IMK Konjunkturindikator: Rezessionsrisiko leicht gesunken – Aussichten auf Erholung verdichten sich
Neue Werte für die kommenden drei Monate
IMK Konjunkturindikator: Rezessionsrisiko leicht gesunken – Aussichten auf
Erholung verdichten sich. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich in den vergangenen
Wochen leicht verbessert. Das signalisiert der monatliche
Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
Für den Zeitraum von
November bis Ende Januar weist der Indikator, der die neuesten verfügbaren
Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, eine
Rezessionswahrscheinlichkeit von 30,4 Prozent aus. Anfang Oktober betrug
sie für die folgenden drei Monate noch 34,8 Prozent. Etwas gesunken ist
auch die statistische Streuung im Indikator, die eine Verunsicherung von
Wirtschaftsakteuren widerspiegelt – sie beträgt aktuell 13,1 Prozent nach
17,7 Prozent im Vormonat.
Die Aufhellung ist zwar nicht so stark, dass der nach dem Ampelsystem
arbeitende Indikator von der aktuellen Phase „gelb-rot“ auf das günstigere
„gelb-grün“ schalten würde. Der Indikator signalisiert damit weiterhin
„konjunkturelle Unsicherheit“ für die kommenden drei Monate, aber keine
akute Rezessionsgefahr. In dieser Situation seien Wirtschaftsakteur*innen
wie Wirtschaftspolitiker*innen besonders gefragt, einen kühlen Kopf zu
bewahren, betont Prof. Dr. Sebastian Dullien, der wissenschaftliche
Direktor des IMK. „Die aktuellen Daten zeigen: Die wirtschaftliche Lage
ist besser, als es in der öffentlichen Diskussion derzeit dargestellt
wird. Die Zeichen stehen auf Erholung im kommenden Jahr. Jetzt ist
wichtig: Den Aufschwung nicht zerreden. Eine wichtige Säule der Erholung
in den kommenden Quartalen ist der private Konsum. Wenn man jetzt nur über
Einschnitte im Sozialsystem – von Rente bis Krankenversicherung – redet,
verunsichert man die Menschen und legt die Axt an die wirtschaftliche
Erholung in Deutschland“, sagt Dullien. Das sei im Übrigen nicht nur
gefährlich, sondern auch unnötig. Denn die Sozialstaatsfinanzierung stelle
sich weitaus stabiler dar als manche Äußerungen Glauben machen (mehr in
der unten verlinkten Kurzstudie*).
Die leichte Aufhellung bei den Aussichten für die kommenden Monate beruht
in erster Linie auf positiven Signalen von realwirtschaftlichen
Indikatoren und von Stimmungsindikatoren. So sind die Auftragseingänge des
Verarbeitenden Gewerbes aus dem Inland seit dem zweiten Quartal 2025 in
der Tendenz aufwärtsgerichtet. Aktuell gilt dies auch für die Gesamtheit
der Auftragseingänge ohne Großaufträge, die die konjunkturelle
Grunddynamik besser widerspiegeln. Auch die Mehrzahl der
Stimmungsindikatoren lassen laut IMK auf leicht verbesserte
Konjunkturaussichten schließen. Beispielsweise liegt der
Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft nun deutlich oberhalb der
Expansionsschwelle. Allerdings ist bei Indikatoren des
Konsumentenvertrauens bislang kein Aufwärtstrend zu sehen.
Dass die Rezessionswahrscheinlichkeit nicht noch stärker zurückgegangen
ist, liegt vor allem an Finanzmarktindikatoren, etwa am leichten Rückgang
der Aktienkurse im CDAX. Auch der IMK-Finanzmarktstressindex, der einen
breiten Kranz von Kapitalmarktindikatoren zu einem einzigen Maß bündelt,
verzeichnet auf moderatem Niveau einen leichten Anstieg.
In der Gesamtschau prognostiziert das IMK weiterhin ein Mini-Wachstum des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 Prozent in diesem Jahr. Für 2026
erwarten die Konjunkturforscher*innen in ihrer aktuellen
Konjunkturprognose eine spürbare Erholung und eine BIP-Zunahme um 1,4
Prozent.
