Zum Hauptinhalt springen

Luzerner Theater “Der Rosenkavalier”, besucht von Marinella Polli

Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn
Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn

Produktionsteam und  Besetzung
Musikalische Leitung: Robert Houssart Regie: Lydia Steier Co-Regie: Matthias Piro Bühnenbild: Blake Palmer Kostüme: Alfred Mayerhofer Licht: Marc Hostettler Dramaturgie: Lars Gebhardt, Talisa Walser Nachdirigat: Jesse Wong Choreinstudierung: Mark Daver

Eyrún Unnarsdóttir (Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg) Christian Tschelebiew (Der Baron Ochs auf Lerchenau) Solenn Lavanant Linke (Octavian, genannt Quinquin) Jason Cox (Herr von Faninal) Tania Lorenzo Castro (Sophie, seine Tochter) Antonia Bourvé (Jungfer Marianna Leitmetzerin) Vladyslav Tlushch (Der Polizeikommisar) Mauro Peter (Ein Sänger (Einspielung)) Ziad Nehme (Der Haushofmeister / Ein Tierhändler) Valérie Junker (Kammerzofe Mariandl) Daniel Foltz-Morrison (Leopold auf Lerchenau) Xenia Romanoff (Eine Modistin) Alyssa Hicks (Drei adelige Waisen) (21.01. / 28.01. / 05.02. / 12.02. / 05.03. / 10.04.) Sofía Pollak (Drei adelige Waisen) (26.01. / 03.02. / 10.02. / 15.02. / 11.03.) Chor des Luzerner Theaters Luzerner Sinfonieorchester

Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn
Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn

Im sehr komplexen aber soliden Verhältnis zwischen dem grossen Dichter Hugo von Hofmannsthal und dem Komponisten Richard Strauss wird der Gipfel der Perfektion sicher mit dem ‘Rosenkavalier’ erreicht, eine Komödie für Musik in 3 Akten, die ihre Stellung auch im heutigen internationalen Repertoire behält. Diese erfolgreiche, fruchtbare Beziehung ist nicht nur in den in Kooperation kreierten Opern belegt, sondern auch in einem Briefwechsel, der vergebens sondergleichen in der Musikgeschichte sucht.

Lustig aber nicht nur

Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn
Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn

Für sein Libretto inspirierte sich Hofmannstahl an Molière, Beaumarchais und Mozart. Es handelt sich um ein sehr lustiges Libretto, jedoch nicht ohne jene philosophischen und psychologischen Merkmale, die so typisch für Hofmannsthals Kunst sind. Und natürlich ebenfalls all’Unisono mit der reichen, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Fin-de-Siècle und Wagner kokettierenden Strauss’ Partitur. Eine auch für ihre Wiener Walzer im 2. Und 3 Akt bekannte Partitur – was ein Anachronismus ist, da die Walzer zur Zeit der Handlung noch nicht à la Mode waren. Diese neue Luzerner Produktion, in einer Reduktion von Eberhard Kloke für mittelgrosses Orchester, wird musikalisch von Robert Houssart geleitet. Der kompetente Maestro sowie das Luzerner Sinfonieorchester sind imstande, die ganze Partitur entlang deren zahlreiche Nuancen zu zeigen.

Grosse Leistung der Sänger

Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn
Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn

Sehr gut war an der Première auch die Leistung des von Mark Daver vorbereiteten ‘Chor des Luzerner Theaters’, aber was die Stimmen betrifft, brillierten besonders Eyrùn Unnarsdòttir als Marschallin und Solenn Lavanant Linke als Octavian. Die isländische Sopranistin interpretierte sowohl stimmlich als auch szenisch mit grosser Sensibilität und Differenzierung eine der grossartigsten Frauenrollen in der Geschichte der Oper. Mit Charme und Sinnlichkeit während der Nacht mit Octavian, ihrem Quinquin, ihrem jungen Liebhaber (Toyboy, würde man heute sagen); überaus mädchenhaft im Jungbrunnen der Pool-Szene, sowie auch plausibel während des ‘Lever’ am folgenden Morgen, wenn sie von den Dienern angezogen, vom Friseur coiffiert wird, etc…: das ist die Stunde der Wahrheit, in welcher sie plötzlich realisiert, dass Jugend und Schönheit für immer vorbei sind. Vokalisch ihr ebenbürtig war Solenn Lavanant Linke als Octavian, der Rosenkavalier, derjenige, der die Rose des alten Barons an die junge Sophie überreicht. Die Hosenrolle der grossartigen Mezzosopranistin liess uns irgendwie an den jungen Hugh Grant denken. Vokalisch perfekt Tania Lorenzo Castro, eine selbstbewusste, blutjunge Sophie mit Shorts und Chelsea-Stiefeln.

Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn
Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn

Eine gute Interpretation auch jene von Jason Cox in der Rolle des neureichen Faninal, Sophies Vater, und jene von Valérie Junker, in der stummen aber onnipräsenten Rolle der Kammerzofe. Sehr gut Christian Tschelebiew als adeliger aber mittelloser Baron Ochs von Lerchenau, ein Macho, der von der Bewegung MeToo noch nichts weiss, und die bürgerliche aber reiche Sophie heiraten will, obwohl er schon verheiratet ist.

Eine moderne, unkonventionelle Inszenierung

Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn
Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn

Lydia Steyers Inszenierung (Co-Regie: Matthias Piro, Bühnenbild: Blake Palmer, Kostüme: Alfred Mayerhofer) ist modern und unkonventionell, wie man sich von der Regisseurin erwarten konnte, aber auch konsequent und in der Meinung des Premièren-Publikums sehr lustig. Auch sie stellt nicht eine bestimmte Periode dar, sondern eher Interaktion und Kontrast zwischen den verschiedenen Epochen: Rokoko, die Zeit von Maria Theresias, das Jahr der Komposition und die Gegenwart.

Standing Ovation an der Première. Aufführungen im Luzerner Theater bis 30. April.

 

Text: Marinella Polli

Fotos: Ingo Hoehn www.luzernertheater.ch

Homepages der andern Kolumnisten:  www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch  www.maxthuerig.ch www.leonardwuest.ch

Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn

Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn

Rosenkavalier Szenenfoto von Ingo Hoehn

  • Aufrufe: 144

Liederabend Regula Mühlemann, Opernhaus Zürich, 1. Februar 2023, besucht von Marinella Polli

Liederabend Regula Mühlemann
Liederabend Regula Mühlemann

Besetzung und Programm:

Sopran Regula Mühlemann
Klavier Tatiana Korsunskaya
Klarinette Rita Karin Meier
Naturhorn Konstantin Timokhine
 

Franz Schubert
Im Frühling
Der Knabe
Wilhelm Baumgartner
Noch sind die Tage der Rosen
Du bist wie eine Blume
Ein Stündlein wohl vor Tag
An den Abendstern
Wenn die Sonne lieblich schiene
Othmar Schoeck
In der Fremde
Richard Flury
Wandern mit Dir
strong>Emil Frey
Junges Mädchen in den Bergen
Richard Langer
Edelwyss
Friedrich Niggli
Plange
Franz Liszt
Au lac de Wallenstadt
Franz Schubert
Auf dem Strom
Anonymus
Das alte Guggisberg-Lied
Marguerite Roesgen-Champion
Cette étoile perdue
Une jeune fille parle
Walther Geiser
Zwei romanische Lieder
Franz Schubert
La pastorella al prato
Gioachino Rossini
La pastorella dell’Alpi
Franz Schubert
Der Hirt auf dem Felsen

Regula Mühlemann Sopran Foto Henning Ross
Regula Mühlemann Sopran Foto Henning Ross

Nach dem erfolgreichen Rollendebüt als Gilda im ‘ Rigoletto’ am Theater Basel gab Regula Mühlemann letzten Mittwoch einen Liederabend am Opernhaus Zürich. Unter dem eloquenten Titel ‘Identité – Lieder der Heimat’ stellte die nunmehr international gefragte und hoch gelobte Luzerner Sopranistin ein interessantes, aus dem Themenkreis Heimat, Natur, Wandern, Sehnsucht und Abschied bestehendes Programm zusammen, welches das Zürcher Publikum zwei Stunden lang berührte und begeisterte. Mit der sympathischen, hübschen Sängerin kamen die zahlreichen Zuschauer mit bekannten und weniger bekannten Liedern und Volksliedern in den vier schweizerischen Landessprachen in Berührung, so wie mit  pastoralen Themen einiger Lieder von Schubert und Rossini.

Eine Kompetente Liedbegleitung

Tatiana Korsunskaya Piano Foto Tanja Dorendorf
Tatiana Korsunskaya Piano Foto Tanja Dorendorf

Kompetent begleitet wurde Regula Mühlemann von der Pianistin Tatiana Korsunskaya, und später auch von Konstantin Timokhine mit seinem spektakulären Naturhorn – eine genaue Beschreibung des Instrumentes fehlte an dem Abend auch nicht – sowie von Rita Karin Meier mit ihrer Klarinette.

Zuerst Schubert, dann die Schweiz, dann Rossini und wieder Schubert

Regula Mühlemann. Foto Shirley Suarez
Regula Mühlemann. Foto Shirley Suarez

Nach einer ausführlichen Einführung durch die Sängerin startete das reiche Programm mit den zwei bekannten Schuberts Liedern ‘Im Frühling’ und ‘Der Knabe’. Gerade das erste melancholische Lied erzählt von Traum und grosse Sehnsucht nach einem vergangenen Moment, nach jemandem, nach etwas das nicht mehr da ist. Wirklich der richtige Anfang, um noch einmal Regula Mühlemanns klare, sehr expressive Stimme zu geniessen, sowie ihre exemplarische technische Hochbegabung, aber ebenso ihre natürliche Freude an Musik und Gesang. Eine spürbare Freude, die alle anstecken konnte.  

Konstantin Timokhine Naturhorn
Konstantin Timokhine Naturhorn

Zu den Höhepunkten des Abends zählte dann noch vor der Pause eine Auswahl von Perlen des in Rohrschach am Bodensee geborenen Schweizer Komponisten Wilhelm Baumgartner, diese gefolgt von Othmar Schoecks ‘In der Fremde’ und von Liedern von Richard Flury und Emil Frey.

Klarinettistin Rita Karin Meier
Klarinettistin Rita Karin Meier

Nach dem Richard Langers und Friedrich Nigglis reizvollen Lokalkolorit von ‘Edelwyss’ und ‘Plange’, selbstverständlich auf Dialekt (mit deutscher Uebersetzung im Programmheft), schloss die Luzerner Interpretin den ersten Teil des Abends mit Schuberts berückend schönem ‘Auf dem Strom’. Dies aber, erst nachdem die Pianistin Tatiana Korsunskaya mit Listzt‘ ‘Au lac de Walenstadt’ (aus ‘Années de pèlerinage – Première Année –Suisse) brillieren konnte.

Französisch, Rumantsch und Italienisch

Regula Mühlemann. Photo  Shirley Suarez
Regula Mühlemann. Photo Shirley Suarez

Nach der Pause kam zuerst das schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts bekannte ‘Guggisberg-Lied’ von Anonymus an die Reihe, gefolgt von ‘Cette Etoile perdue’ und ‘Une jeune fille parle’ der Genfer Komponistin Marguerite Roesgen-Champion. Walther Geisers wunderschöne ‘Primavaira’ und ‘Dorma’ führten dann das Publikum zum Rumantsch und bewiesen einmal mehr was für ein Sprachtalent Regula Mühlemann ist. Dass sie Sprachen liebt, zeigten auch Juvele auf Italienisch wie Schuberts ‘la Pastorella al Prato’ und Rossinis ‘La Pastorella dell’Alpi’. “Italienisch ist von der Klarheit der Vokale schon prädestiniert für den guten Sitz der Stimme”, sagte die Künstlerin in einem Interview. Zum Schluss nochmals Schubert und dann Zugaben, darunter ein interessantes, kurzes Arrangement aus Mahlers Vierter interpretiert von allen drei Künstlern.

Regula Mühlemann. Photo Guido Werner
Regula Mühlemann. Photo Guido Werner

Der Applaus wollte am Ende des Recitals einfach nicht enden.

Text: Marinella Polli

Fotos: https://regulamuehlemann.com/?lang=de/

https://www.opernhaus.ch/

Homepages der andern Kolumnisten:  www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch  www.maxthuerig.ch www.leonardwuest.ch

Impression des Liederabends von Marinella Polli

Impression des Liederabends von Marinella Polli

Impression des Liederabends von Marinella Polli

Impression des Liederabends von Marinella Polli

 

  • Aufrufe: 198

Bomsori und Festival Strings Lucerne, KKL Luzern, 29.1.2023, besucht von Léonard Wüst

Festival Strings Lucerne im KKL Konzrtsaal
Festival Strings Lucerne im KKL Konzrtsaal

Besetzung und Programm:
Bomsori - Violine
Daniel Dodds - Violine & Leitung
Festival Strings Lucerne
WOLFGANG AMADÉ MOZART: Sinfonie Nr. 25 g-Moll KV 183/173dB
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY: Violinkonzert e-Moll op. 64
LUDWIG VAN BEETHOVEN: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 «Eroica»

WOLFGANG AMADÉ MOZART: Sinfonie Nr. 25 g-Moll KV 183/173dB

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Dieses Werk schrieb der damals 17-jährige Mozart im Oktober 1773, [kurz nach dem Erfolg seiner Opera seria «Lucio Silla» . So kommt sie denn auch jugendlich, frisch, ungestüm unbekümmert daher. Sie wurde angeblich am 5. Oktober, nur zwei Tage nach der Vollendung seiner Symphonie Nr. 24 , in Salzburg vollendet , obwohl dies unbegründet bleibt. Sein erster Satz wurde als Eröffnungsmusik in Miloš Formans Filmbiographie «Amadeus» verwendet .

Da hatten die «Strings» wieder einen perfekten Auftakt ins Konzert gewählt, zumal man ja vom Programm her wusste, dass später etwas beschaulichere Werke kommen würden.

Daniel Dodds leitet, wie fast immer, im Sitzen

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Den markanten, ohrwurmartigen Kopfsatz der wohl selbst den meisten Laien etwas sagen würde, packte Daniel Dodds, wie fast immer sitzend an, trieb seine Mitmusiker*innen zupackend rasant vorwärts, im Gegensatz dazu kommen später die schwelgerischen Oboen Soli bestens zur Geltung, bevor es wieder stürmisch spielerisch vorwärts geht.

.Mozart ausnahmsweise mal in Moll

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Mozarts Ideen-Reichtum brachte eben auch Einfälle und Stimmungen in Moll hervor und nur weil Mozarts Musik im Allgemeinen als fröhlich, leicht und heiter charakterisiert wird, bedeutet das nicht im Umkehrschluss, dass alle Moll Werke besonders persönlich wären oder viel bedeutsamer seien. Sie fallen ob ihrer Seltenheit in erster Linie schlicht mehr auf.

Auffällig schöne, ausgeprägte Oboen Sequenzen

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Die Oboe spielt mit ganzen Noten den Kopf vom ersten Thema, unterlegt von ruhiger Streicherbegleitung. Diese Ruhepassage wird jedoch durch dramatische Einwürfe des ganzen Orchesters im Unisono-Tremolo unterbrochen.

Die Reprise ist ähnlich der Exposition strukturiert. Nach der Wiederholung von Durchführung und Reprise beendet Mozart den Satz mit einer Coda. Diese fängt zunächst als imitatorisch gearbeitete Variante des ersten Themas an, spinnt das Motiv mit seinen Synkopen dann aber fort und schließt den Satz „düster und grossartig» im Tremolo der Violinen über dem ausformulierten g-Moll Dreiklang im Bass.

Die «Strings» brillieren wie immer mit ihrer ausgeprägten Spielfreude, die einen unweigerlich mitreisst und so dürften die Ausführenden denn auch einen stürmischen Applaus ernten

Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll Bomsori Kim, Violine

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

„Klang des Frühlings“ bedeutet ihr, selbst im Korea seltener Name, vom Grossvater so gewünscht, obwohl sie ja eigentlich im Winter, am 13. Dezember 1989, geboren ist. Dafür ist ihr Nachname Kim in ihrem Heimatland in etwa so geläufig wie bei uns Meier oder Müller.

In Süd-Korea ein wahrhaftiger Superstar, ist sie auf bestem Weg, dies auch weltweit zu werden. Die in Daegu geborene Künstlern spielt, dank der Unterstützung der Kumho Asiana Cultural Foundation, derzeit auf einer Violine von Johannes Baptista Guadagnini aus dem Jahr 1774.

Ihre außerordentliche technische Meisterschaft ermöglicht es ihr, jede Nuance auszudrücken – ob im großen dramatischen Ausbruch oder im feinsten lyrischen Detail, ihr Spiel hat etwas zutiefst Persönliches und die Kraft, die Hörer zu berühren.

Mit Virtuo­sität, Präsenz, Klar­heit und einem warmen, fülligen Geigenton ist Bomsori eine agile Gestal­terin des Moments.

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Von der äußeren Form folgt das frühe Violinkonzert dem typischen Erscheinungsbild des Solokonzerts: schnelle Ecksätze und ein kantabler Mittelsatz. Es handelt sich bei dieser dreisätzigen Anlage um einen festen Gattungstypus, der im Wesentlichen auf die zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstandenen Solokonzerte von Antonio Vivaldi zurückzuführen ist. Bemerkenswert ist im ersten Satz die auffällige Folge von Tutti- und Solopassagen, die auf die in der Barockmusik verbreitete Ritornell Form hinweist. Ein kontrastierendes Thema erscheint erst im ersten Solo der Violine, während es im eröffnenden Tutti fehlt. Alles in allem imponiert der Kopfsatz als „Synthese aus Sonatensatzform und barockem Ritornell Prinzip. Diese Bezugnahme auf ältere Konventionen ist geradezu typisch für Mendelssohn, vor dem Hintergrund dessen lebenslanger Beschäftigung mit dem Werk alter Meister. Die Werkentstehung war für Mendelssohn „mit ungeheurer Anstrengung verbunden und beanspruchte etwa sieben Jahre – 1838 – 1845 – von den ersten Anfängen bis zur Fertigstellung, Aufführung und Veröffentlichung“. Gekennzeichnet war dieser Prozess von zahllosen Überarbeitungen, die von erheblichen Selbstzweifeln begleitet wurden. Das Konzert ist während seiner Entstehung „häufiger Gesprächsgegenstand zwischen Mendelssohn und Ferdinand David [dem Solisten der Uraufführung] gewesen.“ Das Konzert folgt ebenfalls der dreisätzigen Anlage der Solokonzertform. Gegenüber dem frühen Violinkonzert befindet sich Mendelssohn hier auf der Höhe seiner Zeit, was am deutlichsten anhand des Kopfsatzes, der, mit Besonderheiten, der Sonatensatzform folgt, erkennbar ist. Diesem folgt ein kantabler zweiter Satz, während der dritte Satz, nach einer mäßig raschen Introduktion in e-Moll, wieder in einem raschen Tempo steht und ein Rondo bildet. Durch den Wechsel zu E-Dur nimmt das Rondo-Finale eine überaus heitere Grundstimmung an, in der das Konzert zu Ende geführt wird. Die junge Koreanerin intoniert flüssig, elegant und mit betörender Souplesse zu dem das Orchester, wie den ganzen Konzert Abend hindurch, den ausserordentlich meisterhaften musikalischen Klangteppich legt.

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Das Spiel der Südkoreanerin war ebenso funkelnd, wie das silbrige Pailettenkleid, das sie an diesem Abend trug. Das Auditorium, beeindruckt und begeistert, würdigte die Leistung von Solistin und Orchester mit einer stehenden Ovation.

LUDWIG VAN BEETHOVEN: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 «Eroica»

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Neben den revolutionären Umständen der Zeit nach 1789, unter deren Eindruck die Sinfonie entstand, war es vor allem die Musik selbst, die wirklich bahnbrechend war. Nicht ohne Grund wird die „Eroica“ heute als der Grundstein der großen klassisch-romantischen Sinfonie-Gattung betrachtet. Alleine die Dimension der Komposition mit einer Aufführungsdauer von bis zu einer Stunde übertraf die Konventionen der Zeit um das Doppelte. Neu war zusätzlich die Ausführlichkeit des Kopfsatzes, die der Schlichtheit des erwähnten Trauermarsches im zweiten Satz kontrastierend entgegen stand. Auch die Kombination von Variation und der barocken Form des Fugato stellt ein absolutes Novum der Musikgeschichte dar.

Ihre Wirkung erzielt die „Eroica“ auch ohne ihren geplanten Beinamen, zudem wird sie heute zu den bedeutendsten Werken des Komponisten gezählt. Das fand auch Beethoven selbst, als er auf die Frage des österreichischen Dichters Christoph Kuffner, welche seiner Sinfonien er für seine bedeutendste halte, antwortete: „Die Eroica.“

Dass es nicht unbedingt ein anzahlmässiges Riesenorchester braucht, um die «Eroica» würdig und kompakt auf die Bühne zu bringen, demonstrierten die «Strings» eindrücklich.

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Zwei Akkorde wie geballte Fäuste!! Dann sofort – tief und leise (wie hinter vorgehaltener Hand) – das Hauptthema in den Violoncelli; in den Violinen die Reaktion darauf: ein Aufleuchten in den Augen – was für eine Idee! Nun gilt es Mut und Kraft, sie zu verwirklichen…wovon die Rede ist? Von der Idee der Freiheit! Die Eroica ist die erste politische – oder philosophisch gesagt: die erste weltanschauliche Synphonie der Musikgeschichte. Sie war zu ihrer Zeit Zukunftsmusik, und sie ist es auch heute, denn Freiheit bleibt immer Ziel. In dieser breit angelegten Synphonie – sie dauert über fünfzig Minuten – stehen nicht die Themen im Vordergrund (das Hauptthema begann unscheinbar), sondern die sich daraus entwickelnden gewaltigen Steigerungen.

Das Seitenthema – ein inständiger, zwischen Bläsern und Streichern wechselnder Choral – ist wie ein Blick ins menschliche Herz: da sind Liebe und Hoffnung, Tränen und Zweifel…

Die Schlußgruppe ist wie ein kategorischer Imperativ: handle! Sechs Akkordschläge – sind es Schüsse? – markieren den kriegerischen Ernst.

Die dramatische Durchführung kennt Kampf, Sieg, Schmerz und Niederlage; besonders schön ist das erschöpfte Thema der Klage. Dieses prägt auch die nächtliche Coda, bevor die Sonne aufgeht…

Die edelste Fähigkeit der menschlichen Gesellschaft ist die, zu trauern, Schuld zu bekennen, zu vergeben. Dem dient der erschütternde, grandiose Marcia funebre. Nur wer so am Boden liegt, hat die Freiheit verdient…

Das Scherzo beginnt wie das erste Atemholen in der neuen Freiheit. Da Beethoven in der Eroica drei Hörner verwendet, können die Hornisten ein prächtiges Trio gestalten – dafür müssen sie nur – in Freiheit – sehr gut Atem holen!

Im Finale gibt sich die „prometheische“ Gesellschaft der Zukunft eigene Gesetze: das Passacaglia Thema (Pizzicato) setzt den Rahmen, die Variationen gestalten das Leben darin.

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Kompromisslos, puristisch und gänzlich auf den heroischen Charakter der Sinfonie fokussiert, leitet Daniel Dodds hier mit dem Fuß auf dem Gaspedal – ein wirklich spannender Beethoven bis zum letzten Takt und ei mehr als würdiges Schlussbouquet des Konzertes. Dis sah UCH DAS Publikum so und bedachte die Protaggonist*innen mit langanhaltendem, stürmischen Schlussapplaus.

Epilog

Es ist bezeugt, wie Beethoven die Titelseite der Eroica mit der Widmung an Konsul Bonaparte wütend zerriss, als dieser sich 1804 zum Kaiser Napoleon krönte: „Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, ein Tyrann werden!“

Der Dichter Franz Grillparzer forschte Beethoven aus: „Wenn man wüsste, was Sie bei Ihrer Musik denken…“ Beethoven dachte nicht bei Musik, er dachte in Musik – dennoch: die EROICA als utopische Synphonie der demokratischen Gesellschaft zu denken ist verlockend.

Zitat Mathias Husmann, Wiener Kritiker im Jahre 1804:Schon zu Ehren dieser herrlichen Musik müssen wir Freiheit verwirklichen, leben und schützen! Dieser Erkenntnis ist nichts hinzuzufügen, ausser, dass das nicht alle Herrschenden begriffen, begreifen und achten.

Ferdinand Ries, ein Schüler Beethovens, war von der „Eroica“ schwer beeindruckt. Ries übernahm auch die Aufgabe, die Sinfonie dem Bonner Verleger Nikolaus Simrock zum Druck anzubieten. Am 22. Oktober 1803 schreibt Ries an Simrock:

„Es ist nach seiner [Beethovens] eigenen Äußerung das größte Werk, welches er bisher schrieb. Beethoven spielte sie [die dritte Sinfonie] mir neulich und ich glaube, Himmel und Erde müssen zittern bei ihrer Aufführung.“

Sympathisches Detail am Rande: trotz ihrer mittlerweile relativen Bekanntheit, war sich Bomsori nicht zu schade, in der Pause CDs zu signieren und für Selfies zu posieren.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:  Fabrice Umiglia www.fsl.swiss

Homepages der andern Kolumnisten:  www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch  www.maxthuerig.ch"Bomsori Solistin Violine [Am Scchluss gibts noch eine Umarmung mit Daniel Dodds Foto Fabrice Umiglia[ Solistin Bomsori in Aktion Die koreanische Solistin in ihrem Element

Die Violonistin Bomsori Kim mit den Festival Strings im KKL Foto Fabrice Umiglia

 

Bomsori Kim freut sich übr den langanhaltenden Applaus

 

  • Aufrufe: 119

Mit Secondhand die Umwelt und den Geldbeutel schonen

Secondhand Symbolbild unsplash
Secondhand Symbolbild unsplash

Schon gewusst? Secondhand hat seine Wurzeln in Italien, genauer gesagt in der Kult-Stadt Florenz. Bereits im Jahr 1280 haben Straßenverkäufer mit gebrauchter Kleidung gehandelt. Heute ist Secondhand weitverbreitet und beschränkt sich nicht nur auf den Mode-Bereich.

 

Was genau es damit auf sich hat und weshalb Secondhand essenziell für unsere Zukunft ist, lesen Sie hier.

Was ist Secondhand?

 

Secondhand bedeutet übersetzt “aus zweiter Hand” und steht für Gegenstände, die bereits gebraucht sind, sich aber in guter Verfassung befinden. Man kennt Secondhand in erster Linie von Kleidungsstücken. Diese wurden bereits getragen, sind aber noch gut erhalten und können deshalb problemlos von einer anderen Person weitergetragen werden.

 

Mit dem Kauf gebrauchter Ware schützt man die Umwelt und schont gleichzeitig den Geldbeutel, denn das Erwerben von Secondhand-Artikeln ist günstiger als ein Neukauf.

Designer Möbel aus zweiter Hand

 

Wie bereits erwähnt, beschränkt sich Secondhand nicht nur auf Mode. Auf Whoppah gibt es zum Beispiel ein verlockendes Angebot an Kunst und Designermöbeln, die ein zweites Zuhause suchen. Hört man das Wort “Designer”, denkt man vielleicht an teure, luxuriöse Produkte, die sich nur die Superreichen leisten können. Doch diese Überzeugung gehört ab sofort der Vergangenheit an. Aus zweiter Hand sind die Möbel für die breite Masse zugänglich und bringen mit innovativen Farben und Formen neues Leben in jedes Zuhause.

 

Sie finden etwa den heiß begehrten Vitra Sessel zu bezahlbaren Preisen. Dieser passt unserer Meinung nach besonders gut ins Homeoffice, denn er verleiht Ihrem Arbeitsplatz einen Hauch Eleganz und ein luxuriöses Gefühl beim Arbeiten.

Secondhand-Mode

 

Fast Fashion ist ein Problem der Neuzeit. Am laufenden Band werden neue Kollektionen zu Billig-Preisen produziert und vertrieben. Was letzte Woche im Trend war, ist heute wieder out. Dadurch werden wir ständig dazu angehalten, Geld für Kleidung auszugeben, um modisch auszusehen und dazuzugehören. Das ist einerseits schlecht für unseren Geldbeutel, aber noch viel schlimmer für die Umwelt. Die Herstellung der enormen Mengen an Textilien produziert jährlich mehr als eine Billion Tonnen CO2. Das ist belastender als der internationale Flug- und Schiffsverkehr zusammen.

 

Gegen diese erschreckenden Zahlen müssen wir dringend etwas tun. Mit dem Kauf gebrauchter Kleidung unterstützt man einen nachhaltigen Konsum, schont die Umwelt und spart nebenbei noch Geld.  

Geld sparen bei Babyzubehör & Kinderspielzeug

 

Babys und Kinder sind teuer – man benötigt ein großes Budget, um das nötige Zubehör, Kleidung und weitere Ausrüstung anzuschaffen. Als Familie spart man sich riesige Summen Geld, wenn man bei diesen Investitionen auf gebrauchte Ware zurückgreift. Ein Kinderwagen, Spielzeug oder ein Laufrad lassen sich heutzutage problemlos aus zweiter Hand erwerben. Eltern sparen dadurch Beträge im drei- bis vierstelligen Bereich.

 

Für den Kauf eignen sich beispielsweise Flohmärkte, Online-Plattformen wie eBay-Kleinanzeigen oder Freunde und Bekannte, die bereits ältere Kinder haben.

Kontostand aufbessern durch eigene Verkäufe

 

Von Secondhand kann man nicht nur als Käufer profitieren. Jeder hat die Möglichkeit, selbst tätig zu werden und sich durch den Verkauf alter Gegenstände etwas Geld zu verdienen. Als Familie, die keine weiteren Kinder plant, kann man Zubehör wie den Kinderwagen, Autositz, Babybett oder Kinderstühle verkaufen. Diese Ausrüstung benötigt man nie wieder, durch das Weitergeben hilft man einer anderen Familie beim Geld sparen und bessert den eigenen Kontostand auf. Außerdem schafft man wieder mehr Platz im Eigenheim – eine klare Win-win-Situation.

 

Für jeden, der kein Kinderzubehör zum Abgeben hat, lohnt sich ein Blick in den Keller und den Kleiderschrank trotzdem. Ungetragene, gut erhaltene Klamotten können problemlos im Internet oder auf einem Flohmarkt weiterverkauft werden. Altes Spielzeug, Möbel und Co. lassen sich ebenfalls vertreiben.

Unser Fazit

 

Secondhand ermöglicht es uns, ein nachhaltiges und bewusstes Leben zu führen. Es ist zudem die ideale Möglichkeit, bei neuen Anschaffungen Geld zu sparen. Wer nicht nur sparen, sondern auch verdienen möchte, kann selbst zum Secondhand-Verkäufer werden und gebrauchte Gegenstände vertreiben.

 

 

 

 

  • Aufrufe: 288