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Lifestyle

Elbphilharmonie Orchester / Bertrand Chamayou / Pablo Heras-Casado, 12.5.2022, besucht von Léonard Wüst

Elbphilharmonie Foto Maxim Schulz
Elbphilharmonie Foto Maxim Schulz

Besetzung und Programm:
NDR Elbphilharmonie Orchester
Bertrand Chamayou Klavier
Dirigent Pablo Heras-Casado
Benjamin Britten
Four Sea Interludes op. 33a / aus der Oper »Peter Grimes«
Manuel de Falla
Noches en los jardines de España / Sinfonische Impressionen für Klavier und Orchester
Robert Schumann
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 »Rheinische«

Die Plaza in der Elphilharmonie
Die Plaza in der Elphilharmonie

Allein schon die aussergewöhnliche Location für das Konzert ist spektakulär und ebenso der letzte Teil der Anreise zu ebendiesem. Von den Landungsbrücken nehmen wir die Fähre, die uns, sanft schaukelnd, durch das Hamburger Hafengewässer zur Elbphilharmonie bringt. Dieses, geplant vom Schweizer Architektenteam Herzog & de Meuron, und mit 77 Millionen veranschlagte Bijou in der Hansestadt Hamburg kostete dann schlussendlich fast schier unglaubliche 866 Millionen Euro.( man gönnt sich ja sonst nichts. Anmerkung des Autors).

Der Autor im Foyer der Elbphilharmonie
Der Autor im Foyer der Elbphilharmonie
Blick von der Elbphilharmonie Plaza auf Hamburg
Blick von der Elbphilharmonie Plaza auf Hamburg

Inzwischen ist der Einlass voll automatisiert. Man scannt der QR Code seines Konzertickets ein und schon geht’s auf der gebogenen Rolltreppe in Richtung Plaza auf 37 Metern Höhe. Mit 82 Metern ist sie die längste Rolltreppe Westeuropas. Die Fahrt mit ihr dauert exakt 150 Sekunden. Zum Vergleich: Die längste Rolltreppe der Welt befindet sich in der Moskauer U-Bahn-Station „Park Pobedi“. Sie ist 126 Meter lang und man ist drei Minuten unterwegs. Ab der Plaza geht’s entweder zu Fuss weiter Richtung grosser Konzertsaal, der sich über mehrere Stockwerke ausdehnt, oder bequemer mit einem der Fahrstühle, in unserem Fall bis zum18. Stockwerk, wo unsere Plätze waren.

Wissenswertes über den grossen Konzertsaal

Angekommen im grossen Konzertsaal der Elbphilharmonie
Angekommen im grossen Konzertsaal der Elbphilharmonie

Gewicht des großen Konzertsaals: 12.500 Tonnen, er umfasst 40.000 Kubikmeter und bietet Platz für 2100 Besucher*innen. Der große Konzertsaal schwebt sozusagen mitten im Gebäude, um vollständigen Schallschutz zu gewähren. Er ist durch zwei Betonschalen vom restlichen Gebäude entkoppelt, und ruht in 50 Metern Höhe auf 362 Stahlfedern und hat  2100 Plätze auf vier Etagen verteilt. Außengeräusche dringen nicht mehr durch, nicht einmal das ohrenbetäubende Schiffshorn der Queen Mary 2.

Anzahl der Kacheln für die Wandverkleidung Großer Saal: Mehr als 10.000

Studium des Programms im grossen Konzertsaal
Studium des Programms im grossen Konzertsaal

Für die Akustik in der Elbphilharmonie wurde ein enormer Aufwand betrieben. Grundsätzlich ist jeder Winkel und jede Kante den Akustikern ein Graus, weil sich der Klang dort bricht und im Raum dann unkalkulierbar ankommt. Deshalb wurde die einzigartige „Weiße Haut «entwickelt um den Schall an jeder Stelle des Saals bestmöglich zu brechen. Sie besteht aus über 10.000 Gipsfaserplatten, jede individuell gefräst und mit  Wellen und Kerben versehen.

Zum Konzert

Das NDR-Elbphilharmonie Orchester ist das Residenzorchester der, von den Einheimischen liebevoll «Elphi» genannten Elbphilharmonie.

Aufschlussreiche Einführung

Die Einführung zum Konzert durch Harald Hodeige war sehr interessant und aufschlussreich, brachten uns die Fakten zur Entstehung der doch sehr unterschiedlichen Werke, auch mittels Audiozuspielungen, näher.

Benjamin Britten Four Sea Interludes op. 33a / aus der Oper »Peter Grimes«

Pablo Heras-Casado Dirigent
Pablo Heras-Casado Dirigent

„Die meiste Zeit meines Lebens verbrachte ich in engem Kontakt mit dem Meer. Das Haus meiner Eltern in Lowestoft blickte direkt auf die See, und zu den Erlebnissen meiner Kindheit gehörten die wilden Stürme, die oftmals Schiffe an unsere Küste warfen und ganze Strecken der benachbarten Klippen wegrissen. Als ich «Peter Grimes» schrieb, ging es mir darum, meinem Wissen um den ewigen Kampf der Männer und Frauen, die ihr Leben, ihren Lebensunterhalt dem Meer abtrotzten, Ausdruck zu verleihen – trotz aller Problematik, ein derart universelles Thema dramatisch darzustellen.“ Benjamin Britten: 1945

Die Dramaturgie des Werkes lässt auch darauf schliessen, dass Britten dagegen ankämpfte, dass er von den meisten in seiner näheren Umgebung für seine offen gelebte Homosexualität verachtet wurde. Peter Grimes, sein Alter Ego, kämpft also nicht mit den Tücken und Launen des Meeres, sondern gegen die seiner Mitmenschen.

Heras-Casados ​​Vorliebe für Pointillismus während dieses Konzerts zahlte sich nie vollständig aus. In Brittens Four Sea Interludes hatte es nicht gerade den besten Anfang gegeben, mit fragwürdigen Bläser- und Blechbläserakkorden und einem Mangel an punktgenauer Präzision der Streicher. Ich war auch überrascht, dass keine echte Atmosphäre vorhanden war. Diese Miniatur-Meisterwerke sollten vor Charakter und Vorfreude prickeln, doch obwohl es im dritten Zwischenspiel tatsächlich viel Mondlicht gab, war kaum etwas von einer wachsenden Bedrückung bewusst. Heras-Casado bot im letzten Zwischenspiel etwas dramatische Energie, aber weit unter dem Grad an Wildheit, der erforderlich ist, um diesen Sturm wirklich furchterregend zu machen. Suffolk kann manchmal ein trostloser Teil dieser Welt sein, der allen Elementen ausgesetzt ist. Vom Orchester technisch perfekt dargeboten, litt die Interpretation etwas an der fehlenden Emotionalität.

Manuel de Falla Noches en los jardines de España / Sinfonische Impressionen für Klavier und Orchester

Solist am Piano Betrand Chamayou Foto Marco Borggreve
Solist am Piano Betrand Chamayou Foto Marco Borggreve

Nicht unbedingt das grosse Klavier Oeuvre für einen Pianosolisten, nicht so spektakulär und dankbar wie ein «ganzes» Klavierkonzert. So ist dieses Werk nicht wirklich ein Ausstellungsstück für den Solisten, da das Klavier trotz gelegentlicher Bravourstücke eine zusätzliche Farbe im gesamten Orchesterteppich darstellt. Bertrand Chamayous geschickte und saubere Passagenarbeit war ein bemerkenswertes Merkmal dieser Aufführung, und er griff die Synkopen und jazzartigen Beugungen in der abschließenden Darstellung der Gärten der Sierra de Córdoba sauber auf. Sein Klavierspiel kam jedoch in seiner Zugabe, Ravels Jeux d’eau, viel besser zur Geltung, nicht nur in der präzisen Artikulation, wenn Wasser spielerisch in alle Richtungen kaskadierte, sondern auch in der hinreißenden dynamischen Kontrolle.

Erster Satz

Der erste Satz kreiert ein Bild im Generalife, dem Sommerpalast des Kalifen, der Alhambra in Granada benachbart und zeichnet sich durch zahlreiche andalusische Themen aus. Diese andalusischen Themen werden zu diesem Zeitpunkt beim Hörer bereits als echt spanisch empfunden, der Phantasie des Pianisten, sowie des Hörers sind hier jedoch keine Grenzen gesetzt. De Falla setzt in diesem Satz zahlreiche rubati ein. Diese Tempoveränderungen entstammen ebenfalls der spanischen Folklore. Darüber hinaus sind Füllstimmen bei de Falla praktisch nicht vorhanden. De Falla verwendet kühne Kontrapunkte, wodurch er sein Können in besonderem Maße, neben der Vereinigung des impressionistischen Schreibstils mit der spanischen Folklore, im Besonderen herausstellt.

Filigrane Harfenglissandi schwirren in der schwülen andalusischen Nacht durch die Gärten gefolgt von sanften Antworten der Jagdhörner die ihrerseits von weichen Streichern umhüllt werden, bevor der Pianist nach etwa anderthalb Minuten ebenfalls ins Geschehen eingreift. Schlussendlich dreht sich alles um das immer wiederkehrende Thema an dem sich, mal abwechselnd, mal im Verbund Solist, Streicher und Bläser und/oder Schlagwerk abarbeiten.

Zweiter und dritter Satz

Der zweite und dritte Satz werden trotz ihres unterschiedlichen Charakters ohne Unterbrechung gespielt. De Falla verwendet auch in diesen beiden Sätzen folkloristische Elemente. Und wieder lädt de Fallas Komposition zum Träumen ein und überschreitet alle Grenzen des Nationalismus. Der dritte Satz En los jardines de la Sierra de Córdoba wirkt teilweise lebhafter, bis er zum leidenschaftlichen Tanz, dem Polo, wird, welcher charakteristisch für das südliche Spanien, auch als zigeunerische Sambra bezeichnet werden kann.

Ihre horrenden technischen Hürden, die laut Selbstzeugnis selbst einem Arthur Rubinstein gehörigen Respekt einflößten, bewältigt Chamayou souverän. Der Franzose ist aber auch ein Meister des Geheimnisvollen, Schimmernden, mithin ein Klangfarbenkünstler, der die melancholische Schönheit der drei berühmten „Nächte in spanischen Gärten“ wunderbar zum Klingen bringt. Diesen Spagat zwischen klarer Konturgebung, wie sie die „Noches“ – im Grunde drei thematisch verklammerte „Nocturnes“ – auch verlangen, und dem flirrenden andalusischen Kolorit macht Chamayou so leicht keiner nach, zumal sich auch seine orchestralen Partner so zupackend wie hellhörig und behutsam an dieser „andalusischen Heimatkunst“ beteiligen ‒ einer unverwechselbaren, trotz der Liszt-, Wagner- und Ravel-Zitate.

Interpretation verlangt viel Finger Spitzengefühl des Solisten

Solist Bertrand Chamayou Symbolfoto
Solist Bertrand Chamayou Symbolfoto

Einige heimtückische technische «Fallstricke» hats durchaus, mit den vielen Über- und Untergriffen, aber ganz speziell, wenn der Solist  mit der linken Hand zwischen den Fingern der rechten  Hand spielen muss usw. Die verschiedenen Dialoge der unterschiedlichen Register mit dem Solisten wechseln sich andauernd ab, mal hat der Solist, dann wieder das Orchester, respektive Registerteile von diesem, die tragende Rolle. Ein Miteinander in vollkommener Harmonie, dem Pablo Heras Casado, dank seinen spanischen Wurzeln, mit seinem temperamentvollen Dirigat das gewisse «ola» verlieh.

Im Finale favorisiert de Falla den Dialog des Klaviers mit den Hörnern bevor er  in eine Träumerei mit den Streichern entführen lässt, die schlussendlich mit einem «fade out» Tutti ausläuft, also nicht ein bombastisches, sondern ein ganz sanftes Finale, quasi das einschlafen, das, nicht zu Bett, sondern  zu Beet gehen, des Gartens, bendet mit einen Eintonanschlag auf dem Piano.

Bertrand Chamayou gewährte nach dem nicht enden wollenden Applaus noch eine Zugabe in Form von Maurice Ravels «Jeux d’eau.

Robert Schumann Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 »Rheinische«

Die «Rheinische» in der Stadt von Elbe und Alster, passt das? Ganz klar. und wie das passte.

Den Namen bekam die Sinfonie, weil Schumann mit seiner Familie in Düsseldorf Wohnsitz nahm, nachdem er dort beim „Allgemeinen Musikverein“ eine Anstellung gefunden hatte. Der majestätisch dahinfliessende Rhein beeindruckte ihn sehr und so fanden viele Eigenschaften des Gewässers Einfluss in, die in Düsseldorf entstandene Komposition Schumanns, beschreibt aber nicht  tonmalerisch den Rhein oder den Kölner Dom, sondern spiegelt damit verbundene Stimmungen wider.

Pablo Heras-Casado wählte eine sehr schlanke und saubere Herangehensweise an die Partitur, indem er nur vier Kontrabässe verwendete. Die Tendenz, Schumann bis auf die Knochen zu entkleiden, ist ein vergleichsweise neues Phänomen. Auf diese Weise wird der Mythos, dass dieser spezielle Komponist nicht wusste, wie man orchestriert, effektiv auf den Punkt gebracht, da einzelne Linien eine bewundernswerte Transparenz bewahrten und es den Gegenrhythmen und den mitreißenden Hörnern ermöglichten, im Eröffnungssatz ihre Spuren zu hinterlassen.

Schlanker erster Satz

Dirigent Pablo Heras-Casado
Dirigent Pablo Heras-Casado

Der erste Satz beginnt unmittelbar mit seinem markanten, schwungvollen Hauptthema im ¾ Takt, das in der Folge im Seitenthema, in G – Moll, also der Paralleltonart, statt der Dominante B – Dur, ein lyrisches Element der Oboe enthält. Einige fast widersprüchliche Angaben finden sich in diesem Werk. So schreibt der Komponist beim 2. Satz, dem ländlerhaften „Scherzo“ (was gewöhnlich auf ein flottes Tempo hindeutet) „sehr mäßig“ hinzu. Der kurze 3. Satz steht in As-Dur und hat beschaulichen, kammermusikalischen Charakter. Schumann verzichtet in ihm auf den Einsatz von Schlagwerk und Blechbläsern. Den 4. Satz, den Schumann ursprünglich mit „Im Charakter der Begleitung einer feierlichen Ceremonie“ überschrieb, intonierten die Protagonisten in diesem Sinne. Einen zusätzlichen klanglichen Akzent schafft Schumann, indem er zum ersten Mal in der ganzen Sinfonie die Posaunen einsetzt, die traditionell mit Kirchenmusik assoziiert werden, was seinerzeit oft als erklärungsbedürftig empfunden wurde.

Etwas übertriebene Lautstärke in den Mittelsätzen

Nach den drei langsameren Sätzen ist der Finalsatz wieder schwungvoll und betont heiter. Sein leicht zugänglicher Aufbau und ein Repertoire an eingängigen Melodien stellen zum getragenen vierten Satz zunächst einen plötzlichen Kontrast her, in Durchführung und Coda werden jedoch in Tempo und Charakter angepasste Motive aus dem 4. Satz übernommen.

Der Dirigent übertrieb in den vorherigen Sätzen manchmal etwas mit der Lautstärke, die eigentlich erst im Finalsatz richtig ausgereizt werden sollte. Durch diesen fegte er dann auch mit seinem Orchester, sehr zur Freude des Publikums im fast ganz besetzten Konzertsaal. Der Applaus fiel denn auch dementsprechend aus, inklusive der Sonderapplause für die einzelnen Sektionen, von denen die Bläser besonders gefeiert wurden.

Fazit: Trotz der sehr unterschiedlichen Werkprogrammierung ein sehr eindrückliches Konzert, welches besonders auch die Vielseitigkeit des Residenzorchesters, des NDR Elbphilharmonieorchesters unterstrich, ohne mit dieser Hervorhebung die Qualität von Solist und Dirigent schmälern zu wollen.

Die längste Rolltreppe  Westeuropas in der Elbphilharmonie Hamburg

www.youtube.com/watch?v=3r2JAQYcCIY

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Angela Henzi und https://www.ndr.de/

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Das NDR Elbphilharmonieorchester im grossen Saal der Elbphilharmonie
Das NDR Elbphilharmonieorchester im grossen Saal der Elbphilharmonie
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Hier wird europäische Orchesterzukunft geschrieben Die Saison 2022/23 des Luzerner Sinfonieorchesters

Das Luzerner Sinfonieorchester als Residenzorchester des KKL Luzern im grossen Konzertsaal
Das Luzerner Sinfonieorchester als Residenzorchester des KKL Luzern im grossen Konzertsaal

Das Musikfeuilleton brachte es auf den Punkt, als es im Frühjahr 2022 das Luzerner Sinfonieorchester als „Booster gegen Klassikroutine“ adelte. In der Schweizer Metropole am Vierwaldstätter See findet das Virus der Konzertlangeweile seit der Zusammenarbeit von Intendant Numa Bischof Ullmann mit dem Chefdirigenten Michael Sanderling keinen Nährboden mehr. Stattdessen wird hier im Tutti Zukunft geschrieben, gebaut und musiziert. „Ich bin selten im Leben musikalisch so glücklich gewesen wie hier“, bekennt der seit einer Saison amtierende Berliner Dirigent. „Die Musiker kommen sehr gut vorbereitet in die Proben und haben meine Einrichtung der Partitur schon gründlich gelesen. Zugleich ist das Orchester überaus reaktionsschnell. … Und schliesslich besitzt das Orchester einen starken Entwicklungswillen. Es will weiterkommen und wachsen.“ Diese Aufbruchstimmung spiegelt auch das Saisonprogramm 2022/23 des Luzerner Sinfonieorchesters wider, das von einer idealen Melange aus Traditionsbewusstsein und Entdeckergeist geprägt ist.

Dirigent Michael Sanderling

Die Expansion ins (spät-)romantische Repertoire bildet neben dem traditionellen Fundament der Wiener Klassik eine programmatische Hauptachse der neuen Saison. Mit epochalen Meisterwerken wie Anton Bruckners „Romantischer Sinfonie“ (14./15.6.23), Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ (mit der Schwedischen Hofopernsängerin Anna Larsson und dem in Basel lebenden Ausnahmetenor Daniel Behle, (30.11/1.12.22) sowie den „Vier letzten Liedern“ von Richard Strauss beim Lucerne Festival (mit der libanesisch-kanadischen Sopranistin Joyce El-Khoury, (26.8.22) stösst der Luzerner Klangkörper in neue klangsprachliche wie besetzungstechnische Sphären vor. Der begonnene Brahms-Sinfonien-Zyklus findet mit der Aufführung von Nr. 3 (8.2.23) seine Fortsetzung, ergänzt um die sog. „Fünfte“ (18./19.1.23), nämlich die von Arnold Schönberg angefertigte Orchesterfassung des ersten Klavierquartetts von Johannes Brahms. Der gesamte Zyklus wird dank der 2021 gestarteten langfristigen Partnerschaft mit dem Label Warner Classics als „Luzerner Deutung“ auch auf Tonträger erhältlich sein. Schliesslich stellt das Luzerner Sinfonieorchester seine bereits ausgewiesene Dvořák-Expertise (die Einspielung der Sechsten wurde von der „New York Times“ prämiert) mit dessen Solokonzerten für Violine (19.10.22), Klavier (20.10.22) und Violoncello sowie der Sinfonie Nr. 8 (beides 18.12.22) fortlaufend unter Beweis.

Daneben weckt das Luzerner Sinfonieorchester in der Saison 2022/23 auch wieder die Neugier auf die Neue (und neueste) Musik: ob selbst (in Kooperation mit den Berliner Philharmonikern) als Auftraggeber einer Novität des Landsmanns Andrea Scartazzini (5./6.4.23) oder mit Schweizer Erstaufführungen eines Violinkonzerts von Toshio Hosokawa (14./15.6.23) bzw. der „Exterminating Angel Symphony“ von Thomas Adès (8./9.3.23).

Das Luzerner Sinfonieorchester Marco Borggreve

Überhaupt hat sich Luzern zu einem kammermusikalischen Epizentrum entwickelt, das – nicht zuletzt durch Luzerns neues Klavierfestival „Le piano symphonique“ – an Strahlkraft hinzugewonnen hat. Bei dessen zweiter Ausgabe (7. bis 11. Februar 2023) sind u. a. internationale Spitzenvirtuosen wie Krystian Zimerman (mit Brahms‘schen Klavierquartetten), Evgeny Kissin gemeinsam mit der amerikanischen Starsopranistin Renée Fleming, die Pianistinnen Martha Argerich (u. a. mit dem Schumann-Konzert) und Khatia Buniatishvili (Rachmaninow-Konzert Nr. 3) oder Rudolf Buchbinder, Jean Rondeau, Marie-Ange Nguci und Lukáš Vondráček in Solo-Recitals zu erleben. Zudem erklingt ein neues Klavierwerk von Edmund Finnis (9.2.23) innerhalb eines Solo-Recitals von Víkingur Ólafsson, das – als innovatives Konzertkonzept – einem ersten sinfonischen Konzertteil mit dem Legenden umrankten Paderewski-Klavierkonzert (hiermit dem 17-jährigen Yoav Levanon als Solist) folgt.

Ausserhalb des Festivals gastiert zudem die Grande Dame der russischen Pianistik, Elisabeth Leonskaja, beim Luzerner Sinfonieorchester (28.3.23) und wird unter der Leitung von Michael Sanderling die beiden a-Moll-Klavierkonzerte von Robert Schumann (op.54) und Edvard Grieg (op. 16) darbieten – inklusive CD-Mitschnitt für das Partner-Label Warner.

Die zweite kammermusikalische Programmschiene in Luzern sind die beliebten Lunchkonzerte, in der neuen Saison wieder sechs an der Zahl. Zu jedem wurde ein besonderes Angebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen entwickelt – hier wird Inklusion praktiziert und ist längst nicht mehr nur ein Schlagwort. Darunter findet sich zudem eine reizvolle Premiere: das Kunstlied „Allerseelen“ von Philip Glass als Welturaufführung zum 85. Geburtstag des US-Komponisten (Lunchkonzert „Glass & Mahler – und das Jenseits“, 1.12.22). Die Titel der Lunchkonzerte kommunizieren die Vielfalt der Luzerner Programmzusammenstellung: etwa „Les Goûts-Réunis“ (4.11.22) mit Barockmusik für Blockflöte und Cembalo, „Das Horn lockt nächtlich dort“ (9.3.23) mit einer bläserischen Epochenreise, „Von Lüttich nach Paris“ (6.4.23) mit drei Schlüsselwerken französischer Geigenkunst oder „Von Ravel bis Jazz & Pop“ mit dem Vision Quartett (5.5.23).

Eine Vielzahl weiterer Ausnahmevirtuosen begrüsst Luzern auch während der übrigen Saison, darunter die Violinisten María Dueñas (19.10.22), Johan Dalene (24./25.5.23) und Daishin Kashimoto (14./15.6.23), die Pianisten Francesco Piemontesi (20.10.22), Jean-Yves Thibaudet (18./19.1.23) und Alexandre Kantorow (12.5.23), der Cellist Gautier Capuçon (18.12.22), die Sopranistin Olga Peretyatko (1./2.1.23)sowie der Klarinettist Andreas Ottensamer (5./6.4.23). Als Gastdirigenten übernehmen Mikhail Pletnev (7.9.22), Juanjo Mena (9./10.11.22), Charles Dutoit (12.5.23) und Thomas Dausgaard (24./25.5.) das Pult des Luzerner Sinfonieorchesters. Besonders herzlich willkommen geheissen werden auch die beiden nach wie vor eng mit dem Klangkörper verbundenen Ex-Chefs James Gaffigan (28.3.23) und Jonathan Nott – letzterer mit seinem aktuellen Orchestre de la Suisse Romande (10.2.23).

Eine Investition in die Zukunft ist zudem die nachhaltige Förder- und Nachwuchskultur, die in Luzern gepflegt wird und auch in der Saison 2022/23 wieder neue Blüte ausbildet. So findet im September erstmals gemeinsam mit der Géza Anda-Stiftung ein Orchester-Klavierkurs unter der Leitung von Mikhail Pletnev statt. Und bei einem viertägigen Dirigierkurs im November bietet sich für fünf Nachwuchs-Orchesterleiter die Chance auf die neu geschaffene Stelle „Assistenzdirigat“ beim Luzerner Sinfonieorchester, was durch eine private Stiftung ermöglicht wird und für den unternehmerischen Ansatz der Institution durch private Finanzierungen steht.
Für Projekte dieser Art wie auch für Musikvermittlungsarbeit erweist sich das massgeblich vom Intendanten Numa Bischof Ullmann angestossene und 2020 eröffnete neue Orchesterhaus „am Südpol“ mit Stimmzimmer, Garderoben, Verwaltungsbüros, Sälen für die musikalische Vermittlungsarbeit und einem Probensaal von 5000 Kubikmetern Raumvolumen in Studioqualität (u.a. für Aufnahmen) als Pfund, mit dem Luzern auch in den kommenden Jahren wuchern kann. Die unmittelbare Nachbarschaft zur Musikhochschule ermöglicht zudem für beide Seiten Kooperationsprojekte der kleinen Wege: in der Saison 2022/23 etwa wieder bei den Familien- und Schulklassenkonzerten, bei klingenden Konzerteinführungen mit dem hochschuleigenen Ensemble Helix und natürlich beim traditionellen Solistenkonzert der Hochschulabsolventen zu Saisonende (20.6.23).

Wer schliesslich das Sinfonieorchester Luzern in der Saison 2022/23 jenseits des Vierwaldstätter Sees live erleben möchte, hat dazu ausreichend Gelegenheit: innerhalb der Schweiz u.a. in Zürich (Tonhalle, 8.9.22) und Genf (15.12.22, Victoria Hall), ausserdem beim österreichischen Grafenegg Festival (Debüt am 25.8.22), dem schwedischen Stockholm (26.10.22) und dem deutschen Künzelsau (22.2.23). Zudem unternimmt das Orchester in der Saison zwei Konzerttourneen: vom 16. bis 19. April 2023 nach Deutschland (mit den Stationen Düsseldorf, dem Debüt in der Hamburger Elbphilharmonie, Hannover, Köln) sowie eine Asientournee nach Thailand und Südkorea vom 24. Juni bis 2. Juli, wobei es im Rahmen des 25. Jubiläums des Bangkok Festival for Dance and Music als erstes Schweizer Orchester überhaupt in Bangkok gastiert.

Pilatusstrasse 18 | CH–6003 Luzern Kartenverkauf: Abonnementverkauf:
T +41 41 226 05 10 | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. T +41 41 226 05 15 T +41 41 226 05 28
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Kulinarische Reise ins Grill-Restaurant Baulüüt im Campus Sursee

Restaurant Baulüüt Lounge Barbereich
Restaurant Baulüüt Lounge Barbereich

Wie ein gutes Omen schien bei unserem Besuch die Sonne und wir stellten bei den Mitarbeiter*innen eine grosse Erleichterung fest, dass die Pandemie zu Ende ist. Zwei Jahre keine Seminare, keine Events – harte Zeiten. Nun ist das Team freudvoll motiviert und parat die Gäste mit dem Feuer der Begeisterung glücklich zu stimmen. Corinne Knüsel, seit 2017 Restaurationsleiterin, vermittelt das, was ihr Credo ist – zufriedene Gäste mit einem ehrlichen Lächeln. Und so ging es emsig zu und her im Mittagservice. Ein perfektes Teamwork.

Restaurantleiterin Corinne Knüsel

Das Feuer des Grills in der offenen Küche brannte – eifrig wurden Burgers gebrutzelt welche auf dem Tagesmenu gelistet waren. Ich startete mit einem zarten Carpaccio vom Kalb mit grilliertem Thunfisch und leicht geräuchertem Frischkäse. Vom «Soorser Bäcker Stockers» Brot, getunkt im Olivenöl und etwas Balsamico könnte man süchtig werden.

Schön arrangierter Teller im Baulüüt

Der Hauptgang dann war Genuss aus der Region und Nachhaltigkeit in Reinkultur. Ein Lammentrecôte aus dem Entlebuch. Perfekt grilliert, zart wie es sein muss und leicht rosa! Dazu luftige Bärlauch Gnocchi, gebratener grüner Spargel, gedämpfter Blattspinat und Blumenkohlröschen vom Grill. Portwein Jus, Rhabarber Chutney und Bärlauch Butter zur Bereicherung. Im Juni wird die Karte wieder der Saison angepasst – Küchenchef Claudio Renggli (seit Anbeginn im Team) hat wieder einige kulinarische Überraschungen im Repertoire.

Für noch etwas lohnt sich die Reise in den Campus Sursee. Die neue Eventhalle mit bis zu tausend Plätzen mit viel Schweizer Holz beeindruckend gestaltet, zu besichtigen. Dabei ist auch die Baulüüt-Terrasse mit Platz für 30 Gäste erweitert worden. Während den Tatar-Wochen sind ab 20. Juni acht äusserst fantasievolle und so nicht alltägliche Kreationen zu geniessen. Übrigens: Mit www.baulüüt.ch ist man immer à Jour.

Ein Essay von www.herberthuber.ch

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Eine Suppe aus Erdbeeren, gibt es das tatsächlich? Oder einfach ganz nature? möchte Herbert Huber wissen

Rostocker Studie Erdbeeren machen jünger!
Rostocker Studie Erdbeeren machen jünger!

Ja, oh Wonne, jetzt sind sie da, unsere heimischen Erdbeeren. Leider hat die fast ganzjährige Verfügbarkeit, oft zu Tiefstpreisen, dem Ansehen der Erdbeere geschadet. Die beste Zeit, um Erdbeeren zu geniessen, beginnt deshalb jetzt, wenn es wieder Schweizer Erdbeeren gibt. Denn ob man im tiefsten Winter mit Erdbeeren aus Peru oder aus Südafrika oder aus Spanien so richtig glücklich wird, ist fraglich.

Erdbeere  Schwarze Ananas Pflanze
Erdbeere Schwarze Ananas Pflanze

Ich möchte Ihnen nun aber nicht die Lust auf Erdbeeren vergällen. Und dass die Menschen nicht warten mögen, bis die Saison für Erdbeeren da ist, das ist auch keine Erfindung unserer Zeit. Ich erinnere mich da an eine Geschichte, die sich im Palace Hotel Gstaad zugetragen hat, in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts: Es war tiefer Winter. Otto Schlegel, der Küchenchef, sah sich mit dem Wunsch eines Gastes konfrontiert, subito Erdbeeren zu organisieren. Der Gemüselieferant aus Luzern besorgte diese aus Japan. Jede Beere wurde einzeln in Seidenpapier verpackt geliefert. Der Preis sprach sich unter den Angestellten wie ein Lauffeuer herum: drei Franken das Stück. Wir Köche mit unserem Monatslohn von 320 Franken begannen zu rechnen. Sie können es sich vorstellen. Doch nun möchte ich mit zwei ganz besonderen Rezepten den Dessert Alltag verschönern. Auf denn zum Genuss:

Erdbeersuppe:

Erdbeersuppe mit Orangen-Basilikum-Mousse
Erdbeersuppe mit Orangen-Basilikum-Mousse

Die Hälfte der gekauften, schön reifen Erdbeeren pürieren und daraus mit Zucker und Prosecco eine suppenflüssige Sauce zubereiten. Total rechnet man etwa 250 Gramm pro Person. Mit etwas Zitronensaft und einer Umdrehung schwarzen Pfeffers aus der Mühle abschmecken. Die restlichen Erdbeeren in Scheiben schneiden und in die Suppenteller legen. Die Sauce darüber geben. Die Beeren müssen zugedeckt sein. Kurz vor dem Servieren eine Kugel Erdbeerrahmeis (oder auch Sorbet) darauf platzieren. Das Ganze dann mit etwas Pfefferminze oder speziell mit Basilikumstreifen bestreuen.

Mit Erdbeeren gefüllte Crêpes:

Erdbeeren - lecker und gesund
Erdbeeren - lecker und gesund

In eine feuerfeste Portionenform eine dünne Crêpe hineinlegen. Mit ein wenig Zucker und einem Schuss Grand Marnier erwärmte und gescheibelte Erdbeeren darauf geben. Das Ganze mit einer zweiten Crêpe bedecken. Etwas geschlagenen Vollrahm mit einem Eigelb vermischen und diesen Mix über die Crêpes verteilen. Bei starker Oberhitze im Ofen auf oberster Rille bei 220 Grad kurz überbacken. Zuletzt eine Kugel Vanilleeis darauf platzieren und sofort servieren.

Schwarzwälder Erdbeertorte
Schwarzwälder Erdbeertorte

Übrigens, wussten Sie, dass der Schlagrahm aus der Dose wohl aus Schweizer Milch stammt, aber zur Abfüllung nach Belgien oder Italien gekarrt wird, um dann wieder im Verkaufsregal gezuckert oder eben «ohne», feilgeboten wird? So meinte ich, dass von Hand geschlagener Rahm nicht nur ein Ritual ist, sondern auch besser mundet. Warum denn in die Ferne schweifen liegt, doch das Glück so nah? Nämlich Doppelrahm (Crème Gruyère) oder «Beeri»-Rahm aus der Schweizer Molkerei mit heimischen Beeren. Und für Liebhaber noch ein «Chugeli» Glace vom Buurehof. Wahre Glücksmomente für Augen und Gaumen.

Text www.herberthuber.ch

Fotos: www.pixelio.de

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Weisse, grüne, am liebsten aber doch rote Erdbeeren
Weisse, grüne, am liebsten aber doch rote Erdbeeren
Rostocker Studie Erdbeeren machen jünger!
Rostocker Studie Erdbeeren machen jünger!
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