste das ihm geschenkte Vertrauen mit einer exzellenten Vorstellung zu verdanken und das Publikum würdigte diesen Gesamthörgenuss, der fast  einer Stab- oder besser Bogenübergabe glich, mit stürmischem, langanhaltendem Beifall und vereinzelten Bravorufen, gefolgt von der logischen stehenden Ovation.

Aussergewöhnliche Beziehungen zwischen Machern, Musikern und Bevölkerung

Ingemar Brantelid, Violoncello
Ingemar Brantelid, Violoncello

Schon am ersten Konzertabend, erst recht anschliessend ans Konzert, wurde mir bewusst, welch aussergewöhnlich herzliche Beziehungen an diesem Festival in diesem Ort bestanden, zwischen Organisatoren, Musikern, aber auch Sponsoren, Unterstützern und Bevölkerung und welch tiefe, jahrelange Freundschaften gepflegt werden. So sind beispielsweise die meisten Musiker privat bei Familien im Ort einquartiert, die meisten schon jahrelang bei immer den gleichen. Die ganze Dorfbevölkerung scheint auf irgendeine Art ins Festival involviert zu sein. Sei dies als Organisationschef, Sponsorenaquisiteur, Platzanweiserin während des Konzertes, Ticketverkäufer beim Kircheneingang usw. Bei uns zählen wir die Jahre: vor oder nach Christus, in Rellingen scheint dies anders: vor nächstem, nach letztem Maifestival. Stell Dir vor: niemand kennts, aber alle gehn hin!

Es gibt in Rellingen auch noch ein traditionelles „Get together“ bei Poetzschs

David Geringas, Violoncello
David Geringas, Violoncello

Anschliessend luden Captain und Reeder Thomas Pötzsch und seine Gattin Ulrike, grosse Gönner des Maifestivals Musiker, Organisatoren und eine ausgesuchte Gästeschar in ihre Villa, die er mit einem eindrucksvollen gläsernen Büro Gebäudetrakt in Schiffsform ergänzen lassen hatte. In diesem, u.a, wie eine Schiffsbrücke gestalteten Unikat, voller Devotionalien aus der Schifffahrt wie Steuerräder, Sextanten usw., durften wir, nebst auserlesenen Weinen, feinen Häppchen noch anregende Gespräche und ab und zu auch kleine Musikeinlagen der Musiker geniessen. Selbstverständlich fehlte auch ein Klavier in diesem Prachtbau nicht, an dem sich Geigenvirtuose Aylen Pritchin auch als sehr versierter Klavierbegleiter seiner Partnerin Solenne Paidassi an der Violine erwies, die zusammen noch einen veritablen Csárdás aufs Deck, respektive die Brücke legten. Ein wunderbarer erster Festivaltag klang langsam aus, die einen blieben noch ein bisschen länger, aber allen war eigen, dass sie sich auch schon auf die folgenden zwei Maifestivaltage freuten.

Text: Leonardwuest.ch

Fotos: http://www.mrk-rellingen.de und http://www.luz-leskowitz.at/index.html

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Saisonprogramm 2019/20 Das Luzerner Sinfonieorchester auf dem Weg in die Erstklassigkeit

Luzerner Sinfonieorchester aktuelles Portraitfoto
Luzerner Sinfonieorchester aktuelles Portraitfoto

Das Programm für die Konzertsaison 2019/20 des Luzerner Sinfonieorchesters ist bekannt. Es besticht durch seine Vielseitigkeit und verspricht spannende Hörerlebnisse. Die Zusammen-arbeit mit Chefdirigent James Gaffigan, erstklassigen Gastdirigenten und Solisten sowie Tourneen an renommierte Konzertorte unterstreichen die Qualität und internationale Ausstrahlung des Klangkörpers.

In seiner 214. Konzertsaison widmet sich das Luzerner Sinfonieorchester unter Chefdirigent James Gaffigan thematisch dem grossen sinfonischen Repertoire von Beethoven, Brahms, Bruckner, Dvořák, Prokofjew, Rachmaninoff, Sibelius und Tschaikowsky. Die Meisterdirigenten Marek Janowski und Pinchas Steinberg erweitern diese Reihe mit Werken von Haydn, Mozart, Schubert und Smetana. Ebenfalls am Pult stehen in der kommenden Saison Persönlichkeiten wie Juanjo Mena und Peter Oundjian oder die Dirigentinnen Dalia Stasevska und Elena Schwarz.

Die Mitwirkung als Opernorchester in Projekten wie «Carmen», «Salome» oder «Eugen Onegin» ist eine Bereicherung der künstlerischen Palette des Luzerner Sinfonieorchesters. Seinen Facettenreichtum zeigt das Orchester aber auch in zahlreichen Kinder-, Jugend- und Inklusionsprojekten, in denen sich die Musiker und Musikerinnen mit viel Herzblut engagieren.

Neuheiten, Experimente und Highlights
Gross ist die Dichte an Glanzlichtern im Frühjahr 2020: Passend zur Jahreszeit bringt das Orchester unter der Leitung von Sänger und Ausnahmepersönlichkeit Herbert Grönemeyer die Frühlingssinfonie von Schumann zur Aufführung. Jenen Schumann also, den Grönemeyer bereits 1983 im Film «Frühlingssinfonie» an der Seite von Nastassja Kinski verkörperte.

Gleich zwei Festivals veranstaltet das Luzerner Sinfonieorchester zudem im Mai: Vom 13. bis 17. Mai 2020 findet bereits die neunte Ausgabe des Zaubersee-Festivals statt, dessen Programm gegen Jahresende kommuniziert wird. Zwischen dem 20. und 26. Mai 2020 wird im Rahmen des Festivals «Les introuvables de Camille Saint-Saëns» das farbenreiche und hierzulande oft unbekannte Œuvre dieses Komponisten ins Zentrum gesetzt. Die elf Kammermusik-, Nacht- und Sinfoniekonzerte finden im KKL Luzern, in der Lukaskirche Luzern sowie im neuen Probenhaus statt, welches ebenfalls im Frühjahr eröffnet wird. Mit dem Probenhaus entsteht auf dem Südpol-Areal in Kriens ein Zentrum für die preisgekrönte und umfangreiche Musikvermittlung des Luzerner Sinfonieorchesters.

International unterwegs
Tourneen führen das Luzerner Sinfonieorchester dieses Jahr ans Ravinia Festival nach Chicago (USA), in die Niederlande nach Utrecht und Amsterdam (Concertgebouw) sowie nach Spanien (unter anderem nach Barcelona, Madrid und Zaragoza). Diese Tourneen werden ergänzt durch Gastspiele in Udine, Lugano und an den Sommets Musicaux de Gstaad 2020. Erstklassige Solisten wie Martha Argerich und Gautier Capuçon (Spanien), Vadim Gluzman (Utrecht), Gil Shaham (Lugano und Udine) oder Kian Soltani (Amsterdam) begleiten das Orchester dabei.

Das gesamte Saisonprogramm 2019/20 des Luzerner Sinfonieorchesters finden Sie auf unserer Website sinfonieorchester.ch.

Luzerner Sinfonieorchester
Das Luzerner Sinfonieorchester ist das Residenzorchester im renommierten KKL Luzern. Als ältestes Sinfonieorchester der Schweiz hat es internationale Anerkennung erlangt und wird als eines der führenden Schweizer Orchester wahrgenommen. Stark verankert in der weltweit bekannten Musikstadt Luzern, bietet es mehrere eigene Konzertzyklen an und organisiert das Festival Zaubersee – Kammermusikfestival russischer Musik in Luzern. Als Opernorchester des Luzerner Theaters begleitet es dessen Musiktheaterproduktionen. Seit der Saison 2011/12 ist James Gaffigan Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters.
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34. Maifestival Rellingen vom 24. bis 26. Mai 2019, Versuch einer Annäherung von Léonard Wüst

CTP Chef und Musikfestivalförderer Kapitän Thomas Poetzsch mit Gattin Ulrike, Foto Die Pinnebergerin
CTP Chef und Musikfestivalförderer Kapitän Thomas Poetzsch mit Gattin Ulrike, Foto Die Pinnebergerin

Rellingen, ein kleiner, eigentlich unbedeutender norddeutscher Ort in Grossstadtnähe, mit ca. 14700 Einwohnern und etwa 1100 Betrieben einer der gewerbereichsten Orte der Region. Ein Ort, wie so manch anderer auch in dieser Region. Hätt ja sein können, ist es aber nicht.

Zwar auch hier viele der typischen, bodenständigen Häuser mit den rotbraunen Backsteinen, teils sogar noch mit Reetdächern, gepflegte Vorgärten Reih an Reih. schmucke Hausansammlungen entlang der Hauptstrasse, dem eigentlichen Ortskern, wenn man denn eine lange Gerade als Kern bezeichnen kann. Natürlich auch hier im hanseatischen Norden mit den unerlässlichen 1950/1960er Bausünden, die wir damals als chic und up to date empfanden, heutzutage aber die unsäglichen Fernsehmöbel und Ohrensessel, inklusive pelzigem Kaminvorleger vor dem geistigen Auge heraufbeschwören.

Der grosse Trumpf, gar Juwel, der Provinzgemeinde Rellingen

Die Rellinger Kirche, der Tatort
Die Rellinger Kirche, der Tatort

Und hier endet das Gewöhnliche an Rellingen, denn mittendrin, an prominenter Lage, steht die Kirche der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rellingen, welche als die schönste Barockkirche Schleswig-Holsteins gilt und als vollkommenste Leistung des Meisters Cai Dose (holsteinischer Architekt und Baumeister des 18. Jahrhunderts, 1700 – 1768). Nachdem der 500 Jahre alte Kirchenbau trotz Erweiterungen zu klein geworden war und die Gläubigen des 150 qkm großen Kirchbezirks nicht mehr fassen konnte, baute der damalige Stararchitekt ab 1754-56 das heutige barocke Kirchenschiff, das in etwa 2000 Personen Platz bietet. Der Jørn Oberg Utzon* des 18. Jahrhunderts bekam diesen Auftrag vom dänischen König Friedrich V, denn Schleswig-Holstein war damals dänisch.

Oktogon Form der Kirche garantiert für alle einen ungetrübten Hörgenuss

Günter Rasinski und Luz Leskowitz 1986
Günter Rasinski und Luz Leskowitz 1986

Um möglichst vielen Gottesdienstbesuchern gleich gutes Hören und Sehen während der Predigt zu ermöglichen, wählte Dose einen Oktogon-Grundriss und einen Raum mit Emporen, in dem die Plätze auf die Kanzel ausgerichtet sind. Die dadurch entstehende gute Akustik ist bis heute Grund für die Beliebtheit der Kirche, insbesondere bei Musikveranstaltungen des Mai-Festivals, des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals und zahlreichen weiteren Konzerten. Damals war das Gotteshaus fast kastenmässig eingeteilt. Die Reichen und Bedeutenden, was zwangsläufig meistens einherging, hatten ihre, teilweise mit heute noch sichtbarer persönlicher Namensanschrift, für sie reservierten Sitze auf den Bänken in Kanzelnähe.

Sehen und gesehen werden war schon dannzumal wichtig

Luz Leskowitz, Gründer der Salzburger Solisten und des Rellinger Maifestivals, anlässlich des Maifestivals 2019 mit Léonard Wüst, rechts, Foto Die Pinnebergerin
Luz Leskowitz, Gründer der Salzburger Solisten und des Rellinger Maifestivals, anlässlich des Maifestivals 2019 mit Léonard Wüst, rechts, Foto Die Pinnebergerin

Also damals galt schon: Sehen und gesehen werden¨! Knechten, anderen Bediensteten und dem gemeinen Fussvolk waren die nur etwa halb so tiefen Sitzbänke mit fast senkrechten, sehr unbequemen Lehnen auf den Emporen zugeteilt. Für die ganz ganz  wichtigen Leute, die noch Besseren, heut würd man sie VIPs nennen,  gab es sogar, wo in katholischen Kirschen die Nebenaltäre sind, verschliessbare Logen für bis zu 20 Personen für die Promis mit ihren Familien und persönlichen Gästen. ähnlich wie in Opernhäuser, aber zusätzlich durch Fenster und Türen abgetrennt von den «Gewöhnlichen».

Akustik und Ästhetik der Rellinger Kirche beflügelten

Im Fries des Kuppelaufsatzes spielt das himmlische Orchester, Engel mit Geigen Trompeten, Pauken und Flöten.
Im Fries des Kuppelaufsatzes spielt das himmlische Orchester, Engel mit Geigen Trompeten, Pauken und Flöten.

Diese, weitherum bekannte Akustik, in Kombination mit der schmucken Kirche inspirierten Kantor Wolfgang Zilcher mit seiner engagierten Musikgemeinde, aus der heraus der damalige 1. Vorsitzende des Vereins, Günter Rasinski, aktiv wurde. Der wiederum war befreundet mit Luz Leskowitz, Geiger und Ensembleleiter der „Salzburger Solisten“. Im Februar 1985 folgten Luz Leskowitz und seine „Salzburger Solisten“ einer Einladung des MRK zu einem kammermusikalischen Abend in der Rellinger Kirche. Dieses Konzertereignis ließ den Funken auf Musiker und Publikum derart überspringen, dass ein kraftvolles Feuer entbrannte: die Idee eines Musik-Festivals war geboren und am 9., 10. und 11. Mai 1986 fand das „1. Mai-Festival Rellinger Kirche“ statt.

Überwältigender Erfolg belohnt die Initianten

Die Salzburger Solisten bei Schuberts Forellenquintett, Foto Wolfgang Gaedigk
Die Salzburger Solisten bei Schuberts Forellenquintett, Foto Wolfgang Gaedigk

Der überwältigende Erfolg gab der Idee Recht. Der Kreis begeisterter Musikfreunde erweiterte sich sprunghaft, so dass zukünftige Arbeiten in Sachen „Musik“ – ob ideell oder finanziell – nun auf mehreren Schultern getragen werden konnten. Und nachdem Unterstützung auch von offiziellen Entscheidungsträgern am Ort, wie der Kirchengemeinde und dem Kulturausschuss der politischen Gemeinde, zugesichert war, konnte die Frage nach einem 2. Mai-Festival nur positiv beantwortet werden. Luz Leskowitz garantiert seither für ein stets facettenreiches Programm und hat, als herausragender und einfühlsamer Interpret, – solistisch und im Team – eine begeisterte Fangemeinde gefunden.

Dauerhafte grosse Freundschaften entstanden im Zeichen der Musik

Rellingen auch die Noten müssen sortiert werden
Rellingen auch die Noten müssen sortiert werden

Über die Jahre gewachsene Freundschaften zeugen von einer außergewöhnlichen Festspiel-Atmosphäre, ihrer Intimität und der gemeinsamen Liebe zur Musik. Um das Echo der Medien wiederzugeben: nachdem das 1. Mai-Festival erfolgreich „geboren“ worden war, das 2. Mai-Festival bereits „das Laufen“ gelernt hatte, profilierte sich das Festival in der Folgezeit zu einer eigenständigen, festen Institution in Rellingen. Viele bedeutende Namen und musikalische Sternstunden binden sich seither in dieses alljährlich zur Maienzeit wiederkehrende Musikereignis ein, das mit Stolz auf seinen 33. Geburtstag blicken durfte und das sich mit der in 33jähriger entwickelten Tradition seinen ganz besonderen Charme erhalten hat (Quelle. Ulrike Ostermann)

Auch der Autor verfiel der norddeutschen Gastfreundschaft und liess sich bereitwillig mit dem „Rellinger Fieber“ infizierten.

Misa Hasegawa (Klavier) an der Seite des Festivalleiters Luz Leskowitz
Misa Hasegawa (Klavier) an der Seite des Festivalleiters Luz Leskowitz

Schon kurz nach meinem Eintreffen vor Ort, natürlich mit der, ICE der Deutschen Bahn üblichen Verspätung von über einer Stunde und nachdem ich mich in der „Traumschmiede“, meinem temporären Domizil, eingerichtet hatte, begab ich mich auf die Suche nach den Musikern die, so hatte mir Luz Leskovitz, der mich freundlicherweise persönlich eingeladen hatte, sich entweder in der Kirche am Üben, oder beim Griechen unweit der Kirche am Verpflegen aufhalten würden. Das letztere war dann der Fall. Obwohl ich vorher weder Luz noch einen der Musiker oder Organisatoren je persönlich getroffen hatte, (mit Luz stand ich seit längerem über das Netz im Austausch), wurde ich überaus herzlich empfangen und vorbehaltslos in den „Inneren Zirkel“ integriert. durfte nach dem Essen sogar mitgehen an die nächste Probe in der Kirche, wo sie, so Luz, sich noch über die Forelle hermachen wollten. Nein, nicht dass sie, nach den mehr als üppigen Essensportionen beim Griechen noch Hunger hatten auf eine Forelle, nein,  gemeint war die Feinabstimmung von Schuberts Forellenquintett, das am Sonntag auf dem Programm gelistet war.

Die folgenden Tage widerlegten das Bild des kühlen Hanseaten

Rellingen die Musiker am Üben in der Kirche
Rellingen die Musiker am Üben in der Kirche

Auch am folgenden Tag fand ich mich um 10.00 Uhr in der Kirche zu der angekündigten Probe ein, wo ich dann die am Vorabend noch nicht anwesenden restlichen Musiker, einige der Macher, sowie etliche der Helfer hinter der Bühne kennen lernte. Sie alle hiessen mich so herzlich willkommen und behandelten mich so respektvoll, als ob ich eine sehr wichtige Persönlichkeit sei. (Was ich, unter uns gesagt, manchmal auch hoffe, gar denke, dass ich dies sei). Diese schon fast überbordende, aber zutiefst ehrliche und äusserst grosszügige Gastfreundschaft durfte ich bis zu meiner Abreise geniessen. Wo ich auch auftauchte, das ganze Dorf schien mich zu kennen, meine Wünsche waren schon erfüllt, bevor ich sie überhaupt äussern konnte.

Highlights nebst den grandiosen Konzerten

Mai Festival Plakat vor der Rellinger Kirche
Mai Festival Plakat vor der Rellinger Kirche

Auch zu den jeweiligen After Konzert Events war ich selbstverständlich geladen, an denen ich jeweils äusserst sympathische freundliche Persönlichkeiten kennen lernen durfte, manch kurze, aber interessante Smalltalks führte, auch etwas hinter die Fassade des Rellinger Maifestivals schauen konnte. Ich genoss dieses verlängerte Wochenende voller herzliher, grosszügiger Gastfreundschaft und aussergewöhnlichen Konzerten, über die ich in separaten Artikeln berichten werde. Auch erwähnenswert. Der Rellinger Theaterverein spielt teilweise in plattdeutscher Sprache, ebenfalls  eine aussergewöhnliche Sache in diesem aussergewöhnlichen Fleckchen Erde voller liebenswerter Menschen.

*Jørn Oberg Utzon, dänischer Stararchitekt 1918 – 2008, u.a. Erbauer des «Sydney Opera House» im Hafen der australischen Metropole und er wurde 2003 mit dem .Pritzker Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

So üben die Salzburger Solisten in der Kirche Rellingen, Sonntag, 26. Mai 2019:

https://www.facebook.com/leowuest/videos/2506122209399101/

Text: Leonardwuest.ch

Fotos: http://www.mrk-rellingen.de und http://www.luz-leskowitz.at/index.html

http://www.foto-gaedigk.de/gaedigk/index.php

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Wenn jemand eine Reise tut, so sollte er sich impfen lassen – Deutsche Leberstiftung gibt Tipps

Fast dreihundert Jahre ist es her, da schrieb der deutsche Dichter
Matthias Claudius in seinem Gedicht „Urians Reise um die Welt“ die
bekannte Zeile: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“
Schon damals stand das Reisen für Abenteuer, Abwechslung und Erholung vom
Alltag. Das gefällt den Bundesbürgern nach wie vor: Die Reisesaison 2018
war ein Rekordjahr – nie sind so viele Deutsche verreist wie im
vergangenen Jahr. Und die Prognosen für die bevorstehende Saison sind
ebenfalls sehr gut. Damit Reisende auch 2019 nur Gutes zu erzählen haben
und ohne eine ansteckende Erkrankung zurückkehren, gibt die Deutsche
Leberstiftung aktuelle Tipps zum Impfschutz.

Die Tourismusanalyse 2019 belegt, dass die Reise-Intensität einen neuen
Höhepunkt erreicht hat: Im Jahr 2018 sind fast zwei Drittel der
Bevölkerung verreist – Tendenz steigend. Das Statistische Bundesamt
meldete im März 2019 einen weiteren neuen Rekord: 122,6 Millionen
Passagiere starteten 2018 von deutschen Flughäfen, dieser Wert bedeutet
einen Zuwachs um 4,2 Prozent im Vergleich zu 2017. Neben dem nahen
Mittelmeerraum gehören auch Südostasien, Russland, Afrika, Mittel- und
Südamerika sowie der Vordere Orient zu den beliebten Reiseländern. Und
häufig wissen Urlauber nicht, dass speziell in diesen Ländern manchmal
schon die Eiswürfel im Drink, das Menü mit frischen Muscheln oder einfach
das Glas Wasser eine Gefahrenquelle sein können: Die Folge kann eine
Leberentzündung durch Hepatitis A-Viren (HAV) sein, die oft ohne
ernsthafte Komplikationen ausheilt, aber die Leber durchaus schädigen
kann. Auch bei Sexualkontakten, vor allem bei Männern, die Sex mit Männern
(MSM) haben, besteht die Gefahr einer Ansteckung.

„Hepatitis A ist weltweit verbreitet und gilt als die häufigste
Infektionskrankheit auf Reisen. Die prophylaktische Impfung gegen das HAV
ist der sicherste Schutz. Insbesondere vor Reisen in die bekannten
Risikogebiete sollte eine Impfung erfolgen“, erklärt Professor Dr. Michael
P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung und ergänzt:
„Die Symptome sind meist unspezifisch und können Fieber und eine
‚Gelbsucht‘ umfassen. In seltenen Fällen wie beispielsweise bei älteren
oder immunsupprimierten Menschen kann Hepatitis A auch zu einem akuten
Leberversagen führen. Einen wirksamen Schutz gegen Hepatitis
A-Virusinfektionen bietet nur die Impfung.“

Auch gegen die folgenreichere Variante Hepatitis B schützt nur eine
Impfung. Mit Kombinations-Impfstoffen, die gegen Hepatitis A und B
schützen, ist die Anzahl der notwendigen Injektionen vermindert. Das
Hepatitis B-Virus (HBV) wird durch Blut oder Körpersekrete übertragen. Zu
den häufigsten Ansteckungsquellen zählen unter anderem ungeschützte
Sexualkontakte und (auch kleinste) Hautverletzungen. Tätowierungen,
Rasuren, Ohrlochstechen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt
werden, können zu einer Ansteckung führen. Die Hepatitis B kann chronisch
werden. Betroffene können in der Folge an Leberzirrhose und Leberzellkrebs
erkranken. Wer gegen das HBV geimpft ist, baut gleichzeitig einen Schutz
gegen die Hepatitis delta auf, da eine Hepatitis delta nur mit einer
Hepatitis B vorkommen kann. Das Hepatitis delta-Virus braucht das
Hüllprotein des HBV.

„In Deutschland gehört die Impfung gegen Hepatitis B bei Babys
beziehungsweise Kleinkindern zum Standardprogramm. Erwachsene sollten vor
einer Reise ihren Impfschutz überprüfen und sich beispielsweise bei einer
reisemedizinischen Beratung informieren. So kann geklärt werden, welche
Impfungen für das gewählte Reiseziel sinnvoll, empfohlen oder
vorgeschrieben sind“, empfiehlt Professor Manns.

Gegen einen weiteren Virushepatitis-Erreger steht bisher keine
Schutzimpfung zur Verfügung: Das Hepatitis C-Virus (HCV) wird fast
ausschließlich über Blut-zu-Blut-Kontakte übertragen. Unsterile
Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser sind mögliche
Infektionsquellen. In einigen Regionen Asiens oder Afrikas tragen mehr als
fünf Prozent der Bevölkerung das Hepatitis C-Virus in sich. Zur Behandlung
dieser Virus-Variante gibt es erfolgreiche neue Medikamente, die direkt in
den Vermehrungszyklus des Virus eingreifen (sogenannte DAAs – Direct
Acting Antiviral Agents). Damit kann die chronische Hepatitis C bei fast
allen Patienten in kurzer Zeit und nahezu ohne Nebenwirkungen geheilt
werden. Doch nur wer sich informiert und untersuchen lässt, kann im Falle
einer bestehenden Erkrankung auch therapiert werden. Wird die Erkrankung
zu spät erkannt oder bleibt unbehandelt, kann sie in einer Leberzirrhose
oder einem Leberzellkrebs münden.

Die Deutsche Leberstiftung bietet neben zahlreichen aktuellen Online-
Informationen auch Informationsfaltblätter über Hepatitis B für Ärzte und
Hepatitis C für Ärzte sowie beide Ausgaben für Betroffene und ihre
Angehörigen an. Bestellmöglichkeiten und Download auf der Serviceseite
unter https://www.deutsche-leberstiftung.de.

Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen
und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung zu
verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung
die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher
erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet
außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für
Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die
Stiftung sehr erfolgreich.
Weitere Informationen: https://www.deutsche-leberstiftung.de.

JETZT NEU: Website-Relaunch der Deutschen Leberstiftung https://www
.deutsche-leberstiftung.de – wichtige Basisinformationen, umfangreicher
Service und Presseinformationen/-bilder im neu gestalteten Online-Portal
für Betroffene und Angehörige, Fachkreise sowie Medienvertreter.

BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert
umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen,
ihre Diagnosen und Therapien – inzwischen in dritter, aktualisierter und
erweiterter Auflage! „Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN
978-3-89993-899-9, 16,99 Euro. Weitere Informationen: https://www
.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.

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