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Auch schlafend aufgeschlossener oder wie soziale Faktoren auf unsere Nachtruhe Einfluss nehmen

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Menschen mit einer liberaleren politischen Einstellung berichten häufiger,
jemals einen Klartraum gehabt zu haben als konservativ denkende. Diese
Schlussfolgerung konnte Alina Wildenauer aus den für ihre Masterarbeit
herangezogenen Daten ziehen. Sie stellt ihre Erkenntnisse während der 33.
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und
Schlafmedizin (DGSM) vor, die vom 27.-29. November 2025 in Hannover
stattfinden wird.



Alina Wildenauer untersuchte in ihrer Masterarbeit u.a. soziale
Komponenten, die uns bis in den Schlaf verfolgen. „Die Erkenntnis war eher
ein Nebeneffekt, aber dennoch interessant. Es gibt Studien, die darauf
hinweisen, dass eher liberal eingestellte Menschen allgemein
aufgeschlossener neuen Dingen gegenüber sind. Klarträumen kann nicht
unbedingt jeder. Das Besondere daran ist, dass wir uns in dem Moment
bewusst sind, dass wir schlafen bzw. träumen“, erklärt die
wissenschaftliche Mitarbeiterin des Schlafmedizinisches Zentrums der
Ruhrlandklinik Essen.

Sie hat sich damit beschäftigt, wie der biologische Vorgang Schlaf im
historischen Kontext sozial moduliert und institutionalisiert wurde. So
wurde in der vorindustriellen Zeit mancherorts in zwei Phasen vor
Mitternacht und danach geschlafen, und um Mitternacht herum waren die
Menschen für ein bis zwei Stunden mit anderen Dingen beschäftigt. Mit der
industriellen Revolution hat das künstliche Licht die Schlafphasen
zusammengeführt und nach hinten verschoben, so die Theorie. Auch spannend
sind die verschiedenen Schlafetiketten, die in unterschiedlichen
Jahrhunderten sozial bestimmt waren, wie etwa Schlafmütze und
Schlafgewand, Hygienevorschriften oder empfohlene Liegepositionen. Und so
unterschiedlich verhält es sich auch damit, wie das Träumen wahrgenommen
wird. „Je nach Kultur und nach Religiosität kann Träumen eine tiefe
spirituelle Wahrnehmung oder ein reines Epiphänomen des Schlafs sein. Und
das ist natürlich insbesondere bei Klarträumen so, die gerade bei Yogis
oder in buddhistischen Ländern als besondere Bewusstseinsstufen erkannt
werden“, erklärt Alina Wildenauer. Grundsätzlich hat sie bei ihren
Recherchen festgestellt, dass die Problematiken der Zeit, der
Gesellschaft, der persönlichen Krisen und sozialen Stellungen sowie
Geschlechtsunterschiede sich fast immer in den Träumen widerspiegeln.

Und dies ist nicht die einzige spannende Erkenntnis im Zusammenhang mit
sozialen Faktoren. Die Bedingungen für einen gesunden Schlaf sind in
unserer modernen 24-Stunden-Non-Stopp Gesellschaft längst nicht gerecht
verteilt. Wie wir schlafen, hängt nicht nur von individuellen Faktoren ab.
Wer schläft, zieht sich zwar einerseits zurück und wird ganz auf sich
selbst zurückgeworfen, ist getrennt von Umwelt, Arbeit, Familie und
gesellschaftlichen Zwängen und Anforderungen. Anderseits beeinflussen aber
genau diese, wie, wieviel und wann wir schlafen. Nicht jeder hat dieselbe
Chance auf das nächtliche Glück! Der Schlaf hängt von vielerlei
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Schlaf gilt auch als
Wirtschaftsfaktor: Ausgeschlafene Mitarbeiter sind produktiver,
verursachen weniger Arbeits- und Verkehrsunfälle und weisen weniger
Fehlzeiten am Arbeitsplatz auf. Alles gute Gründe für optimale
Schlafbedingungen und ausreichenden und erholsamen Schlaf zu sorgen.

Wer in den Genuss einer hohen Bildung kommt, hat eine höhere
Wahrscheinlichkeit gesund zu schlafen. Führungskräfte und Selbstständige
schlafen tendenziell besser. Wer am Arbeitsplatz viel Termin- und
Leistungsdruck hat, sich an der Grenze der Leistungsfähigkeit befindet und
wenig Pausen machen kann, schläft schlechter. Wer an Schlafstörungen
leidet ist 2,8fach länger krankgeschrieben als Menschen ohne
Schlafstörungen. Geld scheint tatsächlich ein gutes Ruhekissen zu sein.
Höhere Einkommen gehen mit einer höheren Schlafqualität und weniger
Schlafstörungen einher. Menschen mit geringem Verdienst und Menschen ohne
Arbeit schlafen ebenfalls schlechter. Wer verwitwet, geschieden oder aus
anderen Gründen alleinstehend ist, hat ebenfalls weniger von dem
nächtlichen Lebenselixier.

In Ballungszentren rauben vermutlich vermehrter Stress, hohe nächtliche
Lärmpegel und fehlende Dunkelheit den Menschen den Schlaf. Wer an einer
vielbefahrenen Straße, einer Bahnlinie oder im Bereich eines Flughafens
Ruhe für einen ungestörten Schlaf sucht, findet diesen weniger häufig als
Menschen, die auf dem Land leben und nachts ausreichend Ruhe und
Dunkelheit vorfinden. Wer keiner geregelte Arbeitszeit am Tage nachgehen
kann, wer gar nachts arbeiten muss, wenn unsere innere Uhr auf Schlaf
ausgerichtet ist, der leidet überproportional häufiger an Schlafmangel und
Schlafstörungen. Schichtarbeit begünstigt Schlafstörungen und auch andere
körperliche und psychische Erkrankungen.

Der Schlaf ist über das Lebensalter unterschiedlich verteilt. Kinder und
Jugendliche benötigen mehr Schlaf als Erwachsene, aber sie bekommen oft
nicht genug, da die Schule für viele, insbesondere in und nach der
Pubertät viel zu früh beginnt. Im mittleren Lebensalter wird weniger
geschlafen, da Arbeit, Stress und Freizeitverhalten nicht genügend Zeit
für den ausreichenden Schlaf lassen. Ältere haben oft Schwierigkeiten mit
dem Schlaf, was auf gesundheitliche Probleme und altersbedingte
Veränderungen im Schlafmuster zurückzuführen ist.

Wir erklären Ihnen die Nacht!

Die Geschehnisse in der Nacht und vielleicht der Schlaf selbst sind in
vielerlei Hinsicht unerklärlich. Die Schlafforschung und Schlafmedizin
bringt immer mehr Licht ins Dunkel. Daher wissen wir inzwischen, wie
wichtig dieser Abschnitt in unserem Leben für die menschliche Gesundheit
ist. Doch leider schlafen mehr Menschen eher schlecht als recht.
Schlafstörungen müssen behandelt werden, das ist keine Frage. Doch bevor
sich manche Schlafstörung verfestig, könnte man präventiv dagegenhalten.
Dazu ist es nötig, über den Schlaf gut informiert zu sein. Die Deutsche
Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) hat es sich zur
Aufgabe gemacht, die Nacht besser verstehen zu lernen, dieses Wissen
öffentlich weiterzugeben und dadurch den Schlaf mehr wertzuschätzen. Auch
die Jahrestagung der DGSM trägt dazu bei. Erfahren Sie mehr über die
Inhalte des wissenschaftlichen Programms unter https://dgsm-kongress.de
/programm-abstracts/wissenschaftliches-programm.