Forschungszentrum für Psychische Gesundheit in Mitteldeutschland – Ausbauphase gestartet
Forschende in Halle, Jena und Magdeburg erhalten in den kommenden fünf
Jahren 17,3 Millionen Euro für Projekte zur Erforschung psychischer
Erkrankungen.
Psychische Erkrankungen zählen zu den häufigsten und besonders belastenden
Volkskrankheiten. Steigende Zahlen bei Krankheitsfällen und
Erwerbsunfähigkeit unterstreichen die Bedeutung dieses medizinischen und
gesellschaftlichen Problems.
Für Forschungsprojekte in Halle, Jena und
Magdeburg, die die Entstehung psychischer Erkrankungen untersuchen, stellt
das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt in den
kommenden fünf Jahren insgesamt 17,3 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel
der Forschung ist ein detaillierteres Verständnis dieser Krankheiten, um
die Versorgung und Prävention verbessern zu können.
Damit startet die Ausbauphase des mitteldeutschen Standortes des Deutschen
Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG), das seit 2023 an bundesweit
sechs Standorten die Forschungsexpertise unterschiedlicher Fachdisziplinen
auf diesem Gebiet gebündelt. „Eine verlässliche, langfristig planbare
Förderung ist unerlässlich für die Zusammenführung aller relevanten
Forschungsbereiche und die Verwertung neuartiger Erkenntnisse im
klinischen und gesellschaftlichen Kontext“, sagt Prof. Martin Walter,
Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am
Universitätsklinikum Jena und Sprecher des mitteldeutschen DZPG-Standortes
Halle-Jena-Magdeburg. Hier werden über 50 Forschende in sieben
Schwerpunktprojekten vor allem die Funktionsweise des Gehirns in den Blick
nehmen und die Veränderung von Hirnschaltkreisen unter günstigen und
schädlichen Bedingungen untersuchen, von sozialer Interaktion bis zu
Entzündungsmechanismen.
Magdeburg baut Bildgebung, Datenforschung und molekulare Methoden weiter
aus
In Magdeburg wird die Förderverlängerung genutzt, um die Verbindung von
klinischer Psychiatrie, Neurowissenschaften sowie Daten- und
Bildgebungsforschung weiter auszubauen. Das stärkt den
Wissenschaftsstandort Magdeburg und hat gleichzeitig eine große Bedeutung
für Lehre, Nachwuchsförderung und Versorgungsperspektiven. „Wir freuen uns
über den Start der Ausbauphase des DZPG in Mitteldeutschland. Sie
ermöglicht nicht nur die gezielte Weiterentwicklung unserer
wissenschaftlichen Schwerpunkte, sondern schafft auch verlässliche
Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs, von der Ausbildung
junger Forschender bis hin zur Einbindung von Medizinstudierenden in
exzellente Forschungsprojekte. Langfristig profitieren davon vor allem die
Patientinnen und Patienten. Denn innovative Diagnostik und Therapieansätze
können so schneller den Weg in die klinische Versorgung finden“, betont
Prof. Dr. Daniela C. Dieterich, Dekanin der Medizinischen Fakultät
Magdeburg.
Neben der Universitätsmedizin Magdeburg sind das Leibniz-Institut für
Neurobiologie (LIN), die Fakultät für Naturwissenschaften der Otto-von-
Guericke-Universität und das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative
Erkrankungen (DZNE) maßgeblich beteiligt. Diese Allianz ermöglicht es, die
gesamte Kette von molekularen Grundlagen bis zur klinischen Anwendung
abzudecken.
Zu den zentralen Projekten zählen der Aufbau eines 7-Tesla-
Bildgebungsnetzwerks, mit dem individuelle Krankheitsverläufe präziser
vorhergesagt und Therapien gezielter ausgewählt werden können. Hinzu kommt
die enge Verzahnung von Grundlagen- und klinischer Forschung, etwa zur
Rolle von Gedächtnis- und Emotionsprozessen bei psychischen Erkrankungen.
Darüber hinaus gestaltet Magdeburg die Weiterentwicklung des Daten- und
Wissensmanagements im DZPG-Verbund aktiv mit, von zentralen Datenhaltungen
über föderierte Datenräume bis hin zu Trainingsprogrammen für
Datenexpertinnen
und -experten. Ein weiterer Fokus liegt auf der Nachwuchsförderung im
Rahmen des Programms DZPG Visions, das jungen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern in Magdeburg neue Perspektiven eröffnet.
Ab 2028 übernimmt die Universitätsmedizin Magdeburg die
Verbundkoordination des gesamten mitteldeutschen DZPG-Standortes. Die
Sprecherfunktion geht dann auf Prof. Dr. Thomas Nickl-Jockschat über,
Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Magdeburg sowie Standortleiter in Magdeburg. Er erklärt: „Die besondere
Stärke des mitteldeutschen Verbundes liegt in der Bündelung der Expertise
an den einzelnen Standorten. Magdeburg leistet hierbei einen wichtigen
Beitrag. Wir verfügen auf unserem Campus gemeinsam mit unseren Partnern
über eine exzellente Ausstattung und enorme Expertise im Bereich der
Bildgebung und molekularen Neurowissenschaften. Diese Kombination erlaubt
uns, frühe Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen. So lassen sich
Therapien präziser individualisieren und kontrollieren. Darauf aufbauend
entwickeln wir neue Medikamente, Psychotherapien und nicht-invasive
Stimulationstechniken und prüfen deren Wirksamkeit. Zudem arbeiten wir an
smarten, tragbaren Systemen, die psychische Zustände erfassen und
therapeutisch nutzbar machen.“
Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei in der Anwendung moderner
molekularer Techniken wie der räumlichen Transkriptomik. „Mit dieser
Methode können wir genau sehen, welche Gene in welchen Zellen eines
Gewebes aktiv sind und das direkt an ihrem natürlichen Platz im Gehirn. So
entsteht eine Art Landkarte der Genaktivität, die uns hilft zu verstehen,
wie Nervenzellen miteinander arbeiten“, erklärt Prof. Dr. Stefan Remy,
Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Neurobiologie.
„Damit sind wir in Magdeburg Vorreiter und können neue Einblicke in die
Entstehung und Behandlung von neuropsychiatrischen Erkrankungen gewinnen.“
Im mitteldeutschen DZPG-Standort arbeiten die Universitäten in Jena, Halle
und Magdeburg, deren Universitätskliniken sowie die außeruniversitären
Leibniz-Institute für Neurobiologie in Magdeburg und für
Naturstoffforschung und Infektionsbiologie in Jena zusammen.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Thomas Nickl-Jockschat, Direktor der Universitätsklinik für
Psychiatrie, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg, E-Mail:
Prof. Dr. Stefan Remy, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts
für Neurobiologie, E-Mail:
92421
Prof. Dr. Martin Walter, Direktor der Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena, Standortsprecher Halle-Jena-
Magdeburg Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit, psychiatrie@med
.uni-jena.de
