Öffentlicher Vortrag von Psychiatrie-Professorin Eva Möhler: „Kinder in einer digitalen Welt“
Am Donnerstag, 27. November, um 18.15 Uhr hält Professorin Eva Möhler,
Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie am Universitätsklinikum des Saarlandes, eine Gastvorlesung
zum Thema: „Kinder in einer digitalen Welt“. Der Vortrag im Rahmen der
„Paul-Fritsche-Stiftung Wissenschaftliches Forum“ findet im Hörsaalgebäude
der Medizinischen Fakultät (Geb. 35, Hörsaal 1) statt. Alle Interessierten
sind herzlich eingeladen.
Soziale Medien, Computerspiele und andere digitale Inhalte können für
Kinder- und Jugendliche zur echten Gefahr werden: Welche Risiken mit dem
übermäßigen Medienkonsum einhergehen, aber auch welche Chancen die
Digitalisierung bietet, schildet Eva Möhler in ihrem Vortrag am 27.
November, zu dem die „Paul-Fritsche-Stiftung Wissenschaftliches Forum“
einlädt.
Zu den Risiken gehört, dass sich kinder- und jugendpsychiatrische
Auffälligkeiten mit dem Anstieg des Medienkonsums nahezu verdoppelt haben.
Zudem belegen zahlreiche Studien, dass sich die Bildschirmzeit negativ auf
Konzentration, Gefühlsregulation, Schlaf, Sozialkompetenzen sowie die
kognitive und körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
auswirkt. Bei den unter 13-Jährigen sei ein täglicher Medienkonsum von
vier bis sechs Stunden inzwischen normal – bei Älteren sogar bis zu neun
Stunden, sagt Eva Möhler. Durch die langen Bildschirm-Zeiten („screen
time“) schrumpft die Zeit, die Kinder in einer natürlichen Umgebung
verbringen („green time“); ihnen fehlen dadurch Erfahrungen im realen
Raum, die für eine gesunde Entwicklung ganz essenziell sind.
Auch noch weitergehende Risiken – wie die Belästigung von Kindern und
Jugendlichen in ungeschützten Chaträumen – sowie die Gründe für die hohe
Suchtgefahr bei jungen Menschen werden im Vortrag thematisiert. Um den
digitalen Medienkonsum von Kindern einzudämmen, plädiert Eva Möhler für
geregelte Bildschirmzeiten, die konsequent umgesetzt werden. Zudem wünscht
sie sich ein entschlossenes Handeln des Gesetzgebers.
Auf der anderen Seite sieht die Kinder- und Jugendpsychiatrie-Professorin
die Chancen: Digitale Präsenz ermögliche den Jugendlichen Teilhabe, und
sie mache einen neuen Zugang zu Kindern und Jugendlichen möglich. Falls
man akzeptiere, dass sich Kinder und Jugendliche viel im digitalen Raum
aufhalten – bei allen Regeln und Strukturierungen –, liege eine Chance in
der „Gamifizierung der Psychotherapie“. Darunter sind spielerische
Programme zu verstehen, die Kindern und Jugendlichen helfen können, ihre
psychischen Probleme besser zu bewältigen.
Auf eine entsprechende Ausschreibung des Bundesministeriums für Forschung,
Technologie und Raumfahrt (BMFTR) hat sich die Kinder- und
Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums mit mehreren Projektanträgen
beworben. Der Vortrag zeigt einen ersten Ausblick auf das Therapiespiel
„Confidence“, ein gamifiziertes Selbstwerttraining gegen Mobbing, das in
Kooperation mit dem DFKI erarbeitet wurde, und bald erprobt werden soll.
Zudem wird das Therapiespiel AngstVrei vorgestellt, das in Kooperation mit
dem Fraunhofer IBMT Kindern mit Schulängsten oder mit schulvermeidendem
Verhalten helfen soll. Als letztes Beispiel wird Eva Möhler „Skills4Kids“
vorstellen, ein gamifiziertes Stressresilienztraining zur Förderung der
Gefühlsregulation und Impulskontrolle, das über das Netzwerk „Health.ai“
gefördert wird.
Im Anschluss an ihren Vortrag steht Eva Möhler für eine Diskussion zur
Verfügung.
Prof. Dr. med. Eva Möhler
Sie ist seit dem 1.4. 2020 an der Universität des Saarlandes und am
Universitätsklinikum beschäftigt und leitet parallel auch die
Kinderpsychiatrie der SHG-Kliniken. Habilitiert hat sie an der Universität
Heidelberg, wo sie auch am Klinikum ihren Facharzt gemacht hat und von
1993 bis 2018 beschäftigt war. Während dieser Zeit hatte sie auch neun
Jahre Elternzeit für ihre drei Söhne. Der Suchtdruck, der von digitalen
Medien ausgehen kann, ist ihr daher auch aus ihrer eigenen
Erziehungsarbeit eindrücklich präsent.
Zeit: Donnerstag, den 27.11.2025, um 18.15 Uhr
Ort: Campus des Universitätsklinikums, Homburg, Hörsaalgebäude (Geb. 35),
Hörsaal 1
