Sie kennen die Mosel nicht? Die malerische Landschaft entlang ihrer Ufer, die schmucken Dörfchen und die historischen Städte Bernkastel-Kues und Trier, die beeindruckenden Schifffahrten mit waghalsigen Schleusenpassagen und, nicht zuletzt, die Weinvielfalt einer Traubensorte namens Riesling? Wir haben das Bijou Mosel entdeckt, wo Harmonie und Lebensfreude beheimatet sind.
Weinberge an der Mosel
Die Mosel ist der grösste Nebenfluss des Rheins. Französisch heisst sie Moselle und luxemburgisch Musel. Sie fliesst durch Frankreich, Luxemburg und die Bundesländer Saarland und Rheinland- Pfalz. Der Fluss wurde von den Moselanliegerstaaten ab 1958 kanalisiert und damit zur Grossschifffahrtsstrasse ausgebaut. Sie ist nach dem Rhein die zweitwichtigste Schifffahrtsstrasse Deutschlands und zählt zu den meistbefahrenen Wasserstrassen Europas.
Familie Hoffranzen fotografiert von Willi Speicher
Touristen finden nebst dem Flussweg eine reiche Palette an sportlichen oder weinseligen Ausflügen, etwa auf der Moselweinstrasse oder den Moselradwegen, welche von Metz in Frankreich bis nach Koblenz am Rhein auf 311 Kilometern befahrbar sind. Eine Reihe imposanter Burgen und Ruinen zieren die Höhen über dem Moseltal. So lohnt sich auch eine gemütliche Besichtigungstour per Schiff. Wer wandern möchte, begeht den Moselhöhen - Wanderweg von Edinger-Eller aus, über den Klettersteig Calmont nach Bremm durch den steilsten Weinberg Europas.
Unzertrennliche Liebe zum Wein
Prallvolle Riesling Traube
Der eigentliche Grund unserer Moselreise galt dem Besuch einer traditionellen Winzerfamilie. Die Reise führte nach Mehring, einem typischen malerischen Dörfchen zwischen Bernkastel-Kues und Trier. Dieses Gebiet ist besonders geprägt von den Weinbergen mit unendlicher Weitsicht, von seinen steilen Schieferhängen, wo vor allem Riesling angebaut wird. Lange galt in der Schweiz der Mosel-Riesling als Massenproduktionswein mit dem Prädikat honigsüss oder sauer. Doch seit die Dachmarke Mosel nach dem Vorbild der Dachmarke Eifel gegründet wurde, gehören die Moselweine zu den besten Europas. Eine unzertrennliche Liebe zu den Reben und den Weinen pflegt seit Generationen eine Familie.
Die Familie Hoffranzen pflegt das «classische» Weingut seit 1601 und hat sich der unzertrennlichen Liebe zum Wein verschrieben. Spürbar ist die Balance vonTradition und Innovation, hörbar fast das Herzblut, das bei Vater Hans pulsiert. Seine Augen leuchten, wenn er mit seinen Reben spricht bei der täglichen strengen Arbeit in den Rebbergen. Lohn der Arbeit ist dann, wenn er mit den Gästen genüsslich seine herrlichen Provenienzen verkostet. Derweil Mutter Gertrud fast rund um die Uhr für das Wohl der Gäste im hauseigenen, idyllischen Gästehaus besorgt ist für die Kulinarik (mit dem landestypischen Frühstück) oder für die Weinverkostungen am Abend. Tochter Carolin, Mehringer Weinkönigin 2006/07, lebt die Tradition der Familie mit Begeisterung weiter, ehrt das Werk der Eltern und überzeugt mit neuen Ideen für die Vermarktung von Hoffranzen-Weinen.
Die Moselweine
Carolin die Weinkönigin fotografiert von Willi Speicher
Riesling, der Inbegriff der Moselweine, gedeiht an den steilen Uferhängen. Denn hier finden die Reben ideale Lebensbedingungen und ein ausgeglichenes Mikroklima. So ist das Moseltal Bestandteil des rheinischen Schiefergebirges, was besonders vorteilhaft für die Qualität der Weine ist. Durch die Wasser speichernde Kraft des Tonminerals, die Wärme speichernde Energie der Quarzreste im Schiefer und nicht zuletzt durch die Verwitterung des Schiefers werden viele Mineralstoffe frei, welche die Rebe für ihr Wachstum benötigt. Oft sind die Wurzeln bei den alten Reben bis 15 Meter lang. Und wer nun glaubt, es gäbe nur einen einzigen Wein (es ist ja immer die Traubensorte Riesling), irrt gewaltig.
Teerdisch - kochbar.de
Bei Hoffranzen verkosteten wir Guts-Riesling zu Fisch, Schalentieren, Kalb, Geflügel, Spargel und Frischkäse. Oder den Layterrassen (Lay = Schiefer) zu einem Zander aus der Mosel, zu Pasta oder einfach bei unserer gemütlichen Plauderrunde. Klassiker von trocken bis süss, von feinherb bis fruchtig, von Auslese bis hin zum Eiswein – eine beeindruckende Palette. Nicht zu vergessen der «feinperlige» Winzersekt „Cuvée Carolin“. Und nach einem deftigen, für die Gegend typischen Mahl einen hauseigenen Edelbrand als «Verdauerli».
Wiedergeburt der Moselküche
Impression vom Weingebiet an der Mosel
Gertrud Hoffranzen erklärt: «Eigentlich ist die ursprüngliche Moselküche sehr anspruchslos. Die Menschen waren genügsam und arbeiteten hart. Da die Moselaner lange unter der Herrschaft der Klöster standen und hohe Abgaben bezahlen mussten, waren die Menschen arm und die Küche dementsprechend.»
Aufgedeckt, Impression vom Weingebiet an der Mosel
Heute erlebt die Moselküche eine Art Wiedergeburt, ist aber keineswegs eine Schickimicki-Küche. Also lässt man sich am besten von den Einheimischen Geheimtipps geben. Fragt man die unter 40-Jährigen nach einem typischen Gericht der Region, erwidern die meisten: «Flieten»! Das sind würzig marinierte frische Hähnchenflügel.
Probierraum bei Familie Hoffranzen Foto Lars Marmann
Trotz ihrer mundartlichen Bezeichnung sind diese so «trierisch» wie das Wiener Schnitzel. Wirklich traditionelles Essen findet man noch in alteingesessenen Gasthäusern, Rezepte meist nur in alten und in Sütterlin verfassten Kladden (Kochbuch) der Grosseltern.
Zum Trinken parat
Gertrud Hoffranzen selbst bekochte uns mit einem samtigen Riesling-Süppchen, darin Zanderfilet mit Panade. Anschliessend mit einem im Riesling geschmorten Rindsfilet mit moselländischen Schales (fein geschnittener Kartoffel-Speck-Lauch-Gratin) und frischen Pfifferlingen. Zum Nachtisch eine Rieslingcreme mit gezuckerten Trauben.
Impression vom Weingebiet an der Mosel
Wenn das kein (Schlemmer) Paradies ist! Auf denn an die Mosel, wo sich Harmonie und Lebensfreude ein wohltuendes Stelldichein geben.
Eine Kooperationsinitiative des Fachbereichs Touristik/Verkehrswesen und der Gleichstellungsinitiative FocusFrauen
Der Fachbereich Touristik/Verkehrswesen hat in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Hochschule Worms eine Initiative für ihre Studierenden entwickelt, die den Herausforderungen der Krise proaktiv begegnet.
Praxispartner sprechen lassen
Der Fachbereich Touristik/Verkehrswesen, will in dieser herausfordernden Zeit nicht nur seinem Anspruch an Forschung und Lehre gerecht werden, sondern auch die Vielzahl der engen Kontakte zur Praxis nutzen, um so gemeinsam einen aktuellen Einblick in die Unternehmen dieser Branche zu ermöglichen.
Mit profilierten Managerinnen, aus führenden Unternehmen im Luftverkehr, Schienenverkehr und Reisevertrieb, wird in einer Kurzreihe von Live Streaming Diskussionen hautnah über die derzeitige Geschäftslage, persönliche Erfahrungen und neue Zukunftsperspektiven für die Branche gesprochen. Im Anschluss an die jeweiligen Gespräche besteht die Möglichkeit, sich persönlich an die Managerinnen mit offenen Fragen zu wenden.
Studierende mit den Partnern ins Gespräch bringen
Gabriela Ahrens, Senior Director Leisure Sales Home Markets von der Lufthansa Group, Stefanie Berk, Executive Board Member, Deutsche Bahn Fernverkehr AG und Eva Riegerm Bereichsleitung, Marketing, Lufthansa City Center sind die drei Expertinnen, die spannende Einblicke und Impulse geben werden und aufzeigen können, was Krisenmanagement bedeutet. Teilnahmeberechtigt sind alle Studierende der Hochschule Worms. Weitere Informationen und Anmeldung für die Studierenden der Hochschule Worms unter: https://www.hs-worms.de/focusfrauen/ Ansprechpartnerin für weitere Fragen: mirjam.kronschnabel@hs-worms.de
FocusFrauen ist ein ganzheitliches Förderkonzept für Studentinnen der Hochschule Worms zur engeren Verzahnung von Studium und beruflicher Karriere. Wichtig ist es, rechtzeitig die eigene Karriereplanung ins Auge zu fassen. FocusFrauen ermöglicht, sich schon während des Studiums mit der konkreten Zukunftsplanung zu befassen. Oft helfen ganz konkrete Beispiele, das Gespräch und die individuelle Begegnung. Erst so lassen sich Ausgangslagen vergleichen, Persönlichkeitsstrukturen erkennen. So lassen sich die individuellen Stärken durch den neutralen aber erfahrenen Blick von außen ausbauen. FocusFrauen hilft die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen und unterstützt die ersten Schritte der Karrieregestaltung.
Linus Bauer, ein leitender Berater in der Luftfahrtindustrie und Gastdozent des City's Air Transport Management MSc-Programms, City, University of London, befasst sich mit der Zukunft des Luftverkehrs.
Die Reise- und Geschäftsflugbranche hat durch die COVID-19-Pandemie erheblichen Schaden erlitten.
Nach den kürzlich veröffentlichten Zahlen des Internationalen Luftverkehrsverbandes (IATA) wird die weltweite Luftfahrtindustrie im Jahr 2020 252 Milliarden US-Dollar verlieren, wobei viele Fluggesellschaften Insolvenz anmelden und bis zu 90 Prozent ihrer Flugkapazitäten abbauen werden.
Linus Bauer ist ein herausragender Absolvent der City, University of London, Managing Consultant bei Bauer Aviation Advisory und Gastdozent des MSc Air Transport Management-Programms.
City News (CN) fragte nach seinen Einschätzungen über die Zukunft der Geschäftsluftfahrt.
CN: Die Fluggäste haben immer noch ein bedeutendes Maß an Flugangst, selbst wenn sie während der Reise in Flugzeugen Masken tragen und vor dem Einsteigen Temperaturkontrollen durchlaufen hätten. Welche weiteren Maßnahmen können die Fluggesellschaften ergreifen, um ihre Bedenken abzubauen?
LB: Gesundheit und Sicherheit werden zu einem allgegenwärtigen Faktor werden, denn Angst und Vertrauen werden die beiden Emotionen sein, die bei der Planung einer Reise im Vordergrund stehen. In den letzten zwei Wochen haben wir neue Luftwutauslöser erlebt: Fluggesellschaften brechen ihr Versprechen, die mittleren Sitze frei zu halten, und Passagiere treffen keine Vorkehrungen, indem sie nicht auf soziale Distanzierung achten. Die Fluggesellschaften müssen transparenter und selbstbewusster bei der Kommunikation des Protokolls zur sozialen Distanzierung sein, insbesondere im Zeitalter der sozialen Medien. Die Passagiere verlangen, per Videobotschaften darüber informiert zu werden, was die Fluggesellschaften tun, um das Reisen für alle sicher zu machen - von präventiven Maßnahmen an Bord und speziellen Reinigungsprozessen bis hin zu minutengenauen Änderungen der Flugpläne usw. Solche Maßnahmen würden sicherlich die Ängste von gesundheitsbewussten Passagieren und Fluggästen über 50 Jahren verringern. Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass eine Fluggesellschaft ihre Gesundheit und Sicherheit nicht ausreichend respektiert, werden sie schnell eine finden, die dies tut!
CN: Ist angesichts der immer tiefer werdenden Krise in der globalen Luftfahrt und der großen Fluggesellschaften, die Insolvenz anmelden, staatliche Hilfe die einzige Option?
LB: Für eine große Gruppe großer Fluggesellschaften auf der ganzen Welt ist die staatliche Unterstützung die einzige Option für ihr Überleben. In Deutschland zum Beispiel bietet die Wiederanlage von Stabilisierungsfonds mit Sonderkrediten aus der vorangegangenen globalen Finanzkrise die beste Lösung für deutsche Aktiengesellschaften wie die Lufthansa.
CN: Werden Flugpreise bei den derzeit niedrigen Ölpreisen und der entsprechend geringen Nachfrage nach Reisen für Reisende erschwinglicher werden?
LB: Aufgrund der Treibstoff-Hedging-Aktivitäten Ende 2019 wird die Mehrheit der Fluggesellschaften leider derzeit nicht von den niedrigen Ölpreisen profitieren. Die Fluggesellschaften berichten von massiven Verlusten beim Treibstoff-Hedging, da die Treibstoffpreise stark gefallen sind. Die Markt-zu-Markt-Verluste aus den Überschussabsicherungsgeschäften sind auch deshalb entstanden, weil Kapazitätskürzungen aufgrund von COVID-19 dazu geführt haben, dass der Treibstoffverbrauch der Fluggesellschaften in den nächsten Geschäftsjahren niedriger sein wird als bisher angenommen. Was die Nachfrageseite betrifft, so wird die Luftfahrtindustrie in den nächsten drei Jahren unter einer geringeren Nachfrage leiden.
Aufgrund technologischer Vorteile (z.B. Videokonferenzen) und der wirtschaftlichen Rezession (Insolvenzen von Unternehmen) werden Geschäftsreisen auf die Befriedigung der Grundbedürfnisse beschränkt sein, und ein Teil der Geschäftsreisen wird möglicherweise nie wieder zurückkehren (mittelfristig 5-8% Rückgang). Diese Ereignisse (Kapazitätskürzungen, Nachfragerückgang und höhere Treibstoffkosten als erwartet) werden mittelfristig zu einer Erhöhung der Flugpreise beitragen. Wir können jedoch zu Beginn für einen begrenzten Zeitraum günstigere Flugpreise erwarten, und es werden Methoden entwickelt, um den Verkehr und die Nachfrage während der Erholungsphase anzukurbeln.
CN: Gibt es bestimmte geographische Gebiete oder Reisemärkte in der Welt, die besser darauf vorbereitet sind, zur Normalität zurückzukehren?
LB: Eine Rückkehr zur Normalität ist vor 2023 unwahrscheinlich. Abgesehen davon glaube ich, dass Länder wie Australien und Neuseeland einen geografischen Vorteil haben und während dieser Pandemie eine große Arbeit geleistet haben, um die Verbindungen untereinander zu festigen. Eine Trans-Tasman-Reiseblase wird entstehen, sobald es sicher ist, Flüge zwischen beiden Ländern zu ermöglichen. Wenn es gut funktioniert, könnten sie erwägen, die pazifischen Inseln und Singapur einzuladen, sich dieser Blase anzuschließen. Dieses Modell könnte sich als gutes Beispiel für den Rest der Welt erweisen, um die Reisen zwischen den Ländern Schritt für Schritt in Gang zu bringen.
CN: Wird sich die Luftfahrtindustrie zum Besseren verändern? Könnte COVID-19 angesichts der Rolle, die die staatliche und private Finanzierung bei der Umstrukturierung von Fluggesellschaften spielen kann, die bereits schlecht verwalteten Fluggesellschaften zwingen, effizienter zu werden?
LB: Jede einzelne Krise führt zu neuen Möglichkeiten, die Dinge zu verbessern. Was in der Vergangenheit als Fehler angesehen wurde, kann jetzt korrigiert werden. Nach einem Weckruf aus dieser Krise wird Themen wie Nachhaltigkeit und Umwelt viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt, was zu einer höheren betrieblichen Effizienz für die Zukunft führt.
CN: Wie wird sich die Pandemie auf die Ausbildungspipeline der Piloten auswirken?
LB: Piloten, Flugbegleiter und Flugsteigbedienstete sind die Gruppen, die am unmittelbarsten von dem starken Rückgang der Passagiernachfrage betroffen sind, seit die Pandemie weltweit ausgebrochen ist und den Flugverkehr für Millionen von Menschen im Wesentlichen zum Erliegen gebracht hat. Die COVID-19-Krise hat den weltweiten Mangel an Piloten in einen Überschuss verwandelt. Die gegenwärtige Krise hat alles verändert, einschließlich der Fluggesellschaften, die aufgrund des starken Kapazitätsabbaus für die nächsten drei Jahre Tausende von Piloten entlassen.
Klares smaragdgrünes Wasser, dichte Wälder und hohe Berge, versteckte und versunkene Städte – das hat die lykische Küste zu bieten. Und Kas, das Kleinod Städtchen am Meer. Ein guter Ausgangsort für Entdeckungsreisen in die Region. So habe ich die Türkei im „original“ fernab von Massentourismus erlebt. Das war 2015...
Osman und Herbert
Osman, ein väterlichvertrauenswürdiger Fahrer erwartet mich am Flughafen Antalya. Ein paar Brocken Deutsch und Englisch spricht er. Er fährt gut und rassig westwärts An die 400 Kilometer lange lykische Küste. Die lykische Küste verdankt ihren Namen der historisch geprägten Landschaft Lykien, die sich bäuchlings zwischen Antalya und dem Köycegiz-See ins Meer vorschiebt. Ruinen über Ruinen sind Zeitzeugen der Antike und eine der ältesten Mittelmeerkulturen, deren Artefakte bis ins Jahr 3000 vor Christus zurückreichen. So hinterliess das von Rätseln umgebene Volk der Lykier eine eigene Schrift, einzigartige Grabmonumente und mit dem Lykischen Bund, dem Rat der Städte, schufen sie das erste demokratische Bündnis der Welt.
Duft von Jasmin und Wacholder
Blick aufs Meer
Schon bald sehe und fühle ich eine andere Türkei. Das Aquamarin und Smaragdgrün des schimmernden Meeres. Die Pinien-Kiefergrün-Mischung der üppigen Wälder. Darüber die kargen Dreitausender des Taurusgebirges, welche oft bis im Mai mit Schnee bedeckt sind. Nach einer Stunde Fahrt öffnet Osman das Fenster, deutet auf seine Nase und sagt: Du, riechen – smell! Ich inhaliere die erfrischenden Düfte von Jasmin und Wacholder, die Frische des dichten Waldes. Kurze Zeit später deutet Osman auf seinen Bauch. Ich kapiere und nicke. In einer romantischen, mit Einheimischen besetzten Gartenbeiz wird ohne zu fragen aufgetischt: Herrliche Meze, lauwarmes Fladenbrot, heisse Forellenfilets mit Ziegenkäse überbacken. 15 Euro – für zwei Personen inklusive Getränke.
Pensionen am Meer und im Dorf
Impressionen Kas
Plötzlich deutet Osman auf seine Augenbraue und sagt: „Kas“ - Die Augenbraue zählt zu den schönsten kleinen Städtchen an der Südküste der Teke-Halbinsel, dem antiken Lykien. Einst auch Land des Lichts genannt. Kas ist ein sehr typischer türkischer Ort. Mit Gassen und Gässchen. Mit Basaren und Wasserpfeifen-Rauchecken. Mit Boutiquen und Teppichgeschäften. Mit Tee- und Kaffeenischen.
Gewürze
Mit Düften nach Gewürzen. Und mit unzähligen Beizen, welche (noch) mit einheimischer Küche um die Gunst der Gäste buhlen. Kas zählt 8000 Einwohner, mit den Touristen gang und gäbe das Doppelte. Kas kennt trotzdem (noch) keinen Massentourismus. Kleine Pensionen, meistens Familienbetriebe direkt am Meer oder im Dorf beherbergen die Gäste. „All inclusive“ ist „out“. Mein Hotel „Kale“ gehört zu den Besten und liegt oberhalb des Dorfes. Mit Aussicht auf das Meer. Mit kleinem schmucken Gärtchen und Gartenwirtschaft. Die Zimmer sind sauber, schlicht, mit türkischen Möbeln eingerichtet. Das Wasser ist ab Hahn trinkbar. Das „Kale“,was Burg heisst, ist keine Bettenburg. 18 Zimmer, 6 Juniorsuiten und 6 Appartements kann man buchen.
Über Treppenstufen ins Wasser
Im Hotelgarten
Zeit, mich nach der langen Reise ins bequeme Bett zu legen. Sehr früh um 5.35 wünscht der Muezzin vom benachbarten Minarett mit dem Morgengebet (ab Bändli) im Namen Allahs einen frohen Tag. Ich bin akustisch definitiv in der Türkei. Später erfreue ich mich am reichhaltigen Frühstück (ohne 5-Sterne-Luxus). Dafür mit Eierspeisen von heimischen Hühnern, hausgemachten Tapenaden von Oliven und Tomaten, Salaten, handgerührter Konfiture, Honig, weissem und dunklem Brot und herrlichem Granatapfelsaft. Sogar Müesli gibt’s und frische Früchte. Feinster türkischer Tee und Kaffee. Und überaus freundliche Mitarbeiter. Auch bietet das Hotel eine einfache schmackhafte Küche. Nun, ich wusste im Voraus, dass das «Kale» keinen weissen Sandstrand zu bieten hat. Nach fünf Minuten Fussweg gings in die zum Hotel gehörende Leymona Beach Bar. Dort lege ich mich auf eine der vielen bereit gelegten Matten unter einen schattenspendenden Olivenbaum. Träume in den Tag hinein und plane Ausflüge. Über Treppenstufen bewegt man direkt ins smaragdgrüne meistens ruhige Meer. In Sichtweite tummeln sich Wasserschildkröten.
Auf die Insel und in die Berge
Einkaufsmeile in Kas
Die Ausflüge sind äusserst preiswert. Per Schiff zur gegenüberliegenden griechischen Insel Kastellorizo. Mit den pittoresken Häusern, der Burg und den Kirchen. Der Coiffeur im Hinterhof frönt an frischer Luft seinem Handwerk. Überzeugend sind die griechischen Fischküchen direkt an der Hafenpromenade. Mit einer handgeschriebenen Rechnung, die wohl kaum je vom Steueramt erfasst wird.
Pulpo vom Feinsten
Aber einmalig gut sind der Rotbarsch und der Pulpo vom Grill. Ab in die Berge ist ein Muss – ein Ehepaar und ich dürfen mit Osman, der mich umarmt, als ob wir uns schon lange kennten, hinauf ins Gebirge. Nach Gömbe mit seinem grünen See. Die engen Strassen führen durch kleine Dörfchen, über Hochebenen und Weideland bis zum Staudamm, dem Wasserspeicher für Kas. Kurvenreich und holprig geht die Fahrt weiter zum Ziel auf 2150 Meter über Meer. Die mondlandschaftlich anmutende Bergwelt rund um den grünen See scheint ein Kraftort zu sein. Osman kniet nieder und schlürft genüsslich vom klaren Wasser. Auf dem Heimweg, im Bergdorf Ucarsu mit seinem kunterbunten Markt sitzen wir mitten unter Einheimischen und geniessen mit ihnen würzige Köfte (Hacktätschli) vom offenen Grill.
Zuhinterst im wilden Canyon
Die versunkene Stadt
Es gibt noch vieles mehr zu entdecken. Sakliklent, die versteckte Stadt, welche nur durch einen eiskalten Fluss in einem wilden Canyon des Taurusgebirges zu erreichen ist. Und Phellos, die Grabanlage oberhalb von Kas, welche unvergessliche Eindrücke aus 700 Jahren v. Chr. vermittelt. Dann Kekova, die versunkene Stadt, welche mich eigentlich mehr lockt als die Ruinen über der Erde. Mit einer luxuriösen Schifffahrt auf einer Privatjacht, wo auf Steuerbordseite der Schiffskoch während der Fahrt Doraden auf dem Holzkohlegrill brutzelt und der Kapitän während des Essens die Geschichte der versunkenen Stadt erzählt.
Gebackener Trompetenfisch
Gartenbeiz.
Apropos Essen. Kas hat für jeden Geschmack und jedes Budget eine grosse Anzahl an Restaurants. Deren 150 seien es, verrät mir Hafis Sevign, der Chef meiner Lieblingsbeiz Lola. Wo ich den besten „Octopus en Casserole“ esse.Und, für mich, eine Premiere der gebacke Trompetenfisch ist. Die ottomanisch zubereitete, geschmorte Lammschulter und der pfiffige türkische Sish Kebab mit gehacktem Rindfleisch landen alsbald auf der Favoritenliste. Die cremigen, mit Curry gewürzten Salzkartoffelwürfel ebenso. Meistens trinke ich Bier oder Wein. Als «Verdauerli» einen Raki – ähnlich dem griechischen Ouzo. Die Rechnung liegt jeweils zwischen 15 und 20 Schweizer Franken – alles inklusive.
Trompetenfisch
Wer sich vom Massentourismus mit Gäste - Ghettos, von kilometerlangen Sandstränden und Menschenmassen, die sich an der Sonne rösten, von Schlaraffenland-Buffets mit Kaviar, Hummer und Co. verabschieden und die Türkei einmal anders erleben möchte, liegt an der lykischen Küste smaragdgrün richtig. «Güle güle» – auf Wiedersehen – ruft mir Osman, der Bleibende, Mit «Bol Sans» – alles Gute, verabschiede ich mich als Gehender.
Gut zu wissen
Glücklicher Autor
Anreise Flug entweder nach Antalya oder Dalaman. (Edelweiss Air beispielsweise fliegt beide Destinationen an) Die Fahrzeit nach Kas dauert ca. 31⁄2 bzw. 2 Stunden. Transfer Flughafen–Hotel hin und zurück ca. Franken 180.–. Möglicher direkter Reiseanbieter: Brigitte Krickl Reisen, www.brigitte-krickl-reisen.de Tel 0049 711 326 08 46 Währung ist die türkische Lira (TL).Der Kurs schwankt sehr. Im Durchschnitt:100 TL = ca. 30 Franken. Mastercard, Travel Cash und Visa sind praktisch überall akzeptiert.
Lykische Küste.
Im Gegensatz zur Ostküste sind die Preise in TL angegeben. Euro mitzunehmen lohnt sich nicht. Die beste Reisezeit ist von April bis Oktober. (Juli, August sind sehr heiss.) Im September 2015 war es zum Beispiel noch bis 38/40 Grad. Ausflüge bucht man im Hotel – ca. 35 Euro pro Person (inklusive Verpflegung)