AOK und Krebsgesellschaft zum Tag der Krebsvorsorge: Aktuelle Daten geben Hinweise auf den Nutzen der HPV-Impfung
Zum diesjährigen „Tag der Krebsvorsorge“ am Freitag (28. November) machen
AOK und Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) auf neue Auswertungen des
Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) aufmerksam, die neue Hinweise
auf positive Effekte der HPV-Impfung zur Vermeidung von
Gebärmutterhalskrebs liefern. Beide Akteure rufen dazu auf, die HPV-
Impfquote in Deutschland bei Mädchen und Jungen weiter zu steigern und
weisen gleichzeitig auf die anhaltende Bedeutung der gynäkologischen
Vorsorgeuntersuchungen hin. Der zum Aktionstag veröffentlichte
Früherkennungsmonitor 2025 des WIdO hat in diesem Jahr die Erkrankung
Gebärmutterhalskrebs als Themenschwerpunkt.
Die Auswertung des WIdO zeigt, dass bei Frauen, die in ihrer Jugend und
Kindheit geimpft wurden, nur etwas mehr als halb so häufig eine Konisation
durchgeführt werden muss wie bei nicht geimpften. Konisation bezeichnet
das chirurgische Entfernen von auffälligem Gewebe, vorrangig von
Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen
entstehen. Damit soll verhindert werden, dass sich Krebs entwickelt.
Grundlage für die Analyse bildeten die Daten von Versicherten der ersten
drei Jahrgänge, die bei Einführung der Impfung im Jahr 2007 zwischen 13
und 15 Jahre alt waren und zum Ende des Auswertungszeitraumes 2024 ein
Lebensalter von 30 Jahren erreicht hatten.
Dabei zeigte sich, dass in diesen Kohorten bei den gegen HPV geimpften
Frauen deutlich weniger Konisationen durchgeführt wurden als bei den
ungeimpften: Bis zum Alter von 30 Jahren wurden bei 10.000 geimpften AOK-
Versicherten 100 Konisationen durchgeführt, bei nicht geimpften waren es
184 Konisationen (Abbildung 1). „Die WIdO-Auswertung gibt eindrucksvolle
Hinweise darauf, wie effektiv die HPV-Impfung im Kampf gegen
Gebärmutterhalskrebs ist. Sie kann augenscheinlich jungen Frauen den
Eingriff einer Konisation ersparen, der bei späteren Schwangerschaften das
Risiko für Frühgeburten erhöht“, sagt die Vorstandsvorsitzende des AOK-
Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. „Die Auswertung zeigt einmal mehr,
wie wichtig es ist, die Impfrate weiter zu steigern. Hier gibt es in
Deutschland immer noch viel Luft nach oben.“
HPV-Impfquote noch zu niedrig
Den Daten des Robert Koch-Instituts zufolge liegt die Rate der vollständig
geimpften 15-jährigen Mädchen bei 54,6 Prozent, die der 15-jährigen Jungen
bei 34 Prozent. Reimann: „Auch unter Einbeziehung von Nachholimpfungen
sind AOK-versicherte Frauen im Alter von 19 Jahren nur zu knapp 60 Prozent
mindestens zwei Mal geimpft, 70 Prozent haben mindestens eine HPV-
Impfdosis erhalten. Ziel der Weltgesundheitsorganisation ist es, bis 2030
eine Impfquote von 90 Prozent zu erreichen. Davon sind wir noch weit
entfernt.“ Vom 9. bis zum 15. Geburtstag wird die Impfung von den
gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die AOKs ermöglichen darüber hinaus
mindestens bis zum 18. Geburtstag eine Nachholimpfung.
„Wir brauchen eine flächendeckende Finanzierung und höhere Verbindlichkeit
für die Impfung bei sämtlichen U- und J-Untersuchungen. Auch
Schulimpfungen, digitale Impferinnerungssysteme und mehr ärztliche
Aufklärung können die Impfquote steigern. Letztere sollte vor allem auch
für Jungen verstärkt stattfinden, denn bei diesen ist die Impfrate extrem
niedrig“, betont Prof. Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen
Krebsgesellschaft. „In anderen Ländern wurden so sehr gute Ergebnisse
erzielt. Deutschland liegt im europäischen Vergleich nur auf Platz 19. Wir
brauchen eine Herdenimmunität, damit möglichst viel künftiges Leid
vermieden werden kann.“ Auch Jungen können sich mit HPV infizieren oder
das Virus übertragen. Eine Infektion kann bei ihnen zu Krebs im Mund- und
Rachenraum, zu Penis- und Analkrebs führen. Die Ständige Impfkommission
empfiehlt daher auch bei dieser Gruppe eine HPV-Impfung.
Hohe Inanspruchnahme der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
Der Früherkennungsmonitor des WIdO verdeutlicht außerdem: Auch das
flächendeckende Screening zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, das
in Deutschland im Jahr 1971 eingeführt wurde, ist wirksam. „Jahrelang war
das Zervixkarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in
Deutschland. Durch eine gute Früherkennung liegt es heute nur noch auf
Platz 12“, so AOK-Vorständin Carola Reimann. Im Jahr 2022 erkrankten
insgesamt 4.388 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Allerdings ist die
Inzidenz seit 2010 kaum noch weiter gesunken. „Ein weiteres Zurückdrängen
von Gebärmutterhalskrebs – und weiteren durch HPV verursachte Krebsarten
wie Penis- und Analkarzinome sowie Kopf-Hals-Tumoren – können wir durch
eine deutliche Erhöhung der Impfrate erreichen“, betont DKG-Präsident
Michael Ghadimi. „Wir haben bei nur wenigen Krebsarten bisher die Chance,
die Krankheitslast gegen Null zu senken. Beim Zervixkarzinom gibt es sie,
und wir sollten sie durch die Kombination aus Früherkennung und HPV-
Impfung unbedingt nutzen.“
Laut Früherkennungsmonitor des WIdO hat das Gebärmutterhalskrebs-Screening
in Deutschland von allen Krebs-Früherkennungsuntersuchu
Inanspruchnahme. GKV-weit wurden ca. 14,7 Millionen solcher Screening-
Untersuchungen durchgeführt. Bei AOK-Versicherten zwischen 25 und 55
Jahren liegt die Teilnahmerate (in einem Zeitraum von vier Jahren von 2021
bis 2024) im Bundesdurchschnitt bei mehr als 80 Prozent. Regional variiert
sie zwischen 88,8 Prozent in der niedersächsischen Grafschaft Bentheim und
73,26 Prozent im brandenburgischen Frankfurt/Oder (Abbildung 2). Nach
Einbrüchen in den „Pandemiejahren“ ist die Inanspruchnahme des Screenings
zwar wieder gestiegen, sie liegt aber immer noch um 1,9 Prozent unter dem
Wert von 2019. AOK-Vorständin Reimann: „Weil die HPV-Impfung zwar gegen
viele, aber nicht gegen alle Hochrisikostämme des Virus schützt, bleibt
die Teilnahme an der Früherkennung auch für Geimpfte weiterhin wichtig“.
Das zeigen dazu die Daten des WIdO: Auch geimpfte Frauen haben
Krebsvorstufen entwickelt, die durch eine Konisation entfernt werden
mussten.
Positiv hervorzuheben ist vor diesem Hintergrund, dass die Teilnahmeraten
an der Früherkennung bei ungeimpften und geimpften 25- bis 35-jährigen
Frauen 2024 laut Auswertungen des WIdO annähernd gleich hoch waren. DKG-
Präsident Ghadimi: „Das sind gute Nachrichten, weil die Kombination von
HPV-Impfung – idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr – und
regelmäßiger Vorsorge zusammen den besten Schutz gegen
Gebärmutterhalskrebs bieten.“
Mehr Teilnahme an Screenings zu Darm-, Brust- und Prostatakrebs
Der Früherkennungsmonitor beleuchtet neben dem Themenschwerpunkt
Gebärmutterhalskrebs auch die jüngste Entwicklung der Teilnahmeraten bei
den anderen Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs. Demnach war das am
zweithäufigsten in Anspruch genommene Screening im Jahr 2024 die
Früherkennung von Hautkrebs. Das Hautkrebs-Screening wurde 7,6 Millionen
Mal durchgeführt. Auf Platz drei folgte die Prostatakrebs-Früherkennung,
die 4,4 Millionen Männer ab dem 45. Lebensjahr erreicht hat, gefolgt vom
Mammographie-Screening, an welchem rund drei Millionen GKV-versicherte
Frauen teilgenommen haben. Im Rahmen des Darmkrebsscreenings wurden 2024
insgesamt 638.000 Früherkennungs-Koloskopien durchgeführt.
Nachdem in den „Pandemiejahren“ 2020 bis 2022 bei den
Früherkennungsuntersuchungen ein zum Teil erheblicher Rückgang zu
verzeichnen war, zeigen die Daten zuletzt wieder deutlich höhere
Teilnahmeraten.
Tag der Krebsvorsorge findet zum vierten Mal statt
Der „Tag der Krebsvorsorge“ findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt.
Er ist 2022 von der AOK und der Deutschen Krebsgesellschaft ins Leben
gerufen worden. Gemeinsam wollen die beteiligten Partner mit dem
jährlichen Aktionstag am 28. November die Aufmerksamkeit für die
Früherkennungs-Untersuchungen erhöhen. In diesem Jahr bietet die AOK
umfassende Informationen zum Themenschwerpunkt „Früherkennung von
Gebärmutterhalskrebs“ und zur HPV-Impfung an. Auf der Website der AOK
steht dafür auch ein neuer Kalender-Reminder zum Download bereit, der
Eltern an ausstehende HPV-Impfungen erinnert. Zudem gibt es eine
aktualisierte Version des „Vorsorg-O-Mat“. Hier können sich Nutzer*innen
nach Eingabe individueller Informationen wie Alter und Geschlecht über die
anstehenden Früherkennungsuntersuchungen informieren. Beide Partner
informieren rund um den „Tag der Krebsvorsorge“ am 28. November auf ihren
Social-Media-Kanälen intensiv über das Thema und werben für die Teilnahme
an den vorgesehenen Untersuchungen.
AOK-Website zum „Tag der Krebsvorsorge“:
https://www.aok.de/tagderkrebs
Download des „Früherkennungsmonitor 2025“ des WIdO:
https://www.wido.de/forschung-
/frueherkennung-bei-erwachsene
