30 Jahre Transplantation am Universitätsklinikum Dresden
Mit einem Festakt feiert das Uniklinikum das 30-jährige Jubiläum der
Nieren- und Stammzelltransplantation. Seit 1995 wurden mehr als 1.400
Nieren- und 4.000 Stammzelltransplantationen durchgeführt. 2024
ermöglichte das Uniklinikum die meisten Organspenden in Deutschland.
Mit einem Festakt und wissenschaftlichen Symposium hat das
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden an diesem Freitag (29.
August 2025) das 30-jährige Bestehen seiner Programme zur Nieren- und
Stammzelltransplantation gefeiert. Seit 1995 wurden über 1.400 Nieren- und
mehr als 4.000 Stammzelltransplantationen durchgeführt – ein bedeutender
Beitrag zur modernen Hochleistungsmedizin in Sachsen und weit darüber
hinaus. Und für jeden einzelnen Patienten und Patientin ein Stück Hoffnung
auf dem Weg zur Genesung. „30 Jahre Nieren- und Stammzelltransplantation
sind nicht nur ein medizinischer Meilenstein – sie sind Ausdruck von
Hoffnung, medizinischem Fortschritt und Menschlichkeit“, sagt Prof. Uwe
Platzbecker, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums Dresden. „Jeder
Eingriff, jede Therapie steht für ein Leben und ein Stück Zukunft. Dieses
Jubiläum erinnert uns daran, wie weit wir gekommen sind – und wie viel wir
noch bewegen können.“
Das Universitätsklinikum Dresden leistete in den vergangenen 30 Jahren
Pionierarbeit in zwei wichtigen medizinischen Disziplinen.In der Klinik
und Poliklinik für Urologie werden seit 1995 Nieren von postmortalen
(verstorbenen) Spenderinnen und Spendern transplantiert. Seit 1997 werden
zudem Lebendnierenspenden durchgeführt. Das von Prof. Manfred Wirth (ehem.
Klinikdirektor der Urologie, verstorben 2024) und Prof. Peter Gross (ehem.
Prof. Innere Medizin, Schwerpunkt Nephrologie) gegründete Zentrum versteht
sich als enge interdisziplinäre Kooperation und wird als solche von Prof.
Christian Thomas, Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Urologie,
und Prof. Christian Hugo, Bereichsleiter der Nephrologie, fortgeführt. Im
Schnitt werden jährlich 60 Nieren transplantiert.
Erweiterung der Lebendspende-Technik dank OP-Robotik
Seit der Gründung des Zentrums konnten insgesamt mehr als 1.400 Nieren am
Uniklinikum transplantiert werden, davon knapp 280 Lebendnierenspenden.
Die Lebendspende-Operation wurde aufgrund der großen Expertise in der
Urologie auf dem Gebiet der robotischen Operationen im Jahr 2024 um die
robotische Technik erweitert. Diese minimalinvasive Technik ist besonders
schonend für die Spenderin bzw. den Spender. Insgesamt war Dresden im
vergangenen Jahr das zweitgrößte Zentrum für Nierentransplantationen in
Ostdeutschland und eines der wenigen urologisch-operativ geführten Zentren
Deutschlands.
„Die Nierentransplantation ist für viele Patientinnen und Patienten der
Weg zurück in ein selbstbestimmtes und verlängertes Leben“, sagt Prof.
Christian Thomas, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie. „Dass
wir heute auf 30 Jahre erfolgreiche Transplantationsmedizin zurückblicken
können, verdanken wir einem hochspezialisierten Team und dem Vertrauen
unserer Patientinnen und Patienten.“
Das Transplantationszentrum (TX-Zentrum) am Uniklinikum Dresden hat
überregionale Bedeutung und konnte etwa mit einer großen Corona-Impfstudie
nierentransplantierter Patientinnen und Patienten in Sachsen 2021
bedeutsame Erkenntnisse zum Umgang mit Impfungen erlangen. Weiterhin war
das Zentrum an der Entwicklung einer Perfusionsmaschine für Nieren vor
Transplantation im Labormodell beteiligt. Die Maschine sorgt für eine
künstliche Durchblutung von Organen während der Zeit außerhalb des
Körpers.
Die enge Vernetzung zeigt sich sowohl in der Fachgesellschaft der
Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG), dessen Generalsekretär Prof.
Hugo war, als auch durch die urologische Beteiligung in der Fachkommission
Organentnahme. Expertinnen und Experten der Fachdisziplinen sind zudem an
der Qualitätssicherung in der Transplantationsmedizin in Deutschland
beteiligt (IQTIG; Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im
Gesundheitswesen). "Durch die strikte Umsetzung der geforderten
Qualitätskriterien waren wir - was die sofortige Funktionsaufnahme des
Organs nach Transplantation betrifft - 2022 unter den besten Zentren in
Deutschland ", berichtet Dr. Juliane Putz als
transplantationsverantwortlich
Kooperationen des TX-Zentrums bestehen auch regional, etwa zur DSO
(Deutsche Stiftung Organtransplantation) im regionalen Fachbeirat als auch
zur Sächsischen Landesärztekammer - unter anderem auf dem Gebiet der
Laienedukation zum Thema Organspende und Transplantation.
Die Besonderheit am Uniklinikum Dresden ist ein langjährig etabliertes,
enges Nachsorgeprogramm für die Patientinnen und Patienten in Nephrologie
und Urologie. Zudem kann die fachärztliche Zusatzbezeichnung
„Transplantationsmedizin“ am Uniklinikum erworben werden. Die
Medizinerinnen und Mediziner der Urologie nehmen im Rahmen der Nieren-
Entnahmechirurgie für die DSO an den Organspenden in ganz Sachsen teil.
Sämtliche am Uniklinikum realisierten Organspenden finden im urologischen
OP-Trakt mit den dortigen OP-Pflegekräften statt.
Das Engagement und die medizinischen Erfolge werden darüber hinaus auch
öffentlichkeitswirksam gewürdigt. So war das Uniklinikum Dresden am 25.
Juli diesen Jahres Zielpunkt der „Radtour pro Organspende“. Zudem fanden
vom 17. bis 24. August 2025 die „World Transplant Games“ in Dresden statt.
Gerade dies unterstreicht sächsische Spitzenmedizin im internationalen
Kontext.
Höchste Anzahl an Organspenden 2024 am UKD
Neben dem Engagement und der Expertise im Bereich der
Nierentransplantation ist es dem Universitätsklinikum Dresden auch ein
Anliegen, um die Organspende zu werben. Das Team um die
Transplantationsbeauftragte Dr. Anne Trabitzsch blickt gleichsam auf eine
beständig erfolgreiche Arbeit zurück. So konnte das Dresdner Uniklinikum
im Jahr 2024 von allen Universitätskliniken in Deutschland die höchste
Spenderzahl generieren (n=21). Dies ist auch auf ein in Dresden
entwickeltes Screening-Tool (sog. DETECT) zur Spendererkennung
zurückzuführen. Es zeigte sich ein deutschlandweit insgesamt positiver
Trend mit um 7,5 Prozent mehr Organspenden bis Juni dieses Jahres im
Vergleich zum Vorjahr. Bis Juni 2025 gab es deutschlandweit 497
Organspenden insgesamt.
Maßstab im Bereich der Stammzelltransplantation
Auch auf dem Gebiet der Stammzelltransplantation hat das Uniklinikum
Dresden Maßstäbe gesetzt. Seit der ersten Transplantation 1995 wurden über
4.000 Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Erkrankungen wie
Leukämien oder Lymphomen behandelt. „Die Entwicklung in der
Stammzelltransplantation war rasant – von der klassischen
Knochenmarktransplantation bis hin zu modernen Zelltherapien“, erklärt
Prof. Martin Bornhäuser, Direktor der Medizinischen Klinik I. „Heute
können wir auch Hochrisikopatientinnen und -patienten mit personalisierten
Therapiekonzepten erfolgreich behandeln.“ Am Uniklinikum werden sowohl
allogene (von verwandten oder unverwandten Spendenden) und autologe - mit
Zellen von Patientin oder Patienten selbst - Transplantationen
durchgeführt.
Neue Behandlungsoptionen mit genetisch modifizierten Patientenzellen
Die neu eingeführte Behandlung mit genetisch modifizierten Zellen der
Patientinnen und Patienten, sogenannte CAR-T-Zellen, wird bereits seit
2018 in Dresden durchgeführt. Damit gehört Dresden zu den ersten
Standorten in Deutschland, die dieses Behandlungsverfahren anwenden
konnten. Jährlich werden in Dresden 60 CAR-T-Zellbehandlungen
durchgeführt. Neue Wege geht Dresden auch im Bereich der individuellen
Patientennachsorge. Das von Dresden aus geleitete SPIZ-Programm entwickelt
einen neues, digital unterstütztes Nachsorgeprogramm für Transplantations-
und CAR-T-Zell-Patientinnen und -Patienten in Sachsen. Das Projekt wird
seit zwei Jahren vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) gefördert und ist
ein von Dresden aus geleitetes Kooperationsprojekt mit den Standorten
Leipzig und Chemnitz. Das klinische Transplantationsprogramm, die
Stammzellgewinnung, die CAR-T-Zellbehandlung und Zellverarbeitung sind
nach europäischen Standards seit dem Jahr 2012 akkreditiert. Bei den
Qualitätsindikatoren liegt das Stammzelltransplantationsprogr
Dresden unter den Top Ten der Zentren in Europa.
Dresden führend in der Gewebetypisierung Stammzellspende
Schon seit 1995 ist die von Prof. Gerd Ehninger gegründete Deutsche
Knochenmarkspenderdatei (DKMS) enger Kooperationspartner am Standort
Dresden. Neben einer seit 2003 bestehenden Stiftungsprofessur für
Stammzelltransplantation gibt es enge Kooperationen zwischen DKMS und dem
Uniklinikum Dresden im Bereich der Blutstammzellspende und
-transplantation. Die weltweite größte Spenderdatei DKMS konnte die
Verfügbarkeit von passenden Spendenden auch für Dresdner Patientinnen und
Patienten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessern.
Das in Dresden ansässige DKMS Life Science Labor - das weltweit größte
Gewebetypisierungslabor - übernimmt die Gewebetypisierung aller
Betroffenen aus Dresden und Chemnitz und führt mit seiner Sucheinheit die
nationale und internationale Spendersuche für alle Patientinnen und
Patienten durch. Für über 80 Prozent der Betroffenen können auf diese Art
passende, unverwandte Spendende identifiziert werden. Mehrfach konnten bei
entsprechenden Aktionen erfolgreich neue Spendende aus Dresden und Sachsen
gewonnen werden.
Uniklinikum renommierter Standort für klinische Studien
Zusätzlich konnte das Transplantationsprogramm das Uniklinikum Dresden zum
international führenden Standort für die Durchführung von klinischen
Studien entwickeln. So schloss etwa Prof. Johannes Schetelig in diesem
Jahr die weltweit größte randomisierte Studie (Grappa-Studie) zur
Vermeidung der Abstoßungsreaktion nach allogener Transplantation
erfolgreich ab. Die Ergebnisse dieser Studie werden den neuen
Behandlungsstandard festlegen.
Blick in die Zukunft der Transplantationen
Die Veranstaltung am 29. August 2025 brachte Expertinnen und Experten aus
ganz Deutschland zusammen. Neben Rückblicken auf die medizinischen
Meilensteine standen auch aktuelle Herausforderungen und
Zukunftsperspektiven im Fokus – etwa der Umgang mit Tumoren und
Infektionen, neue Konzepte der Spenderauswahl und die Bedeutung der
Organspende. „Transplantationsmedizin ist Teamarbeit – und sie lebt vom
Vertrauen der Gesellschaft“, so Prof. Uwe Platzbecker. „Unser Ziel ist es,
diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben – mit wissenschaftlicher Neugier,
ethischer Verantwortung und dem festen Willen, Leben zu retten.“
