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Kite: Empowermenttool für Gründerinnen geht online

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 App ermöglicht es Gründerinnen typische Situationen im
Gründungsprozess spielerisch zu trainieren.

KI-gestütztes Feedback und spielerische Übungen helfen
Gründerinnen, ihre Resilienz gegenüber Vorurteilen zu stärken und ihre
Verhandlungskompetenzen auszubauen.

Mit dem Start der neuen Web-App Kite wird es Gründerinnen ermöglicht,
typische Situationen im Gründungsprozess spielerisch zu trainieren. Zum
Beispiel das Gespräch mit der Bank oder das Verhandeln eines Honorars.
Nutzerinnen testen unterschiedliche Reaktionen in realistischen Dialogen
und erhalten KI-gestütztes, stärkenorientiertes Feedback auf Basis der
Expertise von Gründungsexpertinnen.

In den Dialog-Novels begegnen Nutzerinnen zum Beispiel einem Investor, der
ihre Unternehmensbewertung als „ambitioniert“ abtut, oder einem Vermieter,
der ihre Belastbarkeit in Frage stellt. Ausgangspunkt für die Entwicklung
ist ein Befund, der in vielen Studien gezeigt wurde: Gründerinnen stoßen
im Prozess der Unternehmensgründung häufiger auf subtile Abwertung und
geschlechtsspezifische Vorannahmen. Dies äußert sich nicht nur in
expliziten Aussagen, sondern oft in Nuancen, impliziten Zuschreibungen und
unterschwelligen Erwartungen. Kite setzt genau dort an: Die App macht
Situationen sichtbar und benennbar – und verbindet Analyse mit
spielerischem Training, um Handlungsspielräume und Resilienz für die reale
Gründungspraxis aufzubauen.

Ergänzend zu den Dialogen steht eine Wissensbasis zur Verfügung, in der
typische geschlechterbezogene Vorurteile im Gründungskontext erläutert
werden – jeweils mit konkreten Beispielen. Jede Einordnung ist mit
wissenschaftlichen Quellen hinterlegt, damit Nutzerinnen nicht nur die
Situation erleben, sondern auch die strukturellen Mechanismen dahinter
verstehen. Kite richtet sich nicht nur an Gründerinnen selbst, sondern
auch an Personen, die mit Gründerinnen arbeiten, sie beraten, begleiten
oder fördern. Die App eröffnet damit auch für Investor*innen,
Berater*innen, Journalist*innen oder Vermietende eine niedrigschwellige
Möglichkeit zur Perspektivenübernahme. Sie schafft einen sicheren Raum,
die eigene Praxis zu reflektieren, bevor man in realen Interaktionen
potenziell wirksame Vorurteile reproduziert.

Die App wurde an der Hochschule Heilbronn im Lab für Sozioinformatik unter
Leitung von Professorin Nicola Marsden entwickelt – gemeinsam mit
Professor Tim Reichert, Professor für Games Engineering. Das zugängliche,
niedrigschwellige App-Design wurde von Claudia Herling, wissenschaftliche
Mitarbeiterin gestaltet. Die bundesweite gründerinnenagentur (bga) war in
die Entwicklung und Validierung eingebunden und ist zentrale Partnerin für
die Verbreitung der App.

Professorin Nicola Marsden, Lab für Sozioinformatik, Hochschule Heilbronn:
„Kite zeigt, dass KI nicht nur effizient oder skalierbar sein kann,
sondern auch sozialverantwortlich gestaltet werden kann. Unsere KI erkennt
Vorurteile, benennt sie und stärkt Frauen darin, ihre eigenen
Handlungsoptionen zu sehen. Die Frage ist nicht mehr: Wie verhindern wir,
dass KI diskriminiert? Die Frage ist: Wie gestalten wir KI, die Menschen
stärkt?“ Dr. Andrea Schirmacher, bundesweite gründerinnenagentur (bga):
„Diskriminierung im Gründungsprozess kostet Innovation und
volkswirtschaftliches Potenzial. Viele Frauen wissen, wovon wir sprechen –
und sie sind damit viel zu oft alleine. Mit Kite geben wir ihnen ein
Werkzeug in die Hand, vor dem Pitch, vor dem Bankgespräch, vor
Honorarverhandlungen. Wir machen das Unsichtbare trainierbar – damit mehr
Gründerinnen ihre Ideen in den Markt bringen können. Aber am Ende gilt:
Nicht die Gründerinnen und Unternehmerinnen müssen sich ändern, sondern
das gesellschaftliche Setting.”

Mit Kite wird erstmals ein Serious Game vorgestellt, das feministische KI-
Methoden nutzt, um Routinen der Selbstbehauptung, Grenzsetzung und
Verhandlung im Gründungskontext systematisch trainierbar zu machen.

Nächste Schritte

Der Code der Anwendung wird unter einer Open-Source-Lizenz frei zur
Verfügung gestellt. Inhalte der Dialoge, Prompts und Grafiken werden als
Creative Commons veröffentlicht. Damit können auch andere Hochschulen,
Gründungszentren oder Startup-Communities eigene Novels entwickeln oder
bestehende Dialoge adaptieren.

Über KITE

KITE ist ein Forschungs- und Transferprojekt des Labs für Sozioinformatik
der Hochschule Heilbronn in Kooperation mit der bundesweiten
gründerinnenagentur (bga). Gefördert wurde die Entwicklung durch das
Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
(BMBFSFJ) in der Förderlinie „KI für Gemeinwohl“. Die App ist als
webbasierte Anwendung frei zugänglich.