Fraunhofer IGB erhält rund drei Millionen Euro Förderung für Aufbau eines Biofabrikationszentrums
Die Herstellung komplexer biologischer Produkte und Gewebe ist wegweisend
für die Biomedizin, etwa beim Ersatz erkrankter Gewebe oder als
Alternative zum Tierversuch, aber auch für die biotechnologische
Produktion von kultiviertem Fleisch. Das Land Baden-Württemberg und die EU
investieren in die Ausstattung am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen-
und Bioverfahrenstechnik IGB, um den Aufbau eines Zentrums für
Biofabrikation in Stuttgart zu unterstützen.
Komplexe biologische Produkte – Gewebe und Organmodelle, zellbasierte
Testsysteme oder therapeutische Virus-Plattformen – sind äußerst präzise
Werkzeuge und vielversprechende Therapeutika für die moderne Biomedizin.
Ihre kontrollierte, das heißt gesteuerte und reproduzierbare, Herstellung
steht im Mittelpunkt der »Biofabrikation«: Das interdisziplinäre
Technologiefeld kombiniert biotechnologische, ingenieurwissenschaftliche
und materialwissenschaftliche Ansätze und schafft so die Grundlage, um
biologische Systeme gezielt zu entwickeln, funktional zu gestalten und
skalierbar herzustellen.
Das Land Baden-Württemberg, der Bund und die EU fördern nun Investitionen
in Geräte und Ausstattung am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und
Bioverfahrenstechnik IGB, das Expertise in all diesen Fachdisziplinen
vereint, um den Aufbau eines Zentrums für Biofabrikation in Stuttgart zu
unterstützen. Am 12. November 2025 überreichte Dr. Nicole Hoffmeister-
Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg,
Prof. Dr. Petra Kluger, seit Juni 2025 Institutsleiterin am Fraunhofer
IGB, einen symbolischen Förderscheck für den Aufbau des
Forschungsschwerpunkts Biofabrikation. Die Förderung beläuft sich auf
insgesamt 2.999.349 Euro, davon stammen 1.199.739,60 Euro aus dem
europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), welche durch einen
Zuschuss aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus
Baden-Württemberg (Landeskofinanzierungsmittel) in Höhe von 899.804,70
Euro aufgestockt werden. Weitere Mittel in Höhe von ebenfalls 899.804,70
EUR werden aus dem BMFTR beigesteuert.
»Mit dem neuen Biofabrikationszentrum in Stuttgart aktivieren wir gezielt
vorhandene Stärken durch die Verknüpfung biotechnologischer, ingenieur-
und materialwissenschaftlicher Methoden. Dadurch entstehen völlig neue
Lösungsansätze mit großem Wertschöpfungspotenzial, von denen vor allem
kleine und mittlere Unternehmen profitieren werden«, sagte Dr. Nicole
Hoffmeister-Kraut bei der Übergabe.
»Mit der Förderung rücken wir unserem Ziel, ein Biofabrikationszentrum in
Stuttgart aufzubauen, entscheidend näher. Die Mittel ermöglichen es uns,
Herstellungsprozesse für biologische Gewebe und Produkte gezielt zu
erforschen, zu optimieren und in unserer Pilotanlage in skalierbare,
marktfähige Lösungen zu überführen. So setzen wir einen Meilenstein für
innovative Verfahren, von denen unsere Kunden direkt profitieren«, freut
sich Professor Petra Kluger.
Biofabrikationszentrum für Biomedizin und Novel Food
Das innovative Gebiet der Biofabrikation knüpft nahtlos an die bio- und
grenzflächenverfahrenstechnisc
arbeitet das Institut bereits jetzt an wesentlichen Technologien der
Biofabrikation, beispielsweise bei der Funktionalisierung von
Materialoberflächen für den Kontakt mit biologischen Systemen, mit der
Entwicklung einer Reporter-Haut als Alternative zum Tierversuch oder der
Entwicklung zellhaltiger Biotinten für das Bioprinting, bei dem
Gewebestrukturen Schicht für Schicht gedruckt werden. Zudem werden in der
vom Land Baden-Württemberg geförderten Außenstelle »Virus-basierte
Therapien« in Biberach In-vitro-Modelle benötigt, um die neuen
onkolytischen Viren für die Krebstherapie validieren zu können.
Prof. Kluger leitet auch das Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik
und Plasmatechnologie IGVP an der Universität Stuttgart, welches
grundlagenorientierte Fragestellungen der Biofabrikation erforscht und
damit zu einer weiteren wichtigen Säule des Biofabrikationszentrums wird.
Mit dem neuen Forschungsschwerpunkt stärkt das IGVP zudem als Partner für
funktionelle Fettgewebemodelle die universitäre Stuttgart Research
Initiative »3R-BioMedicUS – 3R-Modelle für die biomedizinische Forschung:
Innovative, prädiktive Patientenmodelle durch Wissenschaft und Technik«.
Mit ihrer Rückkehr an das Fraunhofer IGB als Institutsleiterin bringt die
Wissenschaftlerin Kluger einen weiteren neuen Schwerpunkt mit. So will sie
ihre an der Hochschule Reutlingen im Bereich Tissue Engineering und
Biofabrikation aufgebauten Verfahren, eingebettet in das am Fraunhofer IGB
vorhandene Know-how, weiterentwickeln und zur Umsetzung in den Markt
bringen. Dabei setzt sie die Biofabrikationstechniken auch ein, um im
Labor kultiviertes Fleisch für den stetig wachsenden Novel-Food-Markt zu
produzieren.
»Mit dem Aus- und Aufbau der Biofabrikation erweitern und ergänzen wir das
Themenportfolio des Fraunhofer IGB, erschließen neue Kunden und Märkte und
stärken darüber hinaus den Forschungs- und Entwicklungsstandort Baden-
Württemberg«, so Kluger.
