Zum Hauptinhalt springen

Weniger Kunststoff: Wie Lebensmittel zukünftig nachhaltiger verpackt werden können

Pin It

Forschung zu Mehrwegsystemen zeigt, wie digitale Rückgabeprozesse und
verbesserte Logistik die Wiederverwendung von Verpackungen erleichtern.
Digitale Plattformen und neue Zertifizierungen von Verpackungen sorgen für
mehr Transparenz und Umweltfreundlichkeit. Biobasierte Materialien und
neue Recyclingverfahren treiben den Wandel hin zu einer kreislauffähigen
Verpackungswirtschaft voran.



Berlin, 12. November 2025 – Welche innovativen Wege gibt es, um den
Einsatz von Kunststoffen in Lebensmittelverpackungen zu reduzieren? Eine
Reihe von Forschungsprojekten, die vom Bundesministerium für
Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert werden, hat
Innovationen entwickelt, die dazu beitragen können, Verpackungen von
Lebensmitteln nachhaltiger zu gestalten. Die Vorhaben zeigen auf, wie
Mehrwegsysteme verbessert, Datenbanken und Zertifizierungen für mehr
Transparenz genutzt und nachhaltige Materialien entwickelt werden können.
Gestern stellten die Projekte ihre Forschungsergebnisse auf einer
Fachtagung in Berlin vor. Diese war Teil des RePack-Netzwerks, das die
Vorhaben begleitet und vernetzt.

Was ist das RePack-Netzwerk?

Führende Institute der Nachhaltigkeits- und Verpackungsforschung unter
Leitung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
unterstützen die Innovationsprojekte und bündeln übergreifende
Erkenntnisse. Auftraggeber des RePack-Netzwerks ist das BMLEH,
Projektträger die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
„Um innovative Ansätze in die Praxis zu bringen, kommt Vernetzung zwischen
allen Akteuren eine entscheidende Rolle zu“, so Wolfgang Löhe vom BMLEH.
Er betont, dass Veranstaltungsformate wie die Fachtagung dabei zentral
sind.

Frieder Rubik, Projektleiter des RePack-Netzwerks, der am IÖW zu
nachhaltigen Produktions- und Konsummustern sowie Kreislaufwirtschaft
forscht, betont: „Diese Forschungsprojekte zeigen, wie durch die
Verbindung von Innovationen und vernetztem Denken konkrete Lösungen für
nachhaltige Lebensmittelverpackungen entstehen. Nur durch die
Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure – von Produktion über Handel bis
hin zu Verbraucher*innen – kann eine echte Kreislaufwirtschaft entstehen.“

Marktreife

„Die Innovationen des Programms sind während ihrer Laufzeit von der
industriellen Forschung in die experimentelle Entwicklung übergegangen“,
so Michaela Filipini von der BLE. „Teilweise wurden Prototypen entwickelt
und Demonstrationen im realen Einsatz durchgeführt, manche Innovationen
stehen kurz vor der Marktreife.“ Damit alle der Innovationen auf dem Markt
erfolgreich zum Einsatz kommen können, ist eine weitere Zusammenarbeit
zwischen Forschung, Innovatoren und Anwendungspraxis erforderlich.

Mehrwegsysteme verbessern

Um Abfall zu vermeiden, sind wiederverwendbare Verpackungen ein
wesentlicher Hebel. Das Projekt PFABO entwickelte ein
unternehmensübergreifendes Mehrwegsystem, das sowohl die Logistik als auch
die Reinigung und Rückgabe von Mehrwegverpackungen digital vernetzt.
Automatisierte Rückgabestationen und ein digitales Tracking durch Codes
ermöglichen es, die eingesetzten Verpackungen effizient nachzuverfolgen
und können dazu beitragen, Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit zu steigern.
Das System wird sowohl in der Industrie als auch für Endverbraucher*innen
bereits angewendet. Das Projekt REPAID testete verschiedene soziale und
technische Innovationen in Gastronomiebetrieben, um die Ausleih- und
Rückgabequoten von Mehrwegbehältern im To-go-Bereich zu erhöhen. Soziale
Anreize und technische Verbesserungen, etwa an Rücknahmeautomaten, wurden
praxisnah erprobt und liefern Empfehlungen für Gastronomie und Politik.

Nachhaltigere Materialien und neue Recyclingverfahren

Ein Schwerpunkt des Forschungsprogramms, um fossile Kunststoffe in
Lebensmittelverpackungen zu reduzieren und die Kreislaufwirtschaft zu
fördern, ist die Entwicklung neuer Materialien und Recyclingverfahren.
Sechs Projekte sind in diesem Bereich tätig:
▶ Das Projekt KompoPack nutzt Rückstände aus der Lebensmittelproduktion
als Rohstoff und stellt daraus eine heimkompostierbare Folienbeschichtung
her, die herkömmliche Bio-Kunststoffe ersetzen kann und bereits
industriell angewendet wird.
▶ Das Projekt Mobile entwickelte eine monomaterialbasierte Barrierefolie,
die vollständig recyclingfähig ist und dabei eine hohe Schutzfunktion für
die Lebensmittel behält.
▶ Im Projekt BUSINESS wird biobasiertes Polyethylenfuranoat (PEF) aus
Agrarreststoffen erforscht, um etwa Speiseeisbecher herzustellen, die
rezykliert und auch als Mehrwegsystem eingesetzt werden können.
▶ Das Projekt ZykloPLA forscht an einem chemischen Recyclingprozess für
den biobasierten Kunststoff Polymilchsäure (PLA), mit dem Ziel, ihn als
Verpackungsmaterial für Lebensmittel in einer zirkulären Nutzung
einzusetzen.
▶ Im Projekt UTITRANS werden naturbasierte Thermoisolierverpackungen aus
heimischen Fasern als nachhaltige Alternative zu Polystyrol und
Polypropylen entwickelt, um die Transportbehältnisse von Lebensmitteln vom
Erzeuger zum Handel umweltfreundlicher zu gestalten.
▶ Das Projekt ExtraHerb betrachtet die Lieferkette von Topfkräutern und
entwickelt auf Basis von Verbraucherdaten nachhaltige Verpackungslösungen,
die den Kunststoffverbrauch reduzieren und gleichzeitig die Haltbarkeit
und Qualität sichern.

Zertifizierungen und Datenbanken für mehr Transparenz

Digitale Technologien und Bewertungsinstrumente können Transparenz zu
nachhaltigen Verpackungen schaffen. Das Projekt COPPA hat eine offene
Kollaborationsplattform entwickelt, die über einen digitalen Produktpass
umfassende Informationen zur Materialzusammensetzung, Qualität und
Herkunft von Kunststoffverpackungen bereitstellt und den CO₂-Fußabdruck
automatisiert berechnet. Über einen QR-Code können sowohl gewerbliche
Nutzende in der Produktionskette als auch Verbraucher*innen den digitalen
Steckbrief einer Verpackung abrufen.

Das Projekt PackAn hat eine digitale Verbraucherplattform erarbeitet, die
es ermöglicht, Verpackungen im Hinblick auf das Material, die Lieferkette
und den Einfluss auf die Haltbarkeit zu bewerten. Diese soll sowohl für
die Industrie als auch für Verbraucher*innen eine nachhaltigere Auswahl
erleichtern. Das Projekt innoCErt erstellt eine Wissensbasis und einen
Kriterienkatalog, um die Kreislauffähigkeit von Einweg- und
Mehrwegverpackungen realistisch zu bewerten. Das Vorhaben leitet daraus
ein Zertifizierungsprogramm für Mehrwegverpackungen und -systeme ab.

Fachtagung „Reduce, Reuse, Recycle – Lebensmittel nachhaltig verpacken“

Die Ergebnisse der Projekte wurden gestern auf der Fachtagung „Reduce,
Reuse, Recycle – Lebensmittel nachhaltig verpacken“ vorgestellt und
diskutiert. Für die Durchführung der Vernetzungs- und Transfermaßnahme
„RePack-Netzwerk“ wurden unter Leitung des IÖW die
Evaluationsforschungseinrichtung CEval, GVM Gesellschaft für
Verpackungsmarktforschung, ISOE – Institut für sozial-ökologische
Forschung und das Sustainable Packaging Institute (SPI) der Hochschule
Albstadt-Sigmaringen durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und
Ernährung (BLE) beauftragt. Die Finanzierung erfolgt aus dem Programm zur
Innovationsförderung des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung
und Heimat (BMLEH).

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Weitere Informationen:
•       Zu den Pressefotos:
<https://www.flickr.com/gp/137794586@N05/w0t0R00Qv8>
•       Zur Website des RePack-Netzwerks: <www.repack-netzwerk.de>
•       Zum Newsletter des RePack-Netzwerks: <https://www.repack-
netzwerk.de/news/newsletter/>
•       Projekt BUSINESS: <www.repack-netzwerk.de/projekte/business>
•       Projekt COPPA: <www.repack-netzwerk.de/projekte/coppa>
•       Projekt ExtraHerb: <www.repack-netzwerk.de/projekte/extraherb>
•       Projekt innoCErt: <www.repack-netzwerk.de/projekte/innocert>
•       Projekt KompoPack: <www.repack-netzwerk.de/projekte/kompopack>
•       Projekt Mobile: <www.repack-netzwerk.de/projekte/mobile>
•       Projekt PackAn: <www.repack-netzwerk.de/projekte/packan>
•       Projekt PFABO: <www.repack-netzwerk.de/projekte/pfabo>
•       Projekt REPAID: <www.repack-netzwerk.de/projekte/repaid>
•       Projekt UTITRANS: <www.repack-netzwerk.de/projekte/utitrans>
•       Projekt ZykloPLA: <www.repack-netzwerk.de/projekte/zyklopla>