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Deutscher Umweltpreis der DBU für Stahlverzinkungsbetrieb ZINQ

Eine Traverse zieht Stahlteile aus einem über 400 Grad heißen Zinkbad im Stahlverzinkungsbetrieb ZINQ am Standort Hagen. Unter anderem für das patentierte Mikrozink-Verfahren gibt es 2025 den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.  Copyright: Klaus Jongebloed/DBU
Eine Traverse zieht Stahlteile aus einem über 400 Grad heißen Zinkbad im Stahlverzinkungsbetrieb ZINQ am Standort Hagen. Unter anderem für das patentierte Mikrozink-Verfahren gibt es 2025 den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Copyright: Klaus Jongebloed/DBU
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„Inspirierendes Vorbild für Rohstoff- und Energieeffizienz“

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) vergibt
dieses Jahr den Deutschen Umweltpreis an das Geschäftsführungsduo Lars
Baumgürtel (59) und Ingenieurin Dr. Birgitt Bendiek (58) vom
Stahlverzinkungsunternehmen ZINQ aus Gelsenkirchen – „als inspirierendes
Vorbild für Rohstoff- und Energieeffizienz und geprägt von Nachhaltigkeit
und Kreislaufwirtschaft in einer ressourcenintensiven Branche“, so DBU-
Generalsekretär Alexander Bonde.

Der Preis von gesamt 500.000 Euro zählt
zu den höchstdotierten Umweltauszeichnungen Europas. Baumgürtel und
Bendiek teilen sich die Summe mit der Schweizer Klimaforscherin Prof. Dr.
Sonia I. Seneviratne (51). Der Deutsche Umweltpreis wird 2025 zum 33. Mal
von der DBU vergeben, dieses Jahr am Sonntag, 26. Oktober, beim Festakt in
Chemnitz – überreicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Klassisches Feuerverzinkungsverfahren mit 450 Grad heißer Zinkschmelze

Verzinkung schützt Stahl vor Rost. Im klassischen
Feuerverzinkungsverfahren werden Stahlteile in riesige Wannen mit einer
450 Grad heißen Zinkschmelze getaucht – allerdings erst nach einer
mehrstufigen chemischen Vorbehandlung mit Entfettung, Beizen,
Flussmittelbad, zwischendurch Spülungen sowie Trocknung bei etwa 100 Grad.
Baumgürtel und Bendiek stehen laut Bonde „für ein Unternehmen, das im
Klimaschutz außergewöhnlich stark ist und seit Jahrzehnten mit
Kreislaufführung von Rohstoffen ein wichtiges Thema herausragend
voranbringt“. Der Betrieb sei ein „großartiges Beispiel“ für Circular
Economy, also umfassende Kreislaufwirtschaft, in einem produzierenden
Industriebereich. „Nur so schaffen wir den Weg zur Klimaneutralität“, so
Bonde. Bendiek und Baumgürtel: „In unserem Geschäftsmodell ,Planet ZINQ‘
geht es neben minimiertem Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase (THG) wie
Kohlendioxid (CO2) vor allem um zirkuläre Wirtschaftsweise.“ Im
Vordergrund stehe das Produkt, dessen Design „von Anfang an“ auf weniger
CO2, mehr Materialgesundheit, mehr Kreislauffähigkeit und längere
Lebensdauer abziele.

Patentiertes Mikrozink-Verfahren: Deckschicht dünner als ein Haar

Die DBU würdigt auch die Beharrlichkeit von Baumgürtel und Bendiek. Bonde:
„Seit einem Vierteljahrhundert setzen sie ihr zirkuläres Geschäftsmodell
in die Praxis um.“ Bendiek betont den Vorrang des Produkts. Ihr Plädoyer:
„Es muss mit allen Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus,
inklusive der enthaltenen CO2-Emissionen sowie -Einsparungen in der
Ökobilanz betrachtet werden.“ Aus dieser Strategie resultiert unter
anderem ein patentiertes Mikrozink-Verfahren, das eine um 80 Prozent
reduzierte hauchdünne Zink-Deckschicht für Stahlteile ermöglicht und das
wie alle Stückverzinkungsoberflächen des Unternehmens nach dem Cradle to
Cradle-Konzept auf Basis von fünf Nachhaltigkeitskriterien zertifiziert
ist – mit dem Ziel, die energetische und stoffliche Transformation im
Unternehmen voranzubringen. Entscheidende Impulse dafür leistet zudem die
Forschungs- und Entwicklungsabteilung am Standort Gelsenkirchen, das ZINQ
Futurium. Baumgürtel: „Wir sind auf der Jagd nach der letzten Kalorie.“
Wärmerückgewinnung, optimierte Steuerungstechnik, seit 2012 Umstellung auf
Grünstrom, spezielle Legierungen mit minimiertem Ressourceneinsatz, ein
effizientes Zinkbadmanagement und andere Maßnahmen haben nicht nur den
Bedarf an Energie und Zink als Rohstoff gesenkt, sondern auch die THG-
Emissionen: seit 2010 ungefähr 285.000 Tonnen CO2. Bemerkenswert ist das
Mikrozink-Verfahren. Eine klassische Verzinkung von Stahl weist eine
Deckschicht von 80 bis 100 Mikrometer auf, kurz My. Ein My ist ein
Tausendstel Millimeter. Bendiek: „Beim Mikrozink verringern wir die
Deckschicht auf lediglich zehn My.“ Das Zehntel eines Haars. Und: Durch
die Zink-Aluminium-Legierung des Mikrozinkbads ist ein Absenken des sonst
üblichen Schmelzpunkts von 450 auf 420 Grad möglich. Das spart viel
Energie.

Milliardenschaden durch Rost

Die gesamte Verzinkungs-Branche ist unentbehrlich. Ohne Gegenstände und
Bauwerke aus Stahl würde der Alltag schlicht nicht funktionieren: Bleche,
Brücken, Balkone, Nägel, Schrauben, Schubkarren, Container, Geländer,
Maschinen-, Fahrzeug- und Hallenbau, Windenergie- und Solaranlagen,
Dachrinnen und Leitplanken – Stahl findet sich überall. Der Haken: Ohne
Oberflächenbeschichtung würde Stahl durch Kontakt mit Sauerstoff sofort
rosten. Jedes Jahr richtet Rost allein in Deutschland laut Welt-
Korrosions-Organisation WCO und Max-Planck-Gesellschaft einen
volkswirtschaftlichen Schaden von drei bis sechs Prozent des
Bruttoinlandsprodukts an. Das sind 100 bis 150 Milliarden Euro. Ohne
Korrosionsschutz etwa durch Verzinkung wäre diese Summe um ein Vielfaches
höher. Bundesweit werden jährlich zum Schutz gegen Rost rund zwei
Millionen Tonnen Stahlteile mit Zink beschichtet. Die Firma ZINQ trägt
dazu nach eigenen Angaben mit ungefähr 200.000 Tonnen verzinktem Stahl
bei, an allen 50 europäischen Standorten des Unternehmens seien es etwa
550.000 Tonnen. „Um das zu erreichen, setzen wir in der gesamten ZINQ-
Gruppe pro Jahr nahezu 30.000 Tonnen Zink ein“, erläutert Bendiek. Die in
Hagen praktizierte Mikro-Verzinkung trage jährlich 15.000 bis 20.000
Tonnen verzinkten Stahl bei.

Verzinkungen auch im Schalke-Stadion

Das Feuerverzinken ist eines von verschiedenen Beschichtungsverfahren,
zählt aber zu den wirksamsten Beschichtungsmethoden. Praktiziert wird es
seit rund 150 Jahren. „Feuerverzinkte Produkte habe eine Lebenszeit von
bis zu 100 Jahren – ohne Instandhaltungskosten“, sagt Baumgürtel. Genau
darin sieht er seine Mission: trotz eines energie- und
ressourcenintensiven Prozesses ein Produkt zu schaffen, das über
Nutzungsdauer und zirkuläre Qualität für Effektivität und Effizienz sorgt.
Neben ZINQ, nach Umsatz Marktführer in Europa und Nummer 2 weltweit, gibt
es in Deutschland noch rund 130 andere Verzinkereien. Die Ursprünge des
inhabergeführten Stahlverzinkungsbetriebs reichen in das Jahr 1889 zurück,
auch damals schon in Gelsenkirchen. Womöglich ohne es zu ahnen, haben die
Fans des FC Schalke 04 eine besondere Verbindung zu ZINQ: Per Handschlag
mit dem damaligen Manager Rudi Assauer erhielt die Firma den Auftrag, die
Unterkonstruktionen der Sitzschalen im Stadion zu verzinken.