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Fraunhofer FIT begrüßt 120 Gäste zur Jubiläumsfeier »50 Jahre Zahlen für eine evidenzbasierte Wirtschaftspolitik«

Jubiläumsfeier »50 Jahre Zahlen für eine evidenzbasierte Wirtschaftspolitik« auf Schloss Birlinghoven.  Copyright: © Fraunhofer FIT
Jubiläumsfeier »50 Jahre Zahlen für eine evidenzbasierte Wirtschaftspolitik« auf Schloss Birlinghoven. Copyright: © Fraunhofer FIT
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Mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Forschung ließ das Fraunhofer FIT
am 1. Juli im Schloss Birlinghoven die letzten 50 Jahre der Abteilung
»Mikrosimulation und Ökonometrische Datenanalyse« Revue passieren und
wagte einen Blick in die Zukunft. Den Gästen bot sich ein vielfältiges
Programm: Neben Keynotes zu den vergangenen Jahren aus Sicht der Politik
und der Forschung war in einer Panel-Diskussion Raum für vielfältige
Gegenwartsfragen.

Anschließend rückten aktuelle und zukünftige
Herausforderungen in den Fokus: Soziale Ungleichheit im Bildungssystem,
der Einsatz von KI in der Politikberatung und der Einfluss
gesellschaftlicher Trends auf die empirische Forschung.

>>Vom Analogrechner zu KI-gestützten Chatbots

Die Berechnung der Auswirkungen geplanter politischer Maßnahmen und ihrer
Folgen erfordert häufig riesige Datenmengen. Den Anfang der
evidenzbasierten Entscheidungsberatung am Campus Birlinghoven markiert
deshalb der Analogrechner EAI 231R-V, der wegen seiner Rechenkapazitäten
als bundesweit einzigartig galt und dem heutigen Fraunhofer-Institut für
Angewandte Informationstechnik FIT im Jahr 1975 zu seinem ersten Auftrag
verhalf: Staatliche BAföG-Ausgaben anhand einer Stichprobe von mehreren
Tausend Geförderten zu schätzen. Seitdem sind nicht nur zusätzliche
Fragestellungen, sondern auch immer komplexere Simulationsmodelle
hinzugekommen. Unverändert hingegen bleibt die politische Neutralität und
wissenschaftliche Objektivität des Fraunhofer FIT im Umgang mit teils
hochsensiblen Mikrodaten, wie Dr. Sven Stöwhase als Leiter der Abteilung
»Mikrosimulation und Ökonometrische Datenanalyse« nach der Begrüßung durch
Institutsleiter Prof. Stefan Decker beschrieb. Über die Projekte und
Forschungsfragen, an denen die Abteilung aktuell arbeitet, konnten sich
die Gäste während der Pausen anhand von unterschiedlichen Exponaten
informieren, darunter ein Chatbot zum BAföG, der helfen kann, den eigenen
(häufig unterschätzten) Anspruch zu beurteilen.

Anschließend übergab Dr. Stöwhase das Wort an einen langjährigen
Auftraggeber, Dr. Werner Kammann, ehemaliger Unterabteilungsleiter im
Familienministerium, an eine Datengeberin, Natalie Zifonun-Kopp aus dem
Statistischen Bundesamt und an einen Wissenschaftler aus einem anderen
Forschungsinstitut, Dr. Stefan Bach vom DIW. Alle drei schilderten die
Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte aus ihrer jeweiligen Perspektive –
von der Einführung des Kinderfreibetrags bei der Einkommensteuer und der
erstmaligen Nutzung von Mikrosimulationsmodellen im Familien- und im
Finanzministerium, über die Ermöglichung des Vorhaltens von Mikrodaten im
Statistischen Bundesamt bis hin zu den Ideen zur Steuervereinfachung von
Friedrich Merz und Paul Kirchhof.

>>Die aktuell wichtigsten Themen der Politik

Die anschließende Panel-Diskussion startete mit einer Publikumsbefragung:
Welche Themen sind aktuell besonders relevant? Zu den Top-Themen gehörten
die äußere & innere Sicherheit, der Klimaschutz & die Energiewende sowie
der gesellschaftliche Zusammenhalt. Bei diesen und weiteren Themen wie
Bildung, Pflege, Besteuerung, Vermeidung von Armut oder Gleichstellung
wurde während der Panel-Diskussion deutlich, dass die Expertise des FIT
als wertvoll für fundierte Politikentscheidungen erachtet wird.

Dr. Carolin Baedeker vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
GmbH; Prof. Petra Gehring, Professorin für Philosophie der TU Darmstadt
und Mitglied des Kuratoriums des FIT; Sven Paul, Referatsleiter im
Familienministerium (stellvertretend für den kurzfristig verhinderten
Unterabteilungsleiter Johannes-Wilhelm Rörig); Dr. Elke Baumann,
Unterabteilungsleiterin im Bundesministerium der Finanzen; Ye-One Rhie,
ehemalige Bundestagsabgeordnete der SPD Aachen und Mitglied im Ausschuss
für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und Thomas Zander,
Vorstand für die Bereiche Organisation und Finanzen des Sozialverbandes
VdK NRW e.V. diskutierten, moderiert von Prof. Luca Rebeggiani von der
Hochschule FOM, neben der Frage nach aktuellen Themen auch die Rolle der
Wissenschaft in der Bereitstellung und Vermittlung von fakten- und
datenbasierten Antworten. Trotz kontroverser und gleichzeitig
wertschätzender Diskussionen fand die Aussage, dass ohne Evidenzbasierung
die Politik nur ein Trial & Error wäre, große Zustimmung.

>>Ausblick: KI als Unterstützung für gleichere Bildungschancen?

Beim Ausblick auf die Zukunft stellte Prof. Sandra Buchholz vom Deutschen
Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und von der Universität
Hannover die Frage, warum die Universitätsbildung in Deutschland immer
noch eine Frage der sozialen Herkunft ist. Dr. Christoph Lange-Bever,
Abteilungsleiter »Data Science & Künstliche Intelligenz«, sagte zur
zukünftigen Rolle der künstlichen Intelligenz in der Politikberatung: »KI
kann nur so gut sein, wie die Daten, mit der sie trainiert wurde. Auch
dies ist eine Aufgabe, bei der das FIT seine Auftraggebenden unterstützt.
Zum Abschluss des Events beleuchtete Dr. Rainer Frietsch, Abteilungsleiter
»Innovation und Wissensökonomie« am Fraunhofer ISI, die Wechselwirkungen
zwischen gesellschaftlichen Trends und empirischer Wissenschaft:
Wissenschaft müsse unabhängig von politischen »Modetrends« in der Lage
sein, aktuelle Antworten zu geben.

Die Moderatorinnen, Lena Köppen, Co-Leiterin des PR-Teams am Fraunhofer
FIT, und Dr. Lena Calahorrano, stellvertretende Leiterin der Abteilung
»Mikrosimulation und Ökonometrische Datenanalyse« zogen trotz Temperaturen
von bis zu 37 Grad ein positives Fazit des Symposiums: »Unsere Arbeit ist
für gute Politik wertvoll. Und durch die Zusammenarbeit mit dem PR-Team
können wir unsere Ergebnisse noch verständlicher darstellen«, sagt Dr.
Calahorrano.

Bilder von der Veranstaltung, ein Graphic Recording sowie einige der
gezeigten Poster finden Sie in Kürze auf der Veranstaltungsseite unter
<https://s.fhg.de/Symposium-50-Jahre-Zahlen-fuer-eine-evidenzbasierte-
Wirtschaftspolitik>.