Grippeimpfung schützt vor Herzinfarkt
Spezialistinnen und Spezialisten des DHZC empfehlen Herzpatient:innen die
Influenza-Impfung – aktuelle Studien belegen Schutz vor kardiovaskulären
Komplikationen
Die Grippesaison steht bevor – und dass die Influenza-Impfung vor einer
schweren Erkrankung schützt, ist den meisten Menschen bekannt. Weniger
beachtet wird jedoch, dass die Grippeimpfung auch das Risiko für
Herzinfarkte senkt. Kardiologinnen und Kardiologen des Deutschen
Herzzentrums der Charité (DHZC) raten deshalb insbesondere Menschen mit
Herzerkrankungen, sich impfen zu lassen.
„Eine Grippeimpfung gehört zur Herzinfarkt-Vorsorge“, sagt Kardiologe
Prof. Ulf Landmesser, stellvertretender Ärztlicher Direktor des DHZC: „Das
ist inzwischen sehr gut belegt – wird aber immer noch unterschätzt.“
Wie Infektionen das Herz belasten können
Bei einer Influenza-Infektion reagiert der Körper mit einer starken
Immunantwort. Dabei entstehen Entzündungsprozesse, die nicht nur die
Atemwege betreffen, sondern auch Herz und Blutgefäße. Diese Belastung kann
dazu führen, dass sich Ablagerungen in den Gefäßen lösen oder sich
Blutgerinnsel bilden – typische Auslöser für Herzinfarkte und
Schlaganfälle. Die Influenza-Impfung verringert die Wahrscheinlichkeit,
dass es zu diesen Reaktionen kommt.
„Eine Impfung schützt zweifach: Sie verhindert die Infektion – und sie
verhindert, dass diese Entzündungsreaktionen überhaupt entstehen“, sagt
Prof. Bettina Heidecker, Kardiologin und Spezialistin für
Herzmuskelerkrankungen am DHZC.
Gemeinsame europäische Empfehlung – aus Berlin maßgeblich mitverfasst
Prof. Heidecker ist Erstautorin eines Konsensuspapiers, das im European
Heart Journal veröffentlicht wurde. In dieser gemeinsamen Erklärung der
European Society of Cardiology (ESC), der European Association of
Preventive Cardiology (EAPC) und weiterer Fachverbände werden die
Ergebnisse großer Datensätze, klinischer Studien und mechanistischer
Untersuchungen zusammengeführt. Sie zeigen übereinstimmend, dass Impfungen
messbar vor kardiovaskulären Komplikationen schützen können. Zum
15-köpfigen Autorenteam gehören auch Prof. Ulf Landmesser und Prof. Felix
Schönrath, Leitender Oberarzt für Herzinsuffizienz an der DHZC-Klinik für
Herzchirurgie.
Impfung als vierte Säule der Prävention
Das Konsensuspapier beschreibt die Influenza-Impfung als vierte Säule der
Herzinfarktprävention – neben der Blutdrucksenkung, der Behandlung
erhöhter Blutfette und der optimalen Einstellung des Blutzuckers. Für
Menschen mit koronarer Herzkrankheit, nach Herzinfarkt oder mit
Herzinsuffizienz kann die Impfung einen zusätzlichen Schutz vor akuten
Ereignissen bieten.
Empfehlung der DHZC-Spezialist:innen
Die Kardiologinnen und Kardiologen am DHZC empfehlen Herzpatientinnen und
Herzpatienten, sich frühzeitig an ihre:n Hausärzt:in oder ihre:n
Kardiolog:in zu wenden und die Grippeimpfung zeitnah einzuplanen.
„Auch eine Impfung im Dezember oder Januar ist aber noch sinnvoll, solange
die Grippewelle andauert“, erklärt Prof. Felix Schönrath. „Der Impfschutz
baut sich innerhalb von etwa zwei Wochen auf.”
Bei individuellen Unsicherheiten oder besonderen Vorerkrankungen sollte
die Entscheidung gemeinsam mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten
getroffen werden, so die DHZC-Spezialist:innen.
Das Konsensuspapier wurde im European Heart Journal veröffentlicht und ist
unter diesem Link abrufbar:
https://academic.oup.com/eurhe
Über das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC)
Das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC) ist eine Spezialklinik für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es entstand Anfang 2023 durch den
Zusammenschluss der herzmedizinischen Einrichtungen des Deutschen
Herzzentrums Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Das DHZC
ist an den drei klinischen Campi der Charité am Campus Virchow-Klinikum,
am Campus Charité Mitte sowie am Campus Benjamin Franklin verortet. Es
umfasst insgesamt sieben Kliniken und zwei Institute. Mit 474 Betten,
jährlich rund 20.000 stationären Patientinnen und Patienten und 2.100
Mitarbeitenden zählt das DHZC zu den größten Herzzentren Europas.
Mehr Informationen: www.dhzc.charite.de
Originalpublikation:
https://academic.oup.com/eurhe
