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Lifestyle

Der neue Moresby Waterproof Boot von Ariat

Moresby Waterproof Damenstiefel, 195€
Moresby Waterproof Damenstiefel, 195€

Der neue Moresby Waterproof Boot von Ariat kombiniert Mode und Funktion und passt perfekt zum Schnürstiefeltrend dieser Saison. Er verfügt über einzigartige Details wie antike Messingbeschläge und eine gesprenkelte Sohle an der Unterseite. Das Obermaterial aus Vollnarbenleder und Wildleder, das sowohl für Damen  als auch für Herren erhältlich ist, sorgt für ein klassisches Äußeres, und die praktische Schnürung ergänzt den Stil der Calumet Field Jacket für diejenigen, die einen von Kopf bis Fuß durchgestylten Landhausstil suchen.

 

Moresby Waterproof Herrenstiefel, 210€
Moresby Waterproof Herrenstiefel, 210€

Eine ganztägig dämpfende Einlegesohle sorgt für maximalen Komfort. Der Moresby ist außerdem mit einer Sohle aus recyceltem Gummi ausgestattet und besteht zu mindestens 50 % aus Materialien aus nachhaltiger Produktion.

Beide Stiefel sind ab heute auf www.ariat.com/de/de und in ausgewählten Geschäften erhältlich.

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«STYX Tours» eine musiktheatrale Reise ins Ungewisse des Luzerner Theaters unternahm Max Thürig

Gastro-Team Luzerner Theater, Claire Chenette
Gastro-Team Luzerner Theater, Claire Chenette

Produktionsteam
Musikalische Leitung: Jack Adler-McKean
Regie, Konzept, Ausstattung, Dramaturgie: Musiktheater-Kollektiv Agora (Benjamin David, Anna Brunnlecher, Valentin Köhler, Jana Beckmann)
Licht: André Stocker
Dramaturgie: Lars Gebhardt
Choreinstudierung: Mark Daver
Besetzung
Robert Maszl
Vladyslav Tlushch
Nora Bertogg
Anne-May Krüger
Amélie Hug
Chor des Luzerner Theaters
Statisterie des Luzerner Theaters
Ensemble des Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO): Claire Chenette (Oboe, Englischhorn, Gitarre, Gesang), Margaret Hasspacher (Kontrabass, Gesang, Schlagwerk), João Carlos Pacheco (Schlagwerk, Elektronik), Sue In Kang (Violine, Schlagwerk), Diego Vasquez (Klarinette, Bassklarinette), Jack Adler-McKean (Tuba)

Styx-Tours! Ihre letzte Reise… Einsteigen bitte!

Am Eingang wartete eine Musikkapelle und begleitete die BesucherInnen mit speziellen Klängen im Areal
Am Eingang wartete eine Musikkapelle und begleitete die BesucherInnen mit speziellen Klängen im Areal

Theaterplatz Luzern, eine kleine Menschenansammlung, Leute, diszipliniert aufgereiht und bereit, ihr letztes Abenteuer zu beginnen, begleitet von Tourguides mit Chäppi und Fähnli – so präsentierte sich an diesem Vorabend der beschauliche Platz an der Reuss.

Sei es ein Drummer
Sei es ein Drummer
Sei es eine Violistin
Sei es eine Violistin

Wenn es schon die letzte Reise sein soll, dann bitte eine Fahrt mit bester Aussicht! Deshalb begebe ich mich in den ersten Stock des Luxusliners und lasse mich ins Friedental transportieren. Was erwartet mich dort? Will ich überhaupt ein Rendez-vous mit dem Tod? Will ich mich auf diese Konfrontation einlassen?… Fragen über Fragen…

 

 

 

 

 

 

 

Überraschung unterwegs

Charon in seinen Adiletten als Sunnyboy wartet auf seine Kundschaft
Charon in seinen Adiletten als Sunnyboy wartet auf seine Kundschaft

Beim Überqueren der Seebrücke taucht die Abendsonne die Rigi in schönstes Licht und lässt die Fahrgäste ob des wunderbaren Anblicks staunen. In Gedanken versunken stoppt der Bus plötzlich und wir werden Zeuge eines «Unfalls» zwischen einem Ambulanz- und einem Leichenwagen. Damit alle Beteiligten trotzdem rechtzeitig ans Ziel kommen, beschliesst die Crew der Styx-Tour, alle – inklusive Sarg – bei uns einzuladen und die Reise Richtung Krematorium fortzusetzen…

Das STYX-Boot liegt auf dem Trockenen
Das STYX-Boot liegt auf dem Trockenen

Beim Verlassen des Tourbusses fordert uns eine sympathische Frauenstimme auf, nichts liegen zu lassen, da wir ja nicht mehr zurückkehren werden und wenn wir schon etwas zurücklassen möchten, dann bitte etwas Wertvolles, woran sich die Toursbegleitung auch wirklich erfreuen kann!

 

 

 

 

Ohne Geld läuft wenig

 Leckeres und Originelles auf der Angebotsliste der Imbisbude «Doña Muerte
Leckeres und Originelles auf der Angebotsliste der Imbisbude «Doña Muerte

Szenenwechsel: Vor den Toren des Krematoriums werden wir von einer kleinen Musikgruppe empfangen und es wird uns Einlass durch das Tor gegeben. So langsam verfliessen Fiktion und Wirklichkeit! Wo ist nun dieser Styx-Fluss? Wo der Fährmann Charon, der uns ins Totenreich Hades überführt? Habe ich eine Münze, die ich mir unter die Zunge legen kann, damit ich die Überfahrt auch bezahlen kann? Münze? Kleingeld? Ich war davon ausgegangen, dass auch hier das Bargeld abgeschafft ist und wie in der übrigen Stadt natürlichste Bedürfnisse nur via Handyapp bezahlt werden können… Doch da lag ich falsch: Viel mehr scheint hier zu gelten: «Nur Bares ist Wahres». Auffällig scheint mir: Auch beim letzten Gang funktioniert also nichts ohne Geld…

Am offenen Grab
Am offenen Grab

Wir werden aufgemuntert uns ca. eine Stunde frei auf dem Areal zu bewegen und uns auf das Ertönen des grossen Gongs ganz oben beim alten Krematorium einzufinden. Langsam dunkelt es ein und die Abenddämmerung verwandelt das Areal, welches mit künstlichen Lichtquellen geflutet, mit Livemusik oder mit kräftigen Tenorstimmen beschallt wurde in eine fast gespenstische Aura.

 

 

 

 

 

 

 

Wohin führt mich mein Weg?

Einem Blick in die Zukunft beim Probeliegen steht hier nichts mehr im Wege
Einem Blick in die Zukunft beim Probeliegen steht hier nichts mehr im Wege

Angespornt durch die Neugierde immer wieder etwas Neues zu entdecken mache ich mich auf den Weg und lasse mich durch die unterschiedlichen Installationen, Begegnungen, Geräusche, Menschen, Präsentationen, Aussagen und vielem mehr leiten. Was hat das Leben in seinem letzten Moment noch übrig für mich? Was darf ich von meiner Schlussreise noch erwarten? Ist das ganze Leben in gewisser Weise immer eine «Abschlussreise», wird mein Dasein ja durch die Zeugung gestartet und mit dem Tod beendet? In welchem Zusammenhang stellen sich mir Leben und Tod? Betrachte ich die Menschen, die mit mir ebenfalls unterwegs sind, fällt mir auf, dass die angejahrte Generation eher ruhig, nachdenklich, still oder gedankenversunken unterwegs ist, währenddem junge Menschen das Ganze sehr gelassen und heiter angehen und somit die Gewissheit, dass jedes Leben endlich ist, weit von sich schieben.

Charon in Adiletten, Picknickkörbe auf Grabsteinen und «The show must go on»

Auch Kinder beschäftigen sich auf ihre eigene Art mit dem Tod
Auch Kinder beschäftigen sich auf ihre eigene Art mit dem Tod

Meine Erwartungen zeigen sich häufig als unvollständig oder gar falsch: Charon, der grimmige Fährmann aus der griechischen Mythologie wird als Sunnyboy auf seiner Insel in Adiletten gekleidet gezeigt. Sein Fitnessprogramm mit einer Menschengruppe wird mit dem Song «The Show must go on» untermalt. Beim Probeliegen in einem Modelsarg getrauen sich nicht viele Besucher*innen auf das Experiment einzulassen, obwohl man ja sagt: Wie man sich bettet, so liegt man! Streng nach dem Motto, alles und jenes genau zu planen, zu definieren und zu organisieren, selbst auch Sachen, die letztlich belanglos und irrelevant sein werden, ist der Kick fürs Exklusive spürbar. Beim Imbissstand «Doña Muerte», wo die vorbestellten Picknickkörbe fein säuberlich bereitstehen und sich die Leute ein letztes Mal etwas Gutes gönnen wollen oder sich einen letzten feinen Drink bestellen möchten, herrscht eine gelöste und lockere Stimmung. Durch Songs wie «Knocking on Heaven’s Door» oder beim Anblick der Busstation «Nah dran» wird einem bewusst, was hier eigentlich gezeigt wird. Beim Teddy verraten uns Kinder ihre Vorstellung über den Tod in dem sie sich fragen, ob man dann bei Hunger im Grab per Handy eine Pizza bestellen kann oder ob Sterben auch wieder vorüber geht…

Gehorsam bis zum Tode

Der Besuch bei der Sirene war sehr eindrücklich.
Der Besuch bei der Sirene war sehr eindrücklich.

Nach einem Münzeinwurf (schon wieder Geld!) wünscht mir der Automat «ein schönes Leben noch» und ich lasse mich über das restliche Areal vorbei am offenen Grab zu der Sirene führen, nachdem mich die Ansagerin darauf aufmerksam gemacht hat diesen Spektakel zu geniessen. Ich gehorche also auch noch im letzten Moment den Ansagen, den Stimmen und Tipps meiner Umgebung und lasse mich unterhalten. Selbst als der Gong ertönt und ich damit aufgefordert werde ins alte Krematorium einzutreten und damit meine irdische Reise defacto beenden werde, gehorche ich, lasse mich in den Innenraum führen und werde dort von den gewaltigen (Gesangs-)Stimmen und Sprechtexten in eine andere Welt, in eine andere Sphäre begleitet…

Und dann?

Noch einmal dem wirklichen Tod entgangen, öffnen sich die Türen und ich darf in mein wirkliches Leben zurückkehren, begleitet von einer kleinen Musikband führt mein Weg zur Busstation, wo mich ein Bus der VBL ohne Styx-Querung wieder in meine gewohnte Welt zurückführt. Unberührt lässt mich das Erlebte auf meiner ganzen Heimreise nicht! Auch wenn einzelne Bilder etwas schräg und gar morbid eingefahren sind, so lässt der Gedanke der eigenen Sterblichkeit mich nicht los. Nicht in einer belastenden Form aber in einer positiv prägenden und nachhaltigen Art und Weise!

Diese ziemlich morbide aber spannende Musiktheater-Reise, die auch als «Rundum sorglos sterben mit STYX-Tours! Jetzt unsere Spezialangebote buchen!» angeboten wird, ist hinter dem etwas schaurigen Gewand eine facettenreiche, gelungene Inszenierung, die das Luzerner Theater in Koproduktion mit Lucerne Festival und dem Kollektiv Agora erarbeitet hat.

Text: Max Thürig   https://maxthuerig.ch/           https://www.wildwaldwalk.ch/

Fotos: www.luzernertheater.ch  und Max Thürig

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www.leonardwuest.ch

STYX Tours Szenenfoto

And the Show must go on

Mit Musik wartet es sich wohl besser in der Station «Nah dran»

STYX Tours Szenenfoto

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Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) | Thomas Adès | Anne-Sophie Mutter, 27.8. 2022, besucht von Léonard Wüst

Thomas Adès hat sein Orchester fest im Griff Foto Priska Ketterer
Thomas Adès hat sein Orchester fest im Griff Foto Priska Ketterer

Besetzung und Programm:
Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO)
Thomas Adès Dirigent
Anne-Sophie Mutter Violine
>Per Nørgård (*1932)
Drømmespil (Traumspiel) für Kammerorchester
Witold Lutosławski (1913–1994)
Sinfonie Nr. 3
Igor Strawinsky (1882–1971)
Agon. Ballett für zwölf Tänzer
Thomas Adès (*1971)
Air für Violine und Orchester (Uraufführung) Auftragswerk «Roche Commissions» für Lucerne Festival
Ko-Auftraggeber: Anne-Sophie Mutter, Carnegie Hall und Boston Symphony Orchestra

Grundsätzliches zum Konzert ab Homepage des Lucerne Festivals

Dirigent Thomas Adès  gibt den Takt an
Dirigent Thomas Adès gibt den Takt an

Berührungsängste mit der Tradition kennt er nicht: Composer-in-residence Thomas Adès, der sein neues Werk für Stargeigerin Anne-Sophie Mutter selbst dirigiert, knüpft in seinem Schaffen an die unterschiedlichsten Idiome an – von Bach bis zum Blues, von der sinfonischen Tradition bis zur Clubkultur. Und doch erkennt man seine Musik sofort. Auch Igor Strawinsky liess sich von einer Vielzahl an Stilen anregen, zu seinem letzten Ballett Agon etwa durch ein französisches Tanztraktat aus dem 17. Jahrhundert. Agon entpuppt sich als muntere Revue stilisierter Tänze, die frühbarocke Modelle mit einer avancierten Tonsprache verschmilzt – und das grossbesetzte Orchester (inklusive Mandoline und Kastagnetten!) zu immer neuen, aparten Ensembles gruppiert. Eine abwechslungsreiche Folge instrumentaler Episoden präsentiert auch Per Nørgårds Drømmespil («Traumspiel»), während Witold Lutosławski in seiner Dritten Sinfonie mit der für ihn so typischen «kontrollierten Aleatorik» arbeitet: Auskomponierte Passagen wechseln sich ab mit Abschnitten, die den Musiker*innen grosse rhythmische Freiheiten gewähren – was pulsierende Klangflächen von packender Vitalität erzeugt.

Zeitgenössische Musik wird  in Luzern schon länger gefördert und ist fest etabliert

Einige Koryphäen, Grössen zeitgenössischer Musik, wollten sich dieses spannende Konzert auch nicht entgehen lassen und waren deshalb im Saal anwesend, so u.a. Wolfgang Rihm, seit Sommer 2016 der Künstlerische Leiter der LUCERNE FESTIVAL ACADEMY und Dieter Ammann, 2010 selbst composer-in-residence beim Lucerne Festival.

Das Orchester

Hochkonzentrierte Orchestermitgliederinnen Foto Priska Ketterer
Hochkonzentrierte Orchestermitgliederinnen Foto Priska Ketterer

Das Lucerne Festival Contemporary Orchestra (kurz: LFCO) versteht sich als Exzellenzorchester für die Aufführung neuer und neuester Musik. Es bildet das Pendant zum Lucerne Festival Orchestra und fokussiert sich auf Partituren des 20. und 21. Jahrhunderts, von den Klassikern der Moderne bis hin zu Auftragswerken, die in Luzern uraufgeführt werden.

Alle Mitglieder des LFCO haben von der Ausbildung in der von Pierre Boulez initiierten und heute von Wolfgang Rihm geleiteten Lucerne Festival Academy profitiert. Dank der engen Anbindung an die Academy und ihr Netzwerk ist das LFCO in der Lage, eine Vorreiterrolle in der Interpretation aktueller Musik und in der Entwicklung zukunftsweisender Konzertformate einzunehmen. In seinen Projekten nutzt es die Möglichkeiten der neuen Technologien; interdisziplinäre Arbeiten lassen neuartige Hör- und Konzerterlebnisse entstehen. Dies alles immer mit einer klaren Vision: making contemporary music happen.

Per Nørgård (*1932) Drømmespil (Traumspiel) für Kammerorchester

Nørgård entdeckte die melodische Unendlichkeitsreihe 1959 und sie erwies sich als Inspiration für viele seiner Werke in den 1960er Jahren. Doch erst seine Voyage into the Golden Screen für kleines Ensemble (1968) – das als das erste „eigentlich instrumentale Stück spektraler Komposition “ identifiziert wurde – und die Symphonie Nr. 2 (1970) lieferten die Struktur für ein ganzes Werk.  Die harmonische und rhythmische Unendlichkeitsreihe wurden in den frühen 1970er Jahren entwickelt und die drei Reihen wurden erstmals in Nørgårds Sinfonie Nr. 3 integriert

Per Nørgård beschrieb sein Traumspiel im Jahre 1980 folgendermassen:

Thomas Adès  Dirigent
Thomas Adès Dirigent

Das Stück könnte als Turnier eines Traums angesehen werden, bei dem die Teilnehmer sich vielleicht gegeneinander behaupten, dies jedoch tun, um sich an ihren Unterschieden zu erfreuen – nicht um sich gegenseitig zu zerquetschen. Hier treffen zum Beispiel ein David und ein Goliath zur großen Freude beider Parteien aufeinander. Und hin und wieder hören die Teilnehmer auf, sich gegenseitig anzugeben – und geben sich stattdessen innigsten Umarmungen hin.
Auf der formalen Ebene können die folgenden Passagen als eine Reihe von Variationen betrachtet werden.

Im Verlauf des Konzertes kommen noch drei andere Stücke der jüngeren Moderne zu ihrer Schweizer Erstaufführung, ein überraschender Abend, ganz der zeitgenössischen Musik, die ja in Luzern seit längerem sehr gepflegt wird, verschrieben.

Igor Strawinsky (1882–1971) Agon. Ballett für zwölf Tänzer

Schlagwerkerinnen in Aktion
Schlagwerkerinnen in Aktion

Das dem Choreographen Balanchine gewidmete Ballett-Spiel ohne Handlung für zwölf Tänzer komponierte Strawinski nach dem Muster stilisierter französischer Barocktänze; im »Canticum Sacrum«, einer hymnischen Kantate zu Ehren des heiligen Markus, hingegen wandte er altvenezianische Meisterpraktiken an. Zu beiden Werken jedoch mischt der beständige Avantgardist tonale Passagen mit punktuellem Webern-Sound und undogmatischen Reihen à la Schönberg,

Der lange Reifungsprozess der Komposition deckt einen interessanten Punkt in Stravinskys Kompositionskarierre ab, in der von einer diatonischen musikalischen Sprache zur 12Ton Technik wechselte; die Musik des Balletts demonstriert entsprechend eine eigene Symbiose von musikalischen Mitteln. Das Ballett erzählt keine Geschichte, aber besteht aus einer Serie von Tanzbewegungen, bei denen verschiedene Gruppen von Tänzern in Paaren, Trios, Quartetten etc. Interagieren.

Eine Reihe von Bewegungen basieren auf französischen Hoftänzen des 17. Jahrhunderts – Sarabande, Galliard und Bransle. »Canticum Sacrum ad Honorem Sancti Marci Nominis« ist ein 17-minütiges Chor- & Orchester Werk, das Igor Stravinsky (1882–1971) 1955 als Widmung an »die Stadt Venedig, als Ehrung von dessen Schutzheiligen, dem heiligen Apostel Markus« komponiert hat. Das Werk ist kompakt und stilistisch abwechslungsreich und reicht von etablierten, neoklassischen Modi zu experimentellen neuen Techniken.

Thomas Adès (*1971) «Air» für Violine und Orchester (Uraufführung)

Hochkonzentrierter Thomas Adès
Hochkonzentrierter Thomas Adès

«Air»für Violine und Orchester schrieb er für niemand Geringeren als Anne-Sophie Mutter als Auftragswerk der «Roche Commissions». Für einmal soll nicht die Virtuosität der Künstlerin im Zentrum stehen, sondern ihre legendäre Gesanglichkeit. Luftig, leicht und immateriell sei das Konzert geworden.

Anne-Sophie Mutter und Thomas Adès zelebrieren Air mit Unterstützung des grossartigen Orchesters Foto Priska Kettererjpg
Anne-Sophie Mutter und Thomas Adès zelebrieren Air mit Unterstützung des grossartigen Orchesters Foto Priska Kettererjpg

Uraufführung: Für Anne-Sophie Mutter hat Adès ein neues Werk für Violine und Orchester komponiert. Es antwortet in gewisser Weise auf das Violinkonzert «Concentric Paths» von 2005. Ein Kritiker aus den USA nannte dieses Werk einst «ein gutes Beispiel» dafür, wie bei Adès «der Zynismus und die Frechheit der Jugend einer neuen lyrischen Neigung» gewichen seien.

Er renne vor der Schönheit nicht weg wie andere zeitgenössische Komponisten, hat der 1971 in London geborene Komponist Thomas Adès unlängst in einem Interview gesagt. «Air» heisst das neue Werk, das er für die Geigerin Anne-Sophie Mutter geschrieben hat. Der charakteristische, intensive Geigenton der Solistin wird diese melodienhafte «Arie» prägen.

«Schöne» neue Musik angesichts unserer heutigen Zeit? Für Adès ist das kein Widerspruch: Denn die Suche nach Schönheit kann auch eine Utopie bedeuten, und hörbar ist das neue Stück auch als Lamento.

Die Solistin glänzte auch dank eines kongenialen Orchesters

Anne Sophie Mutters Spiel auf ihrer Stradivari löst sich immer klarer aus dem magistralen Orchester, konzentriert und trotzdem irgendwie ungebunden. Das Stück ist wie geschaffen für die Geigerin. Ihren singenden Klang, der selbst in oberster Höhe noch erwärmt.

Anne-Sophie Mutter und Thomas Adès  beglückwünschen sich gegenseitig Foto Priska Ketterer
Anne-Sophie Mutter und Thomas Adès beglückwünschen sich gegenseitig Foto Priska Ketterer

Bei Adès wirkt das vermeintlich Gegensätzliche jedoch erstaunlich einheitlich und organisch. Genau das unterscheidet Adès von der Polystilistik eines Alfred Schnittke. Während der 1998 verstorbene russisch-deutsche Komponist unterschiedliche Stile und Charaktere zu einer scharf gezeichneten Collage zusammenführte, sucht Adès mehr die Einheit in der Vielfalt. Francisco Coll, der aus Spanien stammende, in Luzern lebende einzige Kompositionsschüler von Adès, spricht von einer Art «Homogenität im Heterogenen», die Coll auch für seine eigenen Werke reklamiert.

Wollte Anne-Sophie Mutter dezidiert etwas Ähnliches oder bewusst etwas anderes?

Als wir über das neue Stück sprachen, sind wir übereingekommen, dass es nicht etwas werden sollte, was ich schon einmal erprobt hatte. Also nicht einfach ein zweites Violinkonzert. Ich wollte tatsächlich etwas anderes erschaffen: Wir kamen schnell überein, dass das neue Werk mehr wie eine ausgedehnte Arie für Violine in einem Satz sein sollte.

Spielt also die Frage nach der Melodie eine zentralere Rolle als noch in «Concentric Paths»?

Richtig, das Werk fokussiert sich mehr auf den Aspekt Melodie und Linie, weniger auf komplexere Fragen nach Form und Gehalt, Harmonik und Klanglichkeit. Das neue Violinkonzert trägt demzufolge den Titel «Air», also «Aria». Es ist also ein liedhaftes Werk, und so wird die Violine im Vergleich zum Konzert «Concentric Paths» sehr viel melodischer behandelt. Die Linie der Solo-Violine von Anne-Sophie Mutter wird unterstützt von dem Orchester. Es drängt sich hinein und führt sie weiter, webt gewissermassen ein Netz.

Der Solopart und das Orchester bilden also ein in sich geschlossenes Ensemble wie im Barock und weniger einen Widerstreit, wie es oftmals im romantischen Solokonzert der Fall ist?

Es ist kein Stück mit offen ausgestellten Gegensätzen oder Widersprüchen, ja. Der Solopart und das Orchester bilden gemeinsam einen in sich geschlossenen, organischen Klangkörper. Wollte Anne-Sophie Mutter dezidiert etwas Ähnliches oder bewusst etwas anderes?

Als wir über das neue Stück sprachen, sind wir übereingekommen, dass es nicht etwas werden sollte, was ich schon einmal erprobt hatte. Also nicht einfach ein zweites Violinkonzert. Ich wollte tatsächlich etwas anderes erschaffen: Wir kamen schnell überein, dass das neue Werk mehr wie eine ausgedehnte Arie für Violine in einem Satz sein sollte.

Spielt also die Frage nach der Melodie eine zentralere Rolle als noch in «Concentric Paths»?

Anne-Sophie Mutter  Thomas Adès und das Orchester geniessen die stehende Ovation nach der Uraufführung von Air
Anne-Sophie Mutter Thomas Adès und das Orchester geniessen die stehende Ovation nach der Uraufführung von Air

Richtig, das Werk fokussiert sich mehr auf den Aspekt Melodie und Linie, weniger auf komplexere Fragen nach Form und Gehalt, Harmonik und Klanglichkeit. Das neue Violinkonzert trägt demzufolge den Titel «Air», also «Aria». Es ist also ein liedhaftes Werk, und so wird die Violine im Vergleich zum Konzert «Concentric Paths» sehr viel melodischer behandelt. Die Linie der Solo-Violine von Anne-Sophie Mutter wird unterstützt von dem Orchester. Es drängt sich hinein und führt sie weiter, webt gewissermassen ein Netz.

Der Solopart und das Orchester bilden also ein in sich geschlossenes Ensemble wie im Barock und weniger einen Widerstreit, wie es oftmals im romantischen Solokonzert der Fall ist?

Es ist kein Stück mit offen ausgestellten Gegensätzen oder Widersprüchen, ja. Der Solopart und das Orchester bilden gemeinsam einen in sich geschlossenen, organischen Klangkörper. Das ist tatsächlich der Barock-Zeit ähnlich, aber ich würde sogar noch weiter zurückgehen: In der spezifischen Kontrapunktik würde ich auch eine Verbindung zu den englischen Reformatoren der Musik wie Thomas Tallis oder William Byrd aus dem 16. Jahrhundert sehen. In diesem Geflecht wirkt die Violine wie ein goldener Strahl. Es ist also kein Solo-Konzert im herkömmlichen Sinne.

Das Publikum feierte Solistin, Komponist & Dirigent, sowie das Orchester mit einer langanhaltenden «Standing Ovation».

Witold Lutosławski (1913–1994) Sinfonie Nr. 3

Witold Lutoslawski gestaltet die sinfonische Form mit seiner spezifischen Anwendung der Aleatorik: auskomponierte Abschnitte wechseln mit “Ad-libitum”-Passagen, in denen das Notenmaterial von den Spielern frei zu variieren und zu rhythmisieren ist.

Lutosławskis Verzicht auf die übliche Norm von vier Sätzen

Lutoslawski verzichtet auf die traditionelle Viersätzigkeit und begnügt sich mit zwei Sätzen, von denen der erste lediglich vorbereitenden Charakter trägt. So gelang es ihm, die Gattung der Sinfonie mit neuem Leben zu erfüllen. Seine 1983 vollendete Dritte ist ohne Zweifel sein sinfonisches Hauptwerk. Ihr dramatisch-tragischer Gestus und die meisterhafte kompositorische Dramaturgie setzen sie in die Nachfolge großer europäischer Sinfonik, trotz oder gerade wegen der neuartigen Form. Eine Komposition, die dank ihrer Rasanz und Dichte über alle Attribute verfügt ein Ohrwurm, gar ein veritabler Klassiker zu werden, vor allem, wenn sie so engagiert vorgetragen wird, wie zum Schluss des  Konzertabends von diesem phantastischen Orchester unter der magistralen Ägide von Thomas Adès.

Das Auditorium war dementsprechend begeistert und spendete langanhaltenden, stürmischen Applaus für ein ebenso ungewöhnliches, wie auch begeisterndes Konzerterlebnis.

Text: leonardwuest.ch

Fotos: Priska Ketterer  https://www.lucernefestival.ch/de

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Anne-Sophie Mutter Solistin Violine

Das Lucerne Festival Contemporary Orchestra Foto Priska Ketterer

Anne-Sophie Mutter Thomas Adès und das Orchester geniessen die stehende Ovation nach der Uraufführung von Air

 

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Kulinarische Kalbereien serviert von Herbert Huber

Rosa geschmorter Kalbsrücken
Rosa geschmorter Kalbsrücken

Der gute Ton ist rosarot und nicht (mehr) weiss – eine Geschichte um das Wohl des Kalbes.Als wir in den 70er-Jahren Gastgeber im «Goldenen Kreuz» in Gerzensee waren, wurden im prunkvollen «Louis- XVI-Saal» Hochzeiten gefeiert. Mit Kalbsrücken als Paradestück. Im Ofen klassisch auf den Punkt gebraten, mit herrlicher Kruste und innen leicht rosa.

Dry aged Kalbsrücken am Knochen gegart
Dry aged Kalbsrücken am Knochen gegart

Der das Bankett reservierende Brautvater meinte“ Gälled Herr Huber das Kalbfleisch muss dann so weiss sein wie das Brautkleid! Jahrelang mussten dann sogar Züchter von rotem Kalbfleisch „Bussen“ bezahlen – heute sei es umgekehrt, liess ich mir sagen.

 

 

 

 

 

Weisses oder rosa Kalbfleisch – nicht nur eine ästethische Frage

Dünne Scheiben vom rosa gegarten Kalbsrücken mit Radieschen und Schnittlauch-Senf-Dressing
Dünne Scheiben vom rosa gegarten Kalbsrücken mit Radieschen und Schnittlauch-Senf-Dressing

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine Generation hatte im kulinarischen Gedächtnis fest verankert: Kalbfleisch ist weiss, muss weiss sein. Nicht rosa und schon gar nicht rot. Denn das rote Fleisch – so lernten wir noch in der Fachschule – sei von sogenannten Fressern. Nur Fleisch von mit Milch und Milchprodukten aufgezogenen Kälbern galt als gut.

Rosa gebratener Kalbsrücken mit aromatischer Kräutersauce auf Bohnenbeet und gratinierter Kartoffel
Rosa gebratener Kalbsrücken mit aromatischer Kräutersauce auf Bohnenbeet und gratinierter Kartoffel

Und noch heute sagen mir viele Metzger, dass ein grosser Teil der Kundschaft ausschliesslich weisses Kalbfleisch wünsche. Der (Irr-)Glaube, helles Kalbfleisch sei besonders edel, hält sich also hartnäckig.  Was ich selbst lange Zeit nicht wusste: Die weisse Farbe kann die Folge einer nicht artgerechten Haltung sein und ist vor allem der Fütterung zuzuschreiben. Und oft sogar zusätzlich verabreichten Hormonen. Kälber benötigen in ihrem ohnehin kurzen Leben aus tierschützerischer Sicht viel, sehr viel Wasser und zusätzlich Raufutter (z. B. Heu, Gras). Dies alles dient zur Produktion des nötigen Eisens im Blut. Genau diese rücksichtsvolle Fütterung aber hat rötlicheres Fleisch zur Folge. Wie reagieren Konsumenten darauf?

Kalbsrücken mit Rosmarin-Senfkruste
Kalbsrücken mit Rosmarin-Senfkruste

In der Schweiz ist 2021 der durchschnittliche Verbrauch von Rindfleisch leicht gestiegen, während der Pro-Kopf-Verbrauch von Kalbfleisch etwas abgenommen hat. Das wird aus Sicht der Schweizer Fleischwirtschaft auch so bleiben. So ist eine Aufklärung über rotes und weisses Kalbfleisch meiner Ansicht nach sinnvoll, denn es besteht die Gefahr, dass weisses Kalbfleisch künftig einfach vermehrt importiert werden könnte. Unser Nidwaldner Hausmetzger in Wolfenschiessen allerdings kennt Bauern, welche Ihre Kälber artgerecht füttern und weisses Kalbfleisch produzieren.

Die Degustation schafft Klarheit – sorgt aber auch für Verwirrungen 

Rosa gebratener Kalbsrücken auf Mangold-Kichererbsen-Gemüse
Rosa gebratener Kalbsrücken auf Mangold-Kichererbsen-Gemüse

Zurück zum „rötlichen“ Kalbfleisch? Wie schmeckt das? Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und «Natura Veal» also vom Weidekalb gegessen. Es war herrlich zart und auch optisch perfekt. Sogar kräftiger im Geschmack. In den Farbnuancen allerdings liegt schon eine Krux: Wird das Kalbfleisch so rot sein wie rotes junges Rindfleisch, wird das an den Metzgereitheken sicher zu Diskussionen fuhren, ebenso in der Beiz mit dem oft ohnehin schon überforderten Personal. Und ein Spezialist für das „originale“ Wienerschnitzel mit Kalbfleisch, meint: Wenn in meinem Restaurant dunkles Fleisch unter der Panade ist, glaubt kein Gast, dass das Kalbfleisch ist“.

Also gilt: beim nächsten Einkauf beim Hausmetzger oder Grossverteiler nachfragen. Wichtig allerdings ist: Auch rosarotes Kalbfleisch muss gut abgehangen (gelagert) sein. Für ein Voressen empfehle ich die Schulterstücke, für Schnitzel den Stotzen oder das Nüssli. Edelstücke bleiben nach wie vor – Filet, Rücken und Koteletten.

Text www.herberthuber.ch

Fotos: www.pixelio.de

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Kalbsrücken vom Grill knusprig gebraten

Rosa gebratenes Kalbsrückensteak

Kalbfleisch und wo es zu finden ist beim Tier

Kalbsrücken mit Kräuterkruste auf Spargel mit Schnittlauchsauce

 

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