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LAC Lugano, Re Lear William Shakespeare / Gabriele Lavia besucht von Marinella Polli

Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera
Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera
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Re Lear am LAC Szenenfoto

Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera

Übersetzung
Angelo Dallagiacoma, Luigi Lunari
Regie
Gabriele Lavia
mit
Gabriele Lavia
und mit (in alphabetischer Reihenfolge)
Giovanni Arezzo, Giuseppe Benvegna, Eleonora Bernazza, Beatrice Ceccherini, Federica Di Martino, Ian Gualdani, Luca Lazzareschi, Mauro Mandolini, Andrea Nicolini, Giuseppe Pestillo, Gianluca Scaccia, Silvia Siravo, Lorenzo Tomazzoni, Alessandro Pizzuto
Bühnenbild Alessandro Camera Kostüme Andrea Viotti
Licht Giuseppe Filipponio Musik Antonio Di Pofi
Ton Riccardo Benassi Regieassistenten Matteo Tarasco, Enrico Torzillo
Bühnenbildassistentin Michela Mantegazza
Kostümassistentin Giulia Rovetto Souffleur Nicolò Ayroldi
Produktion Teatro di Roma – Teatro Nazionale, Effimera srl, LAC Lugano Arte e Cultura

Am LAC ist in diesen Tagen dem italienischen Regisseur Gabriele Lavia (der krankheitshalber die Tessiner Première am letzten Mittwoch annullieren musste) und seinem Team ein grosser, faszinierender König Lear-Abend gelungen. Seine Inszenierung des Shakespeares Meisterwerks (sehr gute Übersetzung ins Italienische von Angelo Dallagiacoma und Luigi Lunari), das unter den grausamsten zu spielenden Tragödien des englischen Autors zu zählen ist, hat das Luganeser Publikum begeistert.

Eine konventionelle aber interessante Inszenierung

Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera
Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera

Lavias besonders am Anfang konventionelle, traditionelle aber nie banale Inszenierung (nicht zuletzt auch dank des sehr eloquenten Bühnenbildes von Alessandro Camera, dank der bunten Kostüme von Andrea Viotti, des sehr präzisen Light Design von Giuseppe Filipponio und der (eigentlich nicht immer notwendigen) Musik von Antonio Di Profi, besteht vor allem aus soliden Handwerk, wobei magnetische, profunde Momente auch nicht fehlen. Der italienische Regisseur zeichnet König Lear und alle dramatis personae in allen ihren Facetten – die guten und die bösen, die narrenhaften und die königlichen -, so dass es sich sicher lohnt, über sie tief nachzudenken. In diesem Sinne leistet Gabriele Lavia eine sehr aufmerksame Regiearbeit, die darauf achtet, dass keine Figur, auch keine Nebenrolle, einseitig, d.h. als nur böse oder als nur gut, erscheint. Dazu geht es auch für ihn darum, Fragen zu stellen eher als Antworten zu finden: was ist Leiden und was ist Glück? Was ist ein Mensch? Was ist ein guter Vater überhaupt? Wie sollten sich gute Kinder verhalten? Ist man den eigenen Kindern etwas schuldig? Und umgekehrt? Darf man den Vater im Alter verstossen, ihn vor die Tür setzen? Und vor allem: ist man auf die Welt nur gekommen, um etwas oder alles – Güter, Beziehungen, Macht, Integrität, den Verstand und am Ende sogar das Leben – zu verlieren?

 

 

 

Fantastische Leistung Gabriele Lavias als Lear

Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera
Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera

In dieser Inszenierung kann man Gabriele Lavia selber als König Lear bewundern: einen versatilen Lear, dessen Gesicht von Altersmilde und Sanftheit, aber auch von Verbissenheit und Verzweiflung, und später von Einsamkeit und Sehnsucht nach Liebe, gezeichnet ist. Ja, bereits am Anfang, als er entscheidet, sein Erbe zu verteilen und nicht mehr so viel Verantwortung zu übernehmen, ist König Lear ein gequälter Greis und nicht nur weil er weiss, dass er bald viele Privilegien abgeben muss. Besonders gequält ist er auch, weil er versteht, dass er in den Augen seiner Töchter vielleicht nur noch ein Symbol eines gnadenlosen Patriarchats ist. Das ist aber im Grunde auch nur eine Frage. Hier ist Gabriele Lavia wirklich grossartig. Ihm ebenbürtig sind jedenfalls ausgezeichnete Schauspieler*innen wie Giovanni Arezzo, Giuseppe Benvegna, Eleonora Bernazza, Beatrice Ceccherini, Federica Di Martino, Ian Gualdani, Luca Lazzareschi, Mauro Mandolini, Andrea Nicolini, Giuseppe Pestillo, Gianluca Scaccia, Silvia Siravo, Lorenzo Tomazzoni, Alessandro Pizzuto in den vom Regisseur sehr gut charakterisierten anderen Rollen. Wir erwähnen hier insbesondere die drei Töchter: die strenge Goneril und die schwächere Regan, dann natürlich die bevorzugte, direkte und geradlinige Cordelia, die nicht bereit ist, mit Komplimenten und Liebesworten dem Vater zu schmeicheln. Am Ende gab es einen langen Applaus und enorme Begeisterung für alle und besonders für Gabriele Lavia.

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos   Tommaso le Pera  https://www.luganolac.ch/it/lac/home

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Re Lear Szenenfoto von Tommaso le Pera

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