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Pilotprojekt Telemedizinisches Fußkonsil in Bayern

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Digitales Angebot verbessert Versorgung von Menschen mit Diabetes und
erleichtert Abläufe in Arztpraxen
In Bayern leben 1,2 bis 1,4 Millionen Menschen mit Diabetes, etwa jeder
Vierte entwickelt im Verlauf das Diabetische Fußsyndrom (DFS). Um
Folgeschäden wie Amputationen zu verhindern, sind eine frühzeitige
Risikoeinschätzung und schnelle Behandlung entscheidend.

In Bayern können
Hausärztinnen und Hausärzte, die bereits an der Hausarztzentrierten
Versorgung (HZV) teilnehmen, sowie Fachärztinnen und Fachärzte ihre
Patientinnen und Patienten mit unklaren Hautveränderungen oder
Fußproblemen bei Diabetes telemedizinisch betreuen – schnell, sicher und
leitliniengerecht.

Dafür stehen ausgewiesene DFS-Expertinnen und Experten zur Verfügung. Das
Pilotprojekt wurde von der Deutschen Diabetes Gesellschaft e.V., dem
Fußnetz Bayern e.V., dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V.,
dem Bayerischen Hausärzteverband e.V., dem BKK Landesverband Bayern und
der GWQ Service Plus GmbH initiiert. Bei Erfolg ist ein bundesweites Roll-
out anvisiert.

Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine der schwerwiegendsten Folgen des
Diabetes. Unbehandelt kann es zu schweren Infektionen oder gar
Amputationen führen. Umso wichtiger ist es, dass Fußläsionen schnell und
möglichst unkompliziert begutachtet und leitliniengerecht versorgt werden.
Das in Bayern erstmals gestartete Telemedizinische Fußkonsil ermöglicht
einen schnellen praxisübergreifenden Austausch zwischen Hausärztinnen und
Hausärzten sowie auf DFS spezialisierte Fachärztinnen und -ärzte, was
schnelle Diagnosen und Therapien ermöglicht. Behandelnde Arztpraxen können
über eine digitale Plattform Befunde, Fotos und Informationen an DFS-
Expertinnen und Experten sicher übermitteln. Diese geben innerhalb kurzer
Zeit eine qualifizierte Rückmeldung. Die Vergütung erfolgt über einen
neuen Selektivvertrag „Telemedizinische Facharztkonsile“ nach § 140a SGB
V. Arztpraxen haben so die Möglichkeit, ihre fachärztliche Expertise
telemedizinisch strukturiert einzubringen – flexibel, fallbezogen und
extrabudgetär vergütet.

„Entscheidend ist, dass Fachärztinnen und -ärzte, die auf den diabetischen
Fuß spezialisiert sind, frühzeitig einbezogen werden, um schwerwiegende
Komplikationen wie eine Amputation zu vermeiden. Diese richten sich nach
den Diagnose- und Behandlungsstandards der internationalen Arbeitsgruppe
zum DFS (IWGDF). Die von der DDG zertifizierten
Fußbehandlungseinrichtungen bieten Struktur-, Prozess- und
Behandlungsqualität. Das Angebot der telemedizinischen Betreuung erlaubt
einen besseren und vor allem schnelleren Zugang zu den
multiprofessionellen Versorgungsstrukturen und erhöht die
Patientensicherheit“, erklärt Dr. Michael Eckhard, Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß der DDG.

Digitale Zusammenarbeit stärkt Versorgung
Das Angebot verbessert nicht nur die Versorgung von Menschen mit unklaren
Hautveränderungen oder diabetischen Komplikationen qualitativ erheblich.
„Das Telekonsil ist ein kleiner, präziser Schritt für die
Leistungserbringer und ein großer für die Betroffenen von Diabetes, die
mit Fußproblemen kämpfen und von Amputationen bedroht sind“, resümiert Dr.
med. Arthur Grünerbel, Vorstandsvorsitzender des Fußnetzes Bayern e.V.
Auch die Praxen selbst profitieren: „Auf das DFS spezialisierte Ärztinnen
und Ärzte für eine notwendige Weiterbehandlung eigener Patientinnen und
Patienten zu finden und Termine zu koordinieren, ist für viele
Hausarztpraxen mit großem Zeitaufwand verbunden. Die telemedizinische
Unterstützung ermöglicht es dem Praxisteam, die Behandlung
niederschwellig, professionell und ohne Verzögerungen weiterzuführen – ein
Gewinn für alle Beteiligten, führt Grünerbel aus.

Wegbereiter für eine bundesweite Einführung
Das Projekt wird zunächst in Bayern erprobt – bei Erfolg soll jedoch die
digitale Zusammenarbeit bundesweit ausgerollt werden, sodass Praxen und
Patientinnen und Patienten in ganz Deutschland profitieren. „Projekte wie
diese helfen dabei, erste Erfahrungen zur Akzeptanz und Gestaltung aller
Beteiligter zu sammeln und Learnings für einen flächendeckenden Einsatz zu
generieren. Denn nur wenn attraktive digitale Angebote in den Arztpraxen
angewendet und nicht als zusätzliche Belastung empfunden werden kann die
digitale Transformation in Deutschland gelingen und die medizinische
Versorgung auch in ländlichen Gebieten verbessert werden“, erklärt
Professor Dr. med. Susanne Reger-Tan, Vorsitzende der DDG Kommission
Digitalisierung. „Wir hoffen daher, dass dieses Angebot von Haus- und
Facharztpraxen in Bayern zahlreich genutzt wird, um als Blaupause für ein
bundesweites Roll-out zu dienen.“

Telemedizinisches Fußkonsil – Vorteile auf einen Blick
•       Schneller fachlicher Austausch mit Fachkolleginnen und -kollegen.
•       Einfaches und sicheres Handling über zertifizierte
Telekonsilplattformen.
•       Zusätzliche Honorierung der erbrachten Leistungen – extrabudgetär.
•       Wertvolle Zeitersparnis bei gleichzeitiger Verbesserung der
Versorgungsqualität.
•       Bessere Patientenversorgung, insbesondere in unterversorgten
Regionen.

Hausärztinnen und -ärzte können sich über die Plattform
app.hausarztkonsil.de anmelden und Fachärztinnen und -ärzte über die
Plattform app.facharztkonsil.de. Zuvor müssen sie bei Sanakey registriert
sein. Weitere Infos finden Sie hier:
https://www.ddg.info/fileadmin/user_upload/09_Presse/Pressemitteilungen/2025/2025-09
-11_One-Pager_DFS_final.pdf

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Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9300 Mitgliedern
eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in
Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich
seit 1964 in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert
Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine
wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der
mehr als 9 Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem
Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.