Zum Hauptinhalt springen

Lifestyle

“Licht & Schatten” Hélène Grimaud & Festival Strings Lucerne , KKL Luzern, 25. Mai 2022, besucht von Léonard Wüst

Hélène Grimaud mit den Festival Strings Lucerne Foto Fabrice Umiglia
Hélène Grimaud mit den Festival Strings Lucerne Foto Fabrice Umiglia

Besetzung und Programm:

Hélène Grimaud – Klavier & Leitung (Klavierkonzerte)
 
Daniel Dodds – Leitung & Violine (Orchesterwerke)
 
Festival Strings Lucerne
 
WOLFGANG AMADÉ MOZART
Ouvertüre zu «Don Giovanni» KV 527
Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466
VALENTIN SILVESTROV
«Der Bote» (The Messenger) für Streichorchester und Klavier
«Zwei Dialoge mit Nachwort» für Streichorchester und Klavier
WOLFGANG AMADÉ MOZART
Sinfonie Nr. 34 C-Dur KV 338 & Menuett C-Dur KV 409

Kurze, aufgrund eines Mikrofonausfalls, etwas missglückte Begrüssung und  Ansprache des Intendanten der Strings, Hans Christoph Mauruschat, in der er erklärte, dass das Programm, aufgrund der aktuellen Ereignisse auf Wunsch der Pianistin umgestellt wurde.

WOLFGANG AMADÉ MOZART Ouvertüre zu «Don Giovanni» KV 527

Die Festival Strings  Lucerne konzertieren hochkonzentriert Foto Fabrice Umigllia
Die Festival Strings  Lucerne konzertieren hochkonzentriert Foto Fabrice Umigllia

Die Ouvertüre zur Oper Don Giovanni ist erst in der Nacht vor der Premiere geschrieben worden. Sie besteht aus zwei Teilen: einer langsamen Einleitung folgt ein schneller Teil, der in Sonatenhauptsatzform gehalten ist. Der langsame Teil der Ouvertüre führt unmittelbar in das dramatische Geschehen der Oper ein. Vier Komturmotive, die die musikalische Substanz des Auftritts des Komturs am Ende der Oper im Speisesaal in Don-Giovannis-Schloss bilden, werden hier vorgestellt. Die ersten vier Takte bestehen aus einem wuchtigen Synkopen Motiv, der melodische Kern wird aus einer absteigenden Quart gebildet. Diesem einleitenden Quartschritt des Komtur-Motivs folgt ein punktierter Viertelnoten-Rhythmus, dem ein Motiv in den Streichern mit dem Kennzeichen eines aufsteigenden Sekundschrittes nachfolgt. Daniel Dodds führt sein Orchester, wie immer sitzend, zügig durch das aufbrausende Motiv der Ouvertüre, eine geglückte Ouvertüre in das Konzert.

Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466

Hélène Grimaud und Daniel Dodds im Einklang Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Hélène Grimaud und Daniel Dodds im Einklang Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Dann kommt die Pianistin zum „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 d-Moll, KV 466“ von Wolfgang Amadeus Mozart auf die Bühne. Es dauert über 2 1/2 Minuten bis die Solistin zum ersten Mal ins Geschehen eingreifen kann. Die klassische Struktur des Werks, die Zwiesprache zwischen Orchester und Solistin würde allein schon zufrieden stellen Hélène Grimaud aber geht einen entscheidenden Schritt weiter. Sie begeistert mit Tonkaskaden, mit abrupten Rhythmuswechseln, mit einer Klangfülle, die von einem Moment zum andern ins Nichts abfällt, um von einem anderen Standort aus neu zu beginnen.

Grimauds Meinung

Die Französin zu Mozarts Klavierkonzerten: Sie, so schreibt es Grimaud im Booklet, habe bei Mozart die «brodelnden Kräfte hinter der äusseren Heiterkeit und Beschwingtheit» entdeckt, das spüre man «vor allem in seinen in Moll komponierten Werken» wie dem d-Moll- Klavierkonzert KV 466. Die Kehrseite der beklemmenden Schattenwelt hinter der äusseren Beschwingtheit in Mozarts Moll-Werken ist das hellstrahlende Licht der Dur-Werke Mozarts.

Die Solistin erlebt die Töne als Farben

Die Synästhetikerin Hélène Grimaud sieht die Töne in Farben, das d-Moll in Blau. Die Zuhörer/innen dagegen leben in den Emotionen mit. Der Choreographie des Abends jedenfalls ist es geschuldet, dass die Pianistin, nach dem minutenlangen Applaus,  von der Bühne abtritt, während die Zuhörer noch ergriffen in den Stühlen sitzen.


Nach einer kurzen Verschnaufpause setzt sich die Pianistin wieder an den Konzertflügen für die nun, infolge der Programmumstellung, vor statt nach der Pause folgenden zwei Werke des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov, nach denen man, auf Wunsch der Aufführenden, in Gedenken der Opfer, bitte nicht applaudieren sollte.

Über den Komponisten

Die Strings in völliger Harmonie  Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Die Strings in völliger Harmonie Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Valentin Silvestrov: “Was macht ihr Kremlteufel?” “Das Gesicht Russlands ist nicht Putin, sondern die russische Kultur”, sagt Valentin Silvestrov, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten der Ukraine. Er wollte bis zuletzt seine Heimatstadt Kiew nicht verlassen. Auf Drängen seiner Familie und seines Freundeskreises sowie unter dem Eindruck der zunehmenden Bedrohung entschied der 84-jährige Komponist schließlich doch, mit Tochter und Enkelin nach Berlin zu fliehen, wo er sich seit dem 8. März 2022 aufhält.

 

 

 

Zwei Dialoge mit Nachwort» für Streichorchester und Klavier

Irritierende akustische Erinnerungen durch ein leichtes Walzermotiv hervorgerufen, die sich in Nachdenklichkeit verwandelt. Schwer einzuordnende Komposition, wohl von den kriegerischen Geschehnissen geprägt, lassen ein etwas ratloses Auditorium sich selbst überlassen.

Der Bote» (The Messenger) für Streichorchester und Klavier

Vollmotivierte Bläser Foto Fabrice Umiglia
Vollmotivierte Bläser Foto Fabrice Umiglia

Der Anfang von «Der Bote» gemahnt an ein Motiv von Mozart. Überlang verharren  Akkorde im Raum. Ausführlich Zeit, in die sich neue Motive einnisten können. Die gradlinige, schnörkellose Interpretation von Hélène Grimaud lässt alles irreal wirken. Klänge wie aus anderen Sphären scheinbar substanzlos und doch sehr eindringlich.

Einige konnten das applaudieren dann doch nicht unterlassen.

 

 

 

Wolfgang Amadé Mozart Sinfonie C-Dur KV 338

Die Orchestrierung in den Sätzen 1 und 3, mit Pauken und Trompeten und in der blockhaften Gestaltung verleiht ihnen den festlichen Charakter, gar etwas Barockes und den Typus der Italienischen Ouvertüre. Man verfolgt das Sonatenschema (wie gestaltet Mozart erstes und zweites Thema, wie die Durchführung etc.) und schon bald ist man wieder fasziniert von Mozarts Schattierungskunst, von seiner farbigen Orchesterbehandlung, seinem Spiel mit Motiven und vor allem auch vom Dur-Moll Wechsel im ersten Satz, der ohne Wiederholungen abläuft.

Eigenständiger zweiter Satz

Helene Grimaud bedankt sich applaudierend bei ihren Mitmusikern Foto Fabrice Umiglia
Helene Grimaud bedankt sich applaudierend bei ihren Mitmusikern Foto Fabrice Umiglia

Der zweite Satz, „Andante di molto più tosto Allegretto“, zweiteilig (der zweite Teil variiert den ersten leicht), packt mich in seiner Gesanglichkeit genauso wie mit einigen auf sich aufmerksam machen wollenden (zum Teil synkopischen) Akzenten.
Das festlich-flotte 6/8 Finale, „Allegro vivace“, wieder fast barock anmutend, setzt in seinem Achtelbewegungs-Drive die feine motivische und farbliche kompositorische Arbeit fort. Es ist wieder ein Sonatensatz, diesmal werden aber sowohl die Exposition als auch Durchführung/Reprise wiederholt. Klar, es gibt herausragendere Symphonien Mozarts, KV 338 ist quasi „die letzte vor den ganz Großen“, aber allein mit den Farbmischungen des Werks, von Daniel Dodds und «seinen» Lucerne Festival Strings klangschön in die Ohren gezaubert, packt einen die Mozart Magie auch hier. Ein Konzertabschluss ganz nach dem Gusto des sachkundigen Publikums, das sehr zahlreich erschienen war, sogar die Orgelempore war fast besetzt, und die Darbietenden entsprechend beklatschte. Die einzelnen Register durften sich über einen Sonderapplaus freuen.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: Fabrice Umiglia   https://www.fsl.swiss/

Homepages der andern Kolumnisten:   www.noemiefelber.ch

www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch

www.maxthuerig.ch

Die Künstler bedanken sich für den Schlussapplaus Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Die Künstler bedanken sich für den Schlussapplaus Konzertimpression von Fabrice Umiglia
  • Aufrufe: 98

Luzerner Theater, Ineptie, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn

Produktionsteam
Choreografie: Laurence Yadi Bühne und Kostüme: Valentin Köhler Licht: Clemens Gorzella Musik: Simon Beaumont Dramaturgie: Wanda Puvogel
Besetzung
TanzLuzern: Carlos Kerr Jr. , Dario Dinuzzi , Valeria Marangelli , Lisa Gareis , Phoebe Jewitt , Igli Mezini , Flavio Quisisana , Mathilde Gilhet , Mathew Prichard , Gabriele Rolle , Marija Burceva , Marta Llopis Mollá , Isabel Kooring

TanzLuzern zeigt in der Box ein Stück über die Rückkehr zur Normalität, zur Nähe, nach der Pandemie.

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn

Ganz sanft bauschen sich die lilafarbenen Vorhänge rund um die Box am Theaterplatz, das verleiht ihr eine Leichtigkeit, als wollte sie gleich abheben. Hinter dem Vorhang die Silhouette einer Tänzerin schwach erkennbar. Ein paar Mitglieder des Tanzensembles in knallfarbigen Anzügen, Jeans, weissen Kitteln, grünen Crocs, Sneakers und Schlappen überqueren die Strasse vom Theater in die Box, die Nähe der neuen Tanzproduktion von TanzLuzern ist schon vor Aufführungsbeginn spürbar.

In der Box ist die Tanzfläche mit demselben feinen Vorhang abgegrenzt gegen die Stuhlreihen ringsum. Draussen quaken Enten, zwitschern Vögel, die Silhouette des Wasserturms ist verschwommen sichtbar, ein paar Touristen machen Fotos, die Vorhänge erstarren plötzlich in Unbeweglichkeit.

Suche nach Nähe und Normalität

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn

Um die Pandemie geht es im Stück «Ineptie» (Unsinn, Sinnlosigkeit) der Genfer Choreografin Laurence Yadi, die Pandemie, die mittlerweile schon weit zurückzuliegen scheint. Um die vorübergehend verlorene Nähe, die verlorenen Möglichkeiten von Begegnungen und die Rückkehr zur Normalität. Eine erste Tänzerin erscheint zu sphärischer Musik auf der Tanzfläche, nach und nach kommen andere dazu, bewegen sich alle im selben Tempo, im selben Schritt. Eine versucht kurz auszubrechen, windet sich, fällt wieder in sich zusammen und reiht sich ebenfalls ein. Der Gleichschritt aller hat etwas von Gehorsam, vom Befolgen von Regeln, Bewegung zwar, aber auf Distanz untereinander und zum Publikum. Dann erscheinen die Tänzer, mit ihnen fallen die Vorhänge rund um die Tanzfläche. Es folgt ein erstes Ausbrechen, die Bewegungen werden fliessender, gehen ineinander über. «FuittFuitt» nennt Yadi diesen speziellen Tanzstil, inspiriert von den Maqâms, einem Tonsystem der traditionellen arabischen Musik. Annäherungen geschehen, Verflechtungen, die Tänzer*innen wellen sich an- und gegeneinander, winden sich in fast unmöglichen Körperhaltungen mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Die Musik wird lebendiger, das Ganze erinnert manchmal an die Tanzfläche einer Disco, aber vor allem auch an Ritualtänze. Der Moment der Nahkämpfe in Zeitlupe zeigt auf, wie absolut die Tänzer*innen ihre Körper beherrschen, denn diese unglaubliche Nähe und Langsamkeit verzeihen gar nichts. In die spezielle Bewegungssprache wird auch das Mienenspiel mit einbezogen, als würden sich die Körperverrenkungen bis ins Gesicht weiterziehen.

Aufforderung zum Tanz

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn

Mit einer Handbewegung werden die Fratzen weggefegt, die Musik nimmt noch mal Tempo auf und die kollektive Freude, die fast frenetischen Rhythmen lassen Bilder von arabischen Hochzeiten aufkommen, Bilder von Festen, bei welchen sich die Beteiligten in eine Art Trance tanzen. Der Beat, die Freude an der Bewegung, die lachenden Gesichter sind ansteckend. Im Publikum sind mehr und mehr wippende Füsse zu sehen. Am Ende der Produktion wird man dann auch aufgefordert, mit auf die Tanzfläche zu kommen. Überraschend viele folgen der Aufforderung, überraschend viele überraschen mit überraschend viel Fantasie und Tanzfreude.

Die Nähe des Publikums muss eine grosse Herausforderung sein für die Tänzer*innen, sie ist aber auch eine spezielle Erfahrung für das Publikum: Es entsteht eine Verbundenheit mit dem Ensemble, wie sie so auf der grossen Bühne nie möglich ist. Man wird belohnt mit direktem Augenkontakt, mit einem persönlichen Lächeln, begegnet den Tänzer*innen als «normalen» Menschen, sieht sie mit anderen Augen in ihren Alltagskleidern und, wie um das zu bekräftigen, wird man am Ausgang von einem der Tänzer mit einem fröhlichen: «Tschüss» verabschiedet.

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: Szenenfotos von Ingo Hoehn www.luzernertheater.ch

Homepages der andern Kolumnisten:  www.noemiefelber.ch

www.herberthuber.ch www.leonardwuest.ch

Max Thürig  www.maxthuerig.ch

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
  • Aufrufe: 98

Dionne Warwick, «Heartbreaker»: Das Farewell-Konzert der Soul-Ikone, KKL Luzern,19.05.2022, besucht von Léonard Wüst

Dionne Warwich she is back one last time
Dionne Warwich she is back one last time

Besetzung:

Dionne Warwick, Vocals , – William Hunter, Piano – Danny DeMorales, Bass – Renato Pereira, Percussion – David Elliott, Drums

Marie Dionne Warwick, u.a. fünffache Grammy-Gewinnern, ist laut dem Magazin Rolling Stone die „Pionier-Chanteuse des schwarzen Middle-of-the-Road-Pop“ und wurde besonders als Muse und Interpretin der Kompositionen von Burt Bacharach und Hal David berühmt.

Wichtige Stationen ihres Werdegangs

Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto

Für «Do You Know The Way To San Jose?», einen weiteren Welthit, erhielt Dionne Warwick – übrigens die Cousine von Whitney Houston – 1968 als erste afroamerikanische Sängerin nach Ella Fitzgerald einen Grammy, dem 1970 schon der zweite folgte und danach noch etliche mehr. Warwicks prägnante Stimme und galante Erscheinung veranlasste etliche Stars, ihr Songs auf den Leib zu schreiben, wie Burt Bacharach, Barry Manilow oder Barry Gibb und in den 80er-Jahren begann die glorreiche Zeit ihrer Paar-Duette mit Stevie Wonder, Luther Vandross und Elton John.

Im Rahmen ihrer Abschiedstournee gab sie am 19.5.2022 im KKL Luzern ein letztes Konzert in der Schweiz. Im fast ausverkauften Konzertsaal betraten zuerst die vier Bandmitglieder die Bühne.

 

 

 

 

 

Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto

Dann, recht bedächtig, kam die Soulikone im zitronengelben Outfit auf die Bühne und man frage sich unwillkürlich, ob es diesem Zitronenfalter noch gelingen würde, die Flügel so elegant und kraftvoll wie früher zu entfalten  ( die Flügel der Lungen natürlich). Im Alter von  bald 82 Jahren sicher kein leichtes Unterfangen. Sie sollte die Skeptiker eines Besseren belehren, obwohl sie meistens sitzend intonierte. Natürlich waren die meisten Songs um eine halbe, manche um eine ganze Note nach unten transponiert, da im fortgeschrittenen Alter, aufgrund des schrumpfenden Lungenvolumens,  die ganz hohen Töne nur noch schwer zu singen sieht, wie man das z.B. bei Opernsänger*innen ja auch merkt, die allmählich von der Sopranlage zu Mezzosopran, vom Heldentenor ins Baritonrepertoire wechseln.

Symbolische Übergabe des Zepters an die nachfolgende Generation

Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto

Höhepunkt des Konzertes und gleichzeig so etwas wie eine Stabübergabe an die nächste Generation war das berührende Duett, «I Say a Little Prayer», mit ihrem Sohn David Elliott, der Schlagzeuger in ihrer Band ist und auch schon als Produzent unter anderem für Pink, Jessica Simpson oder Destinys Child tätig war.

Warwick sang praktisch alle ihre Hits, die sie unsterblich machten, von «Heartbreaker» «Brazil» bis «That’s What Friends Are For», aber auch ihre frühen Klassiker wie «Don’t Make Me Over».und unterliess es nicht, ab und zu Anekdoten aus ihrem, wahrlich an Höhepunkten nicht armen Leben, zum Besten zu geben oder etwas zur Entstehung dieses oder jenes Songs zu erzählen.

That what friends are for

Damit verabschiedet sich die grosse US-amerikanische Sängerin von ihrem Schweizer Publikum. Und dieses steht zum zweiten Mal an diesem Donnerstagabend. Der Konzertsaal im KKL Luzern gibt der 82-Jährigen den angemessen würdevollen Rahmen, um noch einmal eindringlich, aber nicht streng, ihren Überzeugungen durch ihre Songs Nachdruck zu verleihen.

«We Are the World» – ­zusammen etwas verändern

Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto

Drei Viertel ihres Lebens habe sie der Musik gewidmet, sagt Warwick. Und da sind die Jahre vor ihrer Solokarriere ab 1962 nicht mitgerechnet. In Zahlen sind das sechs Grammy Awards und über 80 Singles in den Charts. Im Alter hat sie als «Auntie Dionne» (Tantchen) auch noch angefangen zu twittern, sie hat einst Rapper Snoop Dogg wegen frauenfeindlicher Texte und jüngst den 30-jährigen DaBaby wegen homophober Kommentare und seiner Falschinformationen zu AIDS in die Schranken gewiesen.

Dionne Warwick weiss, dass ihre Kräfte nachlassen..Das macht aber auch schmerzlich bewusst, wie sehr sie selber an Stimmkraft und Sicherheit verloren hat.

Mit «Heartbreaker», geschrieben von den Bee Gees, gibt’s merklich Bewegung im Saal. Eine Frau auf dem Balkon ist zum Tanzen aufgestanden. Mit «We Are the World» – auch bei «USA for Africa» war sie dabei – wird das Konzert zur grossen Mitsingparty. Diesen letzten Block aber leitet Warwick ein mit den Worten: «I think we have to start the art of conversation again.» Die Konflikte in und ausserhalb der USA würden sich nur lösen lassen, wenn die Leute wieder anfangen, tatsächlich miteinander zu reden.

«What the World Needs Now» schliesst unmittelbar an diese Botschaft an. «What the world needs now is love, sweet love» – Liebe, Toleranz, Respekt sind es, was die Welt braucht. Einer aus der ersten Reihe steht auf und streckt ihr einen riesigen Blumenstrauss entgegen.

Vorbild und Vorreiterin – auch für Whitney Houston

Dionne Warwick
Dionne Warwick

Dionne Warwick hat sich in keine musikalische Schublade stecken lassen und sich nie den Mund verbieten lassen. Sie strahlt eine natürliche Autorität und Würde aus, ist und bleibt für viele ein Vorbild. Auch Snoop Dogg hat sich die Worte von Auntie Dionne zu Herzen genommen. Als Afroamerikanerin, die mit Tante Cissy Houston im Gospelchor der New Baptist Church von Newark angefangen hat, erarbeitete sie sich einen Platz in der Popkultur zwischen Schwarz und Weiss – und wurde dafür von beiden Seiten kritisiert. Damit hat sie den Weg bereitet für ihre Cousine Whitney Houston oder Alicia Keys.

Zm Abschluss stehend

Für «That’s What Friends Are For» steht Dionne Warwick auf. Es ist ihre Art, sich vom Schweizer Publikum zu verabschieden, goodbye und farewell mag sie nicht. «See you next time» ist ihr lieber. Irgendwie tröstlich zu erfahren, dass nicht nur an Normalsterblichen, sondern auch an Musiklegenden der Zahn der Zeit nagt und auch sie den Naturgesetzen, in diesem Fall dem Alter, Tribut zollen müssen.

Trotz all den Abstrichen ein denkwürdiges Konzert, zieht sich doch wieder eine der grossen Diven  ihrer Zeit, , von der Klasse einer Shirley Bassey, auch auf deren Augen- bzw. Stimmhöhe, von der Bühne zurück.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:      Gabriela Wyss und  www.allblues.ch

Homepages der andern Kolumnisten:   https://noemiefelber.ch/

www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch  www.maxthuerig.ch

Standing Ovations bei Abschied von Dionne Warwick Foto Manuela Jans
Standing Ovations bei Abschied von Dionne Warwick Foto Manuela Jans
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
  • Aufrufe: 96

DAVID HELFGOTT Abschiedstournée, KKL Luzern, 23. Mai 2022, besucht von Léonard Wüst

David Helfgott am Piano sitzend
David Helfgott am Piano sitzend

Programm

BACH – ITALIAN CONCERTO
BEETHOVEN – SONATA NO.23 OP 57 THE APPASSIONATA
ADDINSELL – WARSAW CO CERTO – SOLO VERSION
LISZT – MEPHISTO WALTZ NO. 1
LISZT – BALLADE NO. 2 B MINOR

Ob man die Auftritte, die Rezitals von David Helfgott überhaupt noch als Klavierkonzert bezeichnen kann oder will, sei jeder, jedem selbst überlassen.

Mich erinnern die verstörenden Geschehnisse auf der Konzertbühne eher an die Zeiten, als man in Zirkussen, Zoos und auf Jahrmärkten  Kleinwüchsige als Zwerge, Indianer, Eskimos, Schwarzafrikaner usw. als ganz spezielle Ethnien zum Amüsement der Besucher als Attraktion zur Schau gestellt hat.

Zurschaustellung eines musikalischen Tanzbärs

Das Genie David Helfgott schäkert mit dem Publikum
Das Genie David Helfgott schäkert mit dem Publikum

Die von Helfsgotts Frau Gillian inszenierten Auftritte wirken orchestriert wie die Vorführung eines abgerichteten Tanzbären. Das beginnt, wenn der, unzweifelhaft geniale Pianist, hüpfend, die Arme schlenkernd und vor sich herplappernd die Bühne betritt, eingehüllt mal in ein hellblaues, wie an diesem Abend, mal in ein rotes Kosakenhemd. Es geht weiter, wenn er während des Spiels Selbstgespräche führt, vor sich hinmurmelnd, immer wieder zum Publikum blickend, um Bestätigung für sein seltsames Gehabe zu erhaschen. Wohl niemand kann beurteilen, wie sich der 75jährige Australier dabei fühlt, ich kann mir aber schlicht nicht vorstellen, dass dieses Theater dem mit so viel Talent und Können ausgestatteten Künstler Spass macht, oder freut er sich tatsächlich wie ein Kind, wenn er an den Bühnenrand tritt und die unzähligen Hände schüttelt, die ihm entgegengetreckt werden.

 

 

 

 

 

So viel Talent und Virtuosität ins Lächerliche gezogen

Das Genie David Helfgott schäkert mit dem Publikum
Das Genie David Helfgott schäkert mit dem Publikum

Natürlich spielt er virtuos und perfekt, aber alles seelenlos, ohne inneres Feuer, das erst bei der Zugabe mit dem «Hummelflug» von Nikołaj Rimski-Korsakow etwas aufflammt, offensichtlich, weil er dieses Werk selbst aussuchen durfte, sind doch sonst die Leitplanken ganz klar gesetzt u.a. und vor allem: Finger weg von Rach3.

 

 

 

 

 

 

 

David Helfgott mit Ehefrau Gillian, Managerin und Astrologin
David Helfgott mit Ehefrau Gillian, Managerin und Astrologin

 

 

Auch nicht vorstellbar, dass sich der Autist je in ein Orchester hätte einfügen können, so bleibt es eben bei den Rezitals, die Helfgott seit seiner «Wiedergeburt» weltweit gibt, oder, auf Gillians Geheiss,  geben muss. Ja, gespielt hat er auch, technisch mechanisch, irgendwie ohne inneres mentales Engagement. Das Auditorium zeigte sich trotz allem beeindruckt und applaudierte sich zu einer «Standing Ovation», die, wie vorher schon erwähnt, vom Künstler mit den fliegenden Hummeln verdankt wurde.

Ein Ende dieser öffentlichen Demütigungen wäre David Helfgott zu gönnen

David Helfgott beim intensiven Spiel
David Helfgott beim intensiven Spiel

Wahrscheinlich war das wirklich die allerletzte Abschiedstournee, was dieser verstörten Persönlichkeit zu gönnen wäre, aber ich befürchte, dass die unersättliche Lady im Hintergrund ihn vielleicht in  «down under» noch durch Pianobars tingeln lässt, australische Dollar, auf welch abstruse Art auch eingenommen,  sind ja auch nicht zu verachten. Das war vielleicht das Ende eines Mythos, eines Hypes, der vor allem durch den Oscarprämierten Film «Shine» ausgelöst und durch Helfgotts Frau, auf Kosten des Genies, versilbert wurde.

Trailer SHINE 20th anniversary with Geoffrey Rush, David Helfgott https://www.youtube.com/watch?v=IOf_0v4uKNw

„In fragmentarischem Erzählstil als große Rückblende aufgefächert, entfalten sich die ‚zwei Leben‘ Helfgotts bei aller Emotionalität diskret und unsentimental. Klassische Versatzstücke des Musikerfilms verbinden sich zu einer faszinierenden Suche nach dem Ursprung von Kreativität und Musikalität

GetYourWings | Married to a Genius | David Helfgott

www.youtube.com/watch?v=mxAKzO0qQyg

 

Kleiner Trailer:

www.youtube.com/watch?v=KjTN3rKihsQ

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: Maria Ulrich und  https://gmkonzerte.ch/

Homepages der andern Kolumnisten:  www.noemiefelber.ch

www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch

www.maxthuerig.ch

Das Genie David Helfgott und sein Spielobjekt Foto Maria Ulrich
Das Genie David Helfgott und sein Spielobjekt Foto Maria Ulrich
  • Aufrufe: 98