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«räsonanz» – Stifterkonzert Netherlands Radio Philharmonic Orchestra | Netherlands Radio Choir | Karina Canellakis | Liv Redpath | Bertrand Chamayou, KKL Luzern, 27.8.2025, besucht von Léonard Wuest

Pianist Bertrand Chamayou Foto Marco Borggreve

Netherlands Radio Philharmonic Orchestra Foto Lucerne Festival

KKL in Luzern Konzertsaal Galerie

vlnr. Komponistin Unsuk Chin, Dirigentin Karina Cannelakis und Solist Bertrand Chamayou

 

Besetzung un Programm:
Netherlands Radio Philharmonic Orchestra
Netherlands Radio Choir
Karina Canellakis Dirigentin
Liv Redpath Sopran Bertrand Chamayou Klavier
Pierre Boulez (1925–2016)
Le Soleil des eaux für Sopran, Chor und Orchester
Unsuk Chin (*1961)
Klavierkonzert
Robin de Raaff (*1968)
L’Azur. Kantate für gemischten Chor und Orchester nach dem Gedicht L’Azur von Stéphane Mallarmé Uraufführung
Auftragswerk von Lucerne Festival und NTR/ZaterdagMatinee mit Unterstützung der Fondation Pierre Boulez
Pierre Boulez (1925–2016)
Don aus Pli selon pli für Sopran und Orchester

Pierre Boulez’ „Le Soleil des eaux“ Klang gewordene Dichtung

Der eigentlich harmlos klingende Untertitel des Eröffnungsstückes, «Complainte du Lézard amoureux» – die «Klage der verliebten Eidechse» liess ein sanftes Werk vermuten, aber weit gefehlt, das pure Gegenteil,überraschte aber nicht unbedingt, eben ein typischer Boulez.

Da krachts und zischts, nichts für Siversterknallgeschädigte Mitbürger.

Dirigentin Karina Canellakis hat ihr Orchester total im Griff
Dirigentin Karina Canellakis hat ihr Orchester total im Griff

Pierre Boulez’ „Le Soleil des eaux“ ist ein Werk voller klanglicher Abstraktion und expressiver Dichte. In der Aufführung durch das Netherlands Radio Philharmonic Orchestra und den Netherlands Radio Choir unter Karina Canellakis entsteht ein klangliches Spannungsfeld, das die poetische Vorlage von René Char in fein nuancierter Klangsprache widerspiegelt. Die Musik pulsiert, flimmert und wirkt dabei fast körperlich – eine eindrucksvolle Umsetzung der Natur- und Widerstandssymbolik der Texte.

Sopran zwischen Licht und Klang

Sopranistin und Dirigentin hochkonzentriert
Sopranistin und Dirigentin hochkonzentriert

Liv Redpath gestaltet die anspruchsvolle Sopranpartie mit strahlender Klarheit und technischer Kontrolle. Ihre Stimme schwebt über dem dichten Orchestersatz, ohne sich je darin zu verlieren. Besonders beeindruckend ist ihr Umgang mit den abrupten Ausdruckswechseln, die sie mit Präzision und Ausdruckskraft meistert. Ihre Interpretation wirkt dabei nie kühl – im Gegenteil: Sie verleiht der abstrakten Struktur emotionale Tiefe.

Kollektive Klangdisziplin

Chor und Orchester agieren als ein fein abgestimmter Klangkörper. Canellakis formt das komplexe Werk mit sicherer Hand und großer Transparenz. Die Balance zwischen Struktur und expressiver Freiheit gelingt beeindruckend – eine Aufführung, die Boulez’ Musik in ihrer geistigen Schärfe und klanglichen Schönheit voll zur Geltung bringt.

Unsuk Chins Klavierkonzert, ein klangliches Abenteuer, ein Ritt auf dem Vulkan

Komponistin Unsuk Chin
Komponistin Unsuk Chin

Unsuk Chins Klavierkonzert ist ein Werk voller Überraschungen, klanglicher Experimente und rhythmischer Komplexität. In der Aufführung durch das Netherlands Radio Philharmonic Orchestra unter Karina Canellakis wird es zu einem fesselnden Hörerlebnis, das sich der Kategorisierung entzieht. Chins Tonsprache ist zugleich verspielt und kontrolliert, voller filigraner Strukturen und eruptiver Momente – und verlangt höchste Präzision von allen Beteiligten.

Bertrand Chamayou: Virtuose Klangarchitektur

Pianist Bertrand Chamayou Foto  Marco Borggreve
Pianist Bertrand Chamayou Foto Marco Borggreve

Bertrand Chamayou meistert die enorme technische und gestalterische Herausforderung mit beeindruckender Klarheit und Präsenz. Sein Spiel ist nie bloß demonstrativ virtuos, sondern immer durchdrungen von musikalischem Verständnis. Besonders in den leisen, fast schwebenden Passagen zeigt Chamayou, wie sensibel er Klangfarben und feine Strukturen zu gestalten weiß. In den schnellen, perkussiven Momenten bleibt er präzise, kantig und doch kontrolliert, wie ich diesen Virtuosen im Mai 2022 auch schon mal in der Hamburger Elbphilharmonie erlebt hatte. Das Werk, geprägt von rhythmischer Energie und komplexer Virtuosität, stellte höchste Anforderungen an den Pianisten – Anforderungen, die Chamayou mit Brillanz und Präzision erfüllte.

Eine aufwühlende Komposition mit einem entfesselten Bertrand Chamayou am Piano der von seinen Mitmusike*innen kongenial begleitet wurde.Entsprechend belohnte das Publikum die Ausführenden mit einer wahren Appauskaskade, die sich noch steigerte, als auch Komponistin Unsuk Chin auf die Bühne kam.

Dirigentin mit Überblick

Dirigentin Karina Canellakis
Dirigentin Karina Canellakis

Karina Canellakis hält das komplexe Geflecht aus Orchester und Solostimme souverän zusammen. Sie formt das Werk mit klarem Sinn für Proportion, Detail und Dynamik. Die Balance zwischen Piano und Orchester gelingt exzellent – beide treten als gleichwertige Partner in einen spannenden Dialog. Eine Interpretation, die Unsuk Chins faszinierende Klangwelt eindrucksvoll erfahrbar macht.

Robin de Raaff Azur. Kantate für gemischten Chor und Orchester nach dem Gedicht von Stéphane Mallarmé, Uraufführung

Ein Klangbild des Himmels

Komponist Robin de Raaff
Komponist Robin de Raaff

Mit „L’Azur“, seiner neuen Kantate für Chor und Orchester, setzt Robin de Raaff ein eindrucksvolles Zeichen zeitgenössischer Vokalmusik. Basierend auf dem gleichnamigen Gedicht von Stéphane Mallarmé, entfaltet sich das Werk als vielschichtige Klanglandschaft zwischen Licht und Leere, Dichtung und Stille. In der Uraufführung durch das Netherlands Radio Philharmonic Orchestra und den Netherlands Radio Choir unter Karina Canellakis wird diese musikalische Vision klangmächtig und zugleich sensibel zum Leben erweckt.

Chor und Orchester als atmender Organismus

Karina Canellakis führt Chor und Orchester
Karina Canellakis führt Chor und Orchester souverän

Der Netherlands Radio Choir überzeugt mit außergewöhnlicher Klangkultur, stimmlicher Präzision und einer beeindruckenden dynamischen Bandbreite. De Raaff verlangt extreme Konzentration und rhythmische Sicherheit – Anforderungen, die das Ensemble mit großer Souveränität erfüllt. Das Orchester agiert dabei nicht als Begleitung, sondern als gleichwertiger Partner, der das poetische Spannungsfeld zwischen Erde und Himmel hörbar macht.

Karina Canellakis: Klangregisseurin mit Feinsinn

Karina Canellakis führt Chor und Orchester mit sicherer Hand durch dieses herausfordernde Werk. Sie wahrt Struktur und Transparenz, ohne die emotionale Dichte zu glätten. Ihre Interpretation bringt sowohl die klanglichen Kontraste als auch die geheimnisvolle Atmosphäre von Mallarmés Text eindringlich zur Geltung. Eine Uraufführung von großer Ausdruckskraft und Tiefe.

Das Auditorium genoss dieses etwas ungewöhnliche, von Pierre Boulez angeregte Werk und applaudierte auch dessen Schöpfer Robin de Raff, dieser locker im Hawaiihemd, nicht im Frack, auf die Bühne.

Pierre Boulez Don aus Pli selon pli für Sopran und Orchester , Struktur als Klangpoesie

Mit Don, dem Eröffnungssatz aus Pierre Boulez’ groß angelegtem Werk „Pli selon pli“entfaltet sich ein vielschichtiges Klanggewebe, das Sprache, Rhythmus und Klang in ein spannungsgeladenes Verhältnis setzt. In der Aufführung durch die heutige Besetzung nicht bloss intellektuell durchdrungen, sondern lebendig und sinnlich erfahrbar gemacht,die fein ziselierte Struktur Boulez` wird zu atmender Klangpoesie.

Liv Redpath: Stimme als Lichtimpuls

Sopranistin Liv Redpath
Sopranistin Liv Redpath

Sopranistin Liv Redpath meistert die immense Herausforderung mit Klarheit, Präzision und expressiver Kontrolle. Ihre Stimme gleitet durch die hohen Lagen mit Leichtigkeit und Präsenz, dabei stets nuanciert und textverständlich. Die Vokalpartie wird bei ihr nicht zur abstrakten Geste, sondern zum emotionalen Ausdrucksmittel, das sich organisch in das orchestrale Geschehen einfügt. Eine beeindruckend fokussierte Interpretation.

Dirigentin zwischen Analyse und Ausdruck

Dirigentin Karina Canellakis
Dirigentin Karina Canellakis

Karina Canellakis gelingt die Balance zwischen analytischer Durchdringung und klanglicher Sinnlichkeit. Sie führt Orchester und Solistin mit feinem Gespür für Spannung, Struktur und Farbe durch dieses komplexe Werk. Die Klangarchitektur bleibt stets durchhörbar, während die expressive Dichte nie verloren geht. Ein intensives, präzise gestaltetes Klangbild – Boulez in beeindruckender Präsenz.

Für die meisten im Auditorium wars dann wohl doch etwas zu viel des Zeitgenössischen, entsprechend zurückhaltend war denn auch der Schlussapplaus. Barbara Hannigan, die den Solopart im September 2011 unter Pierre Boulez gesungen hatte, saß übrigens auch im Saal.

Was sicher bleibt, ist die grandiose Umsetzung der Ausführenden des, von Unsuk Chin komponierten Klavierkonzertes, bei dem Bertrand Chamayou sämtliche Register seines Könnens am Piano zog.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Priska Ketterer, Peter Fischli und Patrick Hürlimann  www.lucernefestival.ch

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Netherlands Radio Choir Foto Lucerne Festival

Dirigentin Karina Canellakis hat ihr Orchester im Griff

 

 


 Bertrand Chamayou Solist am Piano

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Wenn Schreiberlinge von ihrem Chef eingeladen werden, steigt die Spannung und die Vorfreude wächst weiss Max Thürig

Kolumnistentreffen Bürgenstock Foto von Max Thürig

Innenansicht der Taverne 1879 auf dem Bürgenberg

Die illustre Runde geniesst Speis, Trank und Aussicht

Bürgenstock Resort Eine 150-jährige Erfolgsgeschichte

Es gibt sie, die Orte, die schon beim Ankommen eine gewisse Haltung einfordern – so zum Beispiel die Taverne auf dem Bürgenstock (NW) – kann man doch hier durchatmen und den Blick über See und Berge schweifen lassen!

So geschehen am 17. August, als wir KolumnistInnen der https://innerschweizonline.ch/ und der https://www.bochumer-zeitung.com/ uns auf Einladung von Léonard Wüst an dieser Stätte zum Gedankenaustausch trafen, im Wissen, dass gute Gespräche sich am besten mit kulinarischen Höhenflügen paaren lassen!

Bei bestem Wetter fanden wir uns an einem jener Tische wieder, die mehr bieten als nur Sitzgelegenheiten: Sie schaffen den Rahmen für offene Worte, spannende Gedanken, feine Pointen.
Das Menü, sorgfältig zusammengestellt von Gastronom Herbert Huber, bot uns einen Einblick in die feine, raffinierte und doch bodenständige Nidwaldner-Küche, die eine gehörige Prise Heimatgefühl auf die Teller zaubern konnte.

Die Taverne 1879 – ein charmantes, geschichtsträchtiges Bergrestaurant

Organisator Herber Huber links  hatte im Voraus gut rekognosziert
Organisator Herber Huber links hatte im Voraus gut rekognosziert

Dieses Lokal liegt im Herzen des Bürgenstock Resorts – einem historischen Ferienparadies, dessen Entwicklung mit dem Bau des Grand Hotels 1873 begann. Die Gründer Franz Josef Bucher und Josef Durrer eröffneten zahlreiche Hotels, eine Bergbahn (1888), die Kapelle (1892), und weitere Infrastrukturen, die den Ort berühmt machten. Ursprünglich hieß das Gebäude „Helvetia“ oder „Kreuz“, bevor es seinen heutigen Namen erhielt – eine direkte Verknüpfung mit dem Eröffnungsjahr 1879.

Zwischen 2011 und 2013 wurde die Taverne umfassend umgebaut. Die ursprüngliche historische Bausubstanz blieb dabei erhalten und unterstreicht den alpinen Charakter. Das Gebäude befindet sich in direkter Nachbarschaft zur berühmten Kapelle, in der Audrey Hepburn 1954 Mel Ferrer geheiratet hat und unweit der Villa Daniel, die Sophia Loren und Carlo Ponti ab 1957 während 12 Jahren bewohnten.

Blick vom  Bütrgenstock über den Vierwaldstättersee 1
Blick vom Bütrgenstock über den Vierwaldstättersee 1

Mit der Wiedereröffnung am 17. April 2025 unter Küchenchef Axel Kirchner (Gault-Millau-dekorierter Koch) und Corporate Culinary Director Mike Wehrle wurde dem wunderschönen Lokal wieder neues Leben eingehaucht mit dem Ziel einer bodenständigen, volksnahen Schweizer Küche mit Fokus auf Nidwaldner Spezialitäten! Zum Beispiel fanden hausgemachte Älplermagronen, gratinierte Rösti, Nidwaldner Kalbsgeschnetzeltes, Forellenfilets „Müllerin“ und Klassiker wie Ghackets mit Hörnli den Weg auf die Speisekarte. Der Einbezug lokaler Lieferanten unterstreicht die Authentizität des Hauses (zum Beispiel Käse aus Obbürgen, Trockenfleisch aus Wolfenschiessen, Forellen aus Ennetmoos usw.)

Die Verwöhntour…

Prosecco Symbolblid
Prosecco Symbolblid
Dsas geräuchte Forellenfilet aus Ennetmoos die raffinierte Vorspeise (2)
Dsas geräuchte Forellenfilet aus Ennetmoos die raffinierte Vorspeise (2)

Nach einem prickelnden Glas Prosecco zum Aperitif servierte uns die Küche ein sanft geräuchertes Forellenfilet aus Ennetmoos auf einem Gurken-Kartoffelsalätchen, verfeinert mit einem Gurken-Dillschaum.

Nidwaldner Kalbsgeschnetzeltes mit Rösti
Nidwaldner Kalbsgeschnetzeltes mit Rösti

Zum Hauptgang verwöhnte uns die Küchencrew mit einem phantastischen originalen Nidwaldner Geschnetzelten. Das von Hand geschnittene Kalbsfleisch – in einer Rahmsauce mit Apfelkugeln, Nüssen, und Champignons, parfümiert mit Träsch(!) – überzeugte vollends. Dazu wurde eine goldbraune knusprige Rösti gereicht.

Auch die vegane Variante war absolute Spitzenklasse: Zur Vorspeise gab es auf Wunsch eine Miniportion eines Salates garniert mit im Haus selbst gedörrten Tomaten. Der Hauptgang war eine raffinierte Form des Nidwaldner Geschnetzelten mit pfiffiger Sojasauce

Humagne Rouge von Jean-René Germanier
Humagne Rouge von Jean-René Germanier

Mit einem Humagne Rouge vom Jean-René Germanier, Balavaud Vétroz gereichte unser Essen zu einem echten kulinarischen Überflieger!

Abgerundet wurde alles mit einem leckeren, aufgeschlagenen Eiskaffee, verfeinert mit wenig Kirsch, wobei vielleicht anzumerken ist, dass der Weg des Eau-de-vie von der Flasche in den Nachtisch wohl schwierig zu finden war…

Kolumnistentreffen Bürgenstock  Foto von Max Thürig
Kolumnistentreffen Bürgenstock Foto von Max Thürig

Dem ganzen Team unter der Leitung von Daria Lutz gehört für den sehr aufmerksamen Service ein herzliches Dankeschön! Bevor wir uns alle wieder auf den Heimweg machten, durfte natürlich der Gang zum herrlichen Aussichtspunkt nicht fehlen: Hier erwartete uns die traumhafte Landschaft des Vierwaldstättersees, die uns immer wieder begeistern kann.Es war einer dieser Nachmittage, an denen Arbeit und Vergnügen ihre Grenzen verlieren. Ob KolumnistIn oder Redaktionsverantwortlicher: alle waren wir diesmal mehr als Beobachter! Wir waren Teil einer lebendigen Runde, die den Eindruck erweckte, dass nicht nur der Ausblick in die Bergwelt, sondern auch der Austausch uns allen ein Stück Weitsicht schenkte: Zu verdanken haben wir das Léonard Wüst, der uns als Dank für die Zusammenarbeit eingeladen hat und uns so einen unvergesslichen Tag bescherte.Ergänzend von der Redaktion: Schon im Oktober 2021 haben wir über eine Aktivität in der Lakeview Bar & Cigar Lounge des Bürgenstock Resorts berichtet https://innerschweizonline.ch/a-classical-affair-31-10-2021-buergenstock-lakeview-bar-cigar-lounge-buergenstock-besucht-von-leonard-wuest-2/

Text und Fotos  www.maxthuerig.ch     https://www.wildwaldwalk.ch/

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Blick vom Bütrgenstock über den Vierwaldstättersee

Taverne 1879 Bürgenstock Resort

Cornelis Pietersz Biuld des Innern einer Taverne Symbolbild

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Lucerne Festival Orchestra | Riccardo Chailly | Beatrice Rana, KKL Konzertsaal, 19.8.2025, besucht von Léonard Wuest

Dirigent Riccardo Chailly mit dem Lucerne Festival Orchestra Foto Priska Ketterer Lucerne Festival

Überragend die italienische Solistin Beatrice Rana am Piano Foto Priska Ketterer

Der Konzertsaal des KKL Luzern

Beatrice Rana Solistin am Piano Foto Lucerne Festival

 

 

Besetzung und Programm:
Lucerne Festival Orchestra
Riccardo Chailly Dirigent
Beatrice Rana Solistin am Klavier
Sergej Rachmaninow (1873–1943)
Der Fels op. 7
Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43
Sinfonie Nr. 1 d-Moll op. 13

Sergej Rachmaninow Der Fels op. 7

Dramatische Klanglandschaften

Mit Der Fels“ op. 7 präsentiert sich der junge Sergej Rachmaninow bereits als Meister der orchestralen Farbgebung. In der Interpretation durch das Lucerne Festival Orchestra unter der Leitung von Riccardo Chailly wird diese sinfonische Dichtung zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Die düstere, von russischer Romantik geprägte Atmosphäre des Werks entfaltet sich von Beginn an mit satter Klangfülle, ohne an Transparenz zu verlieren. Chailly lässt das Naturbild lebendig werden – stürmisch, geheimnisvoll, voller innerer Spannung.

Fein abgestimmte Dynamik

Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival
Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

Das Lucerne Festival Orchestra überzeugt mit makellosem Zusammenspiel und bemerkenswerter Klangkultur. Chailly modelliert die dynamischen Kontraste mit sicherer Hand: vom bedrohlich schwelenden Beginn bis zum orchestralen Aufbäumen gegen Ende. Dabei gelingt ihm der Spagat zwischen dramatischer Geste und kammermusikalischer Feinzeichnung. Besonders die Holzbläser verleihen der Partitur eine geheimnisvolle Tiefe, während die Streicher Rachmaninows typische Wehmut voll auskosten.

Ein früher Rachmaninow in voller Blüte

Obwohl ein Jugendwerk, zeigt Der Fels bereits viele typische Elemente des späteren Rachmaninow: lyrische Melodiebögen, spätromantische Harmonik, emotionale Dichte. Der Dirgent betont diese Qualitäten, ohne das Werk zu überhöhen. Seine Interpretation bleibt narrativ und klar geführt, mit Gespür für innere Entwicklung und musikalischen Spannungsaufbau. Das Orchester setzt diese Linie mit technischer Brillanz und stilistischer Feinheit um.

Poetisch, kraftvoll, visionär

Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival
Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

Diese Darbietung von „Der Fels“ beeindruckt durch musikalische Reife und interpretatorische Tiefe. Chailly und sein Orchester lassen die sinfonische Dichtung nicht nur wie ein Naturbild, sondern wie ein Seelenbild erscheinen – eindringlich, dramatisch und poetisch zugleich. Ein eindrucksvolles Porträt des jungen Rachmaninow.

Sergej Rachmaninow Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43

Virtuose Leidenschaft trifft orchestrale Raffinesse

Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival
Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

In der Interpretation von Sergej Rachmaninows „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“ op. 43 vereinen sich pianistisches Feuer und orchestrale Feinzeichnung zu einem mitreißenden Klangereignis. Die junge italienische Pianistin Beatrice Rana brilliert mit technischer Brillanz, gepaart mit tiefem musikalischem Ausdruck. Unter der Leitung von Riccardo Chailly entfaltet das Lucerne Festival Orchestra eine klangliche Vielfalt, die Rachmaninows vielschichtiges Werk in all seinen Facetten leuchten lässt.

Beatrice Rana: Glanz und Tiefe

Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival
Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

Rana gestaltet die 24 Variationen mit stilistischer Klarheit und interpretatorischer Reife. Ihre Anschlagskultur reicht von glitzernder Virtuosität bis zu lyrischer Innigkeit, besonders eindrucksvoll im berühmten 18. Variationsthema, das sie mit warmem Ton und emotionaler Tiefe spielt, ohne in Sentimentalität zu verfallen. Dabei bleibt sie stets im Dialog mit dem Orchester – nie solistisch abgehoben, sondern als Teil eines musikalischen Ganzen.

Ein Orchester auf Augenhöhe

Das Lucerne Festival Orchestra agiert auf gewohnt höchstem Niveau: präzise, farbenreich und mit großer stilistischer Bandbreite. Chailly formt jede Variation mit dramaturgischem Gespür, hält Spannung und Fluss mühelos aufrecht. Die Balance zwischen Solistin und Ensemble ist ideal austariert – besonders in den rhythmisch pointierten Variationen entsteht ein lebendiger, fast kammermusikalischer Austausch.

Rachmaninow voller Leben und Charakter

Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival
Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

Eine Rachmaninow-Interpretation voller Leben, Eleganz und Tiefe. Beatrice Rana überzeugt als expressive Erzählerin, Chailly und das Lucerne Festival Orchestra als sensibler wie kraftvoller Partner. Gemeinsam machen sie die „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“ zu einem Erlebnis, das weit über virtuose Brillanz hinausgeht – hin zu echter musikalischer Erzählkunst. Dies sah auch das Publikum so und feierte Solistin, Dirigent und Orchester mit stürmischem, langanhaltendem Applaus, klatschte so Solistin und Dirigent etliche Male auf die Bühne zurück, zu einer Standing Ovation reichte es nicht ganz.

Sergej Rachmaninow Sinfonie Nr. 1 d-Moll op. 13

Ein Werk der Jugend mit tragischer Tiefe

Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival
Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

Sergej Rachmaninows Sinfonie Nr. 1 d-Moll gilt als frühes, leidenschaftliches Werk eines Komponisten, der noch auf der Suche nach seiner musikalischen Identität war – und doch bereits Großes ankündigte. In der Interpretation durch das Lucerne Festival Orchestra unter Riccardo Chailly erhält diese lange unterschätzte Sinfonie eine packende, dramatisch ausgeleuchtete Lesart. Chailly lässt die düsteren Farben und harschen Kontraste der Partitur klar hervortreten, ohne sie zu überzeichnen.

Dramatik und Klarheit im ersten Satz

Der Kopfsatz wird mit klarem dramaturgischen Gespür aufgebaut. Die rhythmisch markante Einleitung entwickelt sich in stetig wachsender Spannung – Chailly hält das Orchester dabei unter Kontrolle und verhindert jegliches Pathos. Das Lucerne Festival Orchestra überzeugt mit klanglicher Präzision, dynamischer Bandbreite und plastischer Artikulation. Die dunkle Grundstimmung bleibt stets spürbar, ohne zu erdrücken.

Feinsinn und Melancholie im Larghetto

Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival
Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

Im zweiten Satz bringt das Orchester eine tief emotionale Klanglichkeit zum Ausdruck. Die melancholischen Melodien werden von den Streichern getragen, fein ausbalanciert durch die Holzbläser. Hier zeigt sich Rachmaninows Fähigkeit, orchestrale Dichte mit melodischer Innigkeit zu verbinden. Chailly lässt dem Fluss Raum, ohne Tempo oder Spannung zu verlieren. Die Interpretation wirkt reflektiert, doch nie distanziert.

Rhythmischer Biss und orchestrale Wucht

Der dritte Satz, ein Scherzo mit fast tänzerischem Einschlag, erhält unter Chaillys Leitung eine rasante, aber kontrollierte Energie. Die rhythmische Prägnanz ist beeindruckend, die orchestralen Farbwechsel werden scharf konturiert herausgearbeitet. Das Lucerne Festival Orchestra zeigt hier seine ganze Flexibilität – mal ungestüm, mal geheimnisvoll, stets auf den Punkt.

Finale: Zwischen Aufbäumen und Verlöschen

Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival
Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

Der letzte Satz wird zum emotionalen Höhepunkt: Dramatik, Klangfülle und Tragik vereinen sich zu einem packenden Finale, in dem Rachmaninow das grosse Besteck auspackt, Chailly keine Effekte scheut, aber die musikalische Linie nie aus den Augen verliert. Das tragische Verlöschen am Ende wirkt nicht inszeniert, sondern wie ein zwingender Schlusspunkt.

Eine Wiederentdeckung mit Nachhall

Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival
Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

Mit dieser Interpretation gelingt Riccardo Chailly und dem Lucerne Festival Orchestra eine glänzende Wiederentdeckung von Rachmaninows erster Sinfonie – vielschichtig, dramatisch und mit emotionaler Tiefe. Eine Aufführung, die zeigt, wie kraftvoll und modern dieses Jugendwerk klingen kann. Ein Werk, das wie auch der „Fels“, erstaunlicherweise zum ersten Mal anlässlich des Lucerne Festivals erklang.

Das begeisterte Auditorium feierte die Ausführenden mit einer stehenden, langanhaltenden Ovation.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Priska Ketterer, Peter Fischli und Patrick Hürlimann  www.lucernefestival.ch

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Beatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

Riccardo Chailly Dirigent Lucerne Festival

Besatrice Rana Konzertfoto von Priska Ketterer Lucerne Festival

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Mozart y Mambo Havana Lyceum Orchestra | José Antonio Méndez Padrón | Sarah Willis, KKL Luzern, 13.8. 2025, besucht von Léonard Wuest

Sarah Willis und José Antonio Méndez Padrón mit Mitgliedern des Havana Lyceum Orchestra Foto Monika Rittershaus

Havana Lyceum Orchestra Warmup auf dem Inseli Foto von Patrick Hürlimann

KKL Luzern, der Konzertsaal mit 1898 Sitzplätzen

José Antonio Méndez Padrón Dirigent

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Besetzung und Programm:
Havana Lyceum Orchestra
José Antonio Méndez Padrón Dirigent
Sarah Willis Horn
Richard Egües (1923–2003)
El bodeguero, für Horn und Orchester bearbeitet von Jorge Aragón
Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791)
Hornkonzert D-Dur KV 412/512
Edgar Olivero (*1985)
Rondo alla Rumba nach dem Finale aus Mozarts Hornkonzert Es-Dur KV 495
Ernesto Oliva (*1988)
Suite Danzotas
Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791)
Sinfonie B-Dur KV 319
Francisco Repilado (1907–2003)
Chan Chan, für Horn und Orchester bearbeitet von Jorge Aragón
María Teresa Vera (1895–1965)
Veinte Años für Horn und Orchester bearbeitet von Jorge Aragón
José «Joseíto» Fernández (1908–1979)
Guantanamera, für Horn, Trompete und Orchester bearbeitet von Jorge Aragón

Spätestens als Hornsolistin Sarah Willis uns,auf der Bühne tänzelnd, begrüsste, war allen klar, dass dies kein 08/15 Konzertabend wird.

Havana Lyceum Orchestra Warmup auf dem Inseli Foto von Patrick Hürlimann
Havana Lyceum Orchestra Warmup auf dem Inseli Foto von Patrick Hürlimann

Das aktuelle , schon fast subtropische Wetter trägt natürlich dazu bei, dass die auftretenden Künstler von der grössten Karibikinsel sich bei uns fast schon heimisch fühlen und so bester Laune sind, was sich schon beim nachmittäglichen Warm Up auf dem Inseli manifestierte.

Richard Egües (1923–2003)
El bodeguerofür Horn und Orchester bearbeitet von Jorge Aragón

Kubanisches Temperament trifft klassisches Horn

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Die Bearbeitung von „El Bodeguero“ – ursprünglich ein kubanischer Cha-Cha-Cha des legendären Richard Egües – für Horn und Orchester durch Jorge Aragón ist ein mitreißendes Beispiel dafür, wie klassische Musik und lateinamerikanische Rhythmen nahtlos verschmelzen können. In der Interpretation des Havana Lyceum Orchestra unter der Leitung von José Antonio Méndez Padrón entsteht eine klanglich dichte und rhythmisch präzise Darbietung, die das Publikum sofort in ihren Bann zieht.

Virtuose Hornkunst von Sarah Willis

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Im Zentrum steht die Hornistin Sarah Willis, deren Spiel gleichermaßen technisch brillant wie emotional mitreißend ist. Mit beeindruckender Leichtigkeit meistert sie schnelle Passagen, komplexe Rhythmen und improvisatorische Elemente, die typisch für den kubanischen Stil sind. Dabei verliert sie nie die melodische Linie aus dem Blick, sondern lässt sie mit einem warmen, klaren Ton strahlen – eine seltene Kombination aus Klassik-Präzision und lateinamerikanischem Feuer.

Ein Orchester voller Lebensfreude

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Das Havana Lyceum Orchestra beweist sich erneut als Ensemble auf höchstem Niveau. Die jungen Musikerinnen und Musiker spielen mit Energie, Präzision und hörbarer Freude. Besonders die rhythmische Sektion – Schlagwerk, Streicher und Holzbläser – trägt wesentlich zur Lebendigkeit bei. Die orchestrale Bearbeitung von Aragón ist farbenreich und fein abgestimmt, ohne den kubanischen Ursprung zu verwässern.

Ein Brückenschlag zwischen Welten

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Dieser Auftritt ist mehr als nur ein musikalisches Experiment – sie ist ein kultureller Dialog zwischen Europa und Kuba. Die Zusammenarbeit von Sarah Willis mit kubanischen Musikern bringt beide Welten auf Augenhöhe zusammen. „El Bodeguero“ wird so zu einem leuchtenden Beispiel dafür, wie Musik Grenzen überwindet – elegant, virtuos und voller Lebenslust.

Wolfgang Amadé Mozart Hornkonzert D-Dur KV 412/512

Mozarts Klassiker im neuen Glanz

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Wolfgang Amadé Mozarts Hornkonzert D-Dur KV 412/514 zählt zu den Höhepunkten des Hornrepertoires. In der Aufführung mit dem Havana Lyceum Orchestra unter Dirigent José Antonio Méndez Padrón, entfaltet das Werk eine besondere Frische und Leichtigkeit. Schon im eröffnenden Allegro überzeugt die Darbietung durch tänzerische Eleganz, spritzige Artikulation und ein transparentes, feines Zusammenspiel zwischen Orchester und Solistin.

Sarah Willis: Klangvolle Leichtigkeit

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Sarah Willis, international gefeierte Hornistin und Mitglied der Berliner Philharmoniker, bringt eine beeindruckende Mischung aus technischer Souveränität und charmanter Musikalität ein. Ihre Tongebung ist rund und tragfähig, dabei immer flexibel und gesanglich. Besonders in den lyrischen Passagen zeigt sie ein feines Gespür für Mozarts Humor und feine Ironie – nie übertrieben, sondern geschmackvoll und stilsicher interpretiert.

Ein lebendiges Orchestererlebnis

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Das Havana Lyceum Orchestra überrascht mit einem schlanken, wendigen Mozart-Klang. Die jungen Musikerinnen und Musiker agieren mit Spielfreude und Präzision. Méndez Padrón führt das Ensemble mit leichter Hand, lässt viel Raum für musikalische Entfaltung und sorgt dennoch für klare Strukturen. Die Balance zwischen Soloinstrument und Orchester ist hervorragend abgestimmt – ein echter Dialog auf Augenhöhe.

Mozart mit karibischer Wärme

Diese Interpretation des D-Dur-Konzerts ist keine radikale Neuerfindung, aber sie bringt neue Wärme und Lebendigkeit in ein oft gespieltes Werk. Der natürliche Charme des kubanischen Orchesters, gepaart mit Sarah Willis‘ klarem Ton und ihrer musikalischen Tiefe, macht diese Interpretation zu einem besonderen Hörgenuss – frisch, authentisch und ganz im Sinne des Salzburger Überfliegers Mozart.

Edgar Olivero Rondo alla Rumba nach dem Finale aus Mozarts Hornkonzert Es-Dur KV 495

Mozart im karibischen Tanzgewand

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Mit dem Rondo alla Rumba verwandelt der kubanische Komponist Edgar Olivero das Finale aus Mozarts Hornkonzert Es-Dur KV 495 in ein spritziges, rhythmisch pulsierendes Klangabenteuer. Die vertraute Rondo-Thematik bleibt erhalten, wird jedoch von afro-kubanischen Rhythmen durchzogen, die dem Klassiker eine völlig neue Dynamik verleihen. Oliveros gelingt es, Mozarts melodischen Witz mit der Lebensfreude der Rumba-Tradition kunstvoll zu verschmelzen.

Ein Ensemble voller Energie

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Das Havana Lyceum Orchestra unter seinem Dirigenten bringt diese originelle Bearbeitung mit großem Feingefühl und hörbarer Spielfreude auf die Bühne. Die rhythmische Präzision der Perkussion, die tänzerische Leichtigkeit der Streicher und die geschmeidige Balance zwischen klassischer Form und kubanischer Improvisationslust verleihen dem Stück eine mitreißende Frische. Méndez Padrón schafft dabei mühelos den Spagat zwischen stilistischer Treue und kreativer Freiheit.

Ein musikalisches Augenzwinkern

Rondo alla Rumba“ ist keine bloße Parodie, sondern ein klangvoller Dialog zwischen Epochen und Kulturen. Mit augenzwinkerndem Respekt vor Mozart und viel kubanischem Herzblut entsteht ein Stück Musik, das gleichermaßen unterhält, überrascht und verbindet. Ein origineller Abschluss, der Tradition tanzen lässt.

Ernesto Oliva Suite Danzotas

Rhythmische Farbenpracht aus Kuba

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer
Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Die „Suite Danzotas des jungen kubanischen Komponisten Ernesto Oliva ist eine Hommage an die traditionellen Tanzformen seiner Heimat – voller Energie, Eleganz und stilistischer Vielfalt. In mehreren Sätzen verarbeitet Oliva Elemente der Danzón, Son und Rumba zu einer eigenständigen Klangsprache. Seine Musik bleibt tief in der kubanischen Folklore verwurzelt und wird gleichzeitig orchestral so raffiniert ausgearbeitet, dass sie eine moderne, fast sinfonische Kraft entfaltet.

Ein Orchester im Tanzrausch

Das Havana Lyceum Orchestra, dirigiert von José Antonio Méndez Padrón, bringt diese Suite mit beeindruckender Vitalität auf die Bühne. Die Streicher agieren federnd und präzise, die Bläser setzen klangfarbliche Akzente, und die Percussion treibt das Geschehen mit unermüdlichem Puls voran. Méndez Padrón gelingt es, die Struktur der Sätze klar herauszuarbeiten, ohne den tänzerischen Fluss zu bremsen. Besonders eindrucksvoll ist das Zusammenspiel der verschiedenen rhythmischen Ebenen – lebendig und punktgenau.

Tradition trifft Innovation

Mit der „Suite Danzotas“ gelingt Ernesto Oliva ein künstlerischer Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Das Werk ist farbenfroh, mitreißend und dabei tief kubanisch. Eine musikalische Entdeckung, die das Können des Orchesters und die kreative Kraft der jungen kubanischen Komponistenszene eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Wolfgang Amadé Mozart Sinfonie B-Dur KV 319

Mozart mit frischem Atem

In der Aufführung von Mozarts Sinfonie B-Dur KV 319 zeigt das Havana Lyceum Orchestra unter der Leitung von José Antonio Méndez Padrón eindrucksvoll, wie lebendig und zeitlos klassische Musik klingen kann. Die Interpretation wirkt durchweg klar strukturiert, dabei nie akademisch – vielmehr frisch, voller Spielfreude und mit einem feinen Gespür für Mozarts elegante Ironie. Bereits im ersten Satz wird deutlich: Hier wird nicht nur sauber musiziert, sondern erzählt.

Transparenz und Lebendigkeit

Sarah Willis und José Antonio Méndez Padrón mit Mitgliedern des Havana Lyceum Orchestra Foto  Monika Rittershaus (
Sarah Willis und José Antonio Méndez Padrón mit Mitgliedern des Havana Lyceum Orchestra Foto Monika Rittershaus 

Das Orchester beeindruckt mit einem transparenten, leichten Klang, bei dem jede Stimme ihren Platz findet. Die Streicher zeichnen die melodischen Linien geschmeidig nach, während die Holzbläser mit farbenreichen Einsätzen glänzen. Méndez Padrón versteht es, die Balance zwischen Struktur und Ausdruck zu halten – Tempi sind zügig, aber nie überhastet, die Dynamik ist sorgfältig abgestuft und fein nuanciert.

Ein jugendlicher Mozart

Diese Interpretation hebt die jugendliche Energie und Leichtigkeit der B-Dur-Sinfonie besonders hervor. Es ist ein Mozart ohne Pathos, aber mit Persönlichkeit, klanglicher Tiefe und tänzerischer Eleganz. Die Interpretation des Havana Lyceum Orchestra beweist eindrucksvoll, wie jung und aufregend Mozart auch heute noch klingen kann – wenn man ihm mit Neugier und musikalischer Offenheit begegnet.

Francisco Repilado Chan Chan, für Horn und Orchester bearbeitet von Jorge Aragón

Kubanische Melancholie neu interpretiert

Mit der Bearbeitung von „Chan Chan“ – dem ikonischen Stück des Komponisten Francisco Repilado (alias Compay Segundo) – für Horn und Orchester wagt Jorge Aragón einen spannenden Brückenschlag zwischen Tradition und Klassik. Das Havana Lyceum Orchestra unter José Antonio Méndez Padrón verleiht dem berühmten Song eine neue orchestrale Tiefe, ohne seinen charakteristischen, melancholisch-schwebenden Charme zu verlieren. Die typisch kubanische Leichtigkeit bleibt erhalten, wird aber durch die Orchesterfarben noch intensiviert.

Sarah Willis: Horn mit Herz und Seele

Im Zentrum steht Sarah Willis, deren Hornspiel sich wunderbar in das kubanische Klangbild einfügt. Ihr warmer, lyrischer Ton unterstreicht die Melancholie von „Chan Chan“ und hebt zugleich die melodischen Feinheiten hervor. Ihre Phrasierung wirkt gesanglich, fast wie ein vokaler Erzählfluss – einfühlsam, aber nie sentimental. Besonders berührend ist der Dialog zwischen Horn und Orchester, der wie ein stilles Gespräch zwischen Kulturen wirkt.

Zwischen Nostalgie und Eleganz

Diese Version von „Chan Chan“ ist keine bloße Adaption, sondern eine emotionale Neuinterpretation, die sowohl kubanische Wurzeln als auch klassische Raffinesse in sich trägt. Das Zusammenspiel von Willis, dem Orchester und der raffinierten Bearbeitung ergibt eine bewegende Hommage – zart, ehrlich und musikalisch außergewöhnlich.

María Teresa Vera Veinte Años für Horn und Orchester bearbeitet von Jorge Aragón

Zeitlose Sehnsucht in neuer Klangfarbe

Havana Lyceum Orchestra Warmup auf dem Inseli Foto von Patrick Hürlimann
Havana Lyceum Orchestra Warmup auf dem Inseli Foto von Patrick Hürlimann

Die Bearbeitung von Veinte Años“ – dem berühmten boleroartigen Lied von María Teresa Vera für Horn und Orchester – durch Jorge Aragón eröffnet dem Klassiker eine neue emotionale Dimension. In der Version mit dem Havana Lyceum Orchestra, dirigiert von José Antonio Méndez Padrón, bekommt das nostalgische Lied einen sinfonischen Rahmen, der die Tiefe und Schönheit der Melodie eindrucksvoll verstärkt, ohne deren Intimität zu verlieren.

Sarah Willis: Gesang auf dem Horn

Sarah Willis gestaltet die Solostimme mit großer Wärme und klanglicher Sensibilität. Ihr Horn klingt beinahe wie eine menschliche Stimme – weich, ausdrucksstark und voller Melancholie. Die Melodie von „Veinte Años“, geprägt von Abschied und Erinnerung, gewinnt in ihrem Spiel an Intensität und Ausdruck. Besonders eindrucksvoll ist ihre Fähigkeit, sich mit dem Orchester zu verweben und doch als Erzählstimme klar hervorzutreten.

Ein musikalischer Blick zurück

Diese Interpretation ist mehr als nur ein klassisches Arrangement – sie ist ein gefühlvoller Rückblick, getragen von Würde und Zärtlichkeit. Das Zusammenspiel aus traditioneller kubanischer Musik und klassischer Klangsprache macht „Veinte Años“ zu einem emotionalen Höhepunkt. Ein stiller, berührender Moment im Programm – voller Respekt für Herkunft und Gefühl.

José «Joseíto» FernándezGuantanamera“ für Horn, Trompete und Orchester bearbeitet von Jorge Aragón

Ein kubanisches Symbol neu belebt

Guantanamera“, eines der bekanntesten Lieder Kubas, erhält in der Bearbeitung von Jorge Aragón für Horn, Trompete und Orchester eine neue, sinfonische Gestalt. Die Melodie von José „Joseíto“ Fernández bleibt als kulturelles Erbe spürbar präsent, wird aber durch die orchestrale Fassung und die farbige Instrumentierung auf ein neues Niveau gehoben. Das Havana Lyceum Orchestra unter José Antonio Méndez Padrón bringt dabei nicht nur Präzision, sondern auch Herzblut und nationalen Stolz zum Ausdruck.

Ein Duo mit Charakter

Die Soloparts für Horn und Trompete sind klug aufeinander abgestimmt: Das Horn, weich und gesanglich, steht im Kontrast zur strahlenden, leicht melancholischen Trompete. Beide Instrumente treten in einen musikalischen Dialog, der die Vielschichtigkeit des Liedes unterstreicht – zwischen Volkstümlichkeit und Poesie, Melancholie und Hoffnung, aber auch durchaus mit groovendem, jazzigen Einschlag. Das Zusammenspiel ist feinsinnig und ausdrucksstark, ohne Effekthascherei. Ein absolutes Konzerthighlight.

Tradition mit neuem Klanggewand

Diese Version von „Guantanamera“ ist kein bloßes Zitat, sondern eine eigenständige musikalische Erzählung, die Respekt vor der Tradition zeigt und gleichzeitig Raum für künstlerische Freiheit lässt. Die Mischung aus klassischer Struktur und kubanischer Seele macht dieses Stück zu einem emotionalen wie musikalisch reizvollen Höhepunkt im Konzertprogramm.bei dem Hornsolistin Sarah Willis das Publikum animierte mitzusingen, was aber, wahrscheinlich zum akustischen Glück, nur leidlich gelang.

Ungewöhnliche Zugabe

Nach dem stürmischen, nicht enden wollenden Schlussapplaus verwöhnten uns die Ausführenden noch mit einer außergewöhnlichen Zugabe. Da legten die Hornistin Sarah Willis und Dirigent José Antonio Méndez Padrón, getragen von karibischen Rhythmen der übrigen Orchesterangehörigen, noch eine kesse Sohle in Form einer Salsa aufs Parkett, bejubelt vom Auditorium. Die ausführenden verließen schlussendlich umjubelt weiterspielend den Konzertsaal über die Zuschauerreihen ins Foyer, wo sie uns noch weiter mit feuriger Musik unterhielten.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Priska Ketterer, Peter Fischli und Patrick Hürlimann  www.lucernefestival.ch

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Havana Lyceum Orchestra Warmup auf dem Inseli Foto von Patrick Hürlimann

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

Sarah Willis Horn und musikalische Leitung

Mozart y Mambo Konzertfoto von Priska Ketterer

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