Der Husten, der nachts kommt
Die Stiftung Kindergesundheit informiert über Krupphusten, eine der
häufigsten Erkrankungen im Kleinkindalter
Vor allem im Spätherbst und Winter, wenn alle Welt
niest und hustet, hat auch der Krupphusten wieder Saison. Die quälenden
nächtlichen Hustenanfälle gehören zu den häufigsten Notfällen im
Kindesalter, berichtet die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen
Stellungnahme.
Die auch als „Pseudokrupp“ bezeichnete Virusinfektion zieht
ihre Kreise mit Vorliebe in den Wintermonaten und bedroht die Gesundheit
von Kindern im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren, besonders
häufig aber im zweiten Lebensjahr.
In der medizinischen Fachsprache wird Krupphusten als Laryngotracheitis
bezeichnet, also eine Entzündung des Kehlkopfes (Larynx) und der Luftröhre
(Trachea). Weitere gebräuchliche Namen sind Kruppsyndrom, Krupphusten,
viraler Krupp, Infektkrupp oder Kehlkopf-Katarrh. Gemeint ist aber immer
eine Einengung der Luftwege, die zur Atemnot führt. Jungen sind häufiger
betroffen als Mädchen, übergewichtige Kinder häufiger als schlanke.
„Die Ursache ist meist eine Infektion mit Viren, die kleinen Kindern in
der kalten Jahreszeit ohnehin schon das Leben schwermachen“, erläutert
Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der
in München beheimateten Stiftung Kindergesundheit. „Während diese Viren
bei den meisten Kindern zu einer ‚normalen‘ Erkältung führen, lösen sie
bei den dafür besonders Anfälligen den typischen Krupp-Anfall aus.“
Die Krankheit kündigt sich meist wie eine gewöhnliche Erkältung an: Das
Kind bekommt Fieber, hat eine laufende Nase, klagt über Halsschmerzen und
hat keinen Appetit. Darauf folgen typische Symptome der Erkrankung: Dies
sind ein rauer, bellender Husten (der oft als erstes Symptom mitten in der
Nacht auftritt), Heiserkeit und ein raues, rasselndes Atemgeräusch beim
Einatmen, fachmedizinisch „Stridor“ genannt.
Töne wie von einem Seehund oder Schaf
Professor Berthold Koletzko beschreibt den bedrohlichen Klang des Hustens
so: „Es ist ein tiefer Husten mit harten, rauen und bellenden Tönen, die
an das Bellen von Seehunden oder an das Blöken von Schafen erinnern -
daher auch die volkstümliche Bezeichnung ‚Schafshusten’. Das Kind ringt
hörbar nach Luft und gibt beim Einatmen ein ziehendes, manchmal
juchzendes, manchmal brummendes Geräusch von sich“.
Der typische Krupphusten klingt manchmal so, als würde das Kind in einen
Blecheimer husten. Die Stimme ist heiser, das Kind zittert, weint und kann
sich in eine schwere, manchmal sogar lebensbedrohliche Atemnot
hineinsteigern. Es zieht nur mühsam die Luft ein, sein Herz jagt, die Haut
läuft blau an.
Eltern sollten wissen: Der quälende Krupphusten ist zwar fast immer
gutartig, leider aber auch unberechenbar. Bei einem kleinen Teil
betroffener Kinder kommt es zu stark
beeinträchtigter Atemfunktion.
Eine Wetterlage mit Smog und hoher Schadstoffbelastung kann die Entstehung
eines Krupp-Anfalls begünstigen, ist jedoch nicht der eigentliche
Auslöser. Die angsterregenden Symptome der Krankheit entstehen dadurch,
dass die Stimmbänder und die Schleimhäute an den darunter liegenden
Abschnitten des Kehlkopfs und an der Luftröhre des Kindes entzündet und
angeschwollen sind.
Klingt schlimmer als es ist
Hustenmittel helfen bei Krupphusten in der Regel nicht. Der wichtigste Rat
an die Eltern ist, selbst Ruhe zu bewahren und auch das verstörte,
aufgeregte und verkrampfte Kind zu beruhigen. Denn auch wenn die bellenden
und rasselnden Atemgeräusche die Eltern und das Kind stark verunsichern,
verlaufen die meisten Krupp-Anfälle harmlos.
Die Eltern sollten deshalb das weinende Kind einfühlsam in den Arm nehmen
und es durch Trösten zu besänftigen und zu entspannen versuchen. Je
weniger Angst das Kind hat, umso besser kann es atmen. Als besonders
hilfreich gilt, das aufgeregte und hustende Kind in eine aufrechte
Position zu bringen. Auf dem Arm der Mutter oder des Vaters sitzend kann
das Kind besser atmen als im Liegen.
Weitere Empfehlungen der Stiftung Kindergesundheit:
• Für feuchtkalte Luft sorgen. Wenn nicht gerade Nebel oder Smog
herrscht, das Fenster öffnen: Die Nachtluft erleichtert die Atmung.
• Gleiche Bedingungen erreicht man mit einer „feuchten Kammer“: Das
Kind ins Badezimmer tragen, mit der Handbrause heißes Wasser in die Wanne
laufen lassen. Das Kind soll die feuchte Luft am besten in aufrechter
Haltung einatmen.
• Ebenfalls hilfreich: Die Kühlschranktür öffnen, damit das Kind die
ausströmende kalte Luft einatmen kann.
• Nach dem Anfall braucht das Kind etwas Kaltes zu trinken, am
besten kaltes Wasser.
• Wenn das Kind stark beeinträchtigt ist, sollte unbedingt
kinderärztliche Hilfe beansprucht werden.
Leider führt der Krupphusten nicht zu einer Immunität, die das Kind vor
Neuerkrankungen schützen könnte. Da viele Viren als Ursache infrage
kommen, ist vor allem in der kalten Jahreszeit mit häufigen neuen
Krankheitsschüben zu rechnen.
Ein Trost für die betroffenen Familien: Auch Kinder mit wiederholten
Pseudokrupp-Episoden „verwachsen“ dieses Problem und sind später gesund.
Nach dem dritten Geburtstag des Kindes werden die Krupp-Anfälle meistens
leichter, nach dem sechsten hören sie in fast allen Fällen auf, da sich
durch das Wachstum auch die anatomischen Größenverhältnisse des Kehlkopfes
verändern und die Gefahr einer Enge nachlässt.
