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LfL-Bodenschutzprojekt EARL geht in die Startphase

Das EARL-Versuchsgelände aus der Luft  Quelle: Johannes Mitterer  Copyright: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Das EARL-Versuchsgelände aus der Luft Quelle: Johannes Mitterer Copyright: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
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Seit drei Jahren hat die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) das
Projekt zur Erosionsforschung vorbereitet und aufgebaut. Am Donnerstag hat
Agrarministerin Michaela Kaniber nun das weltweit einzigartige
Versuchsgelände "Erosion and Runoff Laboratory" (EARL) offiziell eröffnet.
Ab der nächsten Vegetationsphase werden im niederbayerischen Hügelland bei
Ruhstorf verschiedene Ackerbausysteme und Anbauverfahren untersucht, die
vor Erosion schützen und mehr Niederschläge im Boden speichern.

"Gesunde Böden sind unser größter Schatz. Sie sind die Grundlage für unser
tägliches Brot, für sauberes Wasser und für das Leben vieler Generationen
nach uns", sagte Ministerin Kaniber. "Um die wertvollen Böden zu bewahren,
brauchen wir praxisnahe Lösungen, die unseren Landwirtinnen und Landwirten
direkt helfen."

Der Klimawandel mit seinen zunehmenden Trockenphasen und Starkregen macht
die Bodenerosion zu einer großen Herausforderung für die Landwirtschaft.
Denn die Erosion bedroht den Boden und damit die Lebensgrundlage der
Betriebe. Doch noch ist zu wenig über die erosionsmindernde Wirkung von
landwirtschaftlichen Systemen bekannt. Aus diesem Grund wurde bereits 2021
in Ruhstorf das Projekt zur Erforschung der Bodenerosion ins Leben
gerufen. Im langjährigen Betrieb sollen im Hügelland praxistaugliche
ackerbauliche Systeme, die eine Kombination verschiedener Anbauverfahren
mit vielseitigen Fruchtfolgen und Bewirtschaftungssysteme darstellen, auf
ihre erosionsmindernde Wirkung hin untersucht werden.

Auf Grundlage der Forschungsergebnisse werden Praxisempfehlungen zur
Anpassung von Anbausystemen an die zunehmenden Starkregenereignisse in
Hanglagen erarbeitet, die zusätzlich auf der Fläche besichtigt werden
können. Die umfassenden Datenerhebungen bei EARL lassen zusätzliche
wissenschaftliche Erkenntnisse zum Bodenwasserhaushalt, Bodenabtrag sowie
Pflanzenschutzmittel- und Nährstoffausträgen von landwirtschaftlichen
genutzten Flächen erwarten. Die Versuchsanlage soll einen wesentlichen
Beitrag dazu leisten, die ökonomische Erzeugung der wichtigsten
Anbaukulturen langfristig sicherzustellen und gleichzeitig die natürlichen
Ressourcen wie Boden und Gewässer besser zu schützen.

Die Anlage bei Ruhstorf ist rund sechs Hektar groß und hat eine homogene
Neigung von acht bis elf Prozent. Auf dieser Fläche befinden sich 36
Versuchsparzellen mit je 55 Meter Länge und sechs Meter Breite, auf denen
die Erosion durch den natürlichen Niederschlag gemessen wird. Für die
Messung der Austräge wird der Oberflächenabfluss unterhalb jeder Parzelle
mit einer Betonrinne aufgefangen und über Rohrleitungen in Messcontainer
geleitet. Bisherige Versuche beschränkten sich auf die Erosivität
einzelner Kulturen. Die enormen Datenmengen unterschiedlicher Variablen,
die das EARL-Projekt künftig liefern wird, ermöglichen die Betrachtung von
kompletten Fruchtfolgen in drei verschiedenen, praxisrelevanten
Bodenbewirtschaftungs-Regimen über viele Jahre hinweg. Dadurch können
landwirtschaftlich relevante Rückschlüsse für die Erosionsminderung
gezogen werden, die auf einer praxisnahen Forschung basieren.

Nach der Aufbauphase kann das Projekt nun Schritt für Schritt in den
Betrieb übergehen. Zunächst wird unter dem natürlichen Niederschlagsregime
ein Testbetrieb durchgeführt. Parallel dazu entwickelt der akademische
Forschungspartner, die Universität Augsburg, die Methodik zur Skalierung
der Messergebnisse von der Feld- auf die Landschaftsebene. Auch die
Etablierung des nationalen und internationalen Wissenstransfers auf der
Forschungsplattform findet in dieser Phase statt.

Die in dieser Form bisher einzigartige Versuchsanlage wird vom Bayerischen
Landwirtschaftsministerium gefördert. Sie soll einerseits den Landwirten
praxisnahe Empfehlungen zu den verschiedenen Anbausystemen gegeben werden,
gleichzeitig stellt sie der Wissenschaft einen umfänglichen Datensatz zur
Weiterentwicklung der Erosionsforschung und des Wissenstransfers zur
Verfügung. Die Gesellschaft soll mit dieser Anlage aber auch über die
Zusammenhänge von Pflanzenbau, Klima- und Umweltschutz informiert werden.
LfL-Vizepräsidentin Dr. Annette Freibauer: "Die Anbausysteme haben viele
Vorteile: sie schützen nicht nur gegen Erosion, sondern auch in
Dürreperioden. Sie speichern mehr Niederschlag im Boden und sichern
stabile Erträge, wenn das Wetter im Klimawandel immer extremer wird."