Neuer Tabaklobby-Index belegt: Einfluss der Tabakindustrie in Deutschland bleibt hoch
Deutschland unternimmt weiterhin zu wenig, um den Einfluss der
Tabakindustrie auf gesundheitspolitische Entscheidungen einzudämmen. Das
geht aus dem vierten Index zur Einflussnahme der Tabakindustrie hervor,
den das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) am 25. November 2025
veröffentlicht hat.
Die Tabakindustrie ist die einzige Branche, die ein Konsumprodukt
vermarkten darf, das bei bestimmungsgemäßem Gebrauch die Hälfte seiner
Nutzer tötet. Mit verheerenden Folgen: In Deutschland sterben täglich rund
350 Menschen als Folge des Tabakkonsums. Daher ist es ein
gesundheitspolitisches Ziel, den Tabakkonsum in der Bevölkerung zu senken.
Der Einfluss der Tabakindustrie auf gesundheitspolitische Entscheidungen
gilt weltweit als eines der größten Hindernisse der Tabakprävention.
Deutschland unterbindet den Einfluss der Tabakindustrie nur wenig und
rangiert im internationalen Ranking mit Platz 68 von 100 untersuchten
Staaten im unteren Drittel.
„Die Tabaklobby setzt immense Ressourcen ein, um gesundheitspolitische
Entscheidungen zur Tabakprävention in Deutschland zu beeinflussen und ist
damit leider noch viel zu oft erfolgreich. Die Politik muss endlich klare
Grenzen setzen“, fordert Laura Graen (DKFZ), Autorin des Tabaklobby-Index.
Der Index zur Einflussnahme der Tabakindustrie 2025 zeigt, wie die
Tabakindustrie ihre Lobbymacht nutzt und durch gezielte Vernetzung in die
Politik versucht, Einfluss auf Entscheidungen und Gesetzgebungsprozesse
zur Tabakprävention zu nehmen. Deutsche Tabakunternehmen nehmen dafür
jährlich mehr als 6,5 Millionen Euro in die Hand, wie der Tabaklobby-Index
durch eine Auswertung des Lobbyregisters am Deutschen Bundestag zeigt. Der
Index zeigt auch mit aufwändiger Recherche, dass die Kontakte der
Tabakindustrie bis in die höchste politische Ebene reichen. Da viele
Treffen und Absprachen jedoch nicht öffentlich dokumentiert werden, ist es
kaum nachvollziehbar, in welchem Ausmaß die Branche tatsächlich Einfluss
auf die Politik nimmt.
„All das ist alarmierend, denn die wirtschaftlichen Interessen der
Tabakindustrie stehen im klaren Gegensatz zu den Zielen der
Gesundheitspolitik und ihre Einflussnahme widerspricht zudem
internationalen Vereinbarungen“, sagt Ute Mons, DKFZ. Deutschland hat
bereits vor über 20 Jahren das Rahmenübereinkommen der
Weltgesundheitsorganisation zur Eindämmung des Tabakgebrauchs
unterzeichnet und sich damit verpflichtet, gesundheitspolitische
Entscheidungen vor dem Einfluss der Tabakindustrie zu schützen (Artikel
5.3).
Eine Liste definierter Maßnahmen, mit denen in Deutschland die
Einflussnahme der Tabakindustrie eingedämmt werden kann, liegt bereits
vor: Im Jahr 2021 entwickelte eine Arbeitsgruppe von Fachleuten aus
Wissenschaft und Zivilgesellschaft unter Leitung des DKFZ die „Strategie
für ein tabakfreies Deutschland 2040“. Diese wird von mehr als 50
Gesundheits- und zivilgesellschaftlichen Organisationen unterstützt. Das
Maßnahmenpaket für eine wirksame Tabakpräventionspolitik enthält auch
Maßnahmen zur Eindämmung der Einflussnahme der Tabakindustrie – jetzt
braucht es den politischen Willen, es auch umzusetzen. Politische
Entscheidungen zur Tabakprävention müssen in Deutschland besser vor dem
Einfluss der Tabakindustrie geschützt werden. Nur so lässt sich die
Gesundheit der Bevölkerung wirksam schützen.
Weiterführende Informationen:
Index zur Einflussnahme der Tabakindustrie in Deutschland 2025
(Tabaklobby-Index):
https://www.dkfz.de/fileadmin/
/2025_Index-Einflussnahme-Taba
Globales Ranking:
https://globaltobaccoindex.org
Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040:
https://www.dkfz.de/forschung/
krebspraevention/strategie-tab
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische
Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen
Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass
Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen
Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt
werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten
Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle
Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu
übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu
verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten
Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland
Translationszentren:
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein
Helmholtz-Institut des DKFZ
DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen
Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Forschung,
Technologie und Raumfahrt und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg
finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher
Forschungszentren.
