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WEST SIDE STORY im Theater 11. Zürich, 17.1.2023, besucht von Léonard Wüst

West Side Story die Jets sind im “Anflug” Foto Jeff-Busby
West Side Story die Jets sind im “Anflug” Foto Jeff-Busby

Lonny Price
Director

 
Julio Monge

Choreographer

 
Grant Sturiale

Musical Supervisor

 
Anna Louizos

Set Design

 
Alejo Vietti

Costume Design

 
Fabrice Kebour

Lighting Design

 
Martin Flohr

Executive Producer

West Side Story die Besucher warten gespannt auf den Beginn Foto Fleur Fuchs

In der New Yorker Upper West Side vibriert die Luft: Rivalisierende Strassengangs, leidenschaftliche Rhythmen, eine verhängnisvolle Feindschaft und mittendrin die ganz grosse Liebe, die dafür kämpft, alle Hindernisse zu überwinden – und tragisch scheitert. Lassen Sie sich begeistern von der mitreissenden Neuinszenierung der West Side Story, die den unsterblichen Musical-Klassiker in ein neues Zeitalter führt.

Längst im Rentenalter angekommen, ist das Musical  und immer noch taufrisch, höchst lebendig und spritzig.

Zum Musical an sich

West Side Story die Besucher warten gespannt auf den Beginn Foto Fleur Fuchs
West Side Story die Besucher warten gespannt auf den Beginn Foto Fleur Fuchs

Kaum erklingen die ersten Töne der Ouvertüre findet man sich in den Straßen New Yorks wieder, inmitten des Verkehrsgewirrs, sieht vor dem geistigen Auge den Dampf aus den Gullydeckeln über den U-Bahn-Stationen aufsteigen, riecht die Armut und Hoffnungslosigkeit der Upper West Side.

Die Liedtexte: zur Musik von Leonard Bernstein verfasste Stephen Sondheim ; Literarische Vorlage war William Shakespeares « Romeo und Julia» ; Die Uraufführung: des Musicals fand statt am  26. September 1957  im: Winter Garden Theater in New York City. Die erste Verfilmung mit Natalie Wood: als Maria, gesungen von Marni Nixon und Richard Beymer als  Tony, gesungen von Jimmy Bryant, gabs 1961, ausgezeichnet mit 10 Oscars, das Remake von Steven Spielberg kam im Dezember 2021 in die Kinos mit Ariana DeBose als Maria und Ansel Elgort als Tony, trotz 7 Oscar Nominierungen reichte es grad mal für einen , nämlich den Oscar als beste Nebendarstellerin für Ariana DeBose.

Handlung kurz und bündig

Szenenfoto von Johan Persson
Szenenfoto von Johan Persson

Auf den Straßen der New Yorker West Side liefern sich in den 1950er Jahren zwei verfeindete Gangs einen erbitterten Bandenkrieg. Die einheimischen «Jets» wollen um jeden Preis ihr Revier gegen die zugewanderten puertoricanischen «Sharks» verteidigen. Die ohnehin angespannte Situation eskaliert, als sich der frühere Jets-Anführer Tony in die schöne Maria verliebt – die Schwester des Sharks-Anführers Bernardo. Ihre verbotene Romanze führt zu weiterem Blutvergießen.

Der Sohn des Komponisten in einem Interview

«Die erste klassische Oper der USA?», fragt er skeptisch. «Nein, es ist ein Musical – ein Musical mit opernhaften Zügen», sagt Alexander Bernstein. «Mein Vater und seine Mitstreiter wollten ein Werk schaffen, das in seiner Struktur europäisch, doch im Geist absolut amerikanisch sein sollte, durchsetzt mit verrückten Ideen aus dem Jazz und anderen Musikgenres sowie modernen Formen des Tanzes.».

Andere Adaptionen von Shakespeares Klassiker

Szenenfoto von Johan Persson
Szenenfoto von Johan Persson

Die Macher der «West Side Story» waren bei weitem nicht die einzigen, die sich bei der Grundlage von Shakespeares Klassiker bedienten. So z.B. auch Charles Gounod für seine Oper  «Roméo et Juliette», Angelin Preljocaj und Sergei Sergejewitsch Prokofjew für ihre Ballettmusik, ebenso ist «Romeo und Julia»  auch eine vom Komponisten als „Fantasie-Ouvertüre“ bezeichnete sinfonische Dichtung des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski, selbst ein anderes Musical basiert auf dem Stoff, «Roméo et Juliette, de la Haine à l’Amour» ist das bisher erfolgreichste Musical in französischer Sprache. Text und Musik stammen von Gérard Presgurvic und mit seinem Werk «Romeo und Julia auf dem Lande» scheute sich mit Gottfried Keller selbst ein Schweizer nicht, die Grundlagen zu adaptieren und trotzdem überstrahlt, nebst dem Original von Shakespeare natürlich, Bernsteins Adaption bei weitem alle anderen an Bekanntheit und Beliebtheit.

Die Inszenierung im Zürcher Theater 11

Das Besondere am wohl bekanntesten  Musical überhaupt ist, dass jedes Lied für sich ein Hit ist und nicht wie die meisten von einem, vielleicht zwei «musikalischen Aufhängern» lebt, wie z.B. bei «Hair» «Aquarius» und» Let the Sunshine in», «Cats» mit «Memory», «Old Deuteronomy», «Macavity. « und «Mr. Mistofelees», im «Phantom of the Opera» «The Show must go on» «All I Ask of You»

und «Angel of music», in »Jesus Christ Superstar « I dont know how to love him» und »Jesus Christ Superstar« in «Les Misérables» – «I Dreamed A Dream» in « Porgy & Bess «Summertime» und «It Ain’t Necessarily so», «Cabaret» mit «Welcome» und «Cabaret» usw.

Brillante Töne aus dem Orchestergraben

Braune Ziegelwände und Feuerleitern in den engen Häuserschluchten New Yorks sorgen für eine neue Intimität in den Dialogszenen. Foto Johan Persson
Braune Ziegelwände und Feuerleitern in den engen Häuserschluchten New Yorks sorgen für eine neue Intimität in den Dialogszenen. Foto Johan Persson

Dass diese “West Side Story” auch nach über sechs Jahrzehnten so frisch wie am ersten Tag wirkt, liegt – wie sollte es anders sein – vor allem an Bernsteins mit Ohrwürmern gespickter Partitur, die hier von einem für Musical – Tourneen Verhältnisse erfreulich groß besetzten Orchester unter Leitung von Grant Sturiale mit viel Herzblut umgesetzt wird. Da dürfen die Streicher im berühmten “Maria” oder in der ähnlich ikonischen Balkonszene pathetisch schwelgen und die jungen Liebenden in den siebten Himmel heben. Gleichzeitig kommt aus dem Graben aber auch ordentlich Druck bei den  Auseinandersetzungen zwischen den «Jets» und «Sharks» und zudem harmonierte der «Graben» perfekt synchron mit den Bühnendarstellern.

Bühnenbild dient als überzeugende Grundlage für eine eindrückliche Inszenierung

West Side Story das ebenso einfache wie geniale Bühnenbild Foto Fleur Fuchs
West Side Story das ebenso einfache wie geniale Bühnenbild Foto Fleur Fuchs

Ein schon fast einfaches, unspektakuläres, in seiner Funktionalität, erlaubt mit wenigen Handgriffen rasche Szenenwechsel, aber schlicht geniales Bühnenbild in Form eines Hauses, in seinem düsteren Äussern durchaus mit dem Haus in Alfred Hitchcocks Horrorklassiker «Psycho» vergleichbar,  dient, ebenso wie die stilechten, stimmigen Kostüme, für das grossartige Spektakel auf der Zürcher Theaterbühne.

«When you`re a Jet* Mit provokantem Fingerschnippen durchstreifen die Mitglieder der New Yorker Strassengang „Jets“ ihr staubiges Revier, auf der Suche nach ihren Rivalen, den puerto-ricanischen „Sharks“. In der sommerlichen Hitze der Stadt lassen leidenschaftliche Latinas zu feurigen Mambo-Rhythmen die Röcke fliegen und träumen dabei von einem besseren Leben. Mittendrin: Die grosse Liebe, die Grenzen und Vorurteile überwindet – in der Upper West Side vibriert die Luft vor Spannung. Eine direkte handgreifliche Konfrontation wird jedoch noch rechtzeitig von Officer Krupke unterbunden

«Something`s coming» Obwohl dem Gang Alter eigentlich entwachsen und von einer besseren Zukunft träumend,  lässt sich Tony, Mitbegründer der «Jets», von deren aktuellen Anführer Riff dazu drängen, aus Loyalität beim «Feldzug» gegen die PQ`s, wie die «Sharks» von den Polizisten genannt werden, mitzutun.

Die erst kürzlich aus Puerto Rico nach New York gekommene Maria, Schwester des »Shark» Anführers Bernardo, arbeitet mit dessen Freundin in einem Brautkleiderratelier und freut sich auf die abendliche Tanzveranstaltung, der für sie den Start ihres Lebens in Amerika symbolisiert und  für die ihr Anita ein Kleid näht.

Alle treffen sich beim Tanzanlass am Abend

Szenenfoto von Johan Persson
Szenenfoto von Johan Persson

Zusammen mit Chino, dem für Maria vorgesehenen Bräutigam, holt Bernardi die Chicas zum Tanz ab, wo sich beim «Dance oft he Gym», einer Massenszene mit Tanzeinlagen, die dem puerto-ricanischen Temperament ebenso gerecht wird wie dem Tanzfieber der 50er Jahre., Tony und Maria zum ersten Mal begegnen und sich Knall auf Fall unsterblich ineinander verlieben, Das passt natürlich Bernardo gar nicht, was er denn auch unmissverständlich zum Ausdruck bringt und Chino anweist, Maria nach Hause zu bringen. Die Choreografien von Julio Monge sind im Allgemeinen bemerkenswert. So wird bereits in der Eröffnungsszene die Rivalität zwischen den Gangs allein durch einen Tanz verdeutlicht, der sich trotz einer am Ballett angelehnten Ästhetik sehr harmonisch in den Stil des Abends einfügt.

Maria und Tony Liebe ohne ZukunftFoto Jeff Busby
Maria und Tony Liebe ohne ZukunftFoto Jeff Busby

«Maria» Das Lied auf seinen Lippen macht Tony die Wohnung der Geschwister ausfindig und ruft Maria ans Balkonfenster, wo sie sich ewige Treue schwören und sich für den nächsten Abend im Atelier verabreden. «Tonight», während sich Anita mit ihren Freundinnen über ihr kommendes Leben in. «America» austauscht.

In Doc`s Drugstore, dem temporären Arbeitsort von Tony, handeln die beiden Gangchefts Riff und Bernardo die Bedingungen für den ultimativen Kampf aus.

Währenddessen bittet  Doc die Jets «Cool» zu sein und die Strassenschlacht zu unterlassen. Worauf sich die beiden Gangs treffen und Tony den Vorschlag macht, dass sich je die beiden besten Kämpfer, stellvertretend für deren Gangs,  in einem waffenlosen Zweikampf gegenüber stehen sollten.

Anita informiert Maria vom geplanten Kampf der Gangs. Tony erscheint, wie verabredet, kurz darauf im Atelier, worauf Anita dieses verlässt und die Verliebten allein lässt. Tony verspricht seiner Angebeteten auf deren Flehen hin, alles zu versuchen, um den Kampf zu verhindern, worauf die beiden sich ihre gemeinsame Zukunft und Heirat vorstellen, im Sinne und Duett von «One Hand, one Heart».

Maria fasst ihre Gefühlwelt im Hinblick auf das Treffen mit Tony im Song *I feel pretty» zusammen.

Am nächsten Abend treffen sich beide Gangs unter der Autobahnbrücke, um den Zweikampf auszutragen «The Rumble». Doch bevor dies geschieht, kommt Tony aufgebracht hinzu. Auf Marias Wunsch versucht er, den Kampf zu verhindern. Bernardo missversteht Tonys Absicht und fordert ihn zum Kampf heraus. Das gefällt Riff nicht, und er schlägt Bernardo nieder. Daraufhin zücken die beiden ihre Springmesser. Bevor Tony oder irgendein anderes Mitglied der beiden Gangs eingreifen kann, wird Riff von Bernardo erstochen. Dies entfacht einen heftigen Kampf, in dem Tony Bernardo mit dem Messer seines Freunds Riff tötet. Dieser Kampf kann erst mit dem Eintreffen der Polizei gestoppt werden.

Chino überbringt Maria die Nachricht vom Tod ihres Bruders Bernardo. Als Tony bei Maria auftaucht, macht sie ihm heftige Vorwürfe. Er überzeugt sie jedoch davon, dass Bernardos Tod nicht beabsichtigt war. Die beiden fallen einander in die Arme und träumen von einer besseren Zukunft «Somewhere».

Als Anita auftaucht, flieht Tony, vergisst jedoch seine Jacke. Anita bemerkt das sofort und rät Maria, von ihm abzulassen, da er schlecht für sie sei «A Boy like that». Maria überzeugt sie jedoch von ihrer Liebe zu Tony «I Have a Love». Sie schickt Anita zu Doc’s Drugstore, um Tony die Nachricht von einem Treffen am Abend zu überbringen, als Lieutenant Schrank hereinkommt, um Maria zu den Morden des Vorabends zu befragen.

Im Drugstore möchte Anita Tony die Nachricht von Maria überbringen. Die Jets trauen ihr jedoch nicht und unternehmen den Versuch, sie zu vergewaltigen. Daraufhin behauptet sie, dass Chino Maria aus Eifersucht erschossen habe. Als Doc, der Besitzer von Doc’s Drugstore, Tony diese Nachricht überbringt, beginnt dieser, verzweifelt durch die Straßen der West Side zu laufen, um Chino zu finden, dass dieser ihn ebenfalls erschieße. Dabei trifft er auf Maria und läuft auf sie zu. Doch da erscheint Chino und erschießt Tony in Marias Armen.

Schließlich begreifen die Gangs, dass es sich nicht lohnt, wegen ihrer Konflikte Menschenleben zu opfern, und tragen gemeinsam die Leiche von Tony davon «Reprise Somewhere».

Ausdrucksstarke, spielfreudige Darsteller*innen

Romeo und Julia 2023 Jadon Webster als Tony, Melanie Sierra als Maria
Romeo und Julia 2023 Jadon Webster als Tony, Melanie Sierra als Maria

Melanie Sierra und Jadon Webster verkörpern die beiden Liebenden mit großer Authentizität. Keine großen Opernstimmen, denen man bei Tonaufnahmen oftmals begegnet, hier aber falsch am Platz wären, sondern zwei ausgewiesene Musicalprofis mit solidem klassischem Fundament, die Bernsteins populären Songs ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken und auch im “Somewhere”-Traumballett eine gute Figur machen. Alle Agierenden, auch in den kleinsten Rollen, so ist seh- und hörbar, verfügen über die heute geforderte sehr anspruchsvolle professionelle Musicalausbildung die bis zu drei Jahren dauert.

 

 

 

 

Die originalen Tanznummern faszinieren auch heute noch

West Side Story die Akteurinnen beim Schlussapplaus Foto Fleur Fuchs
West Side Story die Akteurinnen beim Schlussapplaus Foto Fleur Fuchs

Genau wie die Tanznummern von Fred Astaire und Ginger Rogers in deren Filmen auch heute noch Kult und Wegweisend sind, ist es auch die Originalchoreografie von Broadway-Legende Jerome Robbins, die von Julio Monge wieder zum Leben erweckt wird. Dies ist die wohl  grösste Stärke dieser Inszenierung, bei der das junge Ensemble absolut vehement und mit jeder Menge Adrenalin und sehr  viel gymnastischen und tänzerischen Können in den großen Ballettsequenzen agiert und liefert die Nummern mit einer schon fast unheimlichen Präzision ab. Da steigert sich die Spannung  beim “Dance at the Gym”, wo sich die verfeindeten Gangs zu pulsierenden lateinamerikanischen Rhythmen auf dem Tanzparkett “duellieren”. Und auch das von Kyra Sorce als Anita mit wehenden Röcken angeführte “America” schäumt geradezu über vor Lebensfreude und Glauben an den amerikanischen Traum, der in der straffen, zügigen  Produktion trotz Unerreichbarkeit,  immer wieder angedeutet wird.

Fazit

Da lohnt es sich, auch von der Innerschweiz, ja gar von Züri West nach Zürich zu pilgern, wenn man solch einen Augen- und Ohrenschmaus vorgesetzt bekommt.

Trailer WEST SIDE STORY | Theater 11 Zürich |

youtube.com/watch?v=Hrz2K4zQZp0

noch bis am 29.01.2023

im Theater 11 Zürich

Nähere Infos über diesen Link:

https://www.musical.ch/en/westsidestory

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Really Useful Group Ltd und https://fbm.ch/

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West Side Story das ebenso einfache wie geniale Bühnenbild Foto Fleur Fuchs

Braune Ziegelwände und Feuerleitern in den engen Häuserschluchten New Yorks sorgen für eine neue Intimität in den Dialogszenen. Foto Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

West Side Story die Akteurinnen beim Schlussapplaus Foto Fleur Fuchs

West Side Story die Akteurinnen beim Schlussapplaus Foto Fleur Fuchs

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Festival Strings Lucerne Konzert II «Imagination». 8. Januar 2023 besucht von Léonard Wüst

Märchenhaftes Konzerterlebnis: Daniel Dodds (Violine), Julian Riem (Klavier) und Raphaela Gromes (Cello) im Zeugheersaal des Hotels Schweizerhof Foto Dominik Fischer Festival Strings Lucerne
Märchenhaftes Konzerterlebnis: Daniel Dodds (Violine), Julian Riem (Klavier) und Raphaela Gromes (Cello) im Zeugheersaal des Hotels Schweizerhof Foto Dominik Fischer Festival Strings Lucerne

Besetzung und Programm:
Daniel Dodds Violine
Raphaela Gromes Cellist
Julian Riem Klavier

ROBERT SCHUMANN
· Märchenerzählungen op. 132
· Fantasiestücke op. 73
KAROL SZYMANOWSKI
· Mythen op. 30
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
· Scherzo aus «Ein Sommer nachts-traum» op. 61 Nr. 1
MAURICE RAVEL
· Ma mère l’oye (1908/1910)
ERNEST CHAUSSON
· Poème op. 25
FRANZ LISZT
· Gnomenreigen, aus 2 Konzertetüden S. 145
PAUL JUON
· Märchen a-Moll op. 8
PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKY
· Walzer aus dem Ballett «Dornröschen» op. 66

Wie immer begrüsste Orchesterdirektor Hans Christoph Mauruschat die Gäste, diesmal mit den besten Neujahrswünschen für das noch junge neue Jahr 2023.

Daniel Dodds Foto Fabrice Umiglia
Daniel Dodds Foto Fabrice Umiglia

Die künstlich-künstlerische Verschleierung der Wirklichkeit ist einer der Topoi der romantischen Schaffensweise, und den Literaten wie auch den Musikern jener Epoche kamen u. a. Mythen und Märchen als Inspiration für den Akt des Verschleierns entgegen: Wie wunderbar lassen sich sensible innere Erfahrungen, die als zu fragil für den harten Zusammenprall mit Wirklichkeit empfunden werden, in die traumähnlichen, irrealen Bilder fantastischer Erzählungen kleiden! Ein Musiker wie Robert Schumann, dem der innere Zusammenhang verschiedener Kunstgattungen bewusst war und am Herzen lag, ließ sich vom Märchengenre denn auch musikalisch inspirieren, wovon seine Zyklen „Märchenerzählungen“, „Märchenbilder“ und „Fantasiestücke“ zeugen.

Raphaela Gromes Foto Wildundleise
Raphaela Gromes Foto Wildundleise

Musik im Stile Schumanns erklingt hier anfangs noch fetzenweise wie im Nebel, gleitet aber immer wieder rasch in ein atonales, teils auch bis zum Geräuschhaften vordringendes Idiom ab, das sich dann für die folgenden Sätze weiter etabliert und ausdifferenziert. Spannender fast als Schumanns Musik sind diese Stücke, die ganz zeitgenössisches Empfinden und Erleben im Umgang mit Realität und Fiktion, mit Wirklichkeit und Unwirklichkeit widerzuspiegeln scheinen.

Trotz des gedämpft wirkenden, dunkel gefärbten Klangbildes dominiert die mit „Lebhaft“ umschriebene Ausdrucksdimension der Stücke, deren Grundhaltung durchaus optimistisch wirkt. Im Rahmen der kammermusikalisch besetzten Werke in freien Formen etabliert Schumann im Laufe seines Schaffens ein neues Genre, indem er diese mit konzeptionellen Inhalten bereichert: Bei klarer Trennung zur zyklisch gebundenen Sonatenform bringt er dennoch Momente der dort vorgegebenen formalen Strukturen sowie motivische und harmonische Techniken ein. So scheinen auch die Vier Märchenerzählungen für Klarinette, Viola und Klavier op. 132 zyklisch verbunden. Allein durch ihre tonartliche Disposition entsteht ein Zusammenhalt. Außerdem finden sich einige Kernmotive, die einzelne Abschnitte in Beziehung zueinander setzen. So schildert Schumann sein musikalisches Material auf vielfältige charaktervolle Weise, was nicht zuletzt das im Titel angedeutete „Erzählen“ einlöst.

 

Julian Riem Foto Georg Thum
Julian Riem Foto Georg Thum

Während das eröffnende Stück recht anmutig, aber noch verhalten lebhaft daherkommt, zeigt sich im folgenden eine dynamische Steigerung zum Kraftvollen. Ein kontrastierender lyrischer Mittelteil nimmt bereits die Stimmung des dritten Stücks vorweg, das sehr melodiös und beinahe volkstümlich-schlicht gehalten ist. Zwar fügt Schumann auch in die Mitte des Finales eine ruhigere Episode ein, dennoch überwiegt hier ein vor Kraft sprühender, schalkhaft-auftrumpfender Gestus, den die drei Musiker*innen meisterhaft zum Ausdruck bringen.

Dies verdankte das Publikum im ausverkauften Zeugheersaal mit reichlich Zuspruch in Form des stürmischen Applauses.

KAROL SZYMANOWSKI Mythen op. 30

v.l.n.r.  Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello
v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

Mit den 1915 komponierten “Mythen” schuf Szymanowski eine ebenso narkotisierende wie sensualistisch raffinierten Musik. Mit flirrenden Linien und Trillermelodien, immer neu eingefärbten Klangflächen, Flageoletts und anderem mehr entführen die Cellistin und Julian Riem am Klavier die Hörer in ferne, traumhaft unwirkliche Welten voller geheimnisvoller Klänge. Ein überragendes Plädoyer für Szymanowskis fantastische Musik, die leider viel zu selten programmiert ist.

Felix Mendelssohn Bartholdy Scherzo aus  «Sommernachtstraum»

Hier lassen die drei auf der Bühne, entsprechend dem Namen des Werkes, scherzhaft, neckisch die Elfen durch den Saal tanzen, ganz im Gegensatz zu seinem *Tanz von Rüpeln», ist hier alles federleicht und filigran, die Künstler agieren phonetisch zurückhaltend, ergänzen sich bestens  und harmonieren vorzüglich.

Sehr oft auf den Programmzetteln steht dafür das darauf folgende Werk von Maurice Ravel.

MAURICE RAVEL Ma mère l’oye

v.l.n.r.  Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello
v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

Der Pianist Julian Riem erklärte, dass Dornröschen, der Kleine Däumling, Die Kaiserin von den Pagoden und die Schöne und das Biest, alles Figuren aus Charles Perraults Märchensammlung, als Grundlage diente für Ravels Komposition. Diese Figuren lässt, der Komponist lebendig werden und schließlich in einem farbenprächtigen Feengarten das große Finale von “Ma mère l’oye” zelebrieren. Ein Stück für Kinder? Ja! Weil Ravel die ursprüngliche Klavierversion für die Kinder von Freunden komponiert hatte. Eine Miniatur? Auch! Weil der große Gestus dem intimen Detail weicht. Aber dennoch ein Stück mit Tücken. Voller Raffinesse. Eine gewisse Naivität wird, wie oft bei Ravel, zum Stilprinzip.

 

Cellistin Raphaela Gromes erläuterte, dass alle gespielten Stücke eigens vom Pianisten Julian Riem für die Besetzung im Schweizerhof und die daraus entstehende CD, arrangiert wurden, da einige im Original teilweise anders instrumentiert sind, wie bei Schumann z.B. das erste Stück Klarinette (ad lib. Violine), Viola und Klavier, ds zweite Klarinette in A, Flöte, Harfe und 2 Violen.usw.

ERNEST CHAUSSON Poème op. 25

v.l.n.r.  Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello
v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

Hier gelingt es den Protagonist*innen immer, bei den vielen in Oktaven geführten Passagen im Trio zu einem riesigen „Violin-Cello“ zu verschmelzen, was vor allem an der  immer exakten Einheitlichkeit in der Intonation liegt. Hier wirken sie wie ein schon lange eingespieltes Trios, das den Chausson sehr souverän im Griff hat. Auch in den beiden im Kern lyrischen, in Aufschwüngen jedoch hochvirtuosen Ysaÿe-Soli . Hier kann aber Julian Riem aufgrund des unübersichtlichen und unglaublich dicken Klavierauszugs fast nur in Korrepetitoren-Manier agieren.

FRANZ LISZT Gnomen Reigen, aus 2 Konzertetüden S. 145

Unter den Komponisten des 19. Jahrhunderts gehörte Franz Liszt zu den schillerndsten Persönlichkeiten. Er war Exzentriker und Frauenschwarm, Intellektueller, Geistlicher, Kosmopolit und Vielreisender, Unternehmer und Entertainer, ein virtuoser Pianist, der Konzertsäle füllte, ein Pädagoge und ein Komponist, der eine Vielzahl von Werken unterschiedlichster Gattung schuf.

Der Gnomen Reigen gehört zu den vielen Werken Liszts die neben Fingerakrobatik vor allem nach Charakterschilderung, nach Stimmungen und Impressionen verlangen. Diesem Verlangen kam das Trio auf der Bühne in jeder Hinsicht nach und man empfindet  – bei geschmackvoll eingesetztem Rubato – eine ausgereifte Kontrolle des Materials, was zu Durchsichtigkeit und auch Klangschönheit führt, aber dafür Wildheit oder gar Exzess außen vorlässt.

PAUL JUON Märchen a-Moll op. 8

Raphaela Gromes und  Julian Riem spielen vorzüglich aufeinander abgestimmt. Gromes besitzt ein sicheres Gefühl für melodische Entwicklungen. Sie hält sich streng an die Phrasierungsvorschriften der Komponisten, verliert sich aber nicht in einem bloßen Aneinanderreihen der einzelnen Phrasen, sondern erfasst stets auch die längeren Verläufe der Melodiebögen, in denen sie den Wechsel der Schwer- und Leichtpunkte sorgfältig herausarbeitet.

PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKY Walzer aus dem Ballett «Dornröschen» op. 66

Im Jahr 1889 schrieb der Komponist  in einem Brief: „Mir scheint, dass die Musik dieses Balletts eine meiner besten Schöpfungen sein wird.“ Zu diesem Zeitpunkt war Tschaikowsky zwar bereits ein anerkannter Komponist, doch sein Lebensweg war kein leichter. Seine Eltern wollten, dass ihr Sohn Beamter wird. Doch ›Peter‹ – das ist der deutsche Name für Pjotr – setzte sich letztlich durch, lebte dafür aber zeitweise in bitterer Armut und musste viel Kritik einstecken. Das war nicht einfach für den sehr empfindsamen Musiker. Immer wieder verfiel er in Trübsinn und depressive Stimmungen. Seiner romantischen ›Dornröschen‹-Musik ist dies jedoch kaum anzuhören: Sie strotzt vor Leichtigkeit und großartigem musikalischem Ideenreichtum. Diese Leichtigkeit verströmte denn auch das Trio auf der Bühne, nur so strotzend vor Spiel- und voller Lebensfreude. Dieses Dornröschen war gar nicht im Tiefschlaf, sondern, im Gegenteil, hellwach und äusserst lebendig.

Die Künstler freuen sich über die stehende Ovation
Die Künstler freuen sich über die stehende Ovation

Als Zugabe in Verdankung der stehenden Ovation zelebrierten die drei noch den «Abendsegen” aus der Oper “Hänsel und Gretel” von Engelbert Humperdinck.

Ein Stück, das nebst den andern dargebotenen auch auf der CD «Imagination» ( war gleichzeitig auch der Konzertname), die die Künstler nachher auch signierten, so man eine erworben hatte.

Diese Kammermusikkonzerte am späten Sonntagnachmittag, eigentlich während der Corona Pandemie fast aus der Not geboren, haben sich mehr als etabliert, erfreuen sich immer regem Zuspruch, d.h. der Zeugheersaal im «Schweizerhof» ist eigentlich immer bis auf den letzten Platz gefüllt und haben inzwischen auch  ihren festen Platz im Konzertkalender der «Strings».

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Dominik Fischer und Fabrice Umiglia www.fsl.swiss

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Zeugheersaal im Hotel Schweizerhof Luzern


Die Künstler freuen sich über die stehende Ovation

v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

 

 

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Stadttheater Sursee “Der Zigeunerbaron” Premiere, 14. Januar 2023, besucht von Léonard Wüst

Szenenfoto von Roberto Conciatori Martin Weidmann als Kálmán Zsupán umringt vom Kinderchor
Szenenfoto von Roberto Conciatori Martin Weidmann als Kálmán Zsupán umringt vom Kinderchor

Produktion und Besetzung
Katrin Gurtner Produktionsleitung Harald Siegel Musikalische Leitung Francesco Cagnasso Musikalische Assistenz/Nachdirigate
Ursula Lysser Regie Christina Teuber Regieassistenz Peter G. Meyer Chorleitung
Catherine Treyvaud Fix Choreografie Ballett Dietlind Ballmann Leitung Kosümbild
Hanni Nievergelt Leitung Maske Lars Bolliger Leitung Bühnenbild
Solist*innen
Max von Lütgendorff Sándor Barinkay Valentina Russo Sáffi Jeanne-Pascale Künzli Czipra
Martin Weidmann Kálmán Zsupán Raphaela Felder Arsena Niklaus Loosli Ottokar
Raya Sarontino Mirabella Fabian Egli Graf Peter Homonay Wolf H. Latzel Graf Peter Homonay
Christian Menzi Conte Carnero Andreas Fitze Pali ChorKinderchorBallettOrchester

Vorgeschichte

Szenenfoto  von Roberto Conciator
Szenenfoto von Roberto Conciatori

Katrin Gurtner, die die Produktionsleitung von Isabelle Ruf übernommen hat, bestätigt an der Medienorientierung vor der Premiere, dass einiges neu sei, das gut bewährte aber beibehalten würde. Natürlich spürten auch die Sorser Corona-Auswirkungen erläuterte Daniel Gloor, der Präsident der Theatergesellschaft, so habe man eine ungewöhnlich hohe Fluktuation verzeichnet, sei aber in der glücklichen Lage, die entstandenen Lücken ebenbürtig aufzufüllen, ja, der Chor ist eher gewachsen und hat sich verjüngt. Zudem konnte, in Zusammenarbeit mit der Musikschule Sursee, zum ersten Mal einen Kinderchor aufgestellt werden, dies ganz im Sinne des Komponisten, der sich wünschte, dass auch Kinder mitspielen.

Nachdem auch die Regisseurin Ursula Lysser, die erst im September zum neuen Team dazugestossen war und der musikalische Leiter Harald Siegel einige Erläuterungen abgegeben hatten, war die Journalistinnen Gruppe gut gerüstet für die gleich anschliessende Vorstellung.

Entstehungsgeschichte

Szenenfoto  von Roberto Conciator
Szenenfoto von Roberto Conciatori

Ungewöhnlich lange brauchte Johann Strauß (Sohn) für die Fertigstellung seiner Operette „Der Zigeunerbaron“. Zwei Jahre lang arbeitete er an den drei Akten, deren Handlung auf einer Novelle des ungarischen Schriftstellers Mór (Maurus) Jókai beruht, bevor das Werk 1885 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde. „Der Zigeunerbaron“ zählt zu Strauß’ größten Bühnenerfolgen und ist auch heute noch sehr beliebt. Die Handlung spielt 1741 in der Gegend um Temesvár, als 25 Jahre nach der Schlacht bei Belgrad Sándor Barinkay in die Heimat seines damals verstoßenen Vaters zurückkehrt. Die elterlichen Güter sind besetzt und er verliebt sich zunächst in eine Frau, die ihn wegen seines verlorenen Titels verspottet

Die Handlung des «Zigeunerbaron»

 

Szenenfoto  von Roberto Conciator
Szenenfoto von Roberto Conciatori

Die ungarischen Grenzlande in Siebenbürgen sind vom Krieg verwüstet. Der türkische Statthalter, der Pascha von Temesvár, musste fliehen und seine kleine Tochter Sáffi zurücklassen, die, von der alten Zigeunerin Czipra behütet, als Zigeunerin aufwächst.

Die wohlhabenden Eltern von Sándor Barinkay, mit dem türkischen Pascha befreundet, mussten ins Exil gehen und starben dort.

Szenenfoto  von Roberto Conciator
Szenenfoto von Roberto Conciatori

Die Story um den Abenteurer Sándor, der die Schweinezüchtertochter heiraten will und sich dafür zum “Zigeunerbaron» ernennt, hat die Regisseurin verdichtet, gekürzt. Sie erzählt sie aus der Perspektive eines ewiggestrigen Grafen, der nichts Anderes will, als die gute alte Ordnung wiederherzustellen, die nach dem Krieg im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn allerdings komplett out ist.

Das Bühnenbild von Lars Bolliger zweckmässig, in etwa so (un)spektakulär wies halt die ungarische Puszta  ist.

Das Ballett, das des Öftern zwischendurch kurze Auftritte hat, wirkt durch den Hinzuzug  von Choreografin Catherine Treyvaud Fix deutlich professioneller und lockert die Szenerie angenehm auf.

1.Akt

Szenenfoto  von Roberto Conciator
Szenenfoto von Roberto Conciatori

Nachdem er 10 Jahre durch die Welt gereist ist, erbt Sándor Barinkay das heruntergekommene Landgut seines Vaters. Conte Carnero, ein königlicher Kommissär, unterstützt ihn bei der Abwicklung der Erbschaft.

Die Solisten, vor allem Max von Lütgendorff als Sándor und Valentina Russo als die begehrte “Zigeunerin” Saffi spielen und singen mit Verve und Witz, sehr operettenhaft und schmissig,

Eine Zigeunergruppe lebt auf seinem Anwesen und sein Nachbar, Schweinezüchter Zsupán, hat sich mit seinem Unternehmen auf Barinkays Grundstück breitgemacht. Barinkay möchte keinen Streit und willigt im Gegenzug ein, Arsena, die Tochter Zsupáns, zu heiraten. Arsena weist ihn jedoch ab, weil sie nur (mindestens) einen Baron heiraten will. Tatsächlich liebt sie Ottokar, den Sohn ihrer Erzieherin und Gouvernante Mirabella, kongenial verkörpert und gesungen von Raya Sarontino, die, so wird sich später noch herausstellen, die Exfrau des Conte Carnero ist, die dieser in einen türkischen Harem verschleppt wähnte.

Barinkay zieht sich zu den Zigeunern zurück, die ihn mit offenen Armen aufnehmen und zum Zigeunerbaron krönen.
Da er trotz seines Titels von Arsena wieder abgewiesen wird, beschließt er aus Rache das Zigeunermädchen Sáffi zu heiraten, die Tochter der Wahrsagerin Czipra, herrlich verkörpert von Jeanne-Pascale Künzli, die auch über das nötige stimmliche Rüstzeug für diesen anspruchsvollen Part verfügt.

Die beiden verlieben sich aber tatsächlich Hals über Kopf ineinander, was in diesen Zeiten ein absoluter Skandal war.

Die Arien des ersten Aktes

    • Nr. 1, Introduktion – „Das wär’ kein rechter Schifferknecht“ (Ottokar, Czipra, Chor)
    • Nr. 2, Entrée-Couplet – „Als flotter Geist“ (Barinkay, Chor)
    • Nr. 3, Melodram und Ensemble – „So täuschte mich die Ahnung nicht“ / „Ja, das Schreiben und das Lesen“ (Czipra, Saffi, Barinkay, Carnero, Zsupán)
    • Nr. 4, Couplet – „Just sind es vierundzwanzig Jahr“ (Mirabella, Chor) [Die Nr. 4 wird oft in Aufführungen und Einspielungen gestrichen, so auch in der Surseer Inszenierung.]
    • Nr. 5, Ensemble – „Dem Freier naht die Braut“ (Arsena, Barinkay, Zsupán, Carnero, Mirabella, Chor)
    • Nr. 5a, Sortie – „Ein Falter schwirrt ums Licht“ (Arsena)
    • Nr. 6, Zigeunerlied – „So elend und so treu“ (Saffi)
    • Nr. 7, Finale I – „Arsena! Arsena!“ (Saffi, Arsena, Czipra, Mirabella, Barinkay, Ottokar, Zsupán, Carnero, Chor)

2.Akt

Szenenfoto  von Roberto Conciator
Szenenfoto von Roberto Conciatori

Sáffi träumt in der Brautnacht von einem versteckten Schatz, den Barinkay auch findet. Da erscheint Graf Homonay, stehend auf einem Planwagen wie man sie auch aus alten Westernfilmen kennt, um lautstark Soldaten für den Krieg in Spanien zu rekrutieren. Er trickst Ottokar und Zsupán per Handschlag aus und setzt auch viele Fässer Tokajer, sogenannter Werber Wein ein, um potentielle Kandidaten euphorischer zu stimmen und so leichter rekrutieren zu können. Sie müssen als Soldaten mitziehen.

Barinkay übergibt seinen Schatz als Unterstützung an sein Vaterland. Da enthüllt Czipra, dass Sáffi die Tochter des ehemaligen türkischen Paschas ist, also eine Prinzessin. Barinakay fühlt sich ihrer nicht ebenbürtig und beschließt, in den Krieg zu ziehen um sich zu beweisen.

Im zweiten und dritten Akt – Sándor liebt jetzt Saffi, die Jungs ziehen in den Krieg und kehren arg lädiert, wenngleich lebendig zurück – zieht das Tempo an. Die Darsteller*innen dürfen viele Male spontanen Szenenapplaus geniessen. Dirigent Harald Siegel lässt akustische Funken sprühen, die Walzer laden ein zur Seligkeit. Fast drei Jahre erzwungene Untätigkeit haben praktisch keine Spuren hinterlassen, die Spielfreude ist gross, die Erleichterung, endlich wieder im Sorser Orchestergraben zu sitzen spürbar. Die Musiker und das Ensemble harmonieren, trotz teils grossen Fluktuationen in der Leitung und im Chor, als wäre nie was anderes gewesen. Die Inszenierung hat Witz, sie ist durchdacht, das Premierenpublikum, wie immer zum grossen Teil Einheimische und/oder aus der näheren Umgebung, zwar durchaus kritisch aber auch überzeigt von den Leistungen der über 150 Mitwirkenden auf und hinter der Bühne.

Die Arien des zweiten Aktes

    • Nr. 8, Terzett – „Mein Aug’ bewacht“ (Saffi, Czipra, Barinkay)
    • Nr. 9, Terzett – „Ein Greis ist mir im Traum erschienen“ (Saffi, Czipra, Barinkay)
    • Nr. 10, Ensemble – „Auf, auf, vorbei ist die Nacht!“ (Pali, Chor)
    • Nr. 11, Duett – „Wer uns getraut“ (Saffi, Barinkay)
    • Nr. 12, Couplet – „Nur keusch und rein“ (Carnero) [Die Nr. 12 wird regelmäßig in Aufführungen und Einspielungen gestrichen.]
    • Nr. 12 1/2, Werber Lied – „Her die Hand, es muss ja sein“ (Homonay, Chor)
    • Nr. 13, Finale II – „Nach Wien!“ (Saffi, Czipra, Mirabella, Arsena, Barinkay, Ottokar, Carnero, Homonay, Zsupán, Chor)

3.Akt

Szenenfoto  von Roberto Conciator
Szenenfoto von Roberto Conciatori

Einen Spanienfeldzug später … In der Hauptstadt des Hauses Habsburg, der Walzerstadt Wien,  kehren die mehr oder weniger mutigen Helden des Krieges heim und werden – kraft der hoheitsvollen Hand Graf Homonays – mit den für sie vom Schicksal vorgesehenen Damen vereint. Barinkay wird für seinen Mut ausgezeichnet und erhält den Titel „Baron“. Sáffi wird endlich hochoffiziell seine Frau. Zsupán muss das seit Jahrzehnten gehegte ­Pantscherl mit Mirabella legitimieren, Arsena bekommt endlich ihren Ottokar und auch Bárinkay und Saffi finden zu guter Letzt zueinander. „Wenn man’s kann ungefähr, ist’s nicht schwer …Also fast wie in jeder Operette Ende gut, alles gut.“

Neues Leitungsteam meistert die Feuertaufe souverän

Auch mit dem neuen Leitungsteam ist die Surseer Operette auf gutem Weg, die fast 100jährige Erfolgsgeschichte, seit dem «Fidelen Bauer» 1928, weiterzuschreiben. Die Solist*innen agierten gesanglich, wie auch schauspielerisch auf sehr hohem Niveau, lassen vergessen, dass immer noch mehrheitlich Laien  auf der Bühne agieren. Der in dieser Operette gesanglich stark geforderte Chor war jederzeit auf der Höhe der Aufgabe.

Die Arien des dritten Satzes

  • Nr. 14, Chor – „Freuet euch!“ (Chor)
  • Nr. 15, Couplet – „Ein Mädchen hat es gar nicht gut“ (Arsena, Mirabella, Carnero)
  • Nr. 16, Marsch-Couplet – „Von des Tajo Strand“ (Zsupán, Chor)
  • Nr. 17, Einzugsmarsch – „Hurra, die Schlacht mitgemacht!“ (Chor)
  • Nr. 18, Finale III – „Heiraten! Vivat!“ (Saffi, Czipra, Mirabella, Arsena, Barinkay, Ottokar, Homonay, Zsupán, Chor)

Zur musikalischen Seite

Szenenfoto  von Roberto Conciator
Szenenfoto von Roberto Conciatori

Musikalisch arbeitete Strauß in seinem „Zigeunerbaron“ herrlich filigran die Gegensätze zwischen der feinen österreichischen Gesellschaft und den leidenschaftlichen Zigeunern heraus. Mit Witz und Charme verknüpft er die musikalisch dargestellten unterschiedlichen Lebensweisen, indem er zum Beispiel mal melancholische mal energische Zigeunermusik und wienerisch angehauchte Polka- und Walzerklänge einander gegenüberstellt. Die Blasorchesterbearbeitung der Ouvertüre zu „Der Zigeunerbaron“ bietet für sämtliche Register musikalische und technische Herausforderungen. Ihre einzigartige Wirkung kann sich nur dann entfalten, wenn die Musiker blitzschnell zwischen den vielen unterschiedlichen Stimmungen und Musikstilen wechseln und sowohl den österreichischen Schmäh als auch die Exotik der Zigeuner überzeugend zum Erklingen bringen.

Höhepunkte u.a. die folgenden Arien

  • Als flotter Geist mit dem Refrain Ja, das alles, auf Ehr‘ (Auftrittslied des Sandor Barinkay),
  • Ja, das Schreiben und das Lesen sind nie mein Fach gewesen (Auftrittslied des Kalman Zsupan),
  • O habet acht, habet acht vor den Kindern der Nacht! (Arie der Saffi)
  • Wer uns getraut? (Duett Saffi-Sandor)

Einige Bedenken bleiben

Szenenfoto  von Roberto Conciator
Szenenfoto von Roberto Conciatori

Die einzige, aber wichtigste Frage die offen bleibt: Wie wird das traditionell eher ländlich geprägte Surseer Operettenpublikum auf dieses, schon fast Opern artige Werk reagieren. Ein Publikum, das sich von einer Operette eher etwas mehr Klamauk und Gaudi erwartet, beim «Zigeunerbaron» aber fast ausschliesslich mit Musik, wenn auch sehr guter und schöner, Vorlieb nehmen muss. Kommt hinzu, dass der Text des Librettisten Ignaz Schnitzer, basierend auf der Novelle „Sáffi des populären ungarischen Schriftstellers Maurus „Mór“ Jóka, äusserst umfangreich ist. Dieser wurde vorsichtshalber von Regisseurin Ursula Lysser gestrafft. Sie übertrug dafür dem Conte Carnero die zusätzliche Rolle eines Erzählers, dessen Dialoge, witzig, hintergründig, amüsant sich wie ein roter Faden ziehen, ein Kompass zur Orientierung durch die Handlung dienten. Ein äusserst kluger Schachzug. Zwar läuft auch diese Geschichte ab, wie fast alle anderen Operetten. Zuerst findet sich ein Pärchen, obwohl mindestens ein Teil davon auf eine andere Partnerin fixiert wäre, aber am Schluss haben sich, natürlich nach den üblichen Irrwegen, Verwirrungen, Intrigen usw.  doch die jeweils richtigen Duos gefunden. Soweit so gut, nur kommen hier noch die Nebenschauplätze einer Erbschaftsangelegenheit, einer Schatzsuche ( nicht in Form einer weiblichen Person) und eines reellen Krieges dazu, was den Plot natürlich sehr kompliziert. Umso mehr sind da die Informationen des Erzählers hilfreich, damit man sich auch einigermassen im Gewirr der Geschichte orientieren kann und kapiert, was da vor sich geht.

Die Bedenken relativieren sich angesichts der Tatsache, dass doch jetzt schon 90 Prozent aller Tickets im Vorverkauf abgesetzt worden, so Präsident Daniel Gloor.

Dem Auditorium an der Première jedenfalls hats gefallen und sie belohnten die Protagonist*innen mit einer langanhaltenden stehenden Ovation, worauf diese sich mit einer Wiederholung der Schlussarie bedankten.

Blödsinnige Diskussionen über den, politisch unkorrekten? Operettentitel

Bereits sind in vielen deutschsprachigen Musikhäusern grosse Diskussionen im Gange, ob gewisse Texte noch als politisch korrekt so belassen werden dürfen und natürlich ist auch der Operettentitel «Der Zigeunerbaron» für einige nicht mehr vertretbar. Besonders hoch gingen die Wogen an der Wiener Volksoper und die Diskussionen über die dortige Inszenierung füllte die entsprechenden Gazetten.

Irgendwann sollte es doch mal genug sein mit diesen ewigen Gender- und political corectness Diskussionen, als ob wir keine grösseren Probleme hätten auf der Welt, ich jedenfalls gehe gerne in Lokale wo Gypsy Jazz, also Zigeunerjazz, gespielt wird, selbstredend, für einen  absoluten Django Reinhard Fan.

Ich möchte wirklich nicht einen Bericht schreiben über die Operette eines von nicht sesshaften ungarischen Fahrenden zum Baron ernannten Landbesitzers.

Kleine Fotodiashow von Roberto Conciatori:

fotodiashows.wordpress.com/2023/01/15/stadttheater-sursee-der-zigeunerbaron-premiere-14-januar-2023-besucht-von-leonard-wust/

www.youtube.com/watch?v=TBDhzb4XlD4&t=19

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Roberto Conciatori www.stadttheater-sursee.ch

www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch

www.maxthuerig.ch

Szenenfoto von Roberto Conciatori der Erzöhler Conte Carnero Christian Menzi

Szenenfoto von Roberto Conciatori,Max von Lütgendorff als Sándor Barinkay und Jeanne Pascale Künzli als Czipra

Szenenfoto von Roberto Conciatori die Ballettdamen

Szenenfoto von Roberto Conciatori,Fabian Egli Graf Peter Homonay rekrutiert Soldaten

Szenenfoto von Roberto Conciatori,Martin Weidmann Kálmán Zsupán links und Niklaus Loosli als Ottokar

Szenenfoto von Roberto Conciatori Raphaela Felder als Arsena und Niklaus Loosli als Ottokar

Szenenfoto von Roberto Conciatori der Chor

 

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Andrew Lloyd Webbers Cats, das Original vom Londoner West End zurück im Musical Theater Basel, 10.1.2023 besucht von Léonard Wüst

CATS Szenenfoto
CATS Szenenfoto

Besetzung

AARON ELIJAH Admetus/Macavity

SEBASTIAN GOFFIN Alonzo

AARON HUNT Bill Bailey

LIZZIE NANCE Bombalurina

JOEL COOPER Carbucketty

ERIN GISELE CHAPMAN Cassandra

SHAKEEL KIMOTHO Coricopat

FRANCES DEE Demeter

JACINTA WHYTE Grizabella

HAL FOWLER Gus / B.Jones / Rumpus Cat

AIMEE HODNETT Jellylorum

LOTTIE STEPHENS Jemima

HARRY ROBINSON Mungojerrie

RUSSELL DICKSON Munkustrap

SARAH-MARIE MAXWELL Jennyanydots / Gumbie Cat

MARTIN CALLAGHAN Old Deuteronomy

LIAM MOWER Quaxo / Mistoffelees

ELLA KEMP Rumpelteazer

PHILIP BERTIOLI Skimbleshanks

KAYLEIGH THADANI Swing CARRIE WILLIS Swing

ANNA CAMPKIN Swing FREDDIE CLEMENTS Swing

DANIEL TIMONEY Swing ROAN PRONK Swing

MILAN CACACIE Tantomile

ED WADE Rum Tum Tugger

MAIYA HIKASA Victoria / White Cat

CONNOR MCALLISTER Understudy / Booth

Die  Basler werden sich in Zukunft rühmen, nicht mehr «nur» die *Drev scheenste Dääg» zu haben, sondern gar deren vier. Die mathematische Erklärung dafür. Bis anhin galt:

Die Basler Fasnacht, lokal auch die drey scheenschte Dääg (die «drei schönsten Tage») genannt, ist die grösste Fasnacht der Schweiz. Sie beginnt am Montag nach Aschermittwoch um 4 Uhr morgens mit dem Morgestraich, dauert exakt 72 Stunden und endet also am Donnerstagmorgen wiederum um 4 Uhr mit dem Ändstraich. Neu kommt noch ein vierter Tag dazu, nämlich der Tag, an dem man ins Musical Theater zu den umwerfenden Katzen pilgert.

Szenenfoto von Alessandro Pinna
Szenenfoto von Alessandro Pinna

Die beliebtesten Katzen der Welt sind zurück in der Schweiz. Vom 10. bis 22. Januar 2023 gastiert die englischsprachige Originalversion von CATS im Musical Theater Basel. Mit ihrem magischen Charme begeistern die einmaligen Katzencharaktere einmal mehr Gross und Klein.

Szenenfoto von Alessandro Pinna
Szenenfoto von Alessandro Pinna

Meine erste Begegnung mit den ach so menschlichen Katzen war im Oktober 1987 im altehrwürdigen «Theater an der Wien» in der österreichischen Hauptstadt, wo die erste deutschsprachige Version lief, mit u.a. diesen zwei unvergleichlichen deutschen Musicalgrössen Angelika Milster und Ute Lemper.

Im “Theater an der Wien” fand am 24. September 1983 die erste deutschsprachige Aufführung des weltberühmten Musicals “Cats” statt. Über 2,3 Millionen Besucher kamen zu insgesamt 2.040 Vorstellungen. Die Eintrttskarten wurden fast wie Wertpapiere gehandelt und waren für Touristen nur als Teil eines Reisegesamtpakets erhältlich.

 

Auf geht’s zum alljährlichen Jellicle Cats Ball mit einer fulminanten Ouverture

 

Szenenfoto von Alessandro Pinna
Szenenfoto von Alessandro Pinna

Im silbrigen Vollmondlicht verwandelt sich ein Londoner Schrottplatz alljährlich in den Ballsaal der Jellicle-Cats. Der Autor der Cats Story,Thomas Stearns Eliot, benannte «seine» Katzen Jellicle-Cats, da die Aussprache seiner Kinder, wenn sie über kleine Katzen sprachen, also über  «The little cats», genau so tönte. Eine wenig spektakuläre, aber umso schlüssigere Erklärung der seltsamen Namensgebung.

Schon beim Intro der Musik ist man unmittelbar mitten im Geschehen in der seltsamen, aufregenden Welt der Katzen und ist trotzdem nur Beobachter, wenn auch ein sehr beeindruckter und merkt schnell, auch in der Katzenwelt menschelet es sehr.

Szenenfoto von Alessandro Pinna
Szenenfoto von Alessandro Pinna

Da hat es machohafte grossmäulige Angeber wie Rum Tum Tugger, der mit seinem wichtigtuerischen Gehabe die Kätzchen zu beeindrucken sucht, damit auch bei einigen gar punkten kann.

Das eher unscheinbare, unzertrennliche Duo Mungojerrie und  Rumpleteazer.mit ihrem Tanz über die Bühne, immer begleitet von herumschleichenden anderen Katzen

«Artgerechtes» aufwändiges  Outfit

Szenenfoto von Alessandro Pinna
Szenenfoto von Alessandro Pinna

Schon das Outfit der Cats ist ein Kunstwerk. Das Make upwird nach Originalfotos aufgetragen. Die aufwendigen Perücken werden für jeden Darsteller aus Büffelhaar handgeknüpft. Bei den Kostümen handelt es sich um eng anliegende Lycratricots, die mit Sprühfarbe und traditioneller Pinseltechnik nach den Originalvorlagen von John Napier bemalt werden. Auch tragen die Darsteller handgestrickte Arm- und Beinwärmer, die den Farben des jeweiligen Kostüms angepasst sind.

 

Immer wieder ein absoluter Höhepunkt der Song des Old Deuteronomy

Gar noch mehr als das bekanntere «Memories» der Grizabella beeindruckt mich immer wieder die akustische Huldigung von Old Deuteronomy ( Martin Callaghan ) durch die Katzenschar.

Ein Mister Mistoffelees in absoluter Höchstform

Mister Mistoffelees zeigt ein paar Kunststücke Foto Vanessa Bösch
Mister Mistoffelees zeigt ein paar Kunststücke Foto Vanessa Bösch

Eine in jeder Hinsicht glänzende Performance bot in seinem funkelnden Trickot Liam Mower als akrobatisch überzeugender Mister Mistoffelees. Er wirbelte über die Bühne, angefeuert von den andern Cats und  bejubelt vom Publikum.

Hal Fowler glänzt als Asparagus, kurz Gus die Theaterkatze

Mit nachdenklich sentimentalen Worten erzählt der einst berühmte Bühnenstar von seinen grossen Erfolgen auf der Brettern, die die Welt bedeuten und berührt damit das Herz eines ganz jungen Kätzchen, das ihm zuhört und huldigt.

.Mit schwindelerregend akrobatischen Choreographien, Zaubertricks und schwingenden Hüften wetteifern die Charakterkatzen in dieser besonderen Nacht um die Gunst ihres Anführers Old Deuteronomy und um das Wunder der Wiedergeburt. Wenn die verstossene Diva Grizabella schliesslich alle Emotionen ihres bewegten Lebens in «Memory» legt, schenkt sie dem Publikum einen der grössten Momente der Bühnengeschichte.

Eine einzigartige Erfolgsgeschichte

Grizabella Szenenfoto von Alessandro Pinna
Grizabella Szenenfoto von Alessandro Pinna

Mit der Uraufführung im Jahr 1981 hat CATS die Musicalwelt revolutioniert. Die berühmtesten Katzen der Welt konnten sämtliche Rekorde brechen und mehr als 73 Millionen Zuschauer in über 30 Ländern verzaubern. Ein Ende der Erfolgsgeschichte ist nicht in Sicht, denn auch 40 Jahre nach der Premiere im Londoner West End haben die Charakterkatzen – vom durchtriebenen Macavity über den Zauberkater Mistoffelees und die schneeweisse unschuldige Victoria bis hin zum unwiderstehlichen Draufgänger Rum Tum Tugger – nichts von ihrer Faszination eingebüsst. Aber dass es so kommen würde, war keinesfalls klar, denn

Andrew Lloyd Webber nahm für Cats Kredit auf

Old Deuteronomy thront über allen Foto Vanessa Bösch
Old Deuteronomy thront über allen Foto Vanessa Bösch

Cats gilt bis heute als eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. Das war nicht immer so. Als Komponist Andrew Lloyd Webber mit der Idee auf Sponsoren-Suche ging, wollte kaum einer investieren, zu absurd schien die Vorstellung eines Katzen-Theaters. Sir Andrew nahm schließlich einen Kredit auf sein Haus auf, um dem Stück finanzielle Starthilfe zu geben.

Zeitlose Melodien, eindrückliches Bühnenbild und raffinierte Choreographie

Szenenfoto von  Vanessa Bösch
Szenenfoto von Vanessa Bösch

Nun kehrt der Klassiker in englischer Sprache endlich wieder zurück – in der Erfolgsproduktion, die 2015 als „Bestes Musical Revival” für den Laurence Olivier Award nominiert war. Grundlage für dieses Original war die Gedichtsammlung «Old Possum’s Book of Practical Cats» des Katzenliebhabers und Literaturnobelpreisträgers T.S. Eliot. Der Dramaturg und Regisseur Trevor Nunn entwickelte daraus ein Konzept, das Eliots Sprachgenie würdigt und gleichzeitig auf der Bühne funktioniert. Passend dazu komponierte Andrew Lloyd Webber sein musikalisches Meisterwerk – ein Genre Mix mit einzigartigen Melodien, die längst selbst zu Klassikern geworden sind.

Einzigartige Choreographien und geniale, individuelle Katzenkostüme

Szenenfoto von  Vanessa Bösch
Szenenfoto von Vanessa Bösch

Gillian Lynnes bahnbrechende Choreographien und die charakteristischen Kostüme von John Napier, der auch das eindrucksvolle Bühnenbild schuf, machen das Gesamtkunstwerk perfekt: eine spielerische Vereinigung aus katzenhaften Bewegungen und menschlichen Eigenschaften.

Sieben Tony Awards sowie drei Drama Desk Awards hat CATS bereits gewonnen. «Immer noch das Nonplusultra», jubelt die Times. „Zeitlose Musik, ein spektakuläres Bühnenbild und hervorragende Besetzung”, stimmt der Daily Mirror ein. Die FAZ ist überzeugt: „Beim minutenlangen Schlussapplaus wünscht sich wohl so mancher im Publikum, er könnte ein Leben führen, wie das verschworene Katzenarsenal: freundlich, friedlich, furchtlos und frei.»

Die Handlung chronologisch gelistet

Szenenfoto von  Vanessa Bösch
Szenenfoto von Vanessa Bösch

Victoria, eine junge weiße Katze, tanzt, um „Die Einladung zum Jellicle Ball“ zu signalisieren. Munkustrap, ein großer grau getigerter Kater, erklärt, dass sich die Jellicle-Katzen einmal im Jahr treffen, um sich zu freuen! Sie warten auf ihren Anführer, den weisen Alten Deuteronomy, der auswählt, welche der Jellicle-Katzen zur Heaviside-Schicht reisen wird, um in ein neues Leben „wiedergeboren“ zu werden! Jennyanydots, die alte Gumbie-Katze, schläft und faulenzt den ganzen Tag. „Sie sitzt und sitzt und sitzt und sitzt, und das macht eine Gumbie-Katze aus!“ Der Rum Tum Tugger ist ein verspielter Witzbold, den die weiblichen Katzen äußerst attraktiv finden und der gerne im Mittelpunkt steht. Grizabella, die Glamour-Katze, wird vom Rest des Stammes gemieden, obwohl sie eine Jellicle-Katze ist. Sie hat den Stamm vor Jahren verlassen, um die Außenwelt zu erkunden, und will nun zurückkehren. Bustopher Jones ist ein großer „Fünfundzwanzigpfünder“, immer mit seinen charakteristischen weißen Gamaschen bekleidet. Er verbringt seine Zeit mit Essen, Essen und Essen in einem der vielen englischen Pubs und Clubs, die er besucht. Plötzlich signalisiert ein donnernder Krach, gefolgt von Polizeisirenen und roten Blinklichtern, dass die bösartige Katze Macavity auf freiem Fuß ist! Die Katzen zerstreuen sich und hinterlassen eine leere Bühne. Zwei Kicherer hinter der Bühne signalisieren den Eintritt von Mungojerrie und Rumpelteazer, einem lebenslustigen, ausgelassenen Team von Witzbolden, die immer wieder in Schwierigkeiten mit der Familie geraten, bei der sie leben. Der gesamte Stamm tritt wieder ein, als ihr wohlwollender und weiser alter Anführer Old Deuteronomium ankommt. Die Katzen lieben und respektieren ihn. „Und jetzt, da der Jellicle-Anführer hier ist, können sich alle Jellicle-Katzen freuen!“ Ein weiteres Krachen des schurkischen Macavity ist zu hören, was die Katzen huschen lässt. Altes Deuteronomium beruhigt sie, wenn sie einer nach dem anderen zurückkommen. Es ist Zeit für „The Jellicle Ball“, den großen jährlichen Tanz, bei dem alle Katzen feiern. Grizabella taucht erneut auf und möchte zu ihrer Familie zurückkehren und an der Feier teilnehmen. Sie muss über ihre „Erinnerung“ an die Zeit nachdenken, bevor sie den Stamm verließ. Sie streckt ihre Hand hinter sich aus und hofft, dass eine andere Katze sie berührt. Sie wird immer noch nicht akzeptiert und schleicht enttäuscht in die Nacht davon. Nach dem Jellicle Ball ruhen sich die Katzen aus und denken über „Die Momente des Glücks“ nach, bevor sie weitere Katzen vorstellen. „Gus the Theatre Cat“ ist ein betagter Bühnenschauspieler, der mit den größten Schauspielern seiner Zeit zusammengearbeitet hat. Gus erzählt von seinen größten Theatererfolgen und sehnt sich danach, wieder aufzutreten. Skimbleshanks die Eisenbahnkatze stellt sich vor. Als freundlicher Onkel aller Katzen kümmert sich Skimbleshanks um die Züge, mit denen er fährt, und stellt sicher, dass jedes Detail perfekt ist. Ein dritter Absturz unterbricht die Feier, und dieses Mal taucht der schurkische Macavity auf. Zwei seiner Handlanger dringen in die Verhandlung ein und entführen das Alte Deuteronomium. Demeter und Bombalurina singen, was sie über Macavity wissen, dessen böse Taten dazu geführt haben, dass er als „Napoleon des Verbrechens“ bezeichnet wird. Macavity kehrt zurück, verkleidet als Old Deuteronomy, aber er wird entlarvt und kämpft mit Munkustrap und den anderen männlichen Katzen. Müde und fast besiegt baut Macavity eine elektrische Explosion auf, die alle Lichter auslöscht und die Jellicles im Dunkeln lässt. Aber sie müssen immer noch das Alte Deuteronomium finden. Der Rum Tum Tugger ruft Herrn Mistoffelees, die beschwörende Katze, herbei, um seine magischen Kräfte einzusetzen, um ihren Anführer zurückzubringen. Mistoffelees gelingt es, das Licht wieder einzuschalten, das Alte Deuteronomium zu finden und seine Zaubertricks vorzuführen, einschließlich seiner berüchtigten Beschwörungsrunde. Endlich ist für Old Deuteronomy die Zeit gekommen, die Jellicle-Wahl zu treffen und zu entscheiden, welche Katze in ein neues Jellicle-Leben wiedergeboren wird. In diesem Moment taucht Grizabella wieder auf. Wieder erinnert sie sich an ihre „Erinnerung“ an frühere Zeiten. Diesmal nehmen die Katzen sie wieder in den Stamm auf und sie ist es, die auserwählt wird, „zur Heaviside-Schicht“ zu reisen und wiedergeboren zu werden. „The Jellicle Ball“ ist zu Ende, aber zuerst weist Old Deuteronomium die menschlichen Zuschauer in „The Ad-Dressing of Cats“ an. Trotz all ihrer einzigartigen Qualitäten und Unterschiede sagt er: „Katzen sind Ihnen sehr ähnlich“.

Das Auditorium war hell begeistert und beloj¨hnte die Protagonisten mit einer langanhaltenden stehenden Ovation.

CATS im Musical Theater Basel

 

Vorstellungen:                        Musical Theater Basel, 10. bis 22. Januar 2023

Mittwoch 18.30 Uhr

Dienstag, Donnerstag, Freitag 19.30 Uhr

Samstag 14.30 und 19.30 Uhr

Sonntag 13.30 und 18.30 Uhr

Ticketpreise:                           ab CHF 58.—

Dauer:                                    ca. 2,5 Stunden inkl. Pause

Sprache:                                 Originalversion in englischer Sprache

Vorverkauf CH:                      Ticketcorner 0900 800 800 (CHF 1.19/Min), sowie übliche

Vorverkaufsstellen und www.ticketcorner.ch

Vorverkauf DE:                      Eventim 01806 570070 (0,20 €/Anruf inkl. MwSt aus den

Festnetzen, max. 0,60 €/Anruf inkl. MwSt aus den Mobil-

funknetzen) sowie www.eventim.de

Weitere Informationen:          www.musical.ch/cats

Veranstalter:                           FBM Entertainment | BB Promotion GmbH

Trailer der Produktion:

www.youtube.com/watch?v=ZMSewMaPVJE

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Really Useful Group Ltd, Alessandro Pinna https://fbm.ch/ und Vanessa Bösch

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CATS Das Kult -Musical im Original in Basel

Szenenfoto von Vanessa Bösch

Old Deuteronomy thront über allen Foto Vanessa Bösch

Szenenfoto von Vanessa Bösch

Old Deuteronomy thront über allen Foto Vanessa Bösch

Szenenfoto von Vanessa Bösch

Mister Mistoffelees zeigt ein paar Kunststücke Foto Vanessa Bösch

Szenenfoto von Vanessa Bösch

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