Erdwärme verständlich gemacht: Hochschule Biberach beteiligt sich an bundesweiter Ampelkarte
Geothermie – also Wärme aus dem Untergrund – gilt als eine der großen
Chancen für die Energiewende. Doch oft ist unklar: Wo lässt sich Erdwärme
wirklich nutzen?
Genau hier setzt das Forschungsprojekt WärmeGut an. Gemeinsam mit Partnern
aus ganz Deutschland hat die Hochschule Biberach die erste bundesweite
Ampelkarte entwickelt.
Geothermie gilt als eine der großen Chancen für die Energiewende. Doch oft
fehlen Orientierung und verlässliche Informationen, wie und wo die Wärme
aus dem Untergrund genutzt werden kann. Das Forschungsprojekt WärmeGut,
geleitet vom LIAG-Institut für Angewandte Geophysik und der Universität
Göttingen, will das ändern – mit Beteiligung des Instituts für Energie-
und Gebäudesysteme (IGE) der Hochschule Biberach (HBC) und neun weiteren
Partnern. Ziel ist es, ein besseres Verständnis der oberflächennahen
Geothermie und der damit verbundenen Technologien in der breiten
Öffentlichkeit zu etablieren und Hemmnisse abzubauen.
Nun wurde die erste bundesweit einheitliche „Ampelkarte“ veröffentlicht.
Sie zeigt, wo der Einbau von Erdwärmesonden möglich ist: grün für in der
Regel unproblematisch, gelb für eingeschränkt, rot für wahrscheinlich
nicht machbar. Zugänglich ist die Karte im Geothermischen
Informationssystem GeotIS. Für Roland Koenigsdorff, Professor an der HBC
und Leiter der WärmeGut-Arbeitsgruppe an der HBC, ist das ein Meilenstein:
„WärmeGut ist ein Musterbeispiel transformativer Forschung, weil
inhaltliche Arbeit und Transfer der Ergebnisse an die Öffentlichkeit im
Projektverlauf Hand in Hand gehen.“
Einfach war das nicht. Jedes der 16 Bundesländer hat eigene
Detailregelungen zur Nutzung von Geothermie, hinzu kommen die regional
unterschiedlichen geologischen Bedingungen. „Die Forscherinnen und
Forscher im Projekt WärmeGut haben gemeinsam mit den zuständigen
geologischen Diensten aller Länder die erste bundesweite Ampelkarte für
Erdwärmesonden erstellt – unter Berücksichtigung der jeweiligen
länderspezifischen Vorgaben. Eine echte Herausforderung“, sagt Daniel
Buchmiller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IGE. Das Ergebnis: ein stark
heterogenes Bild. In Baden-Württemberg und Bayern sind große Flächen von
der Schwäbischen Alb über den Norden Oberbayerns, östliche Teile der
Oberpfalz bis nach Oberfranken rot markiert – vor allem wegen
Wasserschutzgebieten oder schwieriger geologischer Strukturen. Dagegen
gibt es bspw. zwischen Alb und Bodensee viele Flächen, in denen
Erdwärmesonden prinzipiell machbar sind.
Doch die Karte ist nur der Anfang. „Ob Geothermie an einem bestimmten Ort
grundsätzlich genutzt werden kann, ist nur der Beginn der Überlegungen“,
betont Fabian Neth vom IGE. Deshalb entstehen parallel Potenzialkarten,
die zeigen sollen, wie viel Energie tatsächlich aus dem oberflächennahen
Untergrund gewonnen werden kann. Basis dafür ist eine am IGE entwickelte
Software, GEO-HANDlight, die nun für bundesweite Berechnungen
weiterentwickelt wird. „Grundlagen hierfür sind u. a. eine detaillierte
Standortanalyse auf Basis von Geoinformationssystemen (GIS) sowie die
Berechnung der gegenseitigen Beeinflussung von Erdwärmesonden“, erklärt
sein Kollege Sebastian Braun.
Rechenintensive Simulationen laufen dabei über den Hochleistungscluster
bwUniCluster in Karlsruhe. Um die Ergebnisse auch einer breiteren
Öffentlichkeit zugänglich zu machen, arbeitet das Konsortium zudem an E
-Learning-Formaten. Auf dem YouTube-Kanal von GeotIS finden sich bereits
Erklärvideos, etwa von Roland Koenigsdorff, der zeigt, wie aus der
Planungssoftware GEO-HANDlight der Sprung ins Geothermische
Informationssystem gelingt.
Mit der Ampelkarte ist ein erster Baustein gelegt, um Geothermie
sichtbarer und nutzbarer zu machen – nicht nur für Expert*innen, sondern
auch für Kommunen, Planer*innen und Bürger*innen.
Die Projekt-Partner:
• LIAG-Institut für Angewandte Geophysik
• Universität Göttingen
• geoENERGIE Konzept GmbH
• Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
• Hochschule Biberach
• Geologische Landesdienste Hamburg, Hessen, Niedersachsen,
Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt
