Gefahr durch Herzinfarkt: Wie sich Frauen schützen
Koronare Herzkrankheit (KHK) und Herzinfarkt: Beschwerden, Risiken und
Untersuchungsergebnis können sich bei Frauen deutlich von denen bei
Männern unterscheiden – mit Folgen für Lebensqualität und -erwartung.
Wissen über die Unterschiede kann Leben retten
Für Frauen – wie für Männer – sind Herzerkrankungen wie Koronare
Herzkrankheit (KHK), Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen der häufigste
Grund für Krankenhauseinweisungen und vorzeitigen Tod. Nur dass diese
Erkrankungen bei Frauen aufgrund des hormonellen Schutzes meist etwa zehn
Jahre später als bei Männern auftreten. Am häufigsten sterben Frauen an
der KHK mit über 51.000 Sterbefällen (2023), darunter rund 17.400 am
Herzinfarkt, der längst keine „Männerkrankheit“ darstellt (Deutscher
Herzbericht – Update 2025). Während die Differenz in der Lebenserwartung
zwischen Frauen und Männern in Deutschland 4,7 Jahre zugunsten von Frauen
beträgt (1), verhält es sich bei der Letalität nach einem Herzinfarkt
anders. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Herzinfarkt tödlich verläuft
(Letalität), steigt mit dem Alter an und ist nach den Daten des Augsburger
Herzinfarktregisters für die Jahre 2015-2017 für Frauen höher als für
Männer (2). „Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Frauen wie hormonelle
Veränderungen in der Menopause, während oder nach der Schwangerschaft
sowie häufiger uneindeutige Herzinfarkt-Symptome sind von enormer
Bedeutung für das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einer
Komplikation bei Frauen. Das Wissen um diese Unterschiede kann von
kritischer Bedeutung für ihre Lebensqualität und Lebenserwartung sein“,
betont die Kardiologin Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher,
Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung, anlässlich der bundesweiten
Herzwochen der Herzstiftung. Die bundesweite Aktion der Herzstiftung
findet vom 1. bis 30. November unter dem Motto „Gesunde Gefäße – gesundes
Herz: Den Herzinfarkt vermeiden“ statt mit zahlreichen Veranstaltungen und
Informationsangeboten für Betroffene unter
<https://herzstiftung.de/herzw
Herzinfarkt-Warnsignale: Symptome unterschiedlich wahrgenommen
Unterschiedliche Beschwerden bei einem Herzinfarkt sind ein Grund dafür,
dass Frauen häufiger deutlich später in eine Klinik eingeliefert werden
als Männer. Bei Frauen kommt es häufig vor, dass der typische Brustschmerz
als Hauptsymptom des Herzinfarkts nicht im Vordergrund steht wie bei den
Männern, sondern andere Symptome. Häufiger als bei Männern können bei
Frauen weniger eindeutige Symptome auftreten wie ein Ziehen in den Armen,
unerklärliche Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Angstzustände, Schweißausbruch,
Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch oder zwischen den Schulterblättern.
„Statistisch dauert es bis zu zweieinhalb Stunden länger, bis eine Frau
mit dieser oder ähnlichen Schilderungen in eine Notaufnahme eingeliefert
wird, im Vergleich zu einem Mann mit Herzinfarktbeschwerden“, bestätigt
Prof. Dr. Ute Seeland, Professorin für Geschlechtersensible Medizin und
Prävention mit Hochschulambulanz an der Medizinischen Fakultät des
Universitätsklinikums Magdeburg. „Oft verzögert sich für Frauen zusätzlich
die Zeit bis zur Katheteruntersuchung, mit der Engstellen aufgeweitet
werden können und ein Herzinfarkt behandelt werden kann.“ Über die
Symptome des weiblichen Herzinfarkts informiert die Herzstiftung unter
<https://herzstiftung.de/herzi
Häufiger bei Frauen: Herzbeschwerden ohne Engstellen in den Herzgefäßen
Öfter bei Frauen als bei Männern kann es vorkommen, dass trotz eines
Verdachts auf eine KHK wegen Angina pectoris-Beschwerden wie Atemnot,
Schmerzen, Enge- oder Druckgefühl in der Brust die erwarteten Einengungen
oder der Verschluss der Herzkranzgefäße nicht nachgewiesen werden können.
In einem solchen Fall handelt es sich oftmals um Störungen der kleinsten
Koronararterien, die sogenannte Angina bei nicht obstruktiver
Herzerkrankung (ANOCA) oder Ischämie bei nicht obstruktiver koronarer
Herzerkrankung (INOCA). Ebenso bleibt bei Frauen eine Dissektion häufiger
unentdeckt. Bei der Dissektion handelt es sich um Schädigungen der
arteriellen Gefäßinnenhaut der größeren Koronararterien durch Einriss der
Innenhaut. „Störungen der kleinsten und kleineren Herzgefäße oder eine
Dissektion lassen sich nur mit Hilfe einer erweiterten Diagnostik im
Herzkatheterlabor mit medikamentösen Provokationstests beziehungsweise
einer intravaskulären Bildgebung nachweisen“, erklärt Prof. Seeland.
„Unbedingt sollte eine erweiterte Diagnostik im Herzkatheterlabor
erfolgen, um eine Nicht-Behandlung dieser Gefäßerkrankungen zu vermeiden –
insbesondere, wenn Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes
mellitus sowie eine vermehrte Ablagerung von Fett an Skelettmuskeln um
Organe herum und im Bauchbereich vorliegen.“ Patientinnen sollten
grundsätzlich mit ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin im Gespräch
bleiben, wenn Herzbeschwerden nach einer invasiven Diagnostik mit
Herzkatheter weiter anhalten. „Störungen der kleinsten Koronararterien und
Schädigungen der arteriellen Gefäßinnenhaut der größeren Koronararterien
gehen mit einer reduzierten Lebensqualität einher, führen unerkannt zu
wiederholten Krankenhausaufenthalten und zu einer erhöhten Sterblichkeit
bei Frauen“, warnt die Expertin für geschlechtersensible Medizin Prof.
Seeland.
Wechseljahre (Menopause): Wie senken Frauen ihr Herz-Risiko?
Kommen Frauen in die Wechseljahre (Menopause), können die hormonellen
Veränderungen die Risikokonstellation für Herz und Gefäße zusätzlich
verschärfen. „Die Wechseljahre verlangen von Frauen besondere
Aufmerksamkeit für ihren Herzschutz“, so Herzstiftungs-Vorstandsmitglie
Prof. Tiefenbacher, Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie und
Pneumologie am Marien-Hospital Wesel. In der Menopause kommt es zu einer
Umstellung des Körpers wegen des Verlusts der Wirkung der Hormone Östrogen
und Progesteron auf das Herz-Kreislauf-System. Beispiel Bluthochdruck:
Weil der Östrogenspiegel im Blut in der Menopause sinkt, verdoppelt sich
das Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln. Das weibliche
Geschlechtshormon sorgt dafür, dass die Gefäße elastisch bleiben, wirkt
blutdrucksenkend und schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gleichzeitig
steigt der Spiegel des Hormons Testosteron. „Das führt unter anderem dazu,
dass Frauen verstärkt in der Bauchregion Fett einlagern. Die Gefahr dabei:
Bauchfett produziert selbst Hormone, die den Appetit anregen und damit
dafür sorgen, dass Frauen zunehmen. Auch lassen diese Hormone den
Blutdruck steigen“, erklärt Herz- und Gefäßspezialistin Prof.
Tiefenbacher. Bei vielen Frauen in und nach den Wechseljahren kommen neben
dem Übergewicht Ängste und Schlafstörungen als weitere Risiken dafür
hinzu, Bluthochdruck zu entwickeln. „Frauen sollten deshalb wachsam für
ihren Blutdruck sein und ihn selbst messen oder regelmäßig beim Arzt
messen lassen.“ Ein nicht ausreichend behandelter Bluthochdruck ist eines
der gefährlichsten Risiken für Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche.
Über Bluthochdruck bei Frauen informiert die Seite
<https://herzstiftung.de/fraue
Wechseljahre und Herzinfarkt-Risiko: Symptome abgrenzen und auf Lebensstil
achten
Insbesondere bei Frauen in der Menopause ist verstärkt zu beobachten, dass
Verkalkungen in den Gefäßwänden die Elastizität (Dehnbarkeit) der
Herzkranzgefäße einschränken, was zu Durchblutungsstörungen und
Herzrhythmusstörungen führen kann. „Besonders in dieser Lebensphase
sollten Ärztinnen und Ärzte Frauen sowohl auf einen gesunden Lebensstil
zum Erhalt der Gefäßgesundheit als auch über die Symptome einer Herz-
Komplikation wie den Herzinfarkt informieren und ihnen helfen,
Herzinfarkt-Symptome von Beschwerden der Wechseljahre abzugrenzen. Denn
diese können sich überschneiden“, betont die Expertin für
geschlechtersensible Medizin und Prävention Prof. Seeland. „Darüber hinaus
ermöglichen es die nicht invasive Analyse der Pulswellen und die
Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern und der Aorta
(Hauptschlagader), eine frühzeitige arterielle Gefäßsteifigkeit und
Plaquebildung in den Herzkranzgefäßen zu diagnostizieren.“ Weitere
Risikofaktoren für eine KHK, die Frauen kennen sollten, sind
Komplikationen bei einer Schwangerschaft (wie Diabetes, Präeklampsie und
Eklampsie sowie Fehl-, Früh- oder Totgeburten) und eine Verschiebung der
Menarche (erste Menstruation) oder der Menopause (letzte Menstruation).
Regelmäßig zum Vorsorge-Check-up und viel bewegen!
Die Deutsche Herzstiftung rät Frauen (wie Männern) vor diesem Hintergrund
zur Vorsorgeuntersuchung am besten ab 35 Jahren – bei familiärer
Vorbelastung auch früher –, um regelmäßig Blutdruck, Blutzucker, Blutfette
(Cholesterin) und Körpergewicht zu kontrollieren. Das kann der regelmäßige
Gesundheits-Check-up bei Hausärztin oder Hausarzt sein, der ab 18 Jahren
einmalig und ab 35 Jahren alle drei Jahre erfolgt (zahlt die
Krankenkasse). „Dadurch lassen sich unerkannte Risikokrankheiten für
Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche aufdecken“, erklärt
Tiefenbacher. „Diese Vorsorge ist wichtig. Denn einen hohen Blutdruck oder
zu hohes LDL-Cholesterin spürt man nicht“, warnt Tiefenbacher. Außerdem
sollten Frauen (wie Männer) auf gesunde Ernährung achten sowie nicht
rauchen und auf Alkohol möglichst verzichten. Besonders wichtig für Frauen
wie für Männer ist regelmäßige Bewegung (am besten an frischer Luft) mit
viel Bewegung im Alltag, Ausdauer- und moderatem Krafttraining für den
Muskelerhalt. Frauen in den Wechseljahren und danach sollten allerdings
ihr Trainingspensum deutlich steigern, je nachdem wie häufig körperlich
aktiv sie in ihrer reproduktiven Phase waren. „Womöglich doppelt so häufig
wie vor der Menopause“, so Prof. Seeland.
(wi)
Service
Neuer Ratgeber
Für Patienten, Angehörige und Interessierte bietet die Deutsche
Herzstiftung den neuen Ratgeber
„Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt – Prävention, Diagnose, Therapie“
an. Herzexpertinnen und -experten informieren leicht verständlich über
Entstehung und Risikofaktoren der KHK und des Herzinfarkts, über
katheterbasierte und operative Verfahren, Medikamente und wie ein gesunder
Lebensstil Lebensqualität und Lebenszeit verbessern kann. Die kostenlose
Broschüre (162 S.) kann telefonisch unter 069 955128-400, online unter<
https://herzstiftung.de/bestel
mailto:bestellung@herzstiftung
Service rund ums Thema Frauenherzen
<https://herzstiftung.de/fraue
<https://herzstiftung.de/herzi
Quellen
(1) Statistisches Bundesamt (Destatis) 2025, Entwicklung der
Lebenserwartung in Deutschland: https://www.destatis.de/DE/The
/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelker
Lebenserwartung/sterbetafel.ht
(2) KORA Herzinfarktregister Augsburg (2019) – Daten zu Herzinfarkten
in der Region Augsburg. www.gbe-bund.de (Stand: 01.04.2020): Hier lag in
den Jahren 2015-2017 die Letalität innerhalb von 28 Tagen nach dem Infarkt
bei den 55- bis 59-jährigen Frauen bei 38,2 % (Männer: 31,1%) und bei den
65- bis 69-jährigen Frauen bei 45,9% (Männer: 40,0%)
Weitere: Deutsche Herzstiftung (Hg.), Seeland, Ute, Versteckte Gefahren,
in: Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt – Prävention, Diagnose,
Therapie, Frankfurt/M. 2025.
Die Herzinfarkt-Alarmzeichen
Beim Herzinfarkt sind typische Beschwerden
plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die länger als fünf
Minuten in Ruhe anhalten und die überwiegend im Brustkorb oder häufig auch
ausschließlich hinter dem Brustbein auftreten
Schmerzen, die in Körperteile wie Arme (meist links), Oberbauch,
Rücken, Hals, Kiefer oder Schulterblätter ausstrahlen
ein massives Engegefühl, heftiger Druck oder ein sehr starkes
Einschnürungsgefühl im Brustkorb („Elefant auf der Brust“)
heftiges Brennen im Brustkorb. (Achtung: Verwechslungsgefahr mit
Sodbrennen!)
MERKE: Vor allem Frauen verspüren eher ein Engegefühl und der Schmerz
strahlt vorrangig in den Rücken und den Oberbauch aus (Achtung:
Verwechslungsgefahr mit Magenschmerzen!). Bei Frauen häufiger als bei
Männern können – zusätzlich zu den oben genannten Schmerzen oder auch
alleine – weitere Symptome wie Atemnot, Übelkeit oder Erbrechen,
Schwitzen, Benommenheit oder Schwindel sowie unerklärliche Müdigkeit ein
Alarmzeichen sein.
Frauen, ältere Menschen und Diabetiker zeigen diese „untypischen“ Symptome
besonders häufig, was die Diagnose oftmals erschwert und zeitlich
verzögert. Je älter die Person mit Herzinfarkt, desto weniger ausgeprägt
kann der typische Brustschmerz sein.
Bei Verdacht auf Herzinfarkt: 112 anrufen! Jede Minute zählt!
Kontakt: Pressestelle der Deutschen Herzstiftung, Michael Wichert (Ltg.),
Tel. 069 955128114, Pierre König, Tel. 069 955128140 E-Mail:
