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Politik

Ukraine: Krieg hat viele Gesichter

Rund acht Millionen Menschen haben die Ukraine im vergangenen Jahr verlassen, fast sechs Millionen leben derzeit innerhalb ihres Landes auf der Flucht und rund 140.000 Häuser wurden zerstört. Dies ist die statistische Bilanz des Krieges in der Ukraine nach fast einem Jahr. „Hinter diesen Zahlen stehen Menschen“, sagt Melanie Plöger von Malteser International in der Ukraine. „Und Jede und Jeder hat seine eigene Geschichte. Krieg hat viele Gesichter.“

Die 82-jährige Nina Navídríz lebt im Dorf Korobochkine, rund 50 Kilometer südöstlich der Stadt Charkiw. Kurz nach Beginn des Krieges wurde das Haus der Witwe bei einem Angriff zerstört. Ihr Dorf, ihre Heimat wollte sie nicht verlassen, denn auf dem Dorffriedhof liegt ihr Mann begraben. Und so zog sie in eine benachbarte Scheune. „So wie Frau Navidriz geht es derzeit vielen Menschen in der Ukraine. Sie wollen ihre Heimat nicht verlassen, sie sind dort geboren, aufgewachsen und oftmals wissen sie auch nicht, wohin sie gehen sollen“, sagt Plöger.

Um diese Menschen, die ausharren, zu unterstützen, haben die ukrainischen Malteser bereits rund 150 Häuser für die kalten Monate instandgesetzt, damit ein Leben dort auch während des Winters möglich ist. Für „Oma Nina“ wie sie sie im Dorf nennen, bedeutete dies, dass die zerstörten Fenster und das Dach der Scheune, in der sie mit ihren Tieren lebt, abgedichtet wurden. In ihrem Dorf wurden außerdem Decken, Generatoren, Powerbanks und Lebensmittel verteilt.

„Geschichten, wie die von Oma Nina hören wir bei unserer Arbeit täglich“, berichtet Melanie Plöger, die seit vier Monaten den ukrainischen Malteser Hilfsdienst in Lviv als Fachkraft für internationale Nothilfe verstärkt. „Und ich bin froh, meinen Beitrag leisten zu können“, sagt Plöger.

Malteser International (MI) arbeitet als internationale humanitäre Hilfsorganisation. Sie ist ein Hilfswerk des katholischen Malteserordens und erfüllt besonders den Ordensauftrag "Hilfe den Bedürftigen". Der Auftrag ist es, die Gesundheit und Lebensumstände von notleidenden und vertriebenen Menschen weltweit zu verbessern. Die Organisation leistet in über 140 Projekten in 35 Ländern Hilfe für Menschen in Not, unabhängig von Religion, politischer Überzeugung, Herkunft oder Geschlecht. Christliche Werte und die humanitären Prinzipien der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit bilden die Grundlage der Arbeit. Weitere Informationen: www.malteser-international.org 

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Anfrage an Bundesregierung: Sind wir im Krieg mit Russland?

Die Linke-Abgeordnete Zaklin Nastic möchte von der Bundesregierung eine Klarstellung zu den Aussagen von Außenministerin Annalena Baerbock.

26.01.2023 | 15:06 Uhr
Annalena Baerbock auf der Vollsammlung des Europarats in Straßburg. 
Annalena Baerbock auf der Vollsammlung des Europarats in Straßburg.AP

Die Abgeordnete der Linkspartei, Zaklin Nastic, hat die Bundesregierung in einer schriftlichen Anfrage um Aufklärung über den Status des deutschen Engagements in der Ukraine gebeten. Nastic fragt in der Anfrage, die der Berliner Zeitung vorliegt: „Hat Bundesaußenministerin Baerbock mit ihrer im Europarat getätigten Äußerung ,wir kämpfen einen Krieg gegen Russland‘ den Krieg erklärt und wie verhält sich ihre Aussage zur Positionierung der Bundesregierung, die regelmäßig betont, Deutschland sei keine Kriegspartei?“ Nastic weiter: „Vorausgesetzt, die Bundesregierung bleibt bei ihrer Position, Deutschland sei keinesfalls Kriegspartei, welche Konsequenzen wird der Bundeskanzler aus der (dann offensichtlich unabgestimmten und seiner Position widersprechenden) Äußerung ,wir kämpfen einen Krieg gegen Russland‘ von Außenministerin Baerbock  ziehen und welche Kommunikation der Bundesregierung hat seit der Äußerung von Frau Baerbock in Richtung Moskau stattgefunden, um besagte Aussage richtigzustellen bzw. sich von ihr zu distanzieren?“


US-Professoren kommen zu dem Ergebnis, dass die Aussage wohl nicht als Kriegserklärung zu interpretieren sei. Hilary Appel vom Claremont McKenna College in Claremont, Kalifornien, sagte dem Magazin Newsweek, dass Baerbock „sich falsch ausgedrückt“ habe. Appel bezeichnete die Aussage Baerbocks als „einen faszinierenden und wichtigen Fehler, der den Interessen Russlands dient“. Russland versuche nämlich ständig zu erklären, dass sein übergeordneter Krieg gegen die Nato gerichtet sei, nicht nur gegen die Ukraine.

„Russland zieht es vor, dies als Stellvertreterkrieg zu charakterisieren, um seine Aktionen zu rechtfertigen und seine schlechte Leistung auf dem Schlachtfeld zu erklären“, sagte Appel. „Im Gegensatz dazu charakterisieren die USA und ihre Nato-Verbündeten dies als einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine, in dem der Westen die Verteidigung der Ukraine gegen eine nicht provozierte Invasion unterstützt.“

 
Außenministerin Annalena Baerbock: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland“

Außenministerin Annalena Baerbock: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland“

gestern

Mikhail Troitskiy, Professor für Praxis an der Universität von Wisconsin-Madison, sagte Newsweek, dass Baerbocks Verwendung des Begriffs „Krieg“ wahrscheinlich eher sinnbildlich als wörtlich sei, geprägt von der emotionalen Atmosphäre beim Europarat. „Es war keine Kriegserklärung oder ein Signal für eine radikale Abkehr von einer milderen Position – wie sie zum Beispiel von Nato-Beamten dargelegt wird, wenn diese sagen, dass die Nato die Ukraine unterstützt, aber vor dem Kampf gegen Russland zurückschreckt“, sagte Troitskiy. Obwohl die Aussagen einen Bruch mit der früheren zurückhaltenden offiziellen Rhetorik darstellten, sei „die Aussage über einen ‚Krieg mit Russland‘ keine sehr große Sache (no big deal)“. Die Entscheidung, Panzer und andere schwere Waffen an die Ukraine zu liefern, sei dagegen viel wichtiger.

 
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Ukrainischer Präsident trifft Studierende aus Frankfurt (Oder) und Berlin zu einem digitalen Austausch

Studierende der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und aller
Berliner Universitäten haben am Dienstag, dem 17. Januar 2023, 15.00 Uhr
bis 16.30 Uhr, die Gelegenheit, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr
Selenskyj zu einem digitalen Gespräch in deutscher Sprache zu treffen.

Die Veranstaltung an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder)
findet in Hörsaal 4 im Gräfin-Dönhoff-Gebäude, Europaplatz 1 statt.
Eingeladen zur Teilnahme vor Ort in Präsenz sind angemeldete Studierende
und Angehörige der Europa-Universität Viadrina.
In Berlin findet die Veranstaltung für angemeldete Studierende im Fritz-
Reuter-Saal der Humboldt-Universität, Dorotheenstraße 24, Berlin-Mitte
statt.

Für alle Interessierten wird die Online-Veranstaltung zusätzlich live im
Internet als Stream in deutscher Sprache zur Verfügung gestellt; dieser
kann ohne vorherige Anmeldung unter folgendem Link verfolgt werden:
https://www.youtube.com/watch?v=T_kphp-GbF8.

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Frühzeitiger Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit erhöht Bildungserwartungen und Bildungschancen

Neue Analysen des BiB und bisherige Befunde zu den Wirkungen der
Staatsangehörigkeitsreform von 1999 aus Sicht der Bildungsforschung

30 Prozent der in Deutschland lebenden Kinder haben mindestens ein
Elternteil mit eigener Migrationserfahrung. Auch ein Teil von ihnen würde
von der derzeit diskutierten Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes
profitieren. Analysen zu den Wirkungen früherer Reformen des
Staatsangehörigkeitsrechts geben nämlich Hinweise darauf, dass die
Einführung des Geburtsortsprinzips beim Erwerb der Staatsangehörigkeit die
Bildungschancen der davon betroffenen Kinder begünstigt hat. So zeigen
neue Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB),
dass sich mit dem Erlangen der deutschen Staatsangehörigkeit bei Geburt
sowohl Bildungserwartungen als auch schulische Leistungen von Kindern
ausländischer Eltern erhöhen können. Erwartungen von Kindern und Eltern
hinsichtlich zukünftiger Schulabschlüsse der Kinder, sogenannte
„Bildungsaspirationen“, gelten als wichtiger Indikator für den
Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen. Das zeigen zahlreiche
nationale und internationale Studien.

Frühzeitiger Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit erhöht den
Bildungserfolg bei Kindern

Analysen des BiB auf Basis des Nationalen Bildungspanels (NEPS) haben die
Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes von 1999 evaluiert, mit der das
sogenannte „Geburtsorts­prinzip “ ergänzend eingeführt wurde. Dies
bedeutet: Kinder ausländischer Eltern, die ab dem 1. Januar 2000 in
Deutschland geboren wurden und von denen mindestens ein Elternteil bereits
mindestens acht Jahre lang rechtmäßig in Deutschland gelebt hat und ein
unbefristetes Aufenthaltsrecht besitzt, erlangen automatisch bei Geburt
die deutsche Staatsangehörigkeit. Zur Messung eines möglichen kausalen
Effektes des frühen Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit auf den
Bildungserfolg von Kindern vergleicht das BiB Kinder auf zwei
verschiedenen Ebenen: Zum einen Kinder, die im Jahr vor der Reform geboren
sind mit Kindern, die im Jahr nach der Reform geboren wurden. Zum anderen
Kinder, deren Eltern die vorgeschriebene achtjährige Aufenthaltsbedingung
erfüllen mit Kindern, deren Eltern diese Bedingung nicht erfüllen. Die
Ergebnisse des BiB belegen, dass sich der Erwerb der deutschen
Staatsangehörigkeit von Kindern bei Geburt positiv auf die
Wahrscheinlichkeit auswirkt, wonach das Abitur der gewünschte und als
realistisch angesehene Schulabschluss des Kindes und der Eltern ist.
„Sowohl Eltern als auch Kinder selbst erwarten sehr viel häufiger als
diejenigen, die nicht von der Reform betroffen waren, dass das Kind bzw.
es selbst die Schule mit dem Abitur abschließt“, erklärt Elena Ziege,
Bildungsforscherin am BiB. Es sind 14 bzw. 16 Prozent mehr, die dies
erwarten. Mit der deutschen Staatsangehörigkeit steigt aber nicht nur die
Erwartung, das Abitur erfolgreich abzuschließen - es nimmt auch die
Wahrscheinlichkeit zu, dass das Kind nach der vierten Klasse tatsächlich
ein Gymnasium besucht. Im Vergleich zu den Kindern, die nicht von der
Reform betroffen waren, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von 46 auf 62
Prozent. Der Effekt, dass eher ein Gymnasium besucht wird, lässt sich über
die gesamte Schulzeit beobachten.

Teilhabe der Kinder steigert soziale Interaktion der Eltern

Andere wissenschaftliche Untersuchungen belegen ebenfalls die positive
Wirkung des frühzeitigen Staatsangehörigkeitserwerbs auf Kinder mit
Migrationshintergrund: Die deutsche Staatsangehörigkeit vergrößert demnach
auch die Wahrscheinlichkeit eines Kitabesuchs. Zusätzlich verbessern sich
ihre Deutschkenntnisse, das sozioemotionale Verhalten und die
Schulleistungen. Darüber hinaus wiederholen Kinder, die nach der
Staatsangehörigkeitsreform die deutsche Staatsangehörigkeit durch Geburt
erwerben konnten, seltener eine Klasse. Weitere Studienergebnisse zeigen
auch, dass sich durch den frühen Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit
der Kinder die soziale Interaktion der Eltern mit Deutschen erhöht.
Darüber hinaus verbessern die Eltern ihre Deutschfähigkeiten und lesen
häufiger deutsche Zeitungen, was sich wiederum positiv auf die Kinder
auswirken kann. „In der empirischen Forschung gibt es zahlreiche Hinweise
darauf, welche positiven Auswirkungen ein früherer Erwerb der deutschen
Staatsangehörigkeit auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen
in Deutschland haben könnte - auch das sollte bei der gegenwärtigen
Diskussion nicht außer Acht gelassen werden“, so BiB-Direktorin C.
Katharina Spieß.

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