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Viadrina-Forscher untersuchen Angebotsschocks auf dem Wohnungsmarkt

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Großflächiger Neubau als Lösung für angespannte Wohnungsmärkte – für diese
auf den ersten Blick einleuchtende Formel für ausreichenden und
bezahlbaren Wohnraum gibt es bisher nur wenig empirische Belege. Um für
diese dringende gesellschaftliche und politische Herausforderung eine
bessere Datengrundlage zu schaffen, analysieren die
Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Fabian Bald und Prof. Dr. Felix
Weinhardt von der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) die
einzigartige Wohnraumsituation, die im Jahr 2010 durch den Abzug
britischer Truppen aus Westdeutschland und dem Verkauf ihrer Immobilien
über die folgenden Jahre entstand.

Ihr Forschungsvorhaben „Vom Militär auf den Markt: Der ökonomische
Einfluss von großen Angebotsschocks auf dem Wohnungsmarkt“ wird über drei
Jahre mit rund 430.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
gefördert.

„In unserem Projekt geht es darum, besser zu verstehen, inwieweit mehr
Wohnraum wirklich zu sinkenden Preisen führt. Wenn wir nur die Ausweitung
des Angebots betrachten, sollten Preise eigentlich fallen. Jedoch kann es
auch zu Veränderungen auf der Nachfrageseite kommen, die sinkenden Preisen
entgegenwirken und den Effekt gegebenenfalls sogar umkehren könnten. Diese
Zusammenhänge besser zu verstehen, ist in den aktuell angespannten Märkten
höchst relevant“, erklärt der Volkswirtschaftler Felix Weinhardt die
Zielstellung.

Um den kausalen Zusammenhang zwischen mehr Wohnraum und sinkenden Preisen
genauer zu beleuchten, nutzen Weinhardt und Bald den einzigartigen Fall
einer kurzfristigen und überraschenden Zunahme von Wohnraum nach dem Abzug
britischer Militärmitarbeiter*innen und deren Angehöriger aus
Westdeutschland im Jahr 2010. „In diesem Setting beobachten wir große
Angebotsschocks, die in vielen mittelgroßen Städten in Nordrhein-Westfalen
und Niedersachsen einen großen Teil des jährlichen neuen Wohnungsangebotes
ausgemacht haben – etwa in Köln, Münster und Osnabrück“, erklärt Fabian
Bald, Professor für Regional- und Stadtökonomie, die Ausgangslage.

Im Rahmen des DFG-geförderten Projektes werden sich die Professoren und
ihre Mitarbeiter*innen ansehen, wie sich Hauspreise in Städten nach dem
Abzug entwickelt haben, insbesondere im Vergleich zu vergleichbaren
Nachbarstädten, in denen keine Militärangehörigen gelebt hatten. In einem
zweiten Schritt untersuchen sie die Preisentwicklungen noch kleinräumiger
in den Nachbarschaften, rund um die ehemaligen „britischen“ Gebiete, um zu
verstehen, inwiefern die Veränderung zu größerer Attraktivität der
Nachbarschaften führt – und damit vielleicht zu weniger stark sinkenden
Preisen in direkter Umgebung.

Mithilfe der Förderung durch die DFG werden zwei Stellen für
wissenschaftliche Mitarbeiter*innen geschaffen, die voraussichtlich im
Rahmen der Berlin School of Economics gemeinsam mit Felix Weinhardt und
Fabian Bald zu dem Thema forschen. Die Viadrina ist eine von neun
Partnerinstitutionen der Berlin School of Economics, die ein
strukturiertes Doktorand*innenprogramm anbietet.