Zum Welt-Aids-Tag starten BIÖG, DAS und DAH gemeinsame Kampagne „Gemeinsam. Gerade jetzt“
Weltweit leben knapp 41 Millionen Menschen mit HIV: Zum Welt-Aids-Tag am
1. Dezember ruft das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit gemeinsam
mit der Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen Aidshilfe zu weltweiter
Solidarität und entschlossenem Handeln gegen die Erkrankung auf. Die
Kampagne regt dazu an, sich in die Lage derer zu versetzen, deren
Versorgung in Gefahr ist oder die unter Diskriminierung leiden.
Denn
obwohl HIV heute gut behandelbar ist, gibt es viele Berührungsängste und
Diskriminierung gehört noch immer zum Alltag HIV-positiver Menschen.
„Gemeinsam. Gerade jetzt.“ – unter diesem Motto startet heute die Kampagne
zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2025. Die Veranstalter – das
Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), die Deutsche AIDS-
Stiftung (DAS) und die Deutsche Aidshilfe (DAH) – wollen damit ein
deutliches Zeichen gegen das zunehmend polarisierte gesellschaftliche
Klima zeigen und fordern zum entschlossenen Handeln auf.
Weltweit leben knapp 41 Millionen Menschen mit HIV. Rund zwei Drittel
aller HIV-Therapien hängen von den USA ab. Das Land hat bisher auch die
höchsten Beiträge zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose
und Malaria gezahlt. Seit Anfang des Jahres haben die USA ihr Engagement
deutlich zurückgefahren, vor allem durch die Auflösung der
Entwicklungshilfeagentur USAID. Nach Schätzungen von UNAIDS werden bei
anhaltenden Kürzungen bis 2029 rund vier Millionen Menschen an Aids
sterben, knapp sieben Millionen zusätzlich sich neu mit HIV infizieren. In
Deutschland lebten Ende 2023 nach Schätzung des Robert Koch-Instituts
knapp 97.000 Menschen mit HIV.
Dr. Johannes Nießen, Kommissarischer Leiter des Bundesinstituts für
Öffentliche Gesundheit (BIÖG): „HIV-positive Menschen haben ein Recht auf
medizinische Versorgung und ein Leben ohne Stigmatisierung und
Diskriminierung. Dafür setzen wir uns gemeinsam mit dieser Kampagne ein.
Wir dürfen außerdem nicht vergessen: Viren kennen keine Grenzen. Wenn die
Zahl von HIV-Infektionen und Aids-Erkrankungen wieder zunimmt, wird sich
das auch in Deutschland zeigen. Deshalb muss der globale Einsatz gegen HIV
bestehen bleiben.“
Stefan Miller vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe: „Dieser Welt-Aids-Tag
ist etwas Besonderes: Es geht darum, eine neuerliche Katastrophe zu
verhindern. Wir können nicht zulassen, dass Aids in großem Ausmaß
zurückkehrt! Menschen mit HIV dürfen wir nicht alleine lassen. Über
Jahrzehnte aufgebaute Versorgungsstrukturen müssen erhalten bleiben –
sonst wird sich das weltweit bitter rächen. Auch Deutschland muss
verstärkt dazu beitragen. Aber auch hierzulande sind Prävention, Beratung
und Testangebote zunehmend gefährdet. Zugleich nehmen Diskriminierung und
Stigma wieder zu. Das ist eine fatale Entwicklung. Einer Welt, in der
Spaltung und Ausgrenzung zunehmen, rufen wir zu: ,Gemeinsam. Gerade
jetzt.‘“
Anne von Fallois, Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung:
„Angesichts der aktuellen Bedrohung von Leben und Gesundheit vieler
Menschen stellen wir die ursprüngliche Kernbotschaft des Welt-Aids-Tages
in den Vordergrund: Solidarität. Die Welt könnte Aids bis 2030 beenden –
wir haben das Wissen und die Mittel dafür. Jetzt aber müssen wir wieder
für das Nötigste kämpfen. Dazu tragen wir an vielen Orten ganz konkret
bei. Aber am Ende trifft die Politik die Entscheidungen über Gelingen oder
Scheitern der globalen Maßnahmen gegen HIV.“
Menschen, um die es geht
„Stell dir vor, eine Pandemie bedroht die Welt und die Welt schaut weg“,
steht auf einem der fünf Kampagnenplakate. Die anderen regen dazu an, sich
in die Lage derer zu versetzen, deren Versorgung in Gefahr ist oder die
unter Diskriminierung leiden:
• „Stell dir vor, du stirbst an einer behandelbaren
Krankheit“, sagt Sarah aus Kenia, die genau davor jetzt Angst haben muss.
• „Stell dir vor, dein Kind ist krank und es gibt keine
Medizin“, sagt Daniel, ebenfalls aus Kenia, alleinerziehender Vater eines
achtjährigen Sohnes – beide sind HIV-positiv und fürchten, dass sie bald
keine Medikamente mehr bekommen.
• „Stell dir vor, dein Zahnarzt hat Angst vor dir“, fordert
uns Max aus Berlin auf. Seine Erfahrungen stehen beispielhaft für
Berührungsängste und Ablehnung, die Menschen mit HIV immer noch erleben –
auch in Deutschland.
• „Stell dir vor, du brauchst Hilfe und Angst macht dich
stumm.” – das ist Realität für viele Menschen, denn wer Angst vor
Ausgrenzung hat, spricht nicht über HIV. Das Stigma hält Menschen davon
ab, sich testen zu lassen oder medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
In Interviews erzählen Vine aus Berlin und Lillian aus Saarbrücken über
die Situation in ihren Herkunftsländern. Vine hat in Kambodscha ihren Mann
und ihren Sohn an Aids verloren und dann eine Hilfsorganisation aufgebaut
– der nun das Geld entzogen wird. Lillian floh aus Uganda nach Deutschland
und wurde im letzten Moment durch HIV-Medikamente gerettet. Sie weiß:
Andere werden es nun nicht schaffen.
Immer noch Diskriminierung
HIV ist heute eine gut behandelbare Infektion. Unter Therapie ist HIV auch
beim Sex nicht übertragbar, im Alltag ohnehin nicht. Eine repräsentative
Umfrage im Jahr 2020 hat jedoch gezeigt, dass es noch immer viele
irrationale Berührungsängste gegenüber Menschen mit HIV gibt, etwa bei der
gemeinsamen Benutzung von Geschirr oder Toiletten sowie engem
Körperkontakt.
Diskriminierung gehört nach wie vor zum Alltag von HIV-positiven Menschen:
In der Studie „positive stimmen 2.0“ gaben 95 Prozent der befragten
Menschen mit HIV an, sie hätten im Jahr zuvor mindestens eine
diskriminierende Erfahrung gemacht.
Welt-Aids-Tag am 1. Dezember
Der Welt-Aids-Tag ist der Tag der Solidarität mit HIV-positiven Menschen
und des Gedenkens an die an Aids Verstorbenen. Er wird seit 1988 jedes
Jahr am 1. Dezember begangen. Die wichtigsten Ziele sind ein
diskriminierungsfreier Umgang und Zugang zu medizinischer Versorgung für
alle Menschen weltweit.
Bestellung der kostenlosen Materialien zum Welt-Aids-Tag:
Deutsche Aidshilfe
Online-Bestellsystem: https://www.aidshilfe.de/de/sh
