Strahlenschutz-Amt: Kalte Jahreszeit für Radon-Messung nutzen
Knapp zwei Millionen Menschen von hohen Radon-Werten betroffen
Die Tage werden immer kürzer, und am ersten Dezember beginnt
meteorologisch der Winter: Für viele ist das die beste Zeit, um behagliche
Stunden in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Bleiben Fenster und
Türen geschlossen, um es drinnen kuschelig zu halten, kommt weniger
Frischluft ins Gebäude. Innenraumschadstoffe wie das radioaktive Gas Radon
können sich stärker anreichern als im Sommer. Das Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS) rät daher dazu, die kalte Jahreszeit für eine Radon-
Messung zu nutzen.
Radon kann Lungenkrebs verursachen, wenn man hohen Konzentrationen
dauerhaft ausgesetzt ist. „Erhöhte Radon-Werte in Wohnräumen sind ein
ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko“, erläutert Bernd Hoffmann, Radon-
Experte beim BfS. „Auch wenn die meisten es nicht wissen: Knapp zwei
Millionen Menschen leben mit erhöhten Radon-Werten in ihrer Wohnung. Das
heißt, mit Radon-Konzentrationen von über 300 Becquerel pro Kubikmeter
Raumluft.“
Erste Hinweise auf typische Radon-Konzentrationen in der eigenen Region
liefern zwei Deutschlandkarten auf den Internetseiten des BfS. Neuerdings
lässt sich darin auch über eine Orts- und Postleitzahlensuche navigieren.
Radon-Messungen sind einfach und kostengünstig
Radon in der eigenen Wohnung ist allerdings kein Schicksal, dem man sich
fügen muss. Oft lässt sich die Radon-Konzentration schon mit einfachen
Mitteln wirksam senken. „Zuerst muss man aber wissen, ob die Radon-Werte
in der eigenen Wohnung überhaupt erhöht sind“, sagt Hoffmann. „Mit einer
Radon-Messung ist das einfach und kostengünstig möglich.“
Wo erhält man Messgeräte?
Sogenannte passive Radon-Messgeräte – kleine Plastikbehälter, die weder
Licht noch Geräusche aussenden und keinen Strom benötigen – sind die
einfachste Möglichkeit für eine Radon-Messung. Sie sind bei verschiedenen
Anbietern erhältlich. Man stellt die Geräte selbst in der Wohnung auf und
schickt sie nach Ende der Messung an den Anbieter zurück, der sie
auswertet und das Ergebnis mitteilt. Pro Messegerät kostet das zwischen 30
und 50 Euro. Eine Liste von Laboren, die definierte Qualitätsstandards
erfüllen, gibt es beim BfS unter www.bfs.de/radon-messen.
Radon in Wohn-, Schlafzimmer und Homeoffice messen
Die Messgeräte sollten im Wohnzimmer und im Schlafzimmer aufgestellt
werden – also in den Räumen, in denen man am meisten Zeit verbringt. Wer
viel im Homeoffice arbeitet, kann auch den privaten Büroraum in die
Messung einbeziehen.
Eine optimale Radon-Messung dauert ein Jahr. „Wer nicht so lange warten
möchte, sollte die kalte Jahreszeit für eine Radon-Messung nutzen“,
empfiehlt Hoffmann. Auch eine mehrmonatige Messung während der Heizperiode
ermögliche eine erste Einschätzung: „Wenn die Radon-Werte im Winter
niedrig sind, kann man recht sicher sein, dass sie es im Sommer auch
sind“, weiß der Experte. „Bei höheren Werten sollte man im Einzelfall
entscheiden, ob man direkt mit Maßnahmen gegen Radon startet oder vorher
doch noch eine Langzeitmessung macht.“
Ab welchen Radon-Werten sollte man handeln?
Zur Frage, ab welchen Werten man gegen Radon vorgehen sollte, sagt
Hoffmann: „Wenn klar ist, dass der Jahresdurchschnitt über 300 Becquerel
pro Kubikmeter Raumluft liegt, sollte man sich damit auseinandersetzen,
wie sich die Radon-Konzentration senken lässt.“ Aber auch bei niedrigeren
Werten könne man die Radon-Werte häufig mit geringem Aufwand weiter
senken. Im Strahlenschutz gelte prinzipiell: „Weniger ist besser.“
Lüften als Sofortmaßnahme
„Als Sofortmaßnahme gegen Radon hilft regelmäßiges Stoßlüften, um die
radonhaltige Luft drinnen gegen frische Luft von draußen zu tauschen“,
erklärt Hoffmann. Manchmal reiche das schon aus, meistens sei das aber
keine Dauerlösung.
Gebäude gegen den Boden abdichten
Da das Radon im Gebäude fast immer aus dem Erdboden darunter stamme, könne
es in vielen Fällen helfen, das Haus besser gegen den Boden abzudichten,
sagt der Strahlenschutz-Experte. „Es gibt ganz klassische
Eintrittsstellen, die man selbst erkennen kann: Das können
Rohrdurchführungen für Versorgungsleitungen sein, aber auch sichtbare
Risse in Bodenplatte oder Kellerwänden.“ Außerdem ließen sich Verbindungen
zwischen Keller und Erdgeschoss abdichten, um zu verhindern, dass Radon
aus dem Keller in die Wohnräume gelange.
Radon-Fachperson hinzuziehen
„Wenn diese einfachen Maßnahmen nicht helfen, sollte man eine Radon-
Fachperson hinzuziehen“, rät Hoffmann. Diese Fachleute könnten bei der
Auswahl aufwendigerer Maßnahmen gegen Radon beraten. „Ähnlich wie bei
einer Drainage kann man das Radon unter dem Boden des Hauses ableiten,
damit es gar nicht erst an das Haus gelangt“, nennt Hoffmann als Beispiel
für solche Maßnahmen. „Technische Lüftungsanlagen können ebenfalls
geeignet sein, um die Radon-Konzentration im Haus zu senken.“
Ist mein Wohnort besonders gefährdet?
Das Risiko für erhöhte Radon-Werte in Gebäuden ist in Deutschland regional
unterschiedlich. Je nach geologischen Gegebenheiten enthält das Erdreich
unter einem Gebäude mehr oder weniger Radon. Wer sich vor einer Messung
informieren möchte, ob die eigene Wohnung in einem besonders radonreichen
Gebiet liegt, kann sich an den Radon-Karten des BfS orientieren.
Die Karte „Radon in Wohnungen“ zeigt die durchschnittlichen Radon-
Konzentration, denen Menschen in ihren Wohnungen ausgesetzt sind
(www.bfs.de/radon-karte-wohnun
/radon-karte) informiert über den Radon-Gehalt in der Bodenluft. Beide
Karten sind stufenlos zoombar. Über die Suche nach Postleizahl oder
Wohnort lässt sich die eigene Heimatregion am schnellsten finden.
Weitere Informationen
• Radon-Seiten des BfS: www.bfs.de/radon
• So misst man Radon: www.bfs.de/radon-messen
• So schützt man sich vor Radon: www.bfs.de/radon-schutz
• So wirkt Radon auf die Gesundheit: www.bfs.de/radon-wirkungen
• Karte Radon in der Bodenluft: www.bfs.de/radon-karte
• Karte Radon in Wohnungen: www.bfs.de/radon-karte-wohnung
Bundesamt für Strahlenschutz
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) arbeitet für den Schutz des
Menschen und der Umwelt vor Schäden durch Strahlung. Das BfS informiert
die Bevölkerung und berät die Bundesregierung in allen Fragen des
Strahlenschutzes. Die über 600 Beschäftigten bewerten Strahlenrisiken,
überwachen die Umweltradioaktivität, unterstützen aktiv im radiologischen
Notfallschutz und nehmen hoheitliche Aufgaben wahr, darunter im
medizinischen und beruflichen Strahlenschutz. Ultraviolette Strahlung und
strahlenrelevante Aspekte der Digitalisierung und Energiewende sind
weitere Arbeitsfelder. Als wissenschaftlich-technische Bundesoberbehörde
betreibt das BfS Forschung und ist mit nationalen und internationalen
Fachleuten vernetzt. Weitere Informationen unter www.bfs.de.
