Digitalisierte Anbausysteme für die Stadt: Forschungsraum an der FH Wedel stärkt städtische Landwirtschaft der Zukunft
Die Fachhochschule Wedel startet „Urban Farming 4.0“ und eröffnet ein
Testlabor mit Hydroponik, automatisierten Beeten, Aquaponik, klassischen
Beeten, Gewächshäusern und Bienenvölkern. KI-gestützte
Biodiversitätserkennung und digitale Zwillinge sollen die Effizienz und
Nachhaltigkeit urbaner Anbausysteme bewerten und verbessern.
Der
Forschungsraum dient Lehre, Praxis und Wissenstransfer, ergänzt durch eine
internationale Summerschool. Unterstützt wird das Projekt von Expertinnen
und Experten der Leuphana Universität, der Universität Hamburg sowie
regionalen Garten-, Imker- und Landwirtschaftsverbänden.
Die Fachhochschule Wedel startet das Forschungsprojekt „Urban Farming 4.0“
und eröffnet auf dem Campus einen neuen Forschungsraum, der als reales
Testlabor für urbane Landwirtschaft dient – ausgestattet mit Hydroponik,
automatisierten Beeten, Aquaponik, klassischen Beeten, Gewächshäusern und
Bienenvölkern. Mithilfe von Sensorik, IoT und KI entwickeln Forschende
digitale Zwillinge der Anbausysteme und erfassen per KI-gestützter
Biodiversitätserkennung automatisch Daten zu Pflanzenvielfalt,
Pflanzengesundheit und Insektenaufkommen. Ziel ist es, die Effizienz,
Nachhaltigkeit und ökologische Wirkung urbaner Anbausysteme umfassend zu
bewerten und zu verbessern. Das Projektvolumen beläuft sich auf insgesamt
1.169.349 Euro.
Urban Farming als Baustein einer nachhaltigen Zukunft
Die wachsende Weltbevölkerung erfordert neue Lösungen für eine
ressourcenschonende Lebensmittelproduktion. Urban Farming kann dabei als
lokale Ergänzung zur professionellen Landwirtschaft dienen und ist in
Deutschland bereits stark etabliert – von Kleingärten über Obst- und
Gemüseanbau bis hin zu Hobbyimkerei und modernen hydroponischen Systemen.
Mit dem neuen Forschungsraum auf dem Campus der FH Wedel entsteht erstmals
eine umfassende, praxisnahe Testumgebung, in der verschiedene urbane
Anbausysteme realitätsnah untersucht werden. Das Projekt startet zum 1.
Januar 2026 und verbindet technologische Forschung, ökologische Bewertung
und gesellschaftlichen Wissenstransfer.
„Wir schaffen eine einzigartige Forschungsinfrastruktur, die technische
Innovation mit ökologischer Verantwortung verbindet“, sagt Prof. Carsten
Burmeister, der das Projekt gemeinsam mit Kollegen leitet. „Durch digitale
Zwillinge und KI-gestützte Biodiversitätserkennung können wir den Einfluss
urbaner Anbaumethoden auf Ertrag, Nachhaltigkeit und Artenvielfalt
erstmals ganzheitlich analysieren.“
KI-gestützte Biodiversitätserkennung und Digitale Zwillinge
Ein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung digitaler
Zwillinge der Anbausysteme. Diese virtuellen Abbilder simulieren
technische Abläufe und biologische Prozesse von Pflanzen, Substraten und
Umwelteinflüssen. Ergänzt wird dies durch eine KI-gestützte
Biodiversitätserkennung: Kameras erfassen automatisch Pflanzenvielfalt,
Pflanzengesundheit und das Insektenaufkommen. So werden erstmals
quantitative Aussagen darüber möglich, wie sich Urban Farming auf wichtige
Nachhaltigkeitsaspekte auswirkt.
Die erhobenen Daten fließen in eine open-source basierte Hard- und
Softwareplattform ein, die zukünftig auch privaten Urban Farmer:innen zur
Verfügung stehen soll.
Testlabor auf dem Campus: Vielfalt an Anbausystemen
Der Forschungsraum umfasst eine breite Palette realer Anbausysteme, die
unter kontrollierten, aber alltagsnahen Bedingungen untersucht werden:
• Hydroponik
• Automatisierte Beete
• Aquaponik
• Klassische Beete und Gewächshäuser
• Mehrere Bienenvölker
Diese Vielfalt ermöglicht es, verschiedene Nutzungsformen des Urban
Farmings unter vergleichbaren Bedingungen zu analysieren und innovative
technische Lösungen zu entwickeln.
Praxis, Lehre und internationaler Austausch
Der Forschungsraum ist ein zentraler Bestandteil der Lehre und dient
Studierenden als praxisorientierte Lernumgebung für Projektarbeiten,
Lehrveranstaltungen und Abschlussarbeiten. Dabei werden Themen aus
Automatisierung, Industrie 4.0, nachhaltiger Agrartechnik und
Biodiversitätsforschung miteinander verknüpft.
Darüber hinaus stärkt das Projekt den internationalen Austausch: Bereits
im vergangenen Jahr fand eine internationale Summerschool am Campus der
Fachhochschule Wedel statt, die Urban Farming, ökologische Nachhaltigkeit
und digitale Technologien zusammenführte. Dies ist auch für 2028 und 2029
geplant.
Öffentliche Workshops, Seminare und Kooperationen mit lokalen Initiativen
schaffen zusätzliche Anknüpfungspunkte für Bürger:innen und Urban
Farmer:innen.
Starke Partner im Projekt
Unterstützt wird das Forschungsvorhaben durch ein breites Netzwerk aus
Wissenschaft, Verbänden und regionalen Institutionen:
• Prof. Sylvia Haider und Prof. Michael Staab (Leuphana Universität)
sowie Prof. Kai Jensen (Universität Hamburg) als Expert:innen für
Biodiversitätsforschung und Pflanzenökologie
• Landesverband Schleswig-Holstein der Gartenfreunde e.V.
• Streuobstwiesenverein Apfelsortenvielfalt Wedel e.V.
• Landesverband Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker e.V.
• Bauernverband Schleswig-Holstein
• Wedeler Hochschulbund e.V.
Gemeinsam unterstützen sie Forschung, Austausch, Datenerhebung und die
praktische Weiterentwicklung der Anbausysteme.
