Recht auf Gesundheit in der Stadt der Zukunft
Im Fokus: Versorgung von Gewaltbetroffenen in Berliner Notaufnahmen und
die psychosoziale Versorgung von Geflüchteten. Neue Podcast-Folge von
„Gemeinsam weiterdenken hoch6“ jetzt anhören.
Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von
Krankheit – sie ist ein Menschenrecht. Doch wie kann dieses Recht
gesichert werden, wenn Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld Gewalt
erfahren oder nach einer Flucht psychisch belastet sind?
In der vierten
Folge der Podcast-Reihe Demokratie gestalten geht es um Fragen, die den
Alltag vieler Menschen betreffen und die Gesellschaft herausfordern.
Wenn das Zuhause kein sicherer Ort ist
Gewalt geschieht oft im Verborgenen – in Familien, Partnerschaften oder am
Arbeitsplatz. Das Bundeskriminalamt (BKA) meldet für 2024 einen neuen
Höchststand bei häuslicher Gewalt in Deutschland und eine Steigerung von
3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Wie werden Betroffene in den Notaufnahmen versorgt? Prof. Dr. Christine
Bartsch, Professorin für Rechtsmedizin an der Hochschule für Wirtschaft
und Recht Berlin (HWR Berlin), hat gemeinsam mit einem Forschungsteam der
Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin) in Berliner Krankenhäusern
nachgefragt. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie diversitätssensibel
die Versorgung abläuft – und wie sie von Beschäftigten wie auch von
Betroffenen erlebt wird.
„Beschäftigte in den Notaufnahmen berichten von schwierigen Situationen,
in denen medizinische Versorgung, emotionale Stabilisierung und rechtliche
Fragen gleichzeitig eine Rolle spielen“, sagt die Gerichtsmedizinerin und
dass „strukturelle und persönliche Umstände es sehr schwer machen,
unbefangen, ruhig, vorbehaltlos und sehr individuell auf Menschen mit
solchen Traumatisierungen einzugehen.“ Im Podcast erläutert sie, wie
komplex diese Aufgabe ist – und wie notwendig, dass Betroffene die
Unterstützung bekommen, die sie brauchen.
Psychosoziale Versorgung für Geflüchtete
Auch Menschen, die nach Deutschland fliehen, stehen vor besonderen
Herausforderungen. Viele sind psychisch belastet, haben Traumatisches
erlebt oder leiden unter der Ungewissheit ihrer Situation. Doch selbst
wenn sie Hilfe suchen, stoßen sie häufig auf Barrieren. Prof. Dr. Ulrike
Brizay, Professorin für Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft an
der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB), spricht im
Podcast über strukturelle Hürden, Sprachbarrieren und über die Lücken im
System.
Die Sozialpädagogin verweist auf Ergebnisse ihrer Studie: Die Komplexität
des Hilfesystems trage mit dazu bei, dass auch die Lebensbedingungen in
Deutschland geflüchtete Menschen krank machen: „Ausschlaggebend, inwieweit
Menschen sich von traumatischen Erfahrungen erholen, ist die Situation
nach der Ankunft“, sagt Ulrike Brizay. Der unsichere Aufenthalt, eine
fehlende Zukunftsperspektive, die Passivität durch Arbeitsverbot und
andere Stressfaktoren führten zur Verschlechterung der psychischen
Gesundheit. Zugleich, so Brizay, würden die Rechte von Geflüchteten auf
Zugang zum Hilfesystem zunehmend eingeschränkt.
„Wenn Personen erst einmal im Hilfesystem angedockt sind und
individualisierte Unterstützung erhalten, ein Netzwerk haben, auf das sie
sich verlassen können, verläuft ihre Entwicklung meist sehr positiv“,
betont die Wissenschaftlerin. Nach ihrer Perspektive entscheiden
gesellschaftliche Rahmenbedingungen maßgeblich über Integration und
Teilhabe.
Gemeinsam weiterdenken hoch6
Die neue Folge ist ab sofort auf den gängigen Podcast-Plattformen und über
die Website der HWR Berlin verfügbar. Demokratie gestalten ist eine
gemeinsame Podcast-Reihe, die gesellschaftlich relevante Themen aufgreift
und Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zu Wort kommen
lässt. Jede Episode lädt dazu ein, Demokratie als lebendigen Prozess zu
verstehen – und sich selbst ein Bild davon zu machen, wie Zukunft
gestaltet werden kann.
Das gemeinsame Podcast-Projekt „Gemeinsam weiterdenken hoch6“ wird
getragen von den sechs Berliner Hochschulen für Angewandte Wissenschaften:
Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin), Berliner Hochschule für
Technik (BHT), Evangelische Hochschule Berlin (EHB), Katholische
Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB), Hochschule für Technik und
Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) und der Hochschule für Wirtschaft und Recht
Berlin (HWR Berlin). Alle bisher veröffentlichten Folgen mit Beschreibung
und Direktzugang findet sich auf der HWR Berlin Podcast-Seite unter
„Gemeinsam weiterdenken hoch6“: https://www.hwr-
berlin.de/aktuelles/podcasts/g
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) ist eine
fachlich breit aufgestellte, international ausgerichtete Hochschule für
angewandte Wissenschaften, einer der bundesweit größten staatlichen
Anbieter für das duale Studium und im akademischen Weiterbildungsbereich.
Sie sichert den Fachkräftebedarf in der Hauptstadtregion und darüber
hinaus. Rund 12 500 Studierende sind in über 60 Studiengängen der
Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts-, Ingenieur- und Polizei- und
Sicherheitswissenschaften sowie in internationalen Master- und MBA-
Studiengängen eingeschrieben. Die HWR Berlin ist die viertgrößte
Hochschule für den öffentlichen Dienst in Deutschland und mehrfach
prämierte Gründungshochschule. Über 700 Kooperationen mit Partnern in der
Wirtschaft und im öffentlichen Dienst garantieren den ausgeprägten
Praxisbezug in Lehre und Forschung. 195 aktive Partnerschaften mit
Universitäten auf allen Kontinenten fördern einen regen
Studierendenaustausch und die internationale Forschungszusammenarbeit. Die
HWR Berlin ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for
Excellence“ und unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz
„Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.
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