Zum Hauptinhalt springen

Abschlusstagung der BMFTR-Förderlinie "Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie"

Pin It

Bei der Abschlusstagung am 6. und 7. November 2025 kamen die vom
Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR)
geförderten Projekte der Förderlinie „Gesellschaftliche Auswirkungen der
Corona-Pandemie – Forschung für Integration, Teilhabe und Erneuerung“
zusammen. In sieben Sessions wurden ihre Forschungsergebnisse vorgestellt
und mit Fachpublikum diskutiert.



Eröffnung durch Staatssekretär Dr. Rolf-Dieter Jungk

Die Tagung wurde eröffnet durch ein Grußwort von Staatssekretär Dr. Rolf-
Dieter Jungk (BMFTR). Er betonte, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der
Pandemie nicht nur ökonomische, sondern auch tiefgreifende
gesellschaftliche Nebenwirkungen hatten, welche durch die Förderlinie
untersucht wurden.

„Die Corona-Pandemie war nicht allein mit eine der größten medizinischen
Herausforderungen, sie war auch ein komplexes gesellschaftliches Ereignis.
Um diese zu verstehen, waren und sind fundierte und umfassende Analysen
der Geistes- und Sozialwissenschaften notwendig. Die Pandemie liegt zwar
hinter uns – ihre Folgen aber wirken fort. Für die Aufarbeitung der
Pandemie sind die Ergebnisse der Projekte ein wichtiger Grundstein und
bilden die Basis für weiteres Lernen. Die Erkenntnisse der Geistes- und
Sozialwissenschaften zeigen eindrucksvoll, wie Wissenschaft Orientierung
geben wie Politik die Gesellschaft dabei unterstützen kann, kluge und
verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.“, so Staatssekretär Dr.
Rolf-Dieter Jungk (BMFTR).

Ergebnisse aus sieben Sessions

Die Projektergebnisse wurden in sieben thematischen Sessions vorgestellt
und jeweils kurz diskutiert:

•       Einsamkeit und die Qualität von Beziehungen spielten eine
entscheidende Rolle für die mentale Gesundheit. Vulnerable Gruppen wie
Long-Covid-Betroffene oder ältere Menschen erfuhren Stigmatisierung,
ebenso wie Geimpfte und Nicht-Geimpfte in ihren jeweiligen Netzwerken.

•       Die Pandemie machte prekäre Zustände im Pflegebereich sichtbar.
Neben der Entwicklung eines Online-Kurses wurden Copingstrategien
untersucht und die Notwendigkeit betont, Pflegeausbildung und -arbeit
gesellschaftlich stärker zu würdigen, um künftige Krisen besser bewältigen
zu können.

•       Ein Untersuchungsgegenstand war, wie Unterstützungsnetzwerke für
junge Zugewanderte während der Pandemie funktionierten: Digitale
Kommunikation war nur dort erfolgreich, wo zuvor persönliche Kontakte
bestanden. Die Diskussion zeigte, dass gerade kommunales
Verwaltungshandeln neue Chancen für die Krisenbewältigung eröffnet.

•       Analysen zu Meinungsdynamiken belegten ein wiederkehrendes Muster
in der Corona-Pandemie wie auch in anderen Krisen: zunächst stieg das
Vertrauen in Regierung und Demokratie, bevor es in Ungeduld und Kritik
umschlug.

•       Jugendliche berichteten nach der Pandemie von hoher
Lebenszufriedenheit einerseits, von Ängsten vor Krisen andererseits sowie
von starker Belastung durch Cybermobbing und emotionaler Erschöpfung.
Psychische Gesundheit erwies sich als das zentrale Thema, das auch
Unternehmen zunehmend adressieren müssen.

•       Die Pandemie wirkte als emotional-sozialer Schock auf Schülerinnen
und Schüler. Gleichzeitig führte sie zu einem Digitalisierungsschub im
Bildungssystem, der ohne die Krise kaum denkbar gewesen wäre.

•       Die Pandemie stellte arbeitsbedingte Risiken neu dar und rückte
psychische Gesundheit stärker in den Fokus. Positiv hervorgehoben wurden
verbesserte Kooperation zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten sowie die
nachhaltige Etablierung von Homeoffice in vielen Bereichen.

Paneldiskussion: Lernen aus der Krise

Es diskutierten:

Prof. Dr. Cordula Artelt, Leiterin des Leibniz Institut für
Bildungsverläufe

Prof. Dr. Berthold Vogel, Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen
(SOFI) e.V. Geschäftsführender Direktor

Prof. Dr. Mustapha Sayed, BARMER, Head of Corporate Health

Sabine Sommer, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Auf dem Panel war man sich einig, dass die Pandemie nicht allein als
historische Episode betrachtet werden dürfe. Vielmehr sei sie ein
„kollektiver Lernimpuls“, der Ungleichheiten sichtbar machte und die
Widerstandskraft demokratischer Gesellschaften herausforderte. „Wir haben
ein soziales Long Covid“, so ein Beitrag. Gleichzeitig warnten die
Panellistinnen und Panellisten vor einem zu negativen Narrativ und hoben
positive Entwicklungen hervor – etwa kreative kommunale Lösungen oder die
gestärkte Kooperation in der Arbeitswelt.

Zentrale Lehren

•       Wissenschaftskommunikation verbessern: Forschungsergebnisse
sollten sowohl Politik und Gesellschaft als auch die Wissenschaft
disziplinübergreifend erreichen.

•       Politik und Gesellschaft stärken: Vertrauensverluste gilt es
aufzufangen und Orientierung zu schaffen.

•       Interdisziplinarität als Stärke: Die Geistes- und
Sozialwissenschaften können durch ihre Vielfalt frühzeitig Impulse geben.

•       Pandemic Preparedness: Bildungssysteme, Arbeitswelten und
Verwaltungen müssen aus den Erfahrungen lernen, um künftigen Krisen besser
begegnen zu können.

Hintergrund

Mit der Förderlinie „Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie“
des BMFTR wurden seit 2023 18 Projekte aus den Geistes- und
Sozialwissenschaften gefördert. Ziel war es, die gesellschaftlichen
Nebenwirkungen der Pandemie zu erforschen und Handlungsempfehlungen für
Politik und Gesellschaft zu entwickeln. Weitere Informationen unter
https://www.geistes-und-sozialwissenschaften-bmbf.de/de/Corona-Forschung-
gesellschaftliche-Auswirkungen-Pandemie-2861.html


Der DLR Projektträger betreut im Auftrag des Bundesministeriums für
Forschung, Technologie und Raumfahrt das aktuelle Rahmenprogramm für die
Geistes- und Sozialwissenschaften „Gesellschaft verstehen – Zukunft
gestalten“ und ist dabei sowohl mit der Entwicklung und Begleitung von
Fördermaßnahmen betraut als auch mit Maßnahmen zu Transfer und
Kommunikation.