Zum Hauptinhalt springen

Symposium setzt neue Impulse für Krankenhausarchitektur

Pin It

Unter dem Titel LA INFIRMITA – Wie heilende Architektur entsteht fand
Mitte November auf dem Campus Design der Hochschule Coburg ein
Fachsymposium statt, das die Rolle von wissenschaftlich fundierter
Architektur im Krankenhausbau beleuchtete. Unter der Leitung von Prof.
Gemma Koppen, Professorin für „Entwerfen & Gesundheit“ an der Hochschule
Coburg, diskutierten Experten und Expertinnen aus Forschung und Praxis
intensiv Aspekte der Heilenden Architektur.

(von Franziska Ritz )

Im Fokus stand dabei die Frage, wie gebaute Umwelten aktiv zur physischen
und psychischen Gesundheit ihrer Nutzer und Nutzerinnen beitragen –
insbesondere zur Genesung von Patienten und Patientinnen. Sechs spannende
Vorträge in zwei Panels boten spannende Einblicke in den aktuellen Stand
der Wissenschaft und zeigten herausragende Praxisbeispiele sowie
Herausforderungen bei Planung, Sanierung und Bau von Krankenhäusern.

Internationale besetzte Panels begeistern mit fachlicher Tiefe

Im ersten Panel sprach Prof. Dr. Andreas Schmid von der Universität
Bayreuth über das Neudenken von Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen.
Er erörterte wesentliche Aspekte der Krankenhausreform und deren
Auswirkung auf die Planung neuer Krankenhäuser. Prof. Dr. Tanja C.
Vollmer, Architekturpsychologin und Gründerin von Kopvol architecture &
psychology betonte die Bedeutung von Wirksamkeitsnachweisen, über die
architektonische Entscheidungen wissenschaftlichen begründet und
Innovationen gefördert werden sollten. Dabei stellte sie exemplarisch ihre
Studie zum Einfluss der Krankenhausarchitektur auf Angst und Stress
schwerkranker Kinder und sie begleitenden Eltern vor. Gewonnene
Erkenntnisse flossen in ein qualitatives Raumkonzept für den Neubau des
Princess Máxima Centrums für Pädiatrische Onkologie in Utrecht ein, dem
größten pädiatrischen Krebszentrum Europas, sowie in den Neubau der
Kinder- und Jugendklinik Freiburg, der vor Kurzem den Healing Architecture
Award gewann. Vollmer stellte heraus: „Mit dem Projekt in Utrecht haben
wir vor 10 Jahren die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis gebaut als
wir erstmals ein qualitatives Raumkonzept in der Phase 0 entwickeln und
als Vorgabe in den Architekturwettbewerb mitgeben konnten. Ein
wegweisendes Beispiel, wie evidenzbasierte Architektur in die Umsetzung
kommen kann.“ Im Anschluss hob Prof. Linus Hofrichter von a|sh
sander.hofrichter Architekten hervor, wie wichtig und gleichzeitig
schwierig es ist, die tatsächlichen Bedürfnisse von Patienten und
Patientinnen, Personal und Angehörigen konsequent in die Planung
einzubeziehen.
Im zweiten Panel wanderten die Diskussionen von strategischen Grundfragen
hin zu konkreten Umsetzungen und Beispielen, Architekt Frank Wiesemeyer
von White Arkitekter aus Malmö, Schweden zeigte, wie natürliche
Materialien wie Holz nicht nur ökologisch sinnvoll sind, sondern auch das
Wohlbefinden im Krankenhausumfeld steigern können. Dr. David Freis von der
Universität Augsburg brachte eine historische Perspektive ein und
beleuchtete die Entwicklung der Krankenhausarchitektur in Deutschland in
den letzten zwei Jahrhunderten.

Ein Signal für die Zukunft

Andrea Erpenbeck, Architektin bei Herzog & de Meuron, machte in ihrem
Vortrag deutlich, dass eine heilende Wirkung nur dann spürbar wird, wenn
auch Licht, Akustik und vor allem Oberflächenqualität mit höchster
Sorgfalt gestaltet werden. Sie erläuterte am Beispiel des Kinderspitals
Zürich, wie wegweisende Krankenhausarchitektur entsteht und wie das
weltbekannte Architekturbüro aus Basel dabei sorgfältig und behutsam bis
ins kleinste Detail gestaltet. Zahlreichen Studierenden, die ebenfalls die
Veranstaltung besuchten, werden die Protoypen und Anekdoten der
Architektin in Erinnerung bleiben.
Zwischen den Panels gab es reichlich Zeit für Austausch, Fragen und
Networking sowie Gelegenheit, wissenschaftliche Gedanken mit praktischen
Erfahrungen zu verknüpfen. Prof. Gemma Koppen zeigte sich zum Ende der
Veranstaltung zufrieden: „Mit dem heutigen Symposium in Coburg haben wir
einen weiteren wichtigen Meilenstein für die Krankenhausarchitektur der
Zukunft gesetzt.“
Die Begeisterung am Tag des Symposiums zeigt: Heilende Architektur ist
kein Nischenthema mehr, sondern eines, das Baubranche, Politik und
Gesundheitswesen gleichermaßen beschäftigt. Das Symposium war ein starker
Impuls dafür, die Brücke zwischen evidenzbasierter Forschung und
planerischer Praxis weiter zu bauen.

Veranstaltungstipp

In der Veranstaltungsreihe „Gesundheit! Wissen für alle by Hochschule
Coburg“ geht es am Donnerstag, 27. November, ab 18 Uhr erneut um
Krankenhausarchitektur. Unter dem Motto „Menschlich arbeiten – besser
heilen liegt der Fokus an diesem Abend auf der gesunden und angenehmen
Gestaltung der Arbeitsplätze und der Frage: Können bessere Räume und
andere Arbeitsabläufe die Zusammenarbeit, die Eigenverantwortung und das
Wohlbefinden des Personals verbessern – und dadurch die
Patientenversorgung langfristig stärken? Die Veranstaltung findet in den
Räumen der Ausstellung „Das Kranke(n)haus – Wie Architektur heilen hilft“,
Spitalgasse 14 (2.OG) in der Coburger Innenstadt statt. Die Veranstaltung
ist kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten.