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The Count Basie Orchestra, KKL Luzern, 18.11. 2025. besucht von Léonard Wüst

The Count Basie Orchestra Bild Allblues Konzert AG

Die  Bühne ist bereit Foto  Maria Ulrich

Sängerrin Gunhild Carling

Scotty Barnhart und sein Orchester

The Count Basie Orchestra Bild Allblues Konzert AG

 

Besetzung:
Scotty Barnhart, trumpet/musical director – Gunhild Carling, vocals & The Count Basie Orchestra

 

Scheidender Präsident des Jazz Club Luzern  Roman Schmidli
Scheidender Präsident des Jazz Club Luzern Roman Schmidli

Die Begrüssung startete mit einem Dank an den (Noch)Präsidenten des www.jazzuzern.ch, Roman Schmidli, der das Präsidenten Zepter nach sagenhaften 51 Jahren (1974 bis Ende 2025) im Dienste der Freunde des Jazz, notabene ehrenamtlich, also unentgeltlich, in jüngere Hände, namentlich an Roli Bühler & Peter Wespi (im Co Präsidium) übergeben wird, mit ein Grund, dass das heutige Konzert der Legende Roman Schmidli und seiner Frau Monika gewidmet sei.

Der neue Vorstand des Jazz Clubs Luzern ab 2026
Der neue Vorstand des Jazz Clubs Luzern ab 2026

Das Konzert des Count Basie Orchestra im KKL Luzern war ein Ereignis, das Tradition, Virtuosität und pure Spielfreude auf unverwechselbare Weise vereinte. Bereits mit den ersten Takten wurde klar, dass diese Formation – unter der musikalischen Leitung von Scotty Barnhart und mit der charismatischen Gunhild Carling als Special Guest – weit mehr ist als ein bloßes Erbe des großen Count Basie. Sie ist ein lebendiger Organismus, der Swing und Big-Band-Jazz mit unerschütterlicher Eleganz und modernem Drive in die Gegenwart trägt. Der akustisch perfekte Saal des KKL verstärkte diesen Eindruck noch, indem er jede Feinheit hörbar machte: den präzisen Punch der Trompeten und den federnden Puls der Rhythmusgruppe.

Scotty Barnhart – Präzision, Persönlichkeit und musikalische Vision

Scotty Barnhart Trompete und Leitung
Scotty Barnhart Trompete und Leitung

Barnhart, ein Musiker von beispielloser Klarheit und Wärme im Ton, führte das Orchester mit einer Mischung aus Autorität und partnerschaftlicher Offenheit. An der Trompete brillierte er sowohl in lyrischen Linien als auch in scharf artikulierten Akzenten, die den typischen Basie-Swing aufblühen ließen. Als musikalischer Leiter gelang es ihm, die Balance zwischen Traditionspflege und aktualisierter Klangsprache zu halten: Klassiker wie „Corner Pocket“ und unbekanntere Nummern, mitunter von Quincy Jones geprägt, erklangen in frischer, nie musealer Gestalt. Barnhart gab seinem Ensemble Raum, und dieses gab ihm Tiefe zurück. Die einzelnen Mitmusiker erhielten ausreichend Geegenheit, ihr Können solistisch am vorderen Bühnenrand zu demonstrieren, immer durch Gesten des Bandleaders aufgemuntert und das Auditorium beklatscht. Seine moderierenden Worte zwischen den Stücken waren knapp, sein Akzent leider schwer verständlich – stets auf die Musik ausgerichtet, nie auf sich selbst.

 

 

Gunhild Carling – Virtuosin, Entertainerin, Stimmwunder

Gunhild Carling
Gunhild Carling

Der Auftritt von Gunhild Carling war einer der magischen Momente des Abends. Ihre Präsenz ist eine Mischung aus Vintage-Charme, Entertainment und atemberaubender musikalischer Präzision. Mit ihrer kraftvollen, warmen Stimme interpretierte sie Standards wie „Something’s Gotta Give“ nicht nur technisch perfekt, sondern emotional glaubwürdig und spielerisch frei. Carling interagierte tänzerisch mit dem Orchester, forderte hier ein Lächeln, dort eine kleine rhythmische Überraschung heraus – und das Ensemble reagierte sofort. Zudem glänzte sie mit instrumentalem Können, das weit über einen Show-Effekt hinausging. Besonders ihre Fähigkeit, zwischen Gesang, Posaune und Steptanz-Rhythmen zu wechseln, sorgte beim Publikum für Enthusiasmus, der sich in langem und lautem Applaus entlud. Dann verblüffte sie uns, als sie auch noch den „Mackie Messer“von Kurt Weil, aus Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ intonierte

Das Orchester – kollektive Meisterschaft und individuelle Klasse

Count Basie Orchestra Konzertimpression von Maria Ulrich
Count Basie Orchestra Konzertimpression von Maria Ulrich

Das Count Basie Orchestra zeigte erneut, weshalb es seit Jahrzehnten zur Weltspitze gehört. Die Saxophon-Sektion überzeugte mit geschmeidigen Ensemblepassagen und expressiven Soli, die an frühere Größen erinnerten, ohne sie zu kopieren. Die Trompeten glänzten mit strahlenden Höhen und unerbittlicher Präzision, während die Posaunen eine satte, erdige Klangfarbe beisteuerten. Die Rhythmusgruppe – mit federndem Schlagzeug, wandelbarem Bass und klarem, ökonomischem Klavierspiel – verlieh jedem Stück jenen charakteristischen Basie-Groove, der gleichzeitig entspannt und glühend ist. Die Arrangements lebten von dynamischem Feingefühl: mächtige Tutti-Stellen, filigrane Solopassagen und elegante Übergänge, die den Abend dramaturgisch perfekt strukturierten.

Die Lady is a Tramp und begeistert am schottischen Nationalinstrument
Die schwedische Gesangsdiva Gunhild Carling, an diesem Abend in vier verschiedenen Outfits agierend, toppte ihren Auftritt noch indem sie bei einem Rockn Roll als Dudelsacksolistin mit viel „Pfuus“ brillierte.

Als krönenden Abschluss intonierten die 18 Musiker Billy Strayhorn`s „Take the A Train“, Duke Ellintons Erkennungsmelodie. Den hab ich dann aber nicht mehr erreicht, aber für die S Bahn hats gereicht.

Fazit – ein Abend, der bleibt

Gunhild Carling hat jedezeit genügend Puste
Gunhild Carling hat jedezeit genügend Puste

Dieses Konzert im KKL war mehr als eine musikalische Darbietung: Es war ein Statement. Ein Statement für die Lebendigkeit des Swing, für das Potenzial der Big-Band-Kunst im 21. Jahrhundert und für die Verbindung von Tradition und Innovation. Mit Scotty Barnhart als souveränem Leiter und Gunhild Carling als emotionalem Zentrum des Abends erlebte das Publikum ein Konzert, das gleichermaßen begeistert, berührt und elektrisiert hat. Ein Abend, der noch lange nachhallt – im Ohr, im Herzen und im Rhythmus des eigenen Schritts.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Maria Ulrich www.allblues.ch    und Homepage https://thecountbasieorchestra.com/

Homepages der andern Kolumnisten: www.marinellapolli.chwww.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.chwww.maxthuerig.ch

veranstaltet von: www.allblues.ch und https://www.jazzluzern.ch/

Count Basie Orchestra Konzertimpression von Maria Ulrich

Count Basie Orchestra Konzertimpression von Maria Ulrich

Scotty Barnhart Trmpete und Leitung

Gunhild Carling beherrscht sogar noch den Dudelsack

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LAC Lugano, Re Lear William Shakespeare / Gabriele Lavia besucht von Marinella Polli

Re Lear am LAC Szenenfoto

Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera

Übersetzung
Angelo Dallagiacoma, Luigi Lunari
Regie
Gabriele Lavia
mit
Gabriele Lavia
und mit (in alphabetischer Reihenfolge)
Giovanni Arezzo, Giuseppe Benvegna, Eleonora Bernazza, Beatrice Ceccherini, Federica Di Martino, Ian Gualdani, Luca Lazzareschi, Mauro Mandolini, Andrea Nicolini, Giuseppe Pestillo, Gianluca Scaccia, Silvia Siravo, Lorenzo Tomazzoni, Alessandro Pizzuto
Bühnenbild Alessandro Camera Kostüme Andrea Viotti
Licht Giuseppe Filipponio Musik Antonio Di Pofi
Ton Riccardo Benassi Regieassistenten Matteo Tarasco, Enrico Torzillo
Bühnenbildassistentin Michela Mantegazza
Kostümassistentin Giulia Rovetto Souffleur Nicolò Ayroldi
Produktion Teatro di Roma – Teatro Nazionale, Effimera srl, LAC Lugano Arte e Cultura

Am LAC ist in diesen Tagen dem italienischen Regisseur Gabriele Lavia (der krankheitshalber die Tessiner Première am letzten Mittwoch annullieren musste) und seinem Team ein grosser, faszinierender König Lear-Abend gelungen. Seine Inszenierung des Shakespeares Meisterwerks (sehr gute Übersetzung ins Italienische von Angelo Dallagiacoma und Luigi Lunari), das unter den grausamsten zu spielenden Tragödien des englischen Autors zu zählen ist, hat das Luganeser Publikum begeistert.

Eine konventionelle aber interessante Inszenierung

Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera
Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera

Lavias besonders am Anfang konventionelle, traditionelle aber nie banale Inszenierung (nicht zuletzt auch dank des sehr eloquenten Bühnenbildes von Alessandro Camera, dank der bunten Kostüme von Andrea Viotti, des sehr präzisen Light Design von Giuseppe Filipponio und der (eigentlich nicht immer notwendigen) Musik von Antonio Di Profi, besteht vor allem aus soliden Handwerk, wobei magnetische, profunde Momente auch nicht fehlen. Der italienische Regisseur zeichnet König Lear und alle dramatis personae in allen ihren Facetten – die guten und die bösen, die narrenhaften und die königlichen -, so dass es sich sicher lohnt, über sie tief nachzudenken. In diesem Sinne leistet Gabriele Lavia eine sehr aufmerksame Regiearbeit, die darauf achtet, dass keine Figur, auch keine Nebenrolle, einseitig, d.h. als nur böse oder als nur gut, erscheint. Dazu geht es auch für ihn darum, Fragen zu stellen eher als Antworten zu finden: was ist Leiden und was ist Glück? Was ist ein Mensch? Was ist ein guter Vater überhaupt? Wie sollten sich gute Kinder verhalten? Ist man den eigenen Kindern etwas schuldig? Und umgekehrt? Darf man den Vater im Alter verstossen, ihn vor die Tür setzen? Und vor allem: ist man auf die Welt nur gekommen, um etwas oder alles – Güter, Beziehungen, Macht, Integrität, den Verstand und am Ende sogar das Leben – zu verlieren?

 

 

 

Fantastische Leistung Gabriele Lavias als Lear

Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera
Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera

In dieser Inszenierung kann man Gabriele Lavia selber als König Lear bewundern: einen versatilen Lear, dessen Gesicht von Altersmilde und Sanftheit, aber auch von Verbissenheit und Verzweiflung, und später von Einsamkeit und Sehnsucht nach Liebe, gezeichnet ist. Ja, bereits am Anfang, als er entscheidet, sein Erbe zu verteilen und nicht mehr so viel Verantwortung zu übernehmen, ist König Lear ein gequälter Greis und nicht nur weil er weiss, dass er bald viele Privilegien abgeben muss. Besonders gequält ist er auch, weil er versteht, dass er in den Augen seiner Töchter vielleicht nur noch ein Symbol eines gnadenlosen Patriarchats ist. Das ist aber im Grunde auch nur eine Frage. Hier ist Gabriele Lavia wirklich grossartig. Ihm ebenbürtig sind jedenfalls ausgezeichnete Schauspieler*innen wie Giovanni Arezzo, Giuseppe Benvegna, Eleonora Bernazza, Beatrice Ceccherini, Federica Di Martino, Ian Gualdani, Luca Lazzareschi, Mauro Mandolini, Andrea Nicolini, Giuseppe Pestillo, Gianluca Scaccia, Silvia Siravo, Lorenzo Tomazzoni, Alessandro Pizzuto in den vom Regisseur sehr gut charakterisierten anderen Rollen. Wir erwähnen hier insbesondere die drei Töchter: die strenge Goneril und die schwächere Regan, dann natürlich die bevorzugte, direkte und geradlinige Cordelia, die nicht bereit ist, mit Komplimenten und Liebesworten dem Vater zu schmeicheln. Am Ende gab es einen langen Applaus und enorme Begeisterung für alle und besonders für Gabriele Lavia.

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos   Tommaso le Pera  https://www.luganolac.ch/it/lac/home

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Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera

Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera

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Festival Strings Lucerne, Solist Rudolf Buchbinder Solist am Klavier, KKL Luzern, 13.11.2025, besucht von Léonard Wüst

Rudolf Buchbinder Solist am Klavier

Festival Strings Lucerne und Rudolf Buchbinder im Konzertsaal des KKL Luzern

Festival Strings Luzern Foto Fabrice Umiglia

Solist und Orchester geniessen den Applaus

Besetzung und Programm:
 Rudolf Buchbinder Klavier
Festival Strings Lucerne
Daniel Dodds Violine & Leitung
Wojciech Kilar Orawa für Streichorchester
Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543

Orchesterchef Daniel Dodds begrüsste das Publikum mit ein paar launigen Worten zum Programm und zur Eröffnung der Konzertsaison 2025/26 bevor auch die übrigen Orchestermitglieder die Bühne enterten.

Wojciech Kilar Orawa für Streichorchester

„Orawa“ – Ein rauschender Tanz der Berge

Kraftvolle Ursprünglichkeit

Konzertfoto von  Vanessa Bösch
Konzertfoto von Vanessa Bösch

„Orawa“ für Streichorchester, eines der bekanntesten Werke des polnischen Komponisten Wojciech Kilar, ist eine Hommage an die wilde, naturverbundene Landschaft der Hohen Tatra. In der Interpretation der Festival Strings Lucerne unter Daniel Dodds entfaltet sich dieses Werk mit einer packenden, fast archaischen, irgendwie auch bedrohlichen Energie. Schon die ersten rhythmischen Figuren vibrieren vor Spannung – präzise, federnd und doch warm im Klang. Dodds versteht es, die stetig pulsierende Motorik organisch wachsen zu lassen, ohne in blosse Mechanik zu verfallen.

Rhythmus als Herzschlag

Konzertfoto von  Vanessa Bösch
Konzertfoto von Vanessa Bösch

Die Musiker*innen gestalten die sich wiederholenden Motive mit feiner Differenzierung. Die rhythmische Unruhe, die Kilar so charakteristisch macht, wird nicht als starres Ostinato präsentiert, sondern als lebendiger Atem. Besonders beeindruckend ist, wie die Festival Strings Lucerne die Spannung über die gesamte Dauer halten – das Crescendo wirkt unaufhaltsam, als würde sich ein Naturphänomen entfalten. Hier klingt die Volksmusik der Karpaten durch, sublimiert zu reiner orchestraler Kraft.

Zwischen Meditation und Ekstase
Im Mittelteil öffnet sich der Klangraum – der dichte Puls weicht einem atmenden, fast sakralen Moment. Dodds lässt diese Passage mit kontemplativer Ruhe erblühen, bevor sich das Ensemble erneut in den ekstatischen Schluss steigert. Der letzte Ausruf – ein kollektiver Ruf der Musiker – wirkt wie eine rituelle Bekräftigung des Lebens selbst.

Ein packendes Klangbild

Konzertfoto von  Vanessa Bösch
Konzertfoto von Vanessa Bösch

Diese Interpretation überzeugt durch ihre Balance von Präzision und Leidenschaft. Der transparente, doch körperliche Klang der Festival Strings Lucerne bringt Kilars minimalistischen Gestus in seiner ganzen Tiefe zur Geltung. Dodds formt aus „Orawa“ keine bloße Reihung rhythmischer Patterns, sondern eine mitreissende, organisch atmende Klangskulptur – ein Stück Natur in musikalischer Form.

Fazit: Eine intensive, erdverbundene und zugleich hoch artifizielle Darbietung – „Orawa“ in dieser Interpretation ist pure Energie.

Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15

Konzertfoto von  Vanessa Bösch
Konzertfoto von Vanessa Bösch

Beethoven hat sich sein 1. Klavierkonzert auf den Leib geschrieben. Vieles von seiner pianistischen Vortrags- und Improvisationskunst hat er in dieses frühe Werk einfliessen lassen. Die Wirkung des Konzerts beruht aber nicht nur auf den virtuosen Techniken des Klavierparts. Das Intro des Orchesters dauert annähernd drei Minuten, bevor sich das Klavier vorsichtig dazu gesellt und sich, fast unauffällig, in das musikalische Gebilde einfügt. Buchbinder setzte die Harmonien, absolvierte die spannenden Läufe irgendwie losgelöst schwerelos, setzte den oft grimmigen, bärbeissigen Beethoven liebevoll, ja fast zärtlich in Szene.

 

 

 

Der Wiener Meister spielt mit Spott und Ironie

Solist und Orchester in Aktion
Solist und Orchester in Aktion

Der Solist akzentuierte Beethovens Spott und Ironie auf charmante, neckische Art und liess ihn dadurch auch menschlicher erscheinen, als er oft wahrgenommen wird aufgrund seiner pompösen, manchmal düsteren und mächtigen Sinfonien. Beethoven strebte in diesem Stück auch kompositionstechnische Neuerungen an. Bis dahin stellte man in Konzerten üblicherweise Individuum (den Solisten) und Gruppe (das Orchester) in einem Wechselspiel einander gegenüber. Beethoven fügte dem eine neue Ebene hinzu: Er integrierte das Klavier stellenweise sinfonisch in das Orchesterspiel und verzahnte den Solopart eng mit dem Tutti.

Solist und Orchester geniessen den Applaus
Solist und Orchester geniessen den Applaus

Aufgrund des nicht enden wollenden Applauses, der schlussendlich in eine stehende Ovation mündete, beglückten uns die Ausführenden noch mit dem „Andante» aus Mozarts 21. Klavierkonzert, Musik für die Abendseele, als Zugabe.

Zweiter Konzertteil W.A. Mozart Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543

 

 

 

Eleganz mit innerem Feuer Ein Auftakt voller Würde

Konzertfoto von  Vanessa Bösch
Konzertfoto von Vanessa Bösch

Die Festival Strings Lucerne unter Daniel Dodds eröffnen Mozarts Sinfonie Nr. 39 mit einem Adagio, das nicht nur feierlich klingt, sondern von innen her leuchtet. Die Introduktion, majestätisch und transparent, wirkt wie eine feine Gravur aus Klang – jedes Detail sorgfältig ausbalanciert. Dodds lässt die Phrasen atmen, ohne an Spannung zu verlieren. Schon hier zeigt sich, wie dieses Ensemble Mozart versteht: nicht als museales Klangbild, sondern als lebendiges, atmendes Drama.

Lebendigkeit und Leichtigkeit
Im folgenden Allegro entfaltet sich die ganze Energie der Luzerner Streicher. Die rhythmische Prägnanz, gepaart mit tänzerischer Eleganz, verleiht der Musik Leuchtkraft und Schwung. Der Orchesterleiter führt das Ensemble mit federnder Klarheit, die Tempi sind zügig, doch nie gehetzt. Besonders hervorzuheben ist die Artikulation: pointiert, präzise und zugleich mit einer leichten, fast kammermusikalischen Geschmeidigkeit, die Mozarts Struktur durchsichtig macht.

Poetische Ruhe im Andante con moto

Konzertfoto von  Vanessa Bösch
Konzertfoto von Vanessa Bösch

Der zweite Satz ist ein Muster an Balance zwischen Ruhe und Bewegung. Die Festival Strings Lucerne gestalten ihn mit edlem, warmem Ton und feiner dynamischer Abstufung. Dodds wahrt eine noble Zurückhaltung – nichts wirkt sentimental, sondern von einer stillen, fast sprechenden Ausdruckskraft getragen. Die lyrischen Linien fliessen wie ein innerer Monolog, von diskretem Pathos durchzogen.

Ein Menuett mit Charakter
Das Menuett überrascht mit tänzerischer Bodenständigkeit. Hier spürt man Mozarts Nähe zum Volkston, aber auch seine ironische Distanz dazu. Dodds formt die Akzente mit federnder Energie, der Kontrast zum Trio – zart, fast kammermusikalisch – ist wunderbar ausgehört. Die Streicher spielen mit geschmeidiger Bogenführung, die rhythmische Präzision bleibt stets von Eleganz durchzogen.

Brillanter Schluss – Leichtigkeit als Triumph
Das Finale sprüht vor Witz und Vitalität. In der präzisen, aber nie kalten Ausführung der Luzerner Musiker verschmelzen technisches Können und Spielfreude. Die Fugati-Passagen sind klar strukturiert, die Energie bündelt sich zu einem funkelnden Höhepunkt. Dodds hält die Spannung bis zum letzten Akkord – hell, federnd, doch mit Substanz.

Fazit:
Daniel Dodds und die Festival Strings Lucerne verbinden in ihrer Interpretation von Mozarts 39. Sinfonie formale Klarheit mit emotionaler Wärme. Hier erklingt Mozart nicht als glattes Ideal, sondern als Musik voller Leben, Geist und edler Menschlichkeit – transparent, präzise und von beglückender Musikalität.

Konzertfoto von  Vanessa Bösch
Konzertfoto von Vanessa Bösch

Das Werk kam mit deutlich mehr Dynamik daher, und das Orchester erspielte sich eine spürbarere Prägnanz. Sehr schön zum Ausdruck kam die stimmgebende Flöte. Die verschiedenen Stimmungswechsel evozierten Bilder von blühenden Gärten und verwiesen bereits auf die kommende Romantik. Die angenehm abwechslungsreiche Sinfonie entwickelte sich – mit einem kleinen Durchhänger im dritten Satz – bis zum – darf man es so nennen? – abrupten und dennoch beglückenden Finale. Dieses steht dem Lebenszyklus des Komponisten entgegen, der in jenem Sommer von Depressionen und Geldsorgen geplagt wurde. Bemerkenswert auch: das Orchester, ausgenommen Celli und Kontrabässe spielte die ganze Sinfonie stehend.

Die Ausführenden durften, auch deshalb, einen langanhaltenden, stürmischen Applaus geniessen für diese sehr gut gelungene Saisoneröffnung

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.und Fabrice Umiglia www.fsl.swiss

Homepages der andern Kolumnisten:  www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch  www.maxthuerig.ch  www.marinellapolli.ch

Konzertfoto von Vanessa Bösch

Solist am Piano Rudof Buchbinder und Orchesterchef Daniel Dodds blicken in die gleiche Richtung

Daniel Dodds Foto Fabrice Umiglia

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Opernhaus Zürich, La forza del destino von Giuseppe Verdi, besprochen von Marinella Polli

La forza del destino Opernhaus Zürich

La forza del destinoSzenenfoto von Monika Rittershaus

La forza del destinoSzenenfoto von Monika Rittershaus

Produktion:Musikalische Leitung: Gianandrea Noseda Inszenierung: Valentina Carr
Bühnenbild: Carles Berga Bühnenbildmitarbeit: Mariangela Mazzeo
Kostüme: Silvia Aymonino Video: Massimiliano Volpini
Dramaturgie: Fabio Dietsche Lichtgestaltung:Fabrice Kébour
Besetzung:
Il Marchese di Calatrava Stanislav Vorobyov Donna Leonor Anna Netrebko
Don Carlo di Vargas George Petean  Don Alvaro Yusif Eyvazov
Preziosilla Annalisa Stroppa  Padre Guardiano Michele Pertusi
Fra Melitone Roberto Frontali  Curra Natália Tuznik  un alcade  Lobel  Barun
Matro Trabuco Tomislav Jukić  un chirurgo Maximilian Bell
Chor der Oper Zürich Chorzuzüger:innen
SoprAlti der Oper Zürich Kinderchor
Orchester der Oper Zürich Statistenverein am Opernhaus Zürich

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