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Reise/Travel

In Kroatien unterwegs – Eine Reise abseits von Luxus mit Herbert Huber

Karin Gornji
Karin Gornji

Am Flughafen in Split erwarteten uns Irena und Milan. Irena, die geborene Gastgeberin, lernten wir in einem Hotel im Südtirol als Servicemitarbeiterin kennen. Sie schwärmte von Kroatien und ihrem neuen Haus mit den „ Apartmani“. Was uns im Mai 2016 lockte, dem Ruf zu folgen.

Irena und Milan
Irena und Milan

Milan und Irena holten uns am Flughafen in Split ab. Die Fahrt auf Nebenstrassen Richtung Norden vermittelt einen ersten Eindruck. Tiefblaues Meer, karge Berge, unendlich viel Grün. Nach gut zwei Stunden erreichen wir das, an einer Meerzunge gelegene Karin Gornji. Ein Dorf, offenbar vom Rest der Welt vergessen. Niemand weiss genau, wie viele Menschen in den zum Teil neu erbauten Häusern wohnen. 700 oder gar 2000 in der Saison von Juni bis August? Halbfertige und zerstörte Häuser sind Erinnerungen an den letzten Jugoslawienkrieg(1991–1995). Spuren der Vergangenheit, die uns überall auf der Reise begegneten.

Zadar, eine  Stadt im Wiederaufbau

La Piazza in Zadar
La Piazza in Zadar

Die etwa eine Stunde entfernte Stadt Zadar allerdings scheint den Anschluss in die Zukunft gefunden zu haben. Darüber später. In Karin Gornji hingegen gibt es keine Hotels, nur «Apartamani». Keine Industrie, dafür gesunde Luft. Und eine herzliche Gastfreundschaft. Ab und zu klopft die Gastgeberin an die Türe, lädt uns zum bescheidenen Mittagstisch mit Milan, ihrem Gatten ein. Geschätzte Hausfrauenkost in Anbetracht der vorsaisonbedingt geschlossenen Restaurants. In der Tat, im Mai ist nämlich Vorsaison, was einesteils Vorteile halt – kein Touristenrummel und viel Zeit. Nur leider hat das Wetter nicht immer mitgespielt. Die Bora hat uns ordentlich durchwindet. Die Bora, ist ein meteorologischer Begriff für kalte und böige Fallwinde die an verschiedenen Küsten auftreten. Im Speziellen ist Bora der Name des zwischen Triest und der Drimmündung an der kroatischen und der montenegrinischen Adriaküste auftretenden orkanartigen Landwindes.

Ziegen haben Vortritt
Ziegen haben Vortritt

Drei Wochen Zeit hat sich Milan genommen um uns seine Heimat zu zeigen. Mit Stolz, aber auch mit stiller Wehmut. Denn auch er war damals im Krieg. Wir erlebten kein Kroatien aus dem Hochglanzprospekt, sondern ein Land mit vielen Sonnen- und auch Schattenseiten. Über den Krieg sprach Milan nur selten und politisieren kam für ihn nicht in Frage.

Kleiner Hafen in Zadar
Kleiner Hafen in Zadar

Die Region rund um Zadar gehört zum abwechslungsreichsten, beeindruckendsten Gebiet Norddalmatiens. Von hier aus gibt es auch zig Möglichkeiten, eine Schifffahrt  auf dem Meer zu unternehmen. Begrüsst wurden die Schiffsgäste mit einem Gläschen «Rakjia» (kroatischer Grappa). Wohl prophylaktisch gegen die Seekrankheit. Wir sammeln Eindrücke von den vorbeiziehenden malerischen Örtchen, schifften unter der Hängebrücke durch, welche die zwei Orte Ugljan und Kukljicia verbindet. Dann vorbei an zerklüfteten Felsen und genossen den Blick auf die unendliche Weite des tiefblauen Meers und auf die Schattenspiele unter der Regie von Sonne und Wolken.

Ein Höhepunkt der Schiffsreise

Die 5 Kreuze
Die 5 Kreuze

Dies ist zweifelsohne der seit 1980 geschützte Naturpark Kornati. Man erklärte uns, dass zur Römerzeit hier gegen 20000 Menschen gelebt hätten.  Auf einer Insel entdeckten wir riesige Kreuze aus Stein. 2007 hatte hier ein verheerender Waldbrand gewütet. Angefacht durch zwei sich bekämpfende Winde: die Schönwetter bringende «Bora» und der Schlechtwetter bringende «Jugo». Fünf wagemutige Männer wollten  den Brand löschen und wurden Opfer des Feuers. An sie erinnern die 5 Kreuze. Unübersehbar – unheimlich.

Forellen
Forellen

Auf dem malerischen Inselchen „Sali“ mit Post, Bancomat und Beizen gab’s einen Zwischenhalt. Die Preise sind mehr als nur günstig. Zu viert isst man für umgerechnet 60 Franken, inklusive Wein, Wasser und Kaffee.

Die Stadt Zadar ist Handels- und Fremdenverkehrsmetropole.

Kirche in Zadar
Kirche in Zadar

Die historische Altstadt lädt ein zum Flanieren und zum Verweilen in einer lauschigen Gartenwirtschaft. Nebst dem Tourismus, sind die Nahrungsmittelproduktion, der Schiffbau und die Textilfertigung wichtige wirtschaftliche Säulen. Dazu kommt der (fast) süchtig machende Maraschino – Likör, hergestellt aus den Kirschen des fruchtbaren Umlandes.

Kroatische Pizza
Kroatische Pizza

Dort, wo Olivenhaine die Landschaft bereichern, aber auch Investoren EU-Gelder für Olivenplantagen erhalten. Plantagen, die sie nach dem Inkasso wieder als Bauland verkauft haben sollen. Immerhin entdeckte ein EU-Inspektor den Betrug, wie uns gesagt wurde. Und auch das Geld tauchte wieder auf, das eine Maklerin für den dreimaligen Verkauf des gleichen Bodens ergaunert haben soll. Räubergeschichten? Sie gehören wohl zu den Schattenseiten eines Landes, das eigentlich an eine prosperierende Zukunft glauben sollte. Genug gejammert.

Ab in die Berge.

Auf in die Berge
Auf in die Berge

Milan verdanken wir einen besonders beeindruckenden Ausflug. Auf den Strassen war allerdings zwingend Vorsicht geboten, vor allem in der Hochsaison. Denn mit Sicherheitslinien, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Licht und Blinker nimmt man’s nicht allzu genau.

So ruhig unterwegs
So ruhig unterwegs

Wir tuckerten auf der alten Schotter Verbindungsstrasse zwischen Zagreb und Zadar über das Velebit-Gebirge. Am Fusse der „tulove grede“ steht die Kirche des hl.Franciscus aus dem Jahre 1832, welche der österreichische Kaiser Franz Joseph I. errichten liess. Zum Gedenken an die Arbeiter, die an der Verbindung zwischen dem südlichen und nördlichen Kroatien gebaut hatten.

Milan, Gertrude und Irena
Milan, Gertrude und Irena

Grabmäler aus dem Jugoslawienkrieg säumen die Strasse. Neben einem zerstörten Haus wird vor Minen gewarnt. Ein Touristen Paar hat sich in diese gottverlassene Gegend verirrt, wo ein Briefkasten für Karl-May-Fans an einer Mauer hängt und «Winnetou» an die Wand gemalt wurde.

Schifffahrt
Schifffahrt

Der Rückweg führte uns über Obrovac zum Fluss Zrmanja der ebenfalls durch Winnetou-Filmszenen berühmt wurde und eine Schifffahrt mehr als nur wert ist. Nach der Ankunft in Karin Gornji verzehren wir für einen Fünfliber eine Pizza allererster Güte.

Nostalgie auf der Bahnstrecke Zagreb–Split

Einfach schön im Zug
Einfach schön im Zug

In der kleinen Stadt Grasac gibt es ein Bahnhöfli mitsamt Briefkasten, Wartsaal und zwei Gleisen. Eigentlich wollten wir schon aufgeben. Es schien zu kompliziert, einen Ort an der Bahnstrecke Zagreb – Split zu finden, wo man zusteigen konnte. Doch Milan hat ortskundig recherchiert und gedolmetscht. Wir kauften also zwei Billette beim Bahnhofvorstand. In seinem Büro, welches an das vorletzte Jahrhundert erinnert. Leider könne er nur Hinfahrt buchen, da der Billet Apparat gerade defekt sei. Immehin. Der Zug traf mit nur fünf Minuten Verspätung ein. Die feudale (von Deutschland geschenkte) Dieselkomposition ist mit Touristen gut besetzt.

So wird gewohnt
So wird gewohnt

Bei maximaler Sicherheitsgeschwindigkeit von 60 km/h ziehen Felder, Buschwälder, kleine Seen vorbei. Dazwischen blitzen Hausdächer als rote Farbtupfer auf. An den Bahnhöfen steht jeweils der Bahnhofvorstand mit roter Mütze und Kelle, weiter hinten das Bahnwärterhäuschen, mit Mann und Fahne und Garant für die sichere Durchfahrt. Zur Beruhigung: Auch Ampeln gibt’s. Nostalgie pur und Kroatien Reisenden nur zu empfehlen. Nach gut zwei Stunden Berg-und-Tal-Fahrt mit 600 Metern Höhendifferenz erreichten wir Split, die pulsierende Stadt am Mittelmeer mit Fährschiffen und Menschengetümmel.

Terrasse bei Irena
Terrasse bei Irena

Pünktlich nach einer Stunde reisen wir zurück ins verschlafene Karin Gornji. Genossen die Gastfreundschaft von Irena und Milan. Drei Wochen waren im Flug vorbei und Vieles mehr wäre noch zu entdecken gewesen: Die imposanten Krka-Wasserfälle, die pittoresken Plitvicer Seen, die Kvarner Bucht.

Wanderung
Wanderung

Oder Dubrovnik, die Perle der Adria, weiter im Süden. Wir wanderten stattdessen auf den nahegelegenen romantischen Wegen am Karisnica-Fluss,  schlenderten durchs Dorf oder an die Strandpromenade, wo wir uns mit Menschen unterhielten, die auf eine bessere Zukunft hoffen. Die Alten werden wohl bleiben. Die  Jungen haben das Auswandern im Kopf oder hoffen auf bessere Zeiten.

Gut zu wissen:

Wieder einmal Sonne im Gesicht
Wieder einmal Sonne im Gesicht

Eigentliche Hauptsaison sind die Monate Juni, Juli und August.

Anreise: Split ist ab Italien per Fähre erreichbar. Swiss, Croatia Airlines und Easy Jet fliegen ab Zürich. Easyjet ab Basel.

Übernachten in Karin Gornji:

Bei Irena und Milan

irena alavanja holla Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

www.penzion-irenka.sk

Tel. 00385 989 648 602.

Sonnenuntergang bei Irena und Milan
Sonnenuntergang bei Irena und Milan

Apartmani für 2 Personen zwischen 40 und 50 Euro pro Tag. (Schlafzimmer, Bad/Dusche, Aufenthaltsraum mit kleiner Küche. Grosse Dachterrasse. Balkon mit Meersicht.)

Währung: 700 kroatische Kuna = ca. 100 Franken. Visa wird meistens akzeptiert. Travel Cash in Landeswährung aus dem Bancomaten. In Grossstädten kann mit Euro bezahlt werden. (Trinkgeld nicht inbegriffen)

Automiete: Empfehlenswert ist, das Auto gleich mit dem Flug zu buchen, Vollkasko ohne Selbstbehalt.

Küche: Viele Restaurants sind in der Nebensaison geschlossen. Hingegen ist in

den Pecenjarnica’s (öffentliche Bratstationen) Dalmatiens «Hausspezialität» auf

Vorbestellung erhältlich: ganze am Drehspiess gebratene Spanferkel und Lämmer.

Weitere Spezialitäten sind Cevapcici, das Gebäck Borek, Eintöpfe (Ragu) und

Am Meer Fische in Variationen (Pulposalat zum Einstieg).

Kroatische Hausmannskost: Eintopf mit Schweinefleisch. Borek – ein traditionelles Gebäck, gefüllt mit Fleisch oder Schafskäse.

Kleine Fotodiashow der Reise von Herbert Huber:

fotodiashows.wordpress.com/2020/05/11/in-kroatien-unterwegs-ein-reise-abseits-von-luxus-von-herbert-huber/

Text und Fotos: www.herberthuber.ch

Homepages der andern Kolumnisten: annarybinski.ch  www.noemiefelber.ch

www.gabrielabucher.ch    www.leonardwuest.ch Paul Ott/Lascux:http://paul-lascaux.ch/

Autoren- und Journalisten-Siegel von European News Agency - Nachrichten- und Pressedienst

 

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Kapitale Wien, oder alles bloss Schmäh? Analyse einer Wiederbegegnung von Léonard Wüst

Wien-Stadt-Panorama-Nacht
Wien-Stadt-Panorama-Nacht

Ganze 32 Jahre sind ins Land gegangen, seitdem ich das letzte und bisher einzige Mal in Wien war, damals die östlichste Hauptstadt Westeuropas, kurz vor dem „Eisernen Vorhang“, dahinter war der Ostblock. Im Oktober 1987 reisten wir, sechs Kollegen, Stammtischhobbyjasser, mit der, damals noch existierenden, stolzen Swissair an. Diesmal, alleine, reiste der Kluge im Zuge, in Kopf Erinnerungen an damals abrufend und, wie Teile eines zerstörten Mosaiks, die einzelnen Stückchen zusammensetzend. Damals dauerte so ein Trip drei, vier Nächte und man nannte sowas Städtereise und das kostete ein Vielfaches dessen, was man heutzutage dafür berappen muss.

Geldwechsel war damals und auch heute angesagt

Wiener Staatsoper Aussenansicht
Wiener Staatsoper Aussenansicht

Damals wie heute war Geldwechsel angesagt, damals erhielt man für einen Schweizer Franken 12 Alpendollar, wie die österreichischen Schillinge liebevoll betitelt wurden. Diesmal wechselte ich halt unser Fränkli in Euro, da reicht so einer aber nicht mal für einen ganzen dieser europäischen Währung. Damals war mir, nebst der Reise an sich, wichtig, dass in der Pauschale auch ein Ticket für das Musical „Cats“ mit Angelika Milster in der deutschen Erstfassung am „Theater an der Wien“ mit dabei war. (Diese Tickets wurden damals fast wie Wertpapiere gehandelt, waren entsprechend schwierig, oder eben, nur durch  Reisebüros, die über zugeteilte Kontingente verfügten, zu erhalten). Meine Kollegen, der Bitte eher skeptisch nachgebend, nach dem Besuch so hell begeistert, dass wir unsere Programme von einem Taxi ins Hotel bringen liessen, da es ja noch weiter ging ins berühmte Wiener „Bermuda Dreieck“, um uns, wie jeden Abend, (man war ja noch jung), ins Nachtleben zu stürzen.

Pratereingang hereinspaziert
Pratereingang hereinspaziert

Kulturprogramm, damals eher nebensächlich, lief tagsüber so nebenher, also z.B. die Besichtigung des Hundertwasserhauses, eine Führung durch die Staatsoper, ein Kaffee mit Torte im Hotel Sacher, Besuch des Stephansdomes, natürlich des Zentralfriedhofes etc. Bei den nächtlichen Aktivitäten ergaben sich einige erfreuliche Kontakte, vor allem mit jungen Musikern im legendären „Roten Engel“, einige dieser Freundschaften dauern bis heute an.

Grundsätzliches zum „Roten Engel“

Roter Engel Symbolfoto
Roter Engel Symbolfoto

Mehr als 7000 Live-Auftritte mit mehr als 60.000 Zuhörern – 5840 Nächte wurden hier zum Tag gemacht. „Im Roten Engel der Achtzigerjahre habe ich gelernt, um das Publikum zu kämpfen. Und ich habe damals auch gelernt, mein Lampenfieber in den Griff zu bekommen, denn ich habe mich anfangs vor jedem Auftritt ,angspiebn’“, erinnert sich zum Beispiel der heute weltbekannte Hubert von Goisern.

„Wir sind alle Engel und der Teufel der kriegt Prügel, wo Musik ist, lass dich nieder und das tun wir immer wieder. Wir sind alle Engel, haben zwar nur einen Flügel, doch wir spielen und wir toben, hier im roten Himmel oben“ – die Zeilen widmete einst Musiker Tschako dem Wiener Kult-Lokal „Roter Engel“, jenem Club im Bermudadreieck, wo viele Musikerkarrieren ihren Anfang nahmen.

Roter Engel Symbolbild
Roter Engel Symbolbild

Ein grösseres Konzert von Tschako, dessen Lieder damals zensuriert und am Radio nicht gespielt werden durften, erlebten wir an einem andern Abend noch in einem Kellerlokal nahe des Zentralfriedhofes. Mit dem Boogie Woogie – Bluespianisten Michael Pewny, der damals während seines Studiums ab und an im „Roten Engel“ engagiert war und den ich spontan für einen Frühlingsball in der Schweiz engagierte, verbindet mich bis heute eine herzliche Freundschaft.

Prallgefüllte Kulturprogrammagenda

Schloß Schönbrunn
Schloß Schönbrunn

Also war eigentlich ein „Vorbeischauen“ im „Roten Engel“ in Begleitung von Michael Pewny eingeplant, aber erstens kommt es anders und eben, anders als man plant. Diesmal reiste ich mit reichgefüllten Kulturprogramm an, darunter zwei Opern Besuche an der Staatsoper, ein Sinfoniekonzert im Konzerthaus und nicht fehlen durfte selbstverständlich auch ein Heurigenabend mit der von mir so geliebten „Schrammelmusik“. Auch eine Rundfahrt mit dem Hop on hop off Touristenbus hatte ich im Voraus gebucht, die bequemste Art, einige der interessantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt in kompaktem, gerafftem Durchlauf zu besichtigen, vom Stephansdom über den Prater bis Schloss Schönbrunn gabs viel zu bestaunen.

Wiens ÖPNV funktionert sehr gut
Wiens ÖPNV funktionert sehr gut

Im Übrigen: für die Fahrten zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten bietet sich auch der ÖPNV bzw. die von den Einheimischen liebevoll „Öffis“ genannt, perfekt an. Alle Sehenswürdigkeiten und Attraktionen sind, für nähere Erkundungen, problemlos auch per Bus, Tram oder U-Bahn zu erreichen. Kulinarisch hab ich mir das berühmte Wiener Schnitzel verkniffen, nicht aber einen Tafelspitz mit Apfel – Oberskren. Den obligaten Apfelstrudel natürlich verkostet, für die Sachertorte im gleichnamigen Hotel hats nach dem Café Demel Besuch, wo ich mit einer Wiener Reisejournalistin, die ich auf einer Pressereise in Potsdam kennen gelernt hatte, verabredet war, nicht mehr gereicht, Palatschinken steht dann irgendwann in Budapest wieder mal auf dem Speiseplan, obwohl die mir im allgemeinen einfach zu üppig sind, ob in Wien oder irgendwo in Ungarn. Zum Naschmarkt hab ich es ebenso wenig geschafft, wie zum Theater an der Wien, schlicht zu gedrängtes Programm.

War 1987 eher Nachtleben angesagt, stand diesmal Kultur an erster Stelle

Bernadette und Hermann  Weinzirl
Bernadette und Hermann Weinzirl

Dafür hatte sich mir, vor dem Konzertbesuch im Wiener Konzerthaus, eine neue kulinarische Seite der Wiener Gastronomie eröffnet. Wiener Schmankerln, die in eine neue, überraschende Welt zeitgenössischer österreichischer Gastronomie entführten, dies vor dem Jubiläumskonzert zu 100 Jahre Oslo Philharmonic Orchestra im grossen Saal des stolzen Wiener Konzerthauses, unweit des Gebäudes des legendären „Wiener Musikvereins“, in dem jeweils das weltweit beliebte Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker stattfindet. Und in ebendiesem Haus befindet sich auch das Restaurant „Weinzirl“, das selbsternannte „Domizil der kleinen Gerichte“. Nachdem ich kurzfristig, ich verfügte über zwei Pressekarten, mit der extrovertiert-amüsanten, kultivierten Wiener Schriftstellerin Cara Roth noch eine adäquate Begleiterin „auftreiben“ konnte, stand einem grossartigen Abend nichts mehr im Weg.

Meine Wiener Konzertbegleiterin Cara Roth, Schriftstellerin
Meine Wiener Konzertbegleiterin Cara Roth, Schriftstellerin

So liessen wir uns denn mit den, sowohl  geschmacklich, wie auch optisch perfekten Schmankerln verwöhnen, genossen den Gaumen- vor dem anschliessend noch zu geniessenden Ohrenschmaus im Konzertsaal.

Dirigent  Vasily Petrenko Foto Mark Mc Nulty
Dirigent Vasily Petrenko Foto Mark Mc Nulty

Hatte ich 1987 noch eine Fahrt auf mit dem Wiener Riesenrad und eine Runde  Achterbahn, inkl. Looping absolviert, reichte es diesmal nicht mal zu einem kurzen Besuch des Praters, ebenso liess ich das „Hundertwasserhaus“ diesmal links liegen.

Auf den Spuren von Harry Lime

Mit Ursula und Michael Pewny im Zwölfapostelkeller beim Stadtheurigen (1)
Mit Ursula und Michael Pewny im Zwölfapostelkeller beim Stadtheurigen

Dafür schaffte ich es diesmal in die Wiener Unterwelt, nicht grad so tief wie Harry Lime im Film „Der dritte Mann“, aber etliche Meter unter die Oberfläche gings schon beim Besuch des Stadtheurigen in einem der Keller im „Zwölfapostelkeller“. Ein Abstieg, der aufgrund der steilen Stufen, trotz Handlauf, nicht ganz ohne ist und „angesäuselt“ wohl besser gemieden werden sollte.

Stephansplatz bei Nacht
Stephansplatz bei Nacht

Gestärkt durch einen üppigen Heurigenschmaus mit der dazu passenden Schrammelmusik hatte uns die Wiener Oberfläche wieder und ein kurzer Verdauungsspaziergang zum unweit gelegenen Stephansdom war der logische Abschluss des Heurigenprogrammes.

Retour ins Jahr 1987

Wiener Staatsoper Innenansicht
Wiener Staatsoper Innenansicht

Bei einem Abendessen spätnachts, d-h. nach Mitternacht verkaufte ein Zeitungverkäufer im Restaurant die druckfrische „Kronenzeitung“ mit der Schlagzeile: Am gestrigen 11. Oktober wurde der deutsche Politiker  Uwe Barschel, ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein (1982 – 87), tot in der Badewanne seines Zimmers im Genfer Hotel „Beau Rivage“ aufgefunden. Die genauen Umstände seines Todes, ob Suizid, Mord oder natürlicher Tod, sind bis heute nicht restlos geklärt. Es war auch die Zeit des „Lucona Skandals“ in dem der damalige Prokurist  des Wiener Kaffeehauses Demel und Enfant terrible der Wiener Gesellschaft, Udo Proksch, offensichtlich Drahtzieher und Nutzniesser eine grossen Versicherungsbetruges war. Zur Klärung der Verwicklung von Politikern in den Fall, insbesondere politischer Verbindungen zur SPÖ („Club 45), wurde zwischen 1988 und 1989 ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt, in dessen Folge der Nationalratspräsident Leopold Gratz und der Innenminister Karl Blecha (beide SPÖ) zurücktraten. Die juristische Aufarbeitung des Vorfalls stürzte das Land in einen nie da gewesenen Politskandal: 16 Politiker, Juristen und Spitzenbeamte wurden von ihren Posten entfernt, angeklagt oder verurteilt; der österreichische Verteidigungsminister Karl Lütgendorf starb bereits 1981, vermutlich durch Suizid. Politisch also eine durchaus turbulente Zeit damals, die wir auch in Wien, trotz ausgiebigem Nachtleben, durchaus mitbekamen.

Eine der involvierten Personen hielt später meine Erinnerung an Wien wach

Wiener Schriftstellerin Cara Roth
Wiener Schriftstellerin Cara Roth

Greta Fischer, damalige Geschäftsführerin des Demel und Freundin von Udo Proksch, soll in dieser Angelegenheit auch nicht ganz aussen vor gestanden haben. (Ein Strafgericht im Kanton Fribourg verurteilte Erwin Egger, Inhaber der Decobul und Greta Fischer, Verwalterin von Prokschs Briefkastenfirma Zapata wegen Urkundenfälschung und Betrug. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Lieferung der Urananlage mittels gefälschter Papiere lediglich vorgetäuscht wurde. Schriftgutachter waren zu dem Schluss gekommen, dass einige der Dokumente, die der Bundesländerversicherung nachgereicht wurden, erst nach dem Untergang der Lucena angefertigt worden waren). Diese besagt Greta Fischer ist u.a. „mitschuldig“, dass ich diese Wienreise nie ganz aus dem Kopf bekam, denn eines Tages, ca. Mitte 1988, stellte mir eine meiner Kellnerinnen eine Dame, die in unserem Bistro einen Kaffee trank, als ihre Wohnungsnachbarin, Frau Greta Fischer, vor. Meine Nachfrage, ob sie aus Wien stamme, bejahte sie. So kam die ehemalige Demel Geschäftsführerin, die jetzt in einem kleinen Nachbardorf lebte ab und zu nach ihren Einkäufen in unserer Kleinstadt auf einen Kaffee und einen kurzen Schwatz über Gott und die Welt, aber sicher nicht über Lucona, bei uns vorbei, wobei sie sich als kluge, äusserst gebildete Person entpuppte. Auch die Konzertauftritte von Michael Pewny, den ich noch ein paarmal engagierte, hielten meine „Memories of Vienna“ immer latent am Köcheln und bestärkten mich im Wunsch, diese charmante Stadt, von der ich, zumindest bei Tageslicht, noch nicht so viel gesehen hatte, wieder mal zu besuchen. Als es mir in Mai 2019 überraschend gelang, das Online Ticketsystem der Wiener Staatsoper zu überlisten und vorzeitig Karten zu bestellen, war ein Besuch für den folgenden Oktober schnell fixiert, die Akkreditierung für 2 Personen für das Jubiläumskonzert des Oslo Philharmonic Orchestra wurde umgehend erteilt, ein Gegengeschäft mit dem Zwölfapostelkeller schnell eingefädelt. Zudem buchte ich eine gemütliche Wohnung anstelle eines Hotelzimmers, damit ich genügend Platz hatte, die für meine Arbeit unerlässlichen elektronischen Geräte, Laptop, I Pad usw., anzuschliessen und zu platzieren. Da ich sowieso relativ weit in den Osten fuhr, drängte sich ein anschliessender Besuch der nahe gelegenen slowakischen Hauptstadt Bratislava geradezu auf, zumal ich diese noch nicht kannte. Da auch dort eine Mozart Oper und ein Sinfoniekonzert programmiert waren die mich interessierten, war auch dieser Besuch relativ schnell organisiert, inklusive Akkreditierungen für genannte zwei Events, sowie der Transfer mit dem „Twin City Liner“ auf der Donau von Wien nach Pressburg. Von den sechs Reiseteilnehmern von 1987 sind drei inzwischen leider viel zu früh verstorben, sodass ich meine neuen Wienerfahrungen nur noch mit zweien erörtern kann.

Links auf die andern Artikel von Wien und Bratislava:

Konzerthaus Oslo Philharmonic orchestra Leif Ove Andsnes, 19.10.19

https://innerschweizonline.ch/wordpress/wiener-konzerthaus-oslo-philharmonic-leif-ove-andsnes-piano-dirigent-vasily-petrenko-16-oktober-2019-besucht-von-leonard-wuest/

A midsummer nights dream Staatsoper Wien 13. Oktober 2019

https://innerschweizonline.ch/wordpress/wiener-staatsoper-benjamin-britten-a-midsummer-nights-dream-13-oktober-2019-besucht-von-leonard-wuest/

Heuriger mit Schrammelmusik im 12 Apostelkeller Wien, 15. Oktober 2019, eine Reportage von Léonard Wüst

https://innerschweizonline.ch/wordpress/heuriger-mit-schrammelmusik-im-12-apostelkeller-wien-15-oktober-2019-eine-reportage-von-leonard-wuest/

Die Frau ohne Schatten, Staatsoper Wien 19. Oktober 2019

https://innerschweizonline.ch/wordpress/wiener-staatsoper-richard-strauss-die-frau-ohne-schatten-18-oktober-2019-besucht-von-leonard-wuest/

Nationaltheater Bratislava, Wolfgang Amadeus Mozart Così fan tutte, 23. Oktober 2019, besucht von Léonard Wüst

https://innerschweizonline.ch/wordpress/naionaltheater-bratislava-wolfgang-amadeus-mozart-cosi-fan-tutte-23-oktober-2019-besucht-von-leonard-wuest/  

Slovak Philharmonic Konzert zum 70. Geburtstag , 25. Oktober 2019

https://innerschweizonline.ch/wordpress/slovak-philharmonic-konzert-zum-70-geburtstag-25-oktober-2019-besucht-von-leonard-wuest/

Text und Fotos: www.leonardwuest.ch

Paul Ott: http://paul-lascaux.ch/

www.oursecretlibrary.wordpress.comwww.weinzirl.at/www.zwoelf-apostelkeller.athttp://www.pewnyboogie.at/german.htm

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Corona: Tourismus braucht regional unterschiedliche Öffnungsstrategien

Regionen mit niedrigen Corona-Fallzahlen und einer hohen wirtschaftlichen
Bedeutung des Tourismus sollten das Übernachtungsgeschäft zeitnah wieder
öffnen dürfen. Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein würden von
Lockerungen überproportional profitieren und weisen nur
unterdurchschnittliche Infektionsraten auf. Eine bundeseinheitliche, nur
schrittweise Öffnung des Tourismus würde willkürlich Betriebe ausschließen
und hätte noch wochenlange Schließungen zur Folge.

„Das im Mai beginnende Sommerhalbjahr ist entscheidend für das
wirtschaftliche Fortbestehen vieler Tourismusbetriebe, die Unternehmen
benötigen dringend wieder nennenswerte Umsätze, um die Corona-Krise
überleben zu können“, sagt IfW-Ökonom Klaus Schrader. Gemeinsam mit Jürgen
Stehn und Claus-Friedrich Laaser plädiert er in einem Kiel Policy Brief
(https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/kiel-policy-briefs/2020/urlaub-
in-corona-zeiten-perspektiven-fuer-den-tourismus-in-deutschland-0/
) dafür,
Tourismusbetrieben, die durch die Anpassung betrieblicher Abläufe
bestimmte Abstands‐ und Hygieneregeln erfüllen können, jetzt eine Öffnung
zu erlauben. Zu große Menschenansammlungen im öffentlichen Raum sollten
Kreise und Kommunen durch entsprechende Zugangsbeschränkungen verhindern,
etwa zu touristischen Zentren oder durch die Teilsperrung von Parkplätzen.

„Die einzelnen Bundesländer sind wirtschaftlich höchst unterschiedlich von
den Schließungen im Tourismus betroffen und weisen stark differierende
Infektionszahlen auf, was wiederum höchst unterschiedliche Risiken im
Falle einer Öffnung bedeutet. Daher sollte es den einzelnen Bundesländern
möglich sein, hinsichtlich Umfang, Ausgestaltung und Geschwindigkeit
eigene Öffnungsstrategien für den Tourismus zu entwickeln. Aus
ökonomischer Sicht gibt es keine hinreichende Begründung für eine
bundeseinheitliche Exit-Strategie, im Gegenteil“, so Schrader.

Tourismus-Hochburgen im Norden für Lockerungen prädestiniert

Grafik "Tourismusintensität nach Bundesländern 2019"

Bezogen auf die Größe des Bundeslandes ist die Bedeutung des Tourismus für
die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein in
Deutschland am höchsten. Je 1.000 Einwohner verzeichnete MV im letzten
Jahr 21.000 Übernachtungen, SH 12.400. Der bundesweite Durchschnitt lag
bei 6.000 Übernachtungen. Gleichzeitig weisen beide Länder nur äußerst
geringe Fallzahlen von mit Covid-19-Infizierten auf und liegen hier weit
unter dem Bundesdurchschnitt. „Wären die Infektionsraten in den
Reisegebieten vergleichsweise hoch, wären Lockerungen illusorisch. So aber
spricht hier wenig gegen einen Neustart des Tourismus. Die beiden Länder
sind dafür prädestiniert, bei den Lockerungen voranzuschreiten.“

In Schleswig-Holstein etwa sind infolge des „Lockdowns“ während der
Osterferien bis zu 8 Prozent der jährlichen Übernachtungen verloren
gegangen. Bei einer Fortsetzung dieser Beschränkungen bis zum Ende des
Sommerhalbjahrs im Oktober würde sich dieser Verlust auf etwa 80 Prozent
erhöhen. Besonders betroffen wären die Reisegebiete Nordsee und Ostsee,
deren Saisongeschäft noch größer als im Landesdurchschnitt ist.

Grafik "Potentielle Verluste bei den Übernachtungen in den Reisegebieten
Schleswig-Holsteins April bis Dezember 2020"

Vermeidung einer Post-Corona-Krise

In Schleswig-Holstein fallen zwei Drittel aller Übernachtungen auf den
Zeitraum Mai bis Oktober, alleine ein Drittel fällt in die Ferienmonate
Juli und August. Nachholeffekte sind daher nicht zu erwarten, so die
Autoren, ein Umsatzverlust im Sommerhalbjahr kann nicht in touristischen
Randzeiten im Herbst oder Frühling kompensiert werden. Aufgrund des
geringen Anteils ausländischer Gäste dürften die geschlossenen
Außengrenzen Schleswig-Holstein und die meisten anderen Bundesländer nur
wenig treffen. Allerdings würden durch das Fortbleiben ausländischer Gäste
vielerorts auch kaum Übernachtungskapazitäten in der Hauptsaison frei, so
dass die Länder nicht von einem Nachfrageboom nach Urlaub im eigenen Land
profitieren können.

„Eine Rückkehr zur Normalität ist für diesen Sommer auszuschließen,
Umsatzeinbußen werden wohl unvermeidlich sein. Zeitnahe Informationen von
der Politik über die Urlaubsbedingungen würden den Entscheidungsprozess
auch bei den Urlaubern erleichtern und damit auch der Branche mehr
Planungssicherheit geben. In dieser Situation müssen alle Beteiligten bei
ihren Entscheidungen Restrisiken unterschiedlichster Art akzeptieren. Der
Sommer 2020 wird von Ungewissheiten geprägt sein. Es geht jetzt um
Schadensbegrenzung und um die Vermeidung einer Post‐Corona‐Krise“, so
Schrader.

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Costa Rica – Pura Vida – Dschungelbuch eines Nidwaldners, von Herbert Huber

Der Arenal, aktivster Vulkan Costa Ricas
Der Arenal, aktivster Vulkan Costa Ricas

Von San José in den Norden an die Grenze von Nicaragua – in den Süden auf der Pazifikseite – über den „cerro de la muerte“ (Todespass) an die Karibik. Wir haben über 2000 Kilometer Schotterstrassen und die Panamericana befahren. Abseits von Luxus das Eldorado für Tier- und Pflanzen-Beobachter erlebt. Und sind einigen Schweizer Aussteigern begegnet. Das war 2012. Eine einmalige Reise von Herbert Huber mit Tochter Patrizia und deren Freundinnen Karin und Esther. Auf rund 51 000 Quadratkilometern leben gut 4,6 Millionen Einwohner vorwiegend spanischer Abstammung. Die Hauptstadt ist San José. Laura Chinchilla war damals Präsidentin des Landes, wo seit 1970 Naturschutz zur Verpflichtunggehört. Seit 1980 heisst der Präsident – Carlos Alvarado Quesado. Politisch ist Costa Rica stabil, und die «Ticos», wie sich die Costa Ricaner nennen, sind stolz, das einzige Land der Welt ohne Armee zu sein. Tourismus, der Export von Früchten und Computerchips, Zucker und Blumen sind Einnahmequellen. Eine Eisenbahn gibt es seit 1991 nicht mehr. Dafür viel öffentlichen Verkehr und viel Pura Vida. Die erste Nacht verbrachten wir im «Casa del Suizo» in Alajuela unweit des Flughafens San José. George Stöckli, der «bodenständige » Aargauer, holte uns vom Flughafen ab, besorgte das Mietauto, gab wertvolle Tipps und erfreute sich am aus der Schweiz mitgebrachten Käse und der Trockenwurst. Am nächsten Tag gings an den Arenalsee und zum Vulkan, welcher 1968 das letzte Mal Lava, Feuer und Tod brachte. Eine traumhafte Gegend mit tropischem Trockenwald bis hin zum feuchtheissen Nebelwald. Drei Tage gingen wir auf Entdeckungsreise in die Naturschutzgebiete.  Ein Kurzbesuch beim legendären und gastfreundlichen Schweizer Pionier Franz Ulrich aus Nidwalden gehörte ins Spontanprogramm. In der «Ceiba Tree Lodge» schlossen wir Bekanntschaft mit Gerhard, dem sympathischen Gastgeber, genossen die liebevoll dekorierten «Zmorge-Eier», exotische Früchte und das hausgebackene Brot. Energie für die nächste Begehung – der Hängebrücken hoch über dem Dschungelwald und das «Chrampklettern» auf dem Natural Forest Trail des Arenal.

Romantik am Krokodilflüsschen

Impressionen Bootstour
Impressionen Bootstour

Akklimatisiert setzten wir nach dritter Nacht die Reise fort in Richtung «La Cruz» in die Hüttenhotelanlage «Canas Castillas» zu Agi und Guido, welche seit 1997  Regenwald-Romantik am Krokodilflüsschen zu bieten haben. In der Nacht prasselte der Regen auf die Blechdächer, morgens um 5 Uhr weckten uns die Brüllaffen. Agi kochte fein und schnörkellos. Nur ungern trennten wir uns vom Faultier und den fleissigen Wirtsleuten.

Herzlicher Studienkollege von Marcel Perren

Dschungelfeeling
Dschungelfeeling

Nach weiteren drei Nächten Nosara/Nicoja gings in die beeindruckende «Lagarta Lodge» mit riesigem Naturpark. Amadeo und Regina Amacker sind herzliche Gastgeber. Kein Wunder, der Walliser hat mit dem Luzerner Verkehrsdirektor Marcel Perren studiert. Regina hat «Lagarta» und die aufmerksamen Mitarbeiter voll im Griff. Die Zufahrten zu den Lodges sind eher kriminell, ohne 4-Rad-Antrieb bliebe man stecken. Die «Lagarta» liegt hoch über dem Pazifik mit unendlichen Horizonten … Dann die anspruchsvolle, nicht ungefährliche 7-Stunden-Fahrt südwärts nach Uvita. Zu «Rudi», dem waschechten Bayer, der 1996 die Finca Bavaria kaufte und ausbaute. Noch höre ich das penetrante Grillengezirpe vor dem Einnachten, schloss Bekanntschaft mit Turboheuschrecken, sichtete auf einer Beobachtungstour Buckelwale und Riesenschildkröten. Und die giftigste Schlange der Welt. Eine Terciopelo – Lanzenotter  – kein besonderes Vergnügen!

Nächtlicher Besuch – Nacht 19

guet gmacht Don Heriberto
guet gmacht Don Heriberto

Auf nach Golfito–Jimenez! Zu Carlos Ugaldo Gambao. Mit Helen Schärli aus Sachseln verheiratet, hat er die romantische Blockhüttenanlage inmitten des Regenwaldes erbaut. In der Nacht sollte man allerdings den «Laden» runterlassen, sonst könnte es Besuch geben. Pechschwarze Dunkelheit. Es raschelte auf dem Bett vis-à-vis. Mit der Stirnlampe leuchtete ich in zwei grüne Augen. Ein Puma? Ein Waschbär? Ein Ameisenbär? Nach freundlichen Ermahnungen auf Nidwaldner Deustch verliess das Tier mein Schlafgemach. Nun es könnte auch eine Hauskatze gewesen sein. Mit einem Einbaum und einheimischer Führung schifften wir am folgenden Tag durch den unendlich beeindruckenden Mangrovenwaldfluss. Pelikane, Krokodile und eine Unzahl von unbekannten Vögeln waren während vier Stunden unsere Begleiter. Und der Bootsführer füllte den Benzintank stehend im knietiefen Wasser. Gottvertrauen eben.

Schweizer Pannenhilfe in Costa Rica 

Sieht nicht gut aus
Sieht nicht gut aus

Die Überquerung des Cerro de la Muerte – dem Todespass. Kurz vor San Isidoro de El General stotterte der Chevrolet. Mit Hilfe eines Einheimischen gings in die nächste Garage. Luftfilter, Bremsen und Batterien nahezu am Ende. Noch reichte die Kraft bis zur Lodge Hotel de Montana el Pelicano. Mit einem erlösenden «Ich komme», reiste George Stöckli mitsamt Mechaniker und nach 5 Stunden Fahrt zu uns und reparierte den Schaden. Ein Stöckli lässt«seine» Schweizer nie im Stich. Flott gingsnach einer unvergesslichen Bergwanderung am nächsten Tag Richtung Karibik, über den Todespass.

Die Karibikseite – eine andere Welt

Bravo  gschafft das Pädeli esch halt scho es liebs
Bravo gschafft das Pädeli esch halt scho es liebs

Über den Pass auf 3000 Meter über Meer fuhren wir weiter nach Cartago–Limon– Cahuita in die Alby Lodge. Als Lodge ein Bijou; wir empfehlen jedoch die Wolfsong Lodge des Schweizer Paares Markus und Carin Petrig. Markus chauffiert im Sommer als VBL-Chauffeur Luzerner Passagiere.

Bunt die Häuser im ganzen Land
Bunt die Häuser im ganzen Land

In den Dörfchen pulsiert das Leben – der kreolische Einfluss ist spürbar. Auch kulinarisch. Die letzten Tage verbrachten wir im Naturschutzgebiet von Puerto Viejo/Manzanillo, in der «chicen» Namuwoki Lodge. Feuchtheiss war es auch hier, wie überall, 35 Grad Celsius und mehr mit oft 80 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Essen und Trinken

es feins Salötli
es feins Salötli

Früchte und Gallo Pinto, Huhn mit gebratenem Reis, schwarzen Bohnen und Koriander vermischt, gehören zum Zmorge. Mango, Papaya, Bananen, Melonen, Ananas ebenso. Die schwarze Bohnensuppe «frioles de olla» wird mittags gegessen, mit Salat und gebratenen Kochbananen. Thunfisch, Corvina,Tilapia und Gambarones oder Tintenfisch stehen auf dem Menüplan. Tortillas und Tachos sowieso. In der Lagarta Lodge haben wir das beste Ceviche (roh marinierter Fisch) und ein zartes Riesenrindssteak gegessen – sonst sind diese Bitzen eher zäh.

Lueged wie schöön
Lueged wie schöön

Im besten Restaurant der Karibikküste (nach Reiseführer Merian) tischt ein Franzose, ein gastroführerwürdiges Carpaccio von Riesencrevetten mit lauwarmem Fenchelsalat und einen saignant sautierten Thunfisch auf. Hauptsächlich Bier wird getrunken, wenn es etwas köstlicher sein darf, Wein aus Chile oder Argentinien. Nach einem letzten Blick auf das stürmische Meer, versunken in Gedanken an eine einmalige wundervolle Reise mit Schutzengel– flogen wir zurück in die Heimat. Das Grüezi und eine währschafte Rösti taten unmissverständlich kund: Wieder zu Hause!

Gut zu Wissen (stand 2012)

  • Travel Cash Card oder Visa als

Zahlungsmittel

  • Nie zuviel Geld auf sich tragen
  • Auto nie unbewacht lassen
  • Absolute Vorsicht auf den Strassen und nie nachts fahren.
  • Günstig einkaufen in «Maxi Pali»
  • Wäsche in den Lavanderias in fast jedem Dorf
  • Viel, sehr viel trinken (bis zu 6 Liter am Tag)
  • Essen in den Lodges unbedenklich, flotte Tipps des Reiseführers Merian
  • 7 Stunden Zeitverschiebung zur Schweiz
  • Handy-Empfang (fast) überall gut
  • Reisebüros organisieren die Reise

oder per Internet Lodges buchen

  • Preise in den Lodges: Ab 35 USDollar

pro Person meistens inkl. Frühstück

Kleine Fotodiashow der Reise von Herbert Huber:

http://fotogalerien.wordpress.com/2020/05/05/costa-rica-pura-vida-dschungelbuch-eines-nidwaldners-von-herbert-huber/

Text und Fotos: www.herberthuber.ch

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www.gabrielabucher.ch    www.leonardwuest.ch Paul Ott/Lascux:http://paul-lascaux.ch/

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