Staat im digitalen Dialog: Mit KI eine effiziente und nutzerfreundliche Verwaltung gestalten
Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Interaktion zwischen dem Staat
und seinen Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen zunehmend. Mit dem
Ziel, eine leistungsfähige, vernetzte Verwaltung zu gestalten, setzen
Behörden vermehrt auf automatisierte Verfahren, intelligente Datenanalyse
und personalisierte Services. Doch Welche rechtlichen, normativen und
zielgruppenspezifischen Voraussetzungen braucht es für eine KI-basierte
Interaktion in der Verwaltung? Anhand von Beispielen zeigt die Plattform
Lernende Systeme in einem neuen Whitepaper wie sich staatliches Handeln
mittels KI-Technologien effizienter, zugänglicher und nutzerfreundlicher
gestalten lässt und zeigt Handlungsoptionen auf.
KI gilt als Schlüsseltechnologie für die digitale Transformation der
öffentlichen Verwaltung. Während etwa Online-Formulare oder automatisierte
Datenübertragung lediglich standardisierte Prozesse digital abbilden, kann
KI gezielt Informationen kontextsensitiv aufbereiten, komplexe
Datenstrukturen erschließen und individuelle Unterstützung in Echtzeit
leisten. Dadurch entstehen völlig neue Formen der Interaktion, die
insbesondere dann von Vorteil sind, wenn Verfahren komplex sind. Dadurch
wird die Interaktion zwischen dem Staat und seinen Bürgerinnen und
Bürgern, sowie Unternehmen effizienter und gleichzeitig zugänglicher und
nutzerfreundlicher. Anhand konkreter Beispiele aus der Praxis, wie dem
Hamburger Chatbot „Frag den Michel“, zeigt das Whitepaper die Potenziale
des KI-Einsatzes in der Verwaltung.
Analoge und digitale Zugänge müssen zusammengedacht werden
Im Zuge der digitalen Transformation gilt: Der Zugang zu staatlichen
Leistungen braucht auch eine Rückbindung an die analoge Welt. Gerade in
der Interaktion zwischen Staat und Bürgerinnen, Bürgern oder Unternehmen
müssen analoge und digitale Zugänge in der Verwaltung zusammengedacht
werden, um Inklusion, Teilhabe und Gleichbehandlung im Verwaltungshandeln
zu sichern. Gerade ältere Menschen oder Personen mit eingeschränkter
digitaler Kompetenz benötigen eine Form der menschenzentrierten
Unterstützung im Umgang mit KI-Systemen. Dies könnte beispielsweise durch
niedrigschwellige Beratungsangebote, hybride Schnittstellen oder durch
sogenannte „KI-Lotsen“ gewährleistet werden, die den Übergang zwischen
analoger und digitaler Interaktion begleiten und Vertrauen in neue
Verfahren schaffen.
Gleichzeitig unterscheiden sich die konkreten Anforderungen bei der
Interaktion je nach Zielgruppe. Bei Bürgerinnen und Bürgern stehen oft
persönliche Lebenslagen im Vordergrund, etwa bei Anträgen auf
Sozialleistungen, Aufenthaltsrechte oder Elterngeld. In solchen sensiblen
Kontexten müssen KI-Systeme besondere Rücksicht auf Verständlichkeit,
Zugänglichkeit und emotionale Dimensionen nehmen. Wo Entscheidungen
existenzielle Auswirkungen haben, ist ein niederschwelliger Zugang zu
Widerspruchsverfahren ebenso unverzichtbar wie die Möglichkeit, sich an
eine menschliche Ansprechperson zu wenden. In der Interaktion mit
Unternehmen geht es hingegen häufig um die Einhaltung regulatorischer
Anforderungen, etwa bei Berichtspflichten, Genehmigungen,
Steuerangelegenheiten oder der Beantragung von Fördermitteln. Diese
Prozesse sind vielfach stark standardisiert und daher für eine technische
Automatisierung prädestiniert.
KI-Einsatz verantwortungsvoll gestalten
„Der Einsatz von KI in der Verwaltung verändert nicht nur interne
Prozesse, sondern vor allem die Schnittstelle zwischen Staat, Gesellschaft
und Wirtschaft“, erklärt Prof. Dr. Christoph Bieber, Mitglied der
Plattform Lernende Systeme. „Der verantwortungsvolle Einsatz von
Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung erfordert deshalb auch
gemeinsames Handeln von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Werden KI-
Systeme fair, nachvollziehbar und partizipativ gestaltet, kann das
Vertrauen in öffentliche Institutionen gestärkt werden und so zu einer
handlungsfähigeren und menschenzentrierten Verwaltung beitragen.“
Für einen verantwortungsvollen KI-Einsatz im staatlichen Kontext nennt das
Whitepaper zentrale Kriterien: KI-Systeme sollen transparent und erklärbar
sein, in der Interaktion sollen sie sich kontrollieren und hinterfragen
lassen. Außerdem muss bei der Verwendung von KI-Systemen in der Verwaltung
sichergestellt sein, dass die Anforderungen an Transparenz, Kontrolle und
rechtliche Absicherung im Verhältnis zum Anwendungskontext stehen. Ist die
Nutzung von KI-Systemen außerdem inkludierend, nutzerorientiert und
gekennzeichnet durch eine klare Zuweisung von Verantwortungen, kann
sichergestellt werden, dass KI-Systeme nicht nur rechtmäßig sind, sondern
auch gesellschaftlich akzeptiert werden.
Über das Whitepaper
Das Whitepaper „Der Staat im digitalen Dialog. KI in der Interaktion
zwischen Staat, Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen“ wurde von
Mitgliedern der Arbeitsgruppen „IT-Sicherheit, Privacy, Recht und Ethik“
und „Innovation, Geschäftsmodelle und -prozesse“ der Plattform Lernende
Systeme verfasst. Es steht zum kostenfreien Download bereit.
Über die Plattform Lernende Systeme
Die Plattform Lernende Systeme ist ein Netzwerk von Expertinnen und
Experten zum Thema Künstliche Intelligenz (KI). Sie bündelt vorhandenes
Fachwissen und fördert als unabhängiger Makler den interdisziplinären
Austausch und gesellschaftlichen Dialog. Die knapp 200 Mitglieder aus
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln in Arbeitsgruppen
Positionen zu Chancen und Herausforderungen von KI und benennen
Handlungsoptionen für ihre verantwortliche Gestaltung. Damit unterstützen
sie den Weg Deutschlands zu einem führenden Anbieter von
vertrauenswürdiger KI sowie den Einsatz der Schlüsseltechnologie in
Wirtschaft und Gesellschaft. Die Plattform Lernende Systeme wurde 2017 vom
Bundesforschungsministerium auf Anregung von acatech – Deutsche Akademie
der Technikwissenschaften gegründet und wird von einem Lenkungskreis
gesteuert. Die Leitung der Plattform liegt bei Dorothee Bär
(Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt) und Claudia
Eckert (Präsidentin acatech).
Originalpublikation:
https://www.plattform-lernende
systeme.de/files/Downloads/Pub
- Whitepaper "Der Staat im digitalen Dialog. KI in der Interaktion
zwischen Staat,
Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen"
